Israel-Exkursion 2019

02. – 11. März 2019

Inhalt

Zehnter Tag: 11. März 2019

Der letzte Tag

Die Losung für heute:

Als Jakob von seinem Schlaf aufwachte, sprach er: Fürwahr, der HERR ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht! (1. Mose 28,16)

Ein letzter Blick aus dem Zimmerfenster im Hostel, dann hieß es Abschied nehmen vom See Genezareth. Um 8.00 Uhr starteten wir nach Tel Aviv.

Der Markt Shuk HaKarmel wartete mit allem auf, was das Herz begehrt. Leider konnten wir ihn nur für kurze Zeit genießen, da unser nächster Termin auf den wir sehr gespannt waren, bereits auf uns wartete.

Um die Mittagszeit durften wir eine weitere Stimme eines Israelis hören. An der Strandpromenade von Tel Aviv legte Alec Pollard, ein säkularer israelischer Jude aus Tel Aviv uns seine Position zur politischen Situation in Israel und Palästina dar. Er arbeitet als Journalist auf dem Channel I 24 News und stellt die Sichtweise der jüngeren Generation dar. Er selbst ist knapp 30 Jahre alt.

Laut Pollard geht es vor allemal darum, dass Israel der Nationalstaat für das jüdische Volk ist, jedoch gleichzeitig jeder in Israel leben darf, solange er die jüdischen Traditionen respektiert. Das Recht auf einen jüdischen Staat begründet er historisch und nicht religiös: Zu jeder Zeit haben Juden in diesem Land gelebt. Außerdem ist die Verbundenheit mit dem Land auch tief in der Kultur und Tradition des Judentums verankert. Als säkularer Jude sieht er beispielsweise die Tradition, das Fest Jom Kippur immer mit dem Satz „und nächstes Jahr in Jerusalem“ zu beschließen, als einen Beweis dafür, dass Juden Israel historisch schon jahrtausendelang als ihre Heimat und ihren Staat betrachten. 

Es war sehr interessant zu hören, dass er auch die Notwendigkeit eines Staats Palästina sieht und Verständnis für die Situation der Palästinenser entgegenbringt. Gleichzeitig weist er aber darauf hin, dass es aktuell sehr schwierig ist, zwischen Israel und Palästina Verhandlungen zu führen, da nicht klar ist, wer der legitime Gesprächspartner seitens der Palästinenser ist.

Insgesamt legt Pollard eine moderne Ansicht dar, welche nach seinen Angaben die mehrheitliche Meinung der jungen Israelis darstellt. 

Der Schlusssatz von Alec Pollard gibt uns am Ende unseres offenen Gesprächs Hoffnung auf eine Einigung: 

„Wir alle wollen in Frieden mit unseren Nachbarn leben!“

Nach intensiven erlebnisreichen Tagen im Heiligen Land wünschen wir uns genau das und eine Kommunikation auf Augenhöhe.

Am Flughafen Ben Gurion angekommen, wurden wir gründlich durchgecheckt und flogen schließlich mit fast einer Stunde Verspätung um kurz vor 18.00 Uhr in Tel Aviv bei 20 Grad Celsius ab.

 

 

 

 

Neunter Tag: 10. März 2019

Nach dem Frühstück starteten wir um 8 Uhr mit dem Bus Richtung Nazareth. Auf dem Weg durchfuhren wir Kana, wo die erste Wundererzählung stattfand, in der Jesus auf einer Hochzeit Wasser zu Wein machte (Joh 2, 1-12).
Als wir in Nazareth ankamen, sahen wir bereits die imposante Verkündigungsbasilika. Sie ist mit einer Höhe von 67 m die größte Kirche im Nahen Osten.

Mit der Basilika wollen die Christen deutlich ihre Präsenz im Heiligen Land zeigen, da sie eine kleine Minderheit in Israel darstellen. Die Kirche wurde über einer Grotte erbaut, in der Maria die Verkündigung der Geburt Jesu empfangen hat.

Dies ist bereits die 5. Kirche auf der Verkündigungsgrotte und wie circa 80 % der Kirchen in Israel ist sie von den Franziskanern finanziert.
Die Hauptfassade des Gebäudes ziert ein Bibelzitat in lateinischer Sprache: Verbum caro factum est et habitavit in nobis („Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns“).

Danach machten wir uns auf den Weg nach Haifa, wo wir uns mit unserer vielleicht letzten Falafel Pita stärkten. Nach der Mittagspause fuhren wir zu den Bahai Gärten, wo wir einen tollen Blick auf das Mittelmeer erlangen konnten.

In Haifa befindet sich das Weltzentrum der Bahai und der Schrein des Bab. Sie haben weltweit rund 8 Millionen Anhänger und stehen für die Schaffung eines umfassenden Weltfriedens.

Im Anschluss besichtigten wir kurz das Stella Maris Kloster, welches an den Aufenthalt Elias auf dem Berg Carmel erinnert und heute wie früher als Übernachtungsmöglichkeit für Pilger dient.

Im Rutenberg-Institut führten wir anschließend ein ausführliches Gespräch mit einem ultraorthodoxen chassidischen Rabbiner. Dies eröffnete uns neue Perspektiven, die sich vor allem auf den jüdischen Glauben, aber auch auf die politischen Ansichten bezogen: Den Anspruch auf das Land für die Juden begründete er mit der biblischen Verheißung.

Nach dem letzten Abendessen für diese Reise diskutierten wir in einer kleineren Runde über die Begegnung mit dem Rabbiner Avraham Chaskelson. Dabei wurde uns bewusst, wie unterschiedlich die Ansprüche der verschiedenen Bevölkerungsgruppen begründet werden und wie schwierig dieser Konflikt zu lösen ist.

Den letzten kompletten Abend unserer Reise ließen wir mit herzerwärmenden Dankesreden gemeinsam ausklingen.

Autorinnen: Marie, Rebekka, Lena

Achter Tag: 9. März 2019

Nach der ersten Nacht im neuen Hotel am See Genezareth und einem ausgiebigen Frühstück mit zahlreichen Leckereien, startete der Bus kurz nach 8:00 Uhr in Richtung Südwesten zu dem Berg Tabor. Bei herrlich sonnigem Wetter durchquerten wir die fruchtbare Ebene von Galiläa. Vor lauter Vorfreude auf die bevorstehenden Eindrücke vergaß eine Studentin, ihre Schuhe anzuziehen und bestritt den Tag deshalb ganz klassisch deutsch in Adiletten und Socken.

Den Berg Tabor erreichten wir über die Via Maris, eine antike Meeres- und Handelsstraße, welche es bereits zur Zeit Jesu gab.

Am Berg Tabor sollen sich zwei biblische Geschichten zugetragen haben. Zum einen steht im Buch der Richter (Ri 4) geschrieben, dass die zwei Stämme Israels, Sebulon und Naftali, am Berg Tabor gegen die Kanaaniter unter der Führung von Sisera gekämpft haben. Zum anderen wird aufgrund einer Prophezeiung Jesajas vermutet, dass die Verklärung Jesu (Mt 17) auf dem Berg Tabor stattgefunden hat, bei der Jesus seinen Jüngern, gemeinsam mit Mose und Elija in einem messianischen Licht erschienen ist.

Am Gipfel des Berges angekommen, besuchten wir die Verklärungsbasilika, welche von 1921 bis 1924 von Franziskanern auf dem Felsen der Verklärung gebaut wurde. Tabor ist ein wichtiger Wallfahrtsort für einheimische Christinnen und Christen sowie Gläubige aus aller Welt. Weiterhin waren neben der prächtigen Basilika Ruinen einer alten Kreuzritterfestung und eines Benediktiner-Klosters zu sehen.

Beim Warten auf den Bus zog ein riesiger Schwarm von Störchen über unsere Köpfe hinweg. Schwer beeindruckt von der großen Anzahl der Vögel beobachteten wir die eindrucksvolle Flugshow.

Nach der Besichtigung des Berges Tabor fuhren wir mit dem Bus zurück in Richtung See Genezareth zur Brotvermehrungskirche in Tabgha. An der Stelle, an der heute ein Benediktiner-Kloster und die Brotvermehrungskirche stehen, befinden sich heiße Quellen, denen bereits zur Zeit Jesu heilsame Kräfte nachgesagt wurden. Auf dem verehrten Stein des Brotvermehrungswunders wurde der Altar der Kirche errichtet. Ab dem Jahr 450 wurde der Boden der Kirche mit kunstvollen Mosaiken geschmückt. Aus dieser Zeit stammt ebenfalls das weltberühmte Brot- und Fischmosaik, welches vor dem Altar zu finden ist.

 

Um 12:00 Uhr kamen wir in dem ehemaligen Fischerdorf Kapernaum an. Die restaurierten Überreste ließen uns erahnen, wie es hier vor 2000 Jahren ausgesehen haben mag. Unter den Ruinen befinden sich Reste von einer Synagoge, einer Kirche und dem Haus der Schwiegermutter des Petrus, an dessen Stelle heute eine achteckige Kirche steht. Mehrere Jünger stammten aus Kapernaum, darunter der Fischer Simon Petrus, welcher von Jesus als Menschenfischer zur Nachfolge berufen wurde. Auch Jesus besuchte häufig das Fischerdorf während seiner Wirkungszeit in Galiläa.

In dem Lokal „St. Peter’s Restaurant“ stärkten wir uns mit dem ortstypischen Petrusfisch bei schönem Blick auf den See Genezareth.

Nach dem leckeren Mittagessen machten wir uns auf den Weg zum Berg der Seligpreisungen, auf dem die Kirche der Seligpreisungen steht. Im Gegensatz zu anderen heiligen Stätten ist die Kirche auf keiner historisch archäologischen Grundlage erbaut worden. An diesen Ort kamen und kommen noch bis heute Menschen aus aller Welt, weil sie Jesus und seine heilenden Worte hören und sich daran erinnern wollen.

Zum Abschluss des Tages machten wir eine Bootsfahrt auf dem See Genezareth. Dieser liegt 210 Meter unter dem Meeresspiegel und ist damit der tiefste Süßwassersee der Welt. Weiterhin versorgt sein Wasser über ein Verteilungssystem aus Kanälen das ganze Land samt Großstädten und Wüstenregion. Insgesamt ist der See 166 Quadratmeter groß und die tiefste Stelle befindet sich mit 62 Metern im nordöstlichen Teil des Sees.

In der Mitte des Sees wurden die Motoren ausgestellt, um bei der tiefstehenden Nachmittagssonne einen Gottesdienst zu feiern, bei dem die Sturmstillung Jesu im Mittelpunkt stand. Gemeinsam feierten wir ein Agapemahl und genossen die letzten Sonnenstrahlen des Tages, bevor wir zurück zum Hotel fuhren, wo einige Wagemutige den Sprung in den See wagten.

Den ganzen Tag über hatten wir herrlichen Sonnenschein und konnten das wunderschöne grüne Galiläa bestaunen.

Autorinnen: Johanna, Lisa und Melli

Siebter Tag: 8. März 2019

Nach sechs beeindruckenden Tagen in Bethlehem und Jerusalem, packten wir heute früh unsere Koffer und machten uns auf den Weg zum See Genezareth. Vorher machten wir jedoch noch einen Abstecher nach Jericho zu dem Kloster St. Georg im Wadi Qelt. Zuerst sind wir zu einem Aussichtspunkt gelaufen, von dem aus wir einen genialen Blick auf das Kloster und über die Wüste hatten.

Die Lage des Klosters in der Wüste liegt daran, dass die Mönche sich von der verführerischen und störenden Außenwelt zum Beten und Meditieren abgrenzen wollten. Das Kloster existiert seit der Kreuzritterzeit, wurde aber 1640 von den Persern zerstört und die Mönche ermordet. In dem Kloster befindet sich eine Grotte, in der sich Prophet Elia aufgehalten haben soll und von Gott durch einen Raben ernährt werden sollte. Mit dem schönen Ausblick sind wir den steilen Weg zum Kloster hinab gelaufen, jedoch wurde der Eintritt uns leider verwehrt. Zur kleinen Aufmunterung sangen wir Lieder vor dem Kloster.

Danach machten wir uns weiter auf den Weg zum Jordan, zur Taufstelle Jesu. Dort versammelten wir uns im Schatten zu einer kurzen Andacht.

Anschließend bot sich für jeden die Möglichkeit, sich am Jordan von Herrn Haußmann und Herrn Leitmeier segnen zu lassen.

Nach diesem andächtigen Moment ging es weiter in die Stadt Jericho, in der damals Jesus dem Zöllner Zachäus begegnet ist. Wir hatten dort einen kurzen Aufenthalt, um Datteln oder andere landestypische Spezialitäten zu erwerben.
Zum Mittagessen hat Maurice uns ein palästinenisches Gericht organisiert. Zur Vorspeise gab es eine Suppe und einen Salat. Das Hauptgericht war Reis mit Gemüse/Hähnchen und Joghurt zum Dippen. Es war sehr lecker und wir sind alle satt geworden!

Dann machten wir uns endlich mit einer zweistündigen Fahrt zu unserem neuen Hotel am See Genezareth auf.
Nach einer erfolgreichen Shoppingtour im Supermarkt, bei der wir uns für die restlichen Tage noch einmal ordentlich eingedeckt haben, checkten wir gegen 17 Uhr im Hotel ein. Das Hotel liegt direkt am See und von manchen Zimmern aus, hat man einen schönen Ausblick. Wir genossen die Zeit bis zum Essen am See und Maurice hat uns bisschen von seiner Heimat hier erzählt.


Herr Haußmann gestaltete ein amüsantes Abendprogramm, bei dem wir zugleich die Eindrücke der vergangenen Tage verarbeitet haben.

Autorinnen: Sybille, Johanna und Julia

Sechster Tag: 7. März 2019

Wir sind um 7:30 Uhr nach einem herausragenden Ausparkmanöver unseres Busfahrers in einen weiteren aufregenden Tag gestartet. Zuerst durchquerten wir die judäische Wüste in Richtung Qumran am nordwestlichen Ufer des Toten Meeres.

Während wir die Umgebung bewunderten, erzählte uns unser Guide Maurice eine Geschichte: Es begab sich aber zu der Zeit um 1947 als ein Ziegenhirte zum Ort Qumran ging, um seine Ziegen weiden zu lassen. Da soll der Legende nach eine Ziege in eine Höhle gefallen sein, aus der der Hirte sie befreite. Dabei entdeckte er Tonkrüge, in denen sich alte Schriftrollen befanden. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass sich britische Offiziere Fundstücke von den Beduinen zeigen ließen und ihnen dann die schönsten abkauften. Diese brachten sie zu einem Antiquitätenhändler, der die Bedeutung der Schriftstücke erkannte und nach weiteren suchen ließ.

In den 70er Jahren wurde dann systematisch nach Schriftrollen vor Ort gesucht und insgesamt 800 Schriftstücke wurden auf einer Ausgrabungslänge von 60 km gefunden. Die wichtigste ist die Jesaja-Schrift. Da davon ausgegangen wird, dass die Schriftrollen bereits 68 n. Chr. dort versteckt wurden, gilt es als Beweis dafür, dass das heute bekannte Jesaja-Buch nicht durch die Christen verändert wurde.

In Qumran lebte die Gemeinde der Essener, die sich auch die Söhne des Lichts nannten. Sie sind eine Schule des Judentums, die aber getrennt vom rabbinischen Judentum existierte. Sie wollten sich von allem Unreinen und Schlechten fernhalten, um sich zu reinigen und auf den Endkampf vorzubereiten. Dies taten sie, indem sie strengen Regeln folgten, Ritualbäder nahmen, zusammen Abendmahl aßen und die Schriften der hohen Priester studierten. Sie wählten Qumran als Ort, da sie zum einen der Prophezeiung von Jesaja „Die Stimme ruft in der Wüste“ folgten und um in die Nähe des Ortes zurückzukehren, an dem Moses nach der Jordanüberquerung die zehn Gebote empfangen hat und somit alles Gute begann. Heutzutage befindet sich dort eine Ausgrabungsstätte inklusive Ausstellung, in der man einen Eindruck davon bekommt, wie das Leben der Essener ausgesehen hat.

Im Anschluss haben wir uns auf den Weg nach Masada gemacht, entlang der Westküste des Toten Meeres. Dabei passierten wir einen Checkpoint, der von israelischen Soldaten bewacht wird. Palästinensern ist die Durchfahrt verboten. Früher war der Checkpoint die Grenze zu Jordanien.
Gegen Mittag sind wir am Fuße der Festung Masada angekommen. Diese stammt aus der Zeit von König Herodes, der von 38 v. Chr. bis 4 v. Chr. regierte. Da er viele Feinde hatte, baute er strategisch gut gelegene Wüstenfestungen/Fluchtfestungen, wie die bedeutendste Masada.

Diese liegt auf einem Berg, der 350 m hoch und von Schluchten umgeben ist. Dennoch liegt sie 50 m unter dem Meeresspiegel. Um die Festung zu erreichen nutzten wir die Gondel und für den Abstieg wählten wir den Schlangenpfad.

Die Festung war seinerzeit ein architektonisches Wunderwerk mit zwei Palästen, Lagerhäusern, einem Badehaus (eigener Zisterne) und Terrassen am Nordpalast. Die meisten Bereiche waren jedoch ungenutzt und König Herodes selbst war nur einmal dort. Masada wurde nur ein einziges Mal eingenommen und bis vor kurzem wurden dort auch noch Soldaten vereidigt mit dem Hinweis, dass Masada nie mehr fallen soll.


Zum Abschluss des Tages begaben wir uns ans südwestliche Ufer vom Toten Meer in En Bokek. Das Tote Meer ist 80 km lang, 15 km breit und im Norden 400 m tief. Sein Salzgehalt beträgt 30% und obwohl man es das Tote Meer nennt, ist es reich an Mineralien. Diese können z.B. zum Düngen verwendet werden. Jährlich schrumpft das Meer durch die Verdunstung um ein paar cm und es wird vermutet, dass es in ca. 150 Jahren bis auf einen kleinen Teich geschrumpft sein könnte. Ansonsten findet man viele Dattelpalmen entlang der Küste und im südlichen Teil einige Kurhotels, die in einem starken Kontrast zur ländlich geprägten Umgebung stehen. Trotzdem ließen wir es uns nicht nehmen den Tag ausklingen zu lassen, indem wir uns selbst von der Auftriebskraft des Toten Meeres überzeugten.

Autorinnen: Janine, Miriam und Franziska

Fünfter Tag: 6. März 2019

Unser Weg führte uns heute zunächst zur Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, welche sicher eines der emotional aufgeladensten Orte unserer Reise darstellt. Das 1953 gegründete Mahnmal, welches in den 60er Jahren fertig gestellt wurde, hat sich zum Ziel gesetzt, die Opfer der Geschehnisse nicht vergessen zu lassen und die Betroffenen zu verewigen. Da nach jüdischem Glauben der unversehrte Leichnam begraben werden muss, um schlussendlich auferweckt zu werden, ist es umso tragischer, dass den Opfern des Holocausts diese Möglichkeit genommen wurde. Gerade deshalb war und ist es den Juden wichtig, einen Ort des Gedenkens, der Trauer und Erinnerung zu bieten.

Da dieser Besuch natürlich auch eine emotionale Dimension hatte, wollen wir im Folgenden versuchen, die Stimmung und Eindrücke unserer Gruppe mit einzubeziehen. Unseren ersten Input von Maurice bekamen wir in der „Allee der Gerechten“ unter den Völkern. Hier werden alle Personen und Organisationen, die sich gegen das Naziregime stellten, um Juden zu helfen, mit einem Baum gewürdigt. Es war beruhigend, diese auf dem ganzen Gelände wiederzufinden und damit an ein Aufblitzen der Menschlichkeit, während einer so dunklen Zeit erinnert zu werden.

In der Gedenkstätte bzw in dem Museum selbst wurde die Geschichte des Antisemitismus, insbesondere in Europa vor allem zwischen 1933 bis 1945, und die Shoah dargestellt. Dies wurde sehr vielfältig aufgearbeitet, unter anderem durch Videoaufnahmen von Zeitzeugenberichten und Ausstellungen von Gegenständen aus dem damaligen Alltag. Im Gegensatz zu dem Wissen aus Schulbüchern, bekamen der Holocaust und seine Folgen für den Einzelnen eine neue Ebene. In der Gegenwart jüdischer Besucher und vieler deutscher Zeugnisse aus dieser Zeit, kam die Frage der historischen Verantwortung auf. Letztendlich betreffen uns diese Ereignisse, aber nicht aufgrund unseres Geburtsortes, sondern aufgrund unserer Menschlichkeit.
Nach dem aufwühlenden Museumsgang tat ein Blick von der Terrasse in ein grünes Tal gut und man konnte Kraft schöpfen für die Halle der Erinnerung. Hier sind die Namen der Konzentrations- und Vernichtungslager auf den Boden eingraviert, in der Mitte brannte ein ewiges Licht.
Neben dem Erwachsenendenkmal gab es für die Kinder einen eigenen Raum. Gestiftet wurde dieser von einem Ehepaar zur Erinnerung an ihren, dem Genozid zum Opfer gefallenen, Sohn. Schon vor dem ersten Raum hörte man traurige Musik, die kombiniert mit Kinderbildern, sehr bedrückend wirkte. Fast schon tröstlich schien dagegen der nächste Raum, der sehr dunkel war und nur von wenigen Kerzen erleuchtet wurde. Durch Spiegel wurde das Licht aber wie ein Sternenhimmel reflektiert. Hier werden die Namen, das Alter und der Geburtsort der verstorbenen Kinder genannt. Es dauert etwa drei Monate bis die Namen der 1,5 Millionen Kinder genannt sind.

Im Tal der Gemeinden trafen wir uns in Kleingruppen, um unsere Gedanken und aufkommenden Gefühle zu teilen. Besonders in unserer Verantwortung als zukünftige Lehrer wollen wir dafür eintreten, dass sich solche Geschehnisse nicht wiederholen. Im Schulalltag, wie auch in der Gesellschaft ist es wichtig, ein Bewusstsein zu schaffen und zur Reflexion anzuregen.

Gestärkt ging es nach der Mittagspause in der Jerusalem Mall, in das Israel Museum.
Dort erläuterte Maurice anhand eines Modells von Jerusalem zur Zeit des 2. Tempels städtebauliche Veränderungen, wie zum Beispiel den damaligen Verlauf der Stadtmauer. Dadurch konnten wir bereits erworbene Kenntnisse über den Jerusalemer Tempel vertiefen.

Das Israel Museum beherbergt außerdem noch den Schrein des Buches. Dort befindet sich eine Ausstellung zu den ältesten erhaltenen handschriftlichen Bibelschriften, den sogenannten Qumranschriften. Diese wurden in der Nähe des Toten Meeres gefunden.

Als letzte Station des Tages fuhren wir zur Knesset. Dieses Wort bedeutet übersetzt so viel wie Versammlung. Dies war früher eine Zusammenkunft von Ältesten und Rabbinern, welche über Entscheidungen, die das gesamte Volk betrafen, berieten. Heutzutage beherbergt das Gebäude 120 Abgeordnete, die alle vier Jahre gewählt werden. Mit Ausnahme von Christen sind alle anderen Religionen und Konfessionen aus Israel vertreten.
Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich seit dem Jahr 1966 eine Menora, welche von Benno Elkan, einem gebürtigen deutschen Juden, entworfen wurde.

Autorinnen: Franzi, Hannah und Anni

Vierter Tag: 5. März 2019

Obwohl wir bereits um 7.15 Uhr von unserem Hotel losgefahren sind, wurden wir durch den morgendlichen Berufsverkehr etwas aus der Zeitplanung geworfen. Am Tempelberg in Jerusalem angekommen, konnte unser ereignisreicher Tag beginnen. Dort wartete die erste der vielen Sicherheitskontrollen des Tages auf uns.

Dieser Ort ist sowohl religiös als auch historisch sehr bedeutend. Nach jüdischer Tradition wurde dieses Stück Land von David gekauft, der darauf einen Altar errichtete, später soll Salomo dort den ersten Tempel erbaut haben. Außerdem wollte Abraham nach jüdischer Vorstellung an dieser Stelle seinen Sohn Isaak opfern. Im Laufe der Geschichte wurde der Ort von verschiedenen Mächten erobert, wobei der Tempel  zerstört und wieder aufgebaut wurde. Heute ist lediglich ein Teil der Westmauer des Tempelfundaments erhalten. Bekannt ist dieser Teil als Klagemauer, obwohl Juden diesen Begriff selbst nie verwenden würden.

Heute ist der Tempelplatz in muslimischer Hand. Dort befinden sich zwei der wichtigsten Heiligtümer des Islams: die al-Aqsa-Moschee und der Felsendom. Der muslimischen Tradition nach flog Mohammed mit seinem Pferd von Mekka nach Jerusalem. An der Stelle der Landung wurde die al-Aqsa-Moschee errichtet. Der Felsendom steht an der Stelle der Himmelfahrt Mohammeds.

Auch wenn der Platz nach der Sicherheitskontrolle grundsätzlich für alle zugänglich ist, dürfen keine anderen religiösen Handlungen außer die des Islams praktiziert werden. So dürfen keine anderen religiösen Symbole offen getragen werden und Nicht-Muslime dürfen nicht beten. Für Juden gelten verschärfte Sicherheitsbestimmungen auf dem Tempelplatz. Es ist ihnen nur mit Polizeibegleitung erlaubt den Ort zu betreten.

Nachdem wir den Tempelplatz ausgiebig besichtigt hatten, bekamen wir auch die Gelegenheit uns die Klagemauer aus der Nähe anzuschauen. Jedoch kamen bei manchen gemischte Gefühle auf, da wir einerseits als Touristen interessiert an dem Ort waren, andererseits wollten wir natürlich nicht die betenden Menschen stören.

Zwischendurch legten wir eine kleine Pause ein und tranken frisch gebrühten Minztee.
Anschließend machten wir uns in das jüdische Viertel der Altstadt auf. Wie der Tempelberg hat sich auch die Stadt im Laufe der Jahrhunderte gewandelt, beispielsweise liegt sie heute 10 Meter über dem Niveau zur Zeit Jesu.

Nach einer verregneten Mittagspause besichtigten wir die aschkenasische Hurva-Synagoge. Sie wurde zerstört und wieder exakt nach dem Ursprungsplan aufgebaut. Lediglich ein Teil der Mauer ist noch vom alten Bauwerk erhalten, der heute noch gut erkennbar ist. Besonders beeindruckend war die Aussichtsplattform, von der man einen wunderschönen Ausblick auf Jerusalem und Umgebung hat.

Durch das hektische Treiben des Basars liefen wir zurück zur Westmauer, um die Ausgrabungen am Tempelberg zu sehen. Dabei gelangten wir auch zum unterirdischen Teil der Westmauer.

Zwar gab es hier auch vereinzelt Juden, die gebetet haben, aber der Teil wird bei Weitem nicht so verehrt wie die oberirdische Mauer.

Letzten Endes gelangten wir zur Via Dolorosa und liefen wieder (an der Oberfläche angekommen) zum Berg Zion.
Hier befindet sich hier die Dormitio-Kirche, die Teil der deutschen Benediktinerabtei ist. Sie wurde an der Stelle erbaut, an der angeblich Maria, die Mutter Jesu, mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde.


Weiter ging es zum Abendmahlssaal. Dieser wurde von den Kreuzrittern dort errichtet, wo sie das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern vermuteten. Zwischenzeitlich wurde der Saal als Moschee genutzt. Heute gilt der Raum als heiliger Ort, der für alle zugänglich ist.

Unterhalb befindet sich eine kleine Synagoge, deren Zentrum das Grab von König David ist. Dort konnten wir ein jüdische Gebete hautnah miterleben.

Gerne hätten wir auch einen Blick auf das Grab Jesu geworfen, doch leider war der Andrang in der Grabeskirche heute noch größer als gestern, weshalb wir die restliche Zeit auf dem Basar verbrachten und schließlich durchgefroren und hungrig auf unseren Bus warteten.

Nach einem schnellen Abendessen im Hotel, empfingen wir Frau Faten Mukarker, die uns mit ihrer authentischen und einprägsamen Erzählweise von der Situation der Christen im Heiligen Land berichtete. Dabei wurde uns bewusst, dass Menschen in ihrer Situation hier eine doppelte Minderheit sind. Zum einen aufgrund ihrer Religion (Christen unter Muslimen), zum anderen wegen ihrer Ethnizität (Palästinenser unter Israelis). Zudem ging sie auf die Situation der Frauen in Palästina ein und schilderte eindrücklich die Probleme, Wünsche und Hoffnungen der Menschen, wobei sie auch auf die Israelis einging.

So endete ein langer und bereichernder Exkursionstag!

Autorinnen: Antonia, Chiara, Johanna

Weitere Bilder: 

Dritter Tag: 4. März 2019

Gestern Abend hatten wir Besuch von einem Einheimischen aus Palästina. Er teilte uns private, berufliche und politische Zusammenhänge zwischen Israel und Palästina mit. Durch den direkten Kontakt wurde uns die prekäre Situation erstmals hautnah bewusst. Seine Schilderungen spiegelten nicht nur seine eigenen Überzeugungen wieder, sondern auch die Ansichten der großen palästinensischen Mehrheit. Durch die anschließende Fragerunde konnten die noch offen gebliebenen Fragen geklärt werden.
Abschließend fasste unser Besuch die wesentlichen Inhalte, die uns alle Beschäftigten, nochmal kurz zusammen. Seine Eindrücke blieben uns noch lange im Gedächtnis und sorgten auch noch im Nachhinein für interessante Diskussionen.

Am 3. Tag starteten wir in einen sonnigen aber windigen Tag. Unsere Busfahrt ging nach Hebron. In Hebron angekommen war unser Ziel die Machpela-Höhle, die im Zentrum der Stadt liegt.
Seit 1994 liegt an diesem heiligen Ort eine jüdische und muslimische Trennung vor, da von einem jüdischen Extremisten ein Attentat mit vielen Opfern verübt wurde. „Machpela“ meint eine Mehrfachhöhle, die damals von Abraham gekauft wurde. Auf der muslimischen Seite sind die Frauen in Gewändern gehüllt und auf jüdischer Seite tragen die Männer eine Kippa.

Das Grab Abrahams ist auf beiden Seiten sichtbar, jedoch durch eine Mauer getrennt.

Nach diesem Erlebnis ging es nach Jerusalem.
In der Altstadt von Jersusalem angekommen, hatten wir 3 Stunden zur freien Verfügung, um etwas zu essen, auf dem Basar zu gehen und sich mit Jerusalem bekannt zu machen.

Um 15:00 versammelten wir uns am Jaffa-Tor um gemeinsam die Grabeskirche zu besichtigen.

Aufgrund des hohen touristischen Andrangs und somit einer Wartezeit von mindestens 3 Stunden, entschied sich unser Guide, uns allgemeine Infos über das Heiligtum zu geben.

Beispielsweise erzählte er uns etwas über das Grab Jesu, welches inzwischen umgebaut und prunkvoller gestaltet wurde. Die Marmortafel im Grab zeigt den Ort, wo er auferstanden ist. Außerdem herrscht ein Konflikt von fünf verschiedenen Nationen bezüglich der Gebetsrechte und dem Besitz der Kirche.
Abschließend hatten wir die einmalige Möglichkeit, wie Franziskaner Mönche ihr alltägliches Gebet abhalten.

Das war für uns alle sehr beeindruckend.

Zum Abschluss des Tages beschritten wir den Weg des „via dolorosa“.

Dieser Weg stellt den Leidensweg Jesu Christi dar und besteht aus insgesamt 14 Stationen mit der letzten Station: die Grabeskirche (Auferstehungskirche). Hierbei ist erwähnenswert, dass es bei der Geschichte des Leidensweges Christi nicht darum geht, ob dieser tatsächlich im Detail so passiert ist, sondern wie der Leidensweg gestaltet wurde und warum er bis heute bedeutsam ist.

Verfasst von Patrick Beck, Hanna Struller und Franziska Vogel

Zweiter Tag Nachtrag: Abendprogamm

Am Abend berichtete Herr AbuDayyeh aus Palästina zunächst von der Entstehung des Protestantismus in Palästina.

Er gehört der ersten evangelischen Familie des Landes an, die auch die erste ev. Gemeinde gründete. Herr AbuDayyeh studierte in Deutschland und arbeitet aktuell für die Friedrich-Naumann-Stiftung. Im Jahr 1992, in der Zeit der Friedenskonferenz, kam er nach Palästina zurück, um hier im Rahmen des Friedensprozesses zu arbeiten. In einem engagierten Vortrag zeigte er die politische Entwicklung des Landes und die grundlegenden Probleme des Friedensprozesses auf. Er machte uns mit der palästinensischen Sichtweite bekannt und wünscht sich von anderen Staaten, dass die Prinzipien der Menschenrechte auch in Gesprächen anderer Staaten mit Israel die Grundlage bilden.

Autorin: Dr. Andrea Roth

Zweiter Tag: 3. März 2019

Nach einer ungewöhnlich lauten Nacht mit Muezzinruf, Hahngekrähe, Autohupen, Kirchenglocken und weiterem Lärm wurden wir mit einem fantastischen Frühstück entschädigt. Diese Stärkung war genau das Richtige, denn rückblickend hatten wir sehr viel Kraft für unser vielseitiges und dichtes Programm nötig.

Um nach Jerusalem zu kommen, wo unser erster Programmpunkt wartete, mussten wir einen Checkpoint – einen Durchgang durch die Mauer, die Jerusalem von Bethlehem trennt – passieren. Hier wurde uns das erste Mal bewusst, dass wir uns in zwei verschiedenen, voneinander getrennten Gebieten bewegen. So konnten wir z. B. keine in Bethlehem gekauften und frankierten Postkarten in Jerusalem einwerfen.

In Jerusalem angekommen, besuchten wir zuerst den Ölberg, der uns eine wunderbare Aussicht auf den riesigen jüdischen Friedhof, das Kidrontal, die Tempelmauer sowie die Al-Aqsa-Moschee bot.

Weiter unten, am Fuß des Ölbergs, gelangten wir zum Garten Getsemane, in dem Jesus den letzten Abend vor seiner Verhaftung verbrachte. In diesem befinden sich eine Vielzahl an Olivenbäumen, deren Alter teilweise bis in die Zeit Jesu zurückreicht.

Zurück in Bethlehem besuchten wir “The Walled Off Hotel“, das ein Museum über die moderne Geschichte Palästinas und der bereits erwähnten Mauer enthält. Die politisch hoch diskutierte Mauer zwischen den Gebieten Israel und Palästina wurde zugleich zur Leinwand für politisch engagierte Künstler. So zieren heute zahlreiche Graffitis die ganze Mauer.

Zur sich anschließenden Mittagszeit durften wir zwischen dem kulinarischen Essensangebot der Stadtmitte Bethlehems wählen. Der Falafel-Döner war besonders beliebt.

In der zweiten Hälfte des Tages besuchten wir zuerst die Hirtenfelder mit Grotten, Kirchen und Ausgrabungsstätten. Hier soll einst der Engel den Hirten Jesu Geburt verkündet haben.

Zum Tagesabschluss besuchten wir die Geburtskirche Jesu mitsamt der prunkvollen und nach Weihrauch duftenden Geburtsgrotte, für die wir sehr lange anstanden.

Autorinnen: Clara, Lisa und Madleen

 

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