Germanistik und Komparatistik an der FAU: Blog

Aktuelle Meldungen und Veranstaltungshinweise der Erlanger Germanistik

Inhalt

Wir sind umgezogen!

Ab 20.10.17 werden hier keine Einträge mehr vorgenommen. Sie finden zukünftige Ankündigungen ab jetzt unter:
https://www.germanistik.phil.fau.de/

4. bis 7. Oktober 2017: „Politische Literatur. Debatten, Begriffe, Aktualität“ (Internationale Tagung)

Die Tagung „Politische Literatur. Debatten, Begriffe, Aktualität“zielt auf eine systematische Revision des Begriffs ‚politische Literatur‘, seiner poetologischen Konzeptionierungen und literaturwissenschaftlichen Modellierungen. Eine kritische Bestandsaufnahme und differenzierte Begriffsbestimmung scheint nötig, nachdem Debatten über das Politische der Literatur sowohl in literarischen als auch in medialen und wissenschaftlichen Diskursen gegenwärtig erneut an Aktualität gewinnen.
Noch bis vor wenigen Jahren wurde in der Wahrnehmung des Feuilletons die deutschsprachige Literatur seit den 1990er Jahren als weitgehend unpolitisch eingeschätzt. So konstatiert u.a. Frank Schirrmacher in der FAZ (18.3.2011): „In den siebziger und achtziger Jahren war die Literatur, waren die Schriftsteller in hohem Maße politisch engagiert. Dann wurde das Engagement wohlfeil und starb ab.“ Dass diese Diagnose für die letzten Jahre nicht mehr zutreffend ist, zeigt sich an der Hochkonjunktur politischer Inhalte (J. Erpenbeck, A. Khider), poetologischer Reflexionen (U. Draesner, K. Röggla, I. Trojanow) und medial inszeniertem, politischem Engagements (J. Zeh, N. Kermani). Als konkretes Beispiel kann die 3. Europäische Schriftstellerkonferenz im Mai 2016 in Berlin genannt werden, bei der 30 Autor/innen u.a. der Frage nachgingen, „welche Alternativen zu rein politischen und medialen Diskursen […] Schriftsteller beitragen [können]?“ (http://europaeischeschriftsteller konferenz.eu/about/). Ebenso intensiviert sich gegenwärtig auch die literaturwissenschaftliche Forschung zu diesen Phänomenen. Die jüngsten Publikationen und Veranstaltungen sind hierbei erfreulicherweise von einer großen Pluralität und Offenheit gezeichnet.
Im literaturwissenschaftlichen Diskurs – nicht erst der letzten Jahre – lassen sich jedoch zwei Problemkonstellationen identifizieren: Erstens begaben sich etliche Untersuchungen in eine bedenkliche Nähe zu ihren Untersuchungsgegenständen und wurden so selbst in politische Debatten verstrickt. Beispielsweise waren nicht wenige Untersuchungen der 1960er/70er Jahre – in Ost- wie Westdeutschland gleichermaßen – nicht nur politisch tendenziös gefärbt, sondern transportierten auch in ihrer Begrifflichkeit einen problematischen Dogmatismus. Ausnahmen stellen jene Ansätze dar, die um eine distanzierte Beobachterposition bemüht waren und gleichzeitig die Schwierigkeiten einer neutralen Methodik reflektierten. Zweitens erscheinen viele literaturwissenschaftliche Begriffe und Termini (z.B. ‚engagierte Literatur‘, ‚Tendenzliteratur‘, ‚eingreifendes Denken‘) bis in den gegenwärtigen Gebrauch hinein unscharf, sind sie doch in ihren impliziten Setzungen eng mit ihrem jeweiligen historischen Entstehungskontext verschränkt und können ohne diesen nicht verstanden bzw. eingeordnet werden. Eine Thematisierung dieser ‚theoretischen Getränktheit‘ bleibt oft aus oder führt bisher zu keinem Konsens.
Betrachtet man die Literaturgeschichte seit dem 19. Jahrhundert, werden wiederkehrend Phasen erkennbar, in denen ‚politische Literatur‘ bzw. verwandte Begriffe besonders virulent wurden. Wichtige Stationen waren (in der deutschsprachigen Literatur) politisch-ästhetische Konzepte um 1800, der Vormärz, die Literatur der Weimarer Republik, die Nachkriegsliteratur, hier insbesondere die 1960er Jahre, sowie schließlich die Nachwendezeit bis zur Gegenwart. Häufig waren dies zugleich auch Hochphasen einer theoretisch-wissenschaftlichen bzw. metapoetischen Reflexion des Begriffs bzw. Konzepts von ‚politischer Literatur‘. Zu denken ist beispielsweise an Robert Prutz’ Ästhetik der ‚Politischen Poesie‘, an Heinrich Heines Polemik gegen ‚Tendenzliteratur‘, an Walter Benjamins Kritik der ‚Linken Melancholie‘, an Jean-Paul Sartres Konzept der ‚littérature engagée‘ oder auch an Theodor W. Adornos ‚Engagement‘-Aufsatz. Bei einer kritischen Betrachtung der Begrifflichkeit ist folglich die systematisch-theoretische Perspektive notwendigerweise mit einer historischen zu verbinden. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf die gegenwärtigen Veränderungen sowohl in der politischen Kultur als auch in der medialen Aufbereitung des Politischen/der Politik – namentlich durch die Neuen Medien –, müssen die Fragen nach der gesellschaftlichen Impulsfunktion, der definitorischen Bestimmung von politischer Literatur und dem literaturwissenschaftlichen Zugriff auf diese neu reflektiert werden.
Ziel der Tagung ist eine historisch orientierte Typologie sowie eine systematisch-theoretische Schärfung des Begriffs. Sie soll einen grundlegenden Beitrag zur kritischen Bestandsaufnahme der bisherigen Forschung, zur aktualisierten Fundierung und zur definitorischen Neuverortung des Begriffs ‚politische Literatur‘ leisten.

Das aktualisierte Tagungsprogramm

22. Juli 2017: Demokratische Haaransätze. Zur politischen Ikonographie von Haaren – Marie Antoinette bis Donald Trump

Vortrag von Sebastian Haselbeck und Sasha Rossman (University of California, Berkeley) in deutscher und englischer Sprache

Benoît Binet, den Leibfriseur Ludwigs XIV., trieb die Idee um, eine Perücke für den König aus den Haaren aller Untertanen anzufertigen. Eine solche absolutistische Perücke aus Untertanenhaaren hat es nie gegeben, aber das Beispiel verdeutlicht, dass Haaren von Herrschern und Untertanen eine eminent politische Rolle zukommen kann. Zwischen Natur und Kultur – zwischen der Künstlichkeit ausgefallener Perücken von Marie Antoinette und der überbordenden natürlichen Haarpracht von Kaiserin Sissi – bilden Haare ein zentrales Element politischer Repräsentation. Noch heute erinnern die Perücken von Richtern des Commonwealth an die einstige politische Bedeutung falscher Haare, sie symbolisieren die Unberührbarkeit monarchischer und richterlicher Macht.
Doch welche Rolle spielen Haare, natürliche und falsche, in der Politik der Gegenwart? „Touch my hair!“ forderte Donald Trump im Herbst 2016 seine Anhänger auf, die er während seiner Wahlkampfveranstaltungen zu sich auf die Bühne gerufen hatte. Weshalb setzte Trump darauf, dass weibliche Anhänger die Echtheit seiner Haare auf der Bühne, vor laufenden Kameras und Mikrofonen der Weltpresse bestätigten? Welche Ermächtigung verbirgt sich hinter diesem Authentizitätsbeweis? Spielt in modernen Demokratien gerade die Berührbar- und Natürlichkeit von Politikerhaaren die ausschlaggebende Rolle?
Der Vortrag begibt sich auf die Spurensuche einer modernen Ikonographie der Haare, von den Perücken des Ancien Régime über Friedrich Nicolais umfangreiche Geschichte Über den Gebrauch der falschen Haare und Perrucken in alten und neuern Zeiten (1803) bis hin zu den ergrauten und vermeintlich natürlichen Haaren amerikanischer Präsidenten. Der Kunsthistoriker Sasha Rossman und der Literaturwissenschaftler Sebastian Haselbeck verfolgen anhand von Bildern und Texten Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen monarchischen und demokratischen Haaransätzen und eröffnen ein breites Panorama politischer Haare.
Eine Veranstaltung des Netzwerks ‚Berühren – literarische, politische und mediale Figurationen‘ in Kooperation mit dem Interdisziplinären Zentrum für Literatur und Kultur der Gegenwart der FAU Erlangen-Nürnberg und dem Erlanger E-Werk im Rahmen des Workshops Theorien und Praktiken des Berührens in der Gegenwartskultur.

Samstag, 22. Juli 2017, 18 Uhr, E-Werk, Kellerbühne
Eintritt frei
Kontakt: Dr. Sandra Fluhrer, Lehrstuhl für Komparatistik, sandra.fluhrer@fau.de

26.6.: Ch. Ganslmayer, Martin Luther 2.0: Luthers Spracharbeit aus heutiger Sicht

Wir möchten an dieser Stelle auf einen Vortrag im Rahmen der Reihe „Wissenschaft im Schloss“ hinweisen:

Dr. Christine Ganslmayer (Erlangen):
Martin Luther 2.0: Luthers Spracharbeit aus heutiger Sicht

Zeit: Montag, 26.6.2017, 18:30 Uhr
Ort: Erlangen, Kollegienhaus (Universitätsstraße 15), Raum 1.011 (Senatssaal)

Zum Inhalt des Vortrags (leicht angepasst übernommen von www.fau.de):
Sie war zwar nicht die erste Übersetzung ins Deutsche, dennoch gilt die Lutherbibel als ein Meilenstein. Bereits wenige Jahre, nachdem Martin Luther die Texte veröffentlicht hatte, fanden sie große Verbreitung – unter anderem wegen der gut verständlichen Sprache. Als „gewaltiger Dolmetzscher der gantzen Bibel“ wurde Luthers Leistung bereits in seiner Grabrede gewürdigt.
Christine Ganslmayer widmet sich in ihrem Vortrag dem Phänomen Luther aus sprachlicher Sicht: Wie hat der Theologe an seinem Text gefeilt und welche Sprache hat er verwendet? Mit welchen Experten hat er zusammengearbeitet? Wie hat er letztlich die Entwicklung der neuhochdeutschen Schriftsprache beeinflusst? Passend dazu wird Frau Ganslmayer einen Einblick in ihre aktuelle Forschung zu den erhaltenen Übersetzungsmanuskripten aus Luthers Hand geben.

26.6.17: Stil und Stilometrie mittelhochdeutscher Literatur

Der Lehrstuhl für Germanische und Deutsche Philologie/ Germanistische Mediävistik
lädt herzlich ein zu folgendem Gastvortrag:

Prof. Dr. Gabriel Viehhauser (Universität Stuttgart)

„Stil und Stilometrie mittelhochdeutscher Literatur

Wann: 28. Juni 2017, 18 Uhr c.t.

Wo: Raum B 702, Bismarckstr. 1, Turm B, 91054 Erlangen

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem Anhang.

Über Ihr Kommen würden wir uns freuen!

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Altyn Trummer
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Department Germanistik und Komparatistik

Lehrstuhl für Germanische und Deutsche Philologie

Interdisziplinäres Zentrum für Europäische
Mittelalter- und Renaissancestudien (IZEMIR)

Studienzuschusskommission
des Departments Germanistik und Komparatistik

Bismarckstraße 1 (Turm B), 91054 Erlangen
Tel.: 09131 – 85 22 418
Fax: 09131 – 85 26 997
E-Mail: altyn.trummer@fau.de
Raum B4A3

10.5.17: Das Nibelungenlied im 15. Jahrhundert und in der Gegenwart

Der Lehrstuhl für Germanische und Deutsche Philologie/ Germanistische Mediävistik
lädt herzlich ein  zu folgendem Gastvortrag:

Dr. Nadine Hufnagel (Universität Bayreuth)

„Das Nibelungenlied im 15. Jahrhundert und in der Gegenwart.
Wiedererzählen im Spannungsfeld von Wandel und Tradition“

10. Mai 2017

Raum B 702, Bismarckstr. 1, Turm B, 91054 Erlangen

Die Einladung entnehmen Sie bitte dem Anhang.

Über Ihr Kommen würden wir uns freuen!

Lehrstuhl für Germanische und Deutsche Philologie
Interdisziplinäres Zentrum für Europäische
Mittelalter- und Renaissancestudien (IZEMIR)

1.2.17: OMO — Mensch aus Schrift, Mensch als Schrift

Der Lehrstuhl für Germanische und Deutsche Philologie/ Germanistische Mediävistik und
das Interdisziplinäre Zentrum für Europäische Mittelalter- und Renaissancestudien (IZEMIR)
laden herzlich ein zu folgendem Gastvortrag:

Prof. Dr. Manfred Kern
(Universität Salzburg)

OMO — Mensch aus Schrift, Mensch als Schrift

am 2. Februar 2017, 18 Uhr c.t.in Raum B 702, Bismarckstr. 1, Turm B, 91054 Erlangen

Die Einladung entnehmen Sie bitte dem Anhang.

Alle Interessenten sind herzlich eingeladen!