»Im Homeoffice« von Paul Krauß

Die »neue Normalität«: Distanz wahren zum Zeichen der Verbundenheit, Alleinsein als erstrebenswert Ideal. Manche machen das Beste daraus – andere drohen durchzudrehen. Viele ungewöhnliche Geschichten gibt es zu erzählen in diesen Tagen – aus den eigenen vier Wänden, die in einer Umkehrung der Verhältnisse nicht mehr nur Feierabend-Domizil, sondern Arbeitsplatz, Heimdisco und Sportstudio sind. Viele erleben ihr Daheimsein im Lockdown unfreiwillig aus neuen Perspektiven, mussten und müssen die Nutzungsmöglichkeiten ihrer Räumlichkeiten ausloten und austarieren und sich akklimatisieren (allein) zu Haus.

Dieses Moment der Neuverortung einzufangen soll Ziel sein dieser Foto-Serie. Die Bilder werfen Fragen auf: Entdecken wir neu, was wir schon lange kennen? Vermissen wir Selbstverständliches plötzlich ungeahnt schmerzlich? Flüchten wir uns, ohne vor die Tür zu gehen, in weit entfernte Welten? Und wie kann sich ein Tapetenwechsel vollziehen im immer gleichen Raum, wenn uns die Decke auf den Kopf zu fallen droht? Antworten findet jede*r für sich. Zuhause. (Oder woanders.)

Zwei Welten sollen hier auf absurde Weise kollidieren: die Tristesse der Quarantäne mit den Leidenschaften des Lebens. Scheinbar Alltägliches erhält in diesem Spannungsfeld einen wahnsinnigen Beigeschmack. Ein Bauarbeiter ohne Auftrag, ein Sportler ohne Konkurrenten, der Rockstar ohne Publikum. Und ein Toaster, der ordentlich Stimmung macht – während die geweißelte Rauhfaserwand zum Leben erwacht…

Auch auf seiner Meta-Ebene arbeitet das Projekt mit dem (beschränkten) verfügbaren Raum: Alle Bilder entstanden in den eigenen vier Wänden.

 

Behind the Scenes

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