DHM Handball Herren, Erlangen holen den 4. Platz

Mit geringen Erwartungen, aber immerhin zwei Mannschaften, setzte sich die Reisegruppe der FAU am Freitag in Bewegung Richtung Leipzig, Ausrichter der DHM Handball 2011. Die Männer, die in einer 7er Konkurrenz starteten mussten auch direkt ran, während die Mädels noch Eingewöhnungszeit hatten bzw. zum Zuschauen verdammt waren.

Das Spiel gegen die favorisierten Magdeburger begann munter mit zwei Toren für Erlangen und auch wenn Magdeburg immer wieder Ausgleichen oder zumindest herankommen konnte, schafften es die Jungs um Kapitän Peter „Johnny“ Zahn immer wieder, sich in Vorsprung zu werfen. Großen Anteil daran hatte auch Übertorhüter Philipp Walzik, der mit seinen akrobatischen Paraden die Magdeburger zur Verzweiflung trieb und das anwesende Publikum zu spontanen Emotionen.

Zur Halbzeit mit einem Tor vorne, drehte das junge Erlanger Team im zweiten Durchgang noch einmal an der Schraube und setzte sich vorentscheidend ab. Den Vier-Tore-Vorsprung zu verwalten konnte dank drei Toren vom in der zweiten Hälfte stark aufspielenden Andi Knerr mustergültig umgesetzt werden und so hatte man überraschend eine der traditionsreichen Mannschaften mit 23:19 besiegt und somit bereits das Minimalziel erfüllt.

Zur Ansetzung des Mannschaftsziels (ein Spiel gewinnen) sei gesagt, dass die Erlanger Mannschaft sich derzeit im Umbruch befindet. Von der Meistermannschaft 2008 sind nunmehr nur noch 2 Spieler übrig, im Kader – dem jüngsten mit der kleinsten Durchschnittsgröße – stehen nicht weniger als 5 Erst- und Zweitsemester.

Wie stark die DHM besetzt ist, sollte das zweite Spiel gegen das Überteam aus Stuttgart zeigen. Nach dem letztjährigen Ausrutscher, führte nun wieder Trainerlegende Dr. Rolf Brack das Team ins Feld, das am Vortag auch gleich einmal Rostock mit 31:15 auf der DHM Willkommen geheißen hatte – ohne Brack und die 3 mit ihm im Stau stehenden Bundesligaakteure wohlgemerkt.

Die Welcome-Party am Freitagabend war gut weggesteckt worden – der Barbetreiber hatte sich mengenmäßig beim Einkauf für 200 Handballer aus der ganzen Nation verkalkuliert und so war die Bar trocken, bevor es für Erlanger Verhältnisse kritisch wurde. Lediglich die zur „Gegnerbetreuung“ abgestellten Michael Hettchen und Frank Herold waren nicht überpünktlich in der Koje.

Das Spiel in der kleinen Arena begann mit zwei faustdicken Überraschungen: Stuttgart war dermaßen stark besetzt (nun mit den fehlenden 3 Bundesligaakteuren und Brack als Trainer), dass direkt zwei Zweitligaspieler auf der Bank platznehmen mussten und Erlangen konnte wie schon im Spiel gegen Magdeburg mit zwei Toren in Führung gehen. Sylvio Nagel, der zwischen den Pfosten stand und „rauskommen“, sollte „wenn gar nix geht“, parierte in den ersten 8 Minuten 6 freie Würfe der Stuttgarter Titanen. Diese agierten zusehend nervös und die taktischen Vorgaben von Trainerjungfuchs Ehrich, zähen „Kaugummihandball“ zu spielen wurden mustergültig umgesetzt. Beim 8:5 wurde dann erstmals der körperlichen Unterlegenheit Tribut gezollt und einige überhastete Würfe führten zu Stuttgarter Kontern und dem 8:8 Ausgleich. Timeout eine Minute vor Schluss und tatsächlich konnte Thomas Halota die FAU die 9:8-Führung erwerfen. Stuttgart brachte noch den 7. Feldspieler doch Nagel parierte den letzten Wurf erneut souverän.

Halbzeitführung, Stuttgart ratlos, Eskalation. Natürlich waren sich alle Beteiligten der Tatsache bewusst, dass man über den eigenen Verhältnissen lief, doch Turniere leben nun einmal von der Tagesform und so beschwor man, wieder zurück zur eigenen Linie zu finden und die Stuttgarter lange auf Ballkontakt warten zu lassen. Aber Rolf Brack würde nicht den Bundesligisten Balingen trainieren, wenn er nicht wüsste, die gegnerische Scharade zu durchschauen und seine Männer auf die verängstigten, zerbrechlichen und erschöpften Erlanger Jungs einzustellen, die sich in der ersten Halbzeit nur gut verstellt hatten. Eine offensivere Abwehrvariante brachte den Erlanger Spielfluss zum versiegen und die Erlanger Defensive brachte nun Neuhausener Kreisläufer Julius „Emma“ Emrich nicht mehr unter Kontrolle. Von den Misserfolgen in der Abwehr aus dem Konzept gebracht wackelte nun der Angriff und mehrere hergeschenkte Bälle luden Knierim, Kreysig und Co. zum kontern ein. Stuttgart setzte sich ab und gewann am Ende verdient mit 27:17. Nico Kibat, Spielmacher des Bundesligisten Bietigheim zollte dann aber der jungen Erlanger Truppe Respekt: „ihr hättet mal erleben sollen, was da in der Ecke los war in der Halbzeit.“

Nach dem Spiel wurden schnell die Damen in der Ernst-Grube-Halle unterstützt. Leider erwiesen sich die erschöpften Spieler nicht als Glücksbringer und so konnte man nur zusehen, wie die Damen ihren 6-Tore-Vorsprung verspielten und am Ende dem späteren Turniersieger Wiesbaden unterlagen.

Nach den leicht verdaulichen Königsberger Klöpsen war es dann auch schon Zeit, gegen die hühnenhaft wirkenden Rostocker anzutreten, die nach ihrem Debakel am Vortag mit dem „Abenteuer DHM“ abgeschlossen zu haben schienen. Doch verwundete Gegner sind bekanntermaßen gefährlich und so wechselte wieder Philipp Walzik in die Kiste, während bei der Startformation sonst alles beim Alten blieb.

War gegen Stuttgart noch „Verschleppen“ ein vielgenanntes Stichwort, hieß es nun, den im Schnitt einen oder zwei Köpfe größeren Küstenbewohnern auf den Füßen und der Nase herumzutanzen. Nach knapp 4 torlosen Minuten zu Beginn gelang es Spielmacher Matze Schnödt immer besser, den Angriff trotz der Manndeckung gegen Sebastian Piller zu Torgelegenheiten zu führen. Erlangen setzte sich in der Folge immer deutlicher ab und Gegendruck war kaum zu spüren, als erstmals ein Unterschied von 8 Toren erspielt war. Am Ende hatten alle Spieler genug Einsatzzeiten bekommen und mit einem ungefährdeten 23:12 war der Halbfinaleinzug perfekt.

Halbfinale gegen den Gastgeber, in der Vorrunde nur gegen Stuttgart verloren? Da wurden in der Heimat Erinnerungen an 2008 wach, wo man nach einer Auftaktniederlage zuerst Bochum im Halbfinale und dann Kiel aus dem Weg räumen konnte um am Ende mit dem Meisterpokal dazustehen. Da hatten aber die starken Leipziger, leider auch die nicht ganz auf Ballhöhe agierenden Unparteiischen etwas dagegen und so unterlag man am Ende dem Klassenunterschied gemäß mit 31:24. Stuttgart räumte Münster aus dem Weg und so standen sich die beiden stärksten Mannschaften im Finale gegenüber.

Endlich, nach 8 anstrengenden Stunden und drei Spielen, war die Arbeit getan und es konnte die Pastaparty in Europas größtem Studentenclub, der Moritzbastei beginnen. Wie die Bastei zu ihrem Namen kam wurde nicht herausgefunden, Teamguide Jenny war nach 21:00h für Fragen nicht mehr zu erreichen – da hatte der Vorabend doch deutliche Spuren hinterlassen. Nicht ganz so feierfest, die Leipziger. Dafür lernte adh-Sportdirektor Thorsten Hütsch viel über die bayrische Braukunst von „Bierkönig“ Herold („heute feiern wir so richtig!“) und auch sonst ließ sich die Erlanger Delegation nicht lumpen, erreichte einen guten zweiten Platz beim Handballquiz und zeigte auf dem Dancefloor, dass Birgit Bracher einem während des Studiums alles beibringt, was man zum Überleben in fremden Discotheken braucht.

Die Nacht endete, die Party für den ein oder anderen auch, doch eine kleine Splittergruppe um „heute feiern wir so richtig“ Herold war nach kurzem Powernapping dem Abend noch nicht überdrüssig und testete diverse Vergnügungsbetriebe im Stadtkern, bevor es zum Frühstück ging.

Spiele um Platz Drei sind immer eine undankbare Sache. Besonders für die Erlanger, die zusehen mussten, wie sie gegen Mittag vom Ahlener Kreisläufer Jakob Macke in ihre Bestandteile zerlegt wurden. Der Unterschied von der 1. Bundesliga zur bayrischen Oberliga war für alle Zuschauer zu sehen. Coach Ehrich, der nach Stimmverlust nur noch schriftlich kommunizieren konnte, fand dann auch erst kurz vor dem Ende den richtigen Zettel und die Erlanger konnten einen 4-Tore-Lauf hinlegen. Zu mehr als einem respektablen 21:23 reichte es leider nicht.

Im Anschluss wurde das packende Finale ausgespielt und nach der Siegerehrung trafen sich Erlangen, Wiesbaden und Stuttgart bei den Systemgastronomen an der Autobahn um sich der erneuten Teilnahme im kommenden Jahr zu versichern. Die weitere Heimreise verlief ohne Zwischenfälle und 21:00h schlummerten die meisten Teilnehmer der Reisegruppe Erlangen-Nürnberg bereits friedlich im heimischen Bett.

Für Erlangen aktiv:

Philipp „the wall“ Zik, Andi „Elan“ Knerr, Enzo „Iceman“ Kohler, Thomas „Hallodri“ Halota, Flo „im Popo“ Haberstumpf (HC Erlangen), Sylvio Nagel „t zu“ (TV Erlangen-Bruck), Party Peter Zahn (TSV Winkelhaid), Matthias „Nähmaschine“ Schnödt, Frank „heut saufen wir so richtig“ Herold (ASV Auerbach), Michi „hot lips“ Hettchen (TV Herzogenaurach), Bene „Kopffinte“ Wackersreuther (VfB Forchheim), „Sebastian „Deutsche Eiche(l)“ Piller (TSV Rödelsee) + Jan „Serious“ Schäffer (DJK Rimpar); Jenny „wo ist?“ Kneschke (Leipzig) Trainer: Elmar „the voice“ Ehrich (VfB Forchheim)

stehend v.l.n.r. Elmar Ehrich, Jan Schäffer, Thomas Halota, Andreas Knerr, Sebastian Piller, Peter Zahn, Benedict Wackersreuther, Sylvio Nagel, Frank Herold

kniend v.l.n.r. Philipp Walzik, Michael Hettchen, Jenny Kneschke, „Matsches“, Matthias Schnödt, Enzo Kohler, Florian Haberstumpf