Die Sicht von Linux Foundation auf (Open)Solaris

Die Sicht von Linux Foundation auf (Open)Solaris
Man mag mir vielleicht Voreingenommenheit vorwerfen, da ich beruflich mit (Open)Solaris zu tun habe. Die meisten Server meiner Firma (nicht RRZE) laufen aber unter Linux, einer auf OpenBSD und einer auf OpenSolaris. Ich mag Linux, die Idee dahinter, den Kern und all das. Aber ich mag nicht, was aus Linux geworden ist und/oder langsam wird. Für mich gibt es langsam ganz klar zwei Lager: die einen, die die Grundidee der Freiheit weiter verfolgen (Distributionen wie Debian (und Derivate wie Ubuntu), ArchLinux, Slackware, Gentoo und wie sie alle heissen. Und die andere Seite, die kommerzielle Seite: SuSE, RedHat, Linux Foundation & Co. Teuer und speziell angepasst, kein „Vanilla“ Linux mehr, trotz LSB nicht wirklich untereinander austauschbar.
Wie auch immer.
Dann kommt ein Heini wie Jim Zemlin daher und preist die Vorzüge von Linux gegenüber (Open)Solaris. Gut, Linux hat durchaus Vorzüge gegenüber Solaris. Und Zemlin ist ja ein Marketingmensch, muss sein Linux preisen, unter die Leute bringen, verkaufen. Alles schön und gut. Aber hallo, wir reden hier von LINUX – *dem* vorzeige-Betriebssystem wenn’s um erfolgreiche OpenSource Betriebssysteme geht. Zumindest hört man das immer. Hat es Linux wirklich notwendig, „Mitbewerber“ (muss man ja sagen, unser Heini ist ja ein Marketingmensch) abzuwerten? Ich kann mich noch gut an die Werbung von Microsoft in einigen Printmedien erinnern, wo durch einen mutierten Pinguin Microsoft die Vorteile ihres eigenen Produkts gegenüber Linux dargestellt werden sollten. Welch Aufschrei durch die OpenSource Gemeinde ging. Hat es Linux notwendig denselben Weg zu gehen? Ich hoffe nicht.
Ich hielt (und halte) sehr viel von Linux, auch wenn ich manche Ansichten nicht teile. Vollkommen unverständlich ist mir das NIH (Not Invented Here) Syndrom: Linux hat’s nicht erfunden, also taugt’s nix und muss neu erfunden werden. Bestes Beispiel DTrace und SystemTap. Linux hat mit XFS (enwickelt von SGI), JFS (IBM) und anderen sehr gute Dateisysteme. Wozu ext4? Weil es was eigenes ist, nicht von externen Firmen entwickelt? Die Net(?)BSD Leute haben einen sehr guten WLan Treiber für Atheros Hardware. Was macht Linux? Erstmal was eigenes – is aber nich so dolle. Und dann klauen und Lizenz rausnehmen (man erinnere sich, Frühjahr diesen Jahres). ZFS, ein wirklich hervorragendes Stück Software. Linux? Nein danke, stammt nicht von uns, so toll kann es nicht sein. Und genau das waren auch die Worte von Herrn Zemlin: DTrace, ZFS? Unwichtig. Randerscheinungen. Ist nicht so toll, wir können es besser und basteln bereits dran (jaja, SystemTap, wir haben’s ja gesehen…).
Langer Rede kurzer Sinn: was Herr Zemlin da von sich gegeben hat ist ärgerlich. Ärgerlich für die OpenSource Gemeinde und für die Linux Gemeinde. Ich kenne einige sehr klugen Köpfe, Kernel Entwickler für Linux, Software Entwickler bei OpenSource Projekten. Viele nehmen kopfschüttelnd manche Ansichten der Linux Marketing Heinis zur Kenntnis. Und den Lizenzstreitigkeiten. CDDL ist nicht GPL(v-was-auch-immer) kompatibel. Mag sein, ich bin kein Experte. Aber BSD Lizenz Hinweis (Stichwort: WLan Treiber) kann man ja einfach entfernen, alles ausser der GPL taugt ja eh nichts.

Nein, ich möchte jetzt nicht gegen Linux schimpfen oder wettern. Nicht gegen den Kern (denn was ausser dem Kern *ist* Linux?), nicht gegen die vielen Entwickler, nicht gegen die GNU Tools, die Linux zu einem kompletten OS machen. Ich find’s traurig dass Linux langsam zu dem wird, gegen das früher gekämpft wurde. Da sind die verschiedenen Net|Free|OpenBSDs schon sehr viel ehrlicher. Und auch OpenSolaris, natürlich.
Seufz.

Ach ja, einige interessante Gedanken zu Herrn Zemlins Aussagen hat Ben Rockwood in seinem Blog aufgeschrieben. Zu finden hier. Ich stimme Bens Gedanken zu.