Chongqing Summer School 2015

Ein kleiner Erfahrungsblog

Inhalt

Diese Seite enthält alles mögliche: Von Geschichten über den Hausdrachen und das Internet bis hin zum Preis eines kleinen Handtuchs.

Der Hausdrache?

Drachen sind in China Glücksbringer, in Deutschland dagegen eher ein Bösewicht. Ob unsere Wächterin am Eingang des Studentenwohnheimes nun gut oder böse ist?

  • Schlüssel passt am ersten Tag gleich mal nicht? Sprachstudent darf übersetzen, Hausdrache ruft sowas wie einen Hausmeister, der schleift den zu dicken Schlüssel  ab, alles ok.
  • Änlich geht es mit dem verstopften Klo. Allerdings diesmal ohne Sprachenstudent sondern nur mit Hilfe eines Wörterbuches. Aber auch das hat geklappt.
  • Wir können Volleyball, Tischtennis- und Federballschläger kostenlos für die Sporthalle nebenan ausleihen.
  • Ob unser Hausdrache dafür verantwortlich ist, dass alle Fluchtwegtüren mit einem Kabelschloss von außen zugeschlossen sind, ist nicht bekannt. Mehr dazu steht weiter untern auf der Seite.
  • Zu spät? Laut klopfen, dann wird man erhört und eingelassen. Ab 11 wird die Türe nämlich verschlossen. Und wir dürfen noch länger draußen bleiben als die normalen chinesischen Studenten….
  • Trinkwasser für unsere Spender kommt im 18,9-Liter-Fläschchen, die gegen Angabe der Zimmernummer und 11 Yuan beim Hausdrachen erworben werden kann.
  •  Wir zahlen nicht für das Zimmer, wir zahlen für die Sicherheit durch 24 Stunden Überwachung – in Hotels heißt sowas Service.

Nicht nur im Wohnheim hat man das Gefühl, überwacht zu werden. Die vielen Kontrollposten, sei es an Einfahrten zu Tiefgaragen, Eingängen und vielen anderen Orten müssen doch für irgendwas gut sein. Genau wie die überall verteilten Kameras.

Warm, Wärme, Luftfeuchte

sleepingcatDas Klima in Chongqing ist wie nachdem Duschen im heimischen Bad: Warm und feucht. Nicht so feucht wie ein Dampfbad, aber eben dauerhaft, auch Nachts. Ein Regenschauer kühlt zwar die Luft, aber die Luftfeuchte ändert sich nur wenig (außer es regnet den ganzen Tag). Draußen sein während 12 und 14 Uhr kann man eigentlich vergessen. Dauerhaft duschen wäre möglich, aber nicht praktikabel. Am besten ist immer noch, sich mittags von der Klimaanlage in einem Restaurant verwöhnen zu lassen, während die Klimaanlage das eigene Zimmer auf 20 Grad senkt. Was immer geht ist ein Nickerchen. Das halten die Chinesen auch, teilweise sogar im Park auf einer Bank.

Das Schwimmbad

Schwimmen gehen wäre bei diesen Temperaturen (30 Grad wenn die Sonne untergeht) mehr als angenehm, doch die Bürokratie hat was dagegen. Wer ins unieigene Freibad will, muss irgendeine medizinische Untersuchung abgelegt haben. Die ist für Europäer und den kurzen Aufenthalt aber zu schwierig zu bekommen. Eigentlich schade, besonders weil viele kleine Händler auf der Straße Schwimmringe, Badebekleidung und Schlappen anbieten. Das Spaßbad zwei Kilometer von der Uni weg konnten wir aber nutzen…


ToilettenterrorTheBlackHoleToilet

Öffentliche Toiletten sind mit Vorsicht zu genießen. Es gibt sogar fließendes Wasser, aber das ist schon der einzige Pluspunkt. Eigentlich alle Toiletten in China sind vom Typ „schwarzes Loch im rutschigen Boden“. Einzige Ausnahme bilden internationale Flughäfen und unser Hotel. Hier gibt es einen Sitzplatz. Toilettenpapier muss man selbst mitbringen!!!

Internet und seine Tücken

In China wird ziemlich viel geblockt. Nicht nur Google und Facebook liefern ein Timeout (der angeforderte Server braucht zu lange um zu antworten), sondern auch gesicherte Verbindungen mit OpenVPN schlagen fehl. Grund hierfür ist, dass die Chinesen auch die Tunnel blocken. Der VPN-Tunnel  muss in einem SSH-Tunnel laufen, um nicht erkannt zu werden – klingt kompliziert, geht aber einfach mit dem Programm Cisco. Das Internet in der Lobby ist saulahm, in den Zimmern ist die Geschwindigkeit irgendwo im Bereich von einzelnen Bits. Das Einzige was beim Blogschreiben in der Lobby mehr nervt sind die Mücken (und die sind sauschnell).

digital gespeicherte Musik und ungespeicherter Schlaf

Seine eigne Musik auf dem Notebook oder anderem digitalem Gerät dabeizuhaben ist empfehlenswert. Entweder das Militärtraining vor dem Fenster nervt irgendwann oder es ist chinesiche Tanzmusik oder chinesisches Irgendwas oder oder… Auf Youtube ist kein Verlass, auch wenn es durch den Tunnel erreichbar ist. Daher Musik auf die Reise mitnehen. Im Flugzeug war keine nötig, denn hier laufen gute Kinofilme und es wird viel geschlafen um den Jetlag gering zu halten.

Chinesische Pünktlichkeit

Gibts irgendwie und irgendwie nicht. Für alle Ausflüge braucht man ewig bis man wegkommt. Liegt aber auch an manchen Franzosen, die es mit der Pünktlichkeit nicht so genau nehmen.

Chinesische Sauberkeit

Gibts auch irgendwie und irgendwie nicht. Es liegt zwar oft Müll auf der Straße, aber der wird zusammengefegt. Es ist morgens oft sauberer als man vermutet. Im Laufe des Tages lassen viele Chinesen ihren Müll einfach fallen, statt ihn in einen der doch recht zahlreichen Mülleimer zu werfen. Mit Lokalen hatten wir keine Sauberkeitsprobleme. Auch kleine Imbisse sind unproblematisch.

Chinesische Stromversorgung

Stromausfälle sind in der Stadt nicht zu erwarten, auch wenn die Last der Klimaanlagen recht hoch ist. Die Steckdosen schlucken fast alle Stecker: Eurostecker passen genauso wie US-Stecker. Für Verlängerungskabel sind ebenfalls passende australische Stecker üblich. Alles ist 220 Volt und Adapter sind überflüssig, solange man keine zwingende Erdung braucht.

Chinesischer Verkehr

Anscheinend sind Bremspedal und Hupe fest miteinander verbunden. An Zebrastreifen muss man sich vor den Autos fürchten – die haben dort Vorfahrt. Und man sollte nie über eine rote Ampel gehen, die noch 30 Sekunden anzeigt. Solche Ampeln mit Anzeige gibt es nur an stark befahrenen und begangenen Orten. Taxifahren ist kein Problem, wenn man dem Fahrer klarmacht (per chinesischem Student oder Zettelchen mit Adresse) wo man hinwill. Und billig ist es auch: Vier Personen zahlen zusammen 40 Yuan von der Uni in die Innenstadt. (siehe auch weiter unten…) Billiger geht nur der Bus. Linie 346 bringt alle, die 2 Yuan zahlen, zu angemessenen Tageszeiten in die Stadt oder zurück. Dauert halt 45 bis 50 Minuten. Für 2 Yuan kann man übrigens jeden Bus besteigen und bei einer beliebigen Haltestelle wieder aussteigen.

Chinesische Fluchtwege

blockedfireexit evacuationboxDie sind meist mit einem Kabelschloss abgeschlossen, so wie alle Türen, durch die man von außen nicht als Unbefugter reinsoll. Schön, dass man zumindest Ausrüstung bereitgestellt bekommt, um das Haus zu evakuieren, aber keine Wege dafür. Im Notfall hilft es wohl nur die Türe einzutreten oder deren Glas mit einem der vier Feuerlöscher aus der roten Kiste einzuschlagen. Diese Kisten und Evakuierungssets gibt es nicht nur in unserem Hotel, sondern in so ziemlich allen öffentlichen Gebäuden.

 


Tierische Mitbewohner

Mücken, Ohrkneifer und zwei Kakerlaken waren schon da. Durch Hand, Plastikflasche oder Klobürste erschlagen stirbt das Meiste. Die Ohrkneifer stören/beißen nicht (deshalb haben sie meist Glück) und sind auch an vielen anderen Orten zu finden. Mückenspiralen sind abends zu empfehlen wenn man kein Mückengitter hat oder draußen sitzt. Mückenspray ist auch nicht schlecht, lässt sich im Supermarkt für umgerechnet 2 Euro erwerben.

Einkaufen und Taxifahren zu Schleuderpreisen

Das Kilo Litschi kostet 4 Yuan, also einen halben Euro, auch wenn sie aus dem Süden Chinas kommen. Drachenfrucht muss man auch wiegen, aber am Ende ist das Stück etwa 8 Yuan, also einen Euro. Bei uns sind beides Früchte, die teuer importiert werden müssen. Melonen haben im Sommer hier auch Saison und man findet sie billig in allen Größen. Klopapier kostet 11 Yuan – im Viererpack. Viel anderes billiges Zeug findet sich noch, aber wenn es an ausländische Ware geht wirds teuerer. Ja, man findet deutsches Bier im Supermarkt. Und Alkohol kann jeder kaufen, der über die Theke gucken kann, denn in China gibt es keine Altersbeschränkungen dafür.

Briefmarken kann man nur auf der Post kaufen. Auch die ist gleich um die Ecke und nimmt einem für eine Postkarte nach Deutschland nur 2,60 Yuan ab. Billiger als eine innerhalb Deutschlands gesendete Postkarte. Den bereitgestellten Kleber muss man selber aufstreichen, denn die Briefmarken haben keine Schicht zum Anlecken. Nur die Postkarten sind schwer zu finden, da muss man schon in eines der beiden Touristenviertel Hongjadong oder Ciqikou oder lange suchen.

Taxifahren ist dank der Umrechnung ebenfalls saubillig. Jede Stadt hat einen eigenen Gruundpreis und einen festen Kilometerpreis. Nachts wirds minimal teuerer. In Chongqing hatten wir für 10 Yuan Grundpreis drei Kilometer inclusive, danach kostet jeder Kilometer 2 Yuan. In die Innenstadt zahlt man so von der Uni aus (je nachdem wo man hinwill) 20 bis 40 Yuan (3 bis 5 Euro). Und für 40 Yuan kommt man echt weit, zB bis zum Eling-Park. Taxifahrer lehnten uns übrigens auch mal ab. Wir vermuten, weil sie keine Fahrgäste für den Weg zurück finden, aber doch irgendwann zurückkommen wollen.

Und das mit dem Handtuch?

Wie man aus „Per Anhalter durch die Galaxis“ weis, sollte man nie ohne ein Handtuch reisen, da es universell verwendbar ist. Das gilt im All und in China gleichermaßen. Da nicht angegeben wurde, ob Handtücher vorhanden sind der nicht, habe ich eines aus Deutschland mitgenommen. War auch gut so, da keine gestellt wurden. Allerdings vertappst man den Fußboden immer mit den nassen Schlappen (billige und leichte Flipflops sind gute Reisebegleiter). Ein Handtuch auf dem Boden kann hier Abhilfe schaffen und als Stehplatz außerhalb der feuchten Treter dienen. Ein ganz kleines Handtuch zu kaufen stellt dank der Supermärkte kein Problem dar. Der Preis: 8 Yuan, also etwa 1,20 Euro. Das passt für ein kleines Reisehandtuch, das nun für immer im Toilettenbeutel seinen Platz findet.