Content-Management-Systeme eine Lösung?

Content-Management-Systeme eine Lösung?
In einer Mail an webmaster@rrze wurde gefragt inwieweit es Planungen zum EInsatz oder zur Empfehlung von CMS für Universitätsauftritte gibt.

Da dies sicher von allgemeinen Interesse ist, auch hier eine Kopie:

…meine Frage: plant das RRZE die Installation eines CMS-Systems?

Kommt drauf an, was Sie unter CMS verstehen.
Ausgehend von der Erfahrung aus den Arbeitskreis bay. Webmaster wissen wir, das *echte* WCMS meist die eigentlichen Probleme an Universitäten nicht lösen, sondern nur verlagern:
Statt eine Schulung in HTML und CSS brauchen Sie bei Nutzung eines echten WCMS eine Schulung und dessen Benutzung und noch viel schlimmer: Sie brauchen eine funktionierende redaktionelle Kontrolle.
Ein Redakteur, also meist der/die Professor/in eines Lehrstuhl oder ein anderen Verantwortliche muss erst die Beiträge abchecken, bevor es zur Veröffentlichung kommt.

Bei der uns allen aufliegenden Arbeitslast jedoch, geschieht dies erst, wenn es schon zu spät ist; Wenn eine anzukündigende Vorlesung längst begonnen hat…

Viele Universitäten und auch Einrichtungen haben sich
da leider in der Vergangenheit von Vermarktern an dieser Stelle etwas einlullen lassen, die nur die Vorteile, aber nicht die Nachteile der strengen Verwaltung durch CMS gezeigt haben.

Trotzdem kümmern wir uns darum.

Derzeit haben wir an der Uni zwei funktionierende Varianten, die so viel Verwaltung wie nötig und den Autoren so viel Freiheit wie möglich erlauben.

  1. Am RRZE haben wir hierzu eine CVS-Verwaltung am laufen, die auf ein zentrales CVS-Repository zzgl. Serverseitige Kontrollmechanismen beruht:
    Alle Autoren können wie bisher mit beliebigen Editoren, darunter auch professionelle WYSIWYG-Editoren arbeiten. (Ein Umschulungsaufwand entfällt
    also).
    Lediglich um die Seiten auf den Server zu bekommen, muss (unter Windows) ein Verwaltungstool namens TortoiseCVS installiert werden.

    Dieses klingt sich in den Explorer ein und erlaubt es, geänderte Seiten zu registrieren und an das zentrale Repository zu senden.
    Dort werden die Inhalte geprüft nach HTML-Validität und nach vorgegebenen Layoutvorlagen. Ist die Prüfung erfoplgreich werden die Änderung angenommen und die Seiten werden dementsprechend im Web publiziert.
    Wenn ein Fehler auftritt (z.B. wegen falscher Layoutverwendung oder weil der Benutzer keine Rechte in ein Verzeichnis hat), wird die
    Änderung mit Angabe einer Fehlermeldung abgelehnt.

    Dieses System ist seit einem Jahr im RRZE im Einsatz.
    Unser Schulungsaufwand: 2 IFBs a la jeweils 60 Minuten.

    Derzeit verwalten 60 Mitarbeiter erfolgreich 15000 Dokumente damit; Von überall, mit jedem Tool das gewollt ist. Angeeignetes Wissen der Mitarbeiter in der Nutzung von Editoren wird nicht über Bord geworfen!

  2. Die andere erfolgreiche Lösung wird von der FAU auf den FAU-Portalseiten verwendet.
    Hier wird eine neue Dreamweaver-Version verwendet und administrativ vorgegebene Dreamweaver-Vorlagen.
    Die neue Dreamweaver-Version erlaubt das gemeinsame Bearbeiten mit vorgegebene Vorlagen. Autoren können damit nichts kaputt machen und haben die Wahl zwischen HTML-Codeansicht und WYSIWYG-Modus.
    Auch diese Variante ist erfolgreich bei 17 Mitarbeitern (keine Techniker, sondern Verwaltungsangestellte!) bei einigen Hundert Webseiten im Einsatz.

    Schulungsaufwand: Es gab einmal eine Woche lang eine Vorstellung und Einweisung in die Benutzung vonm Dreamweaver mit den FAU-Vorlagen.

Daneben gibt es dennoch immer wieder den Bedarf/Anfrage nach einem richtigen CMS oder ein Redaktionssystem.
Wir überlegen uns hierzu auch eine weiteres Angebot:

Und wenn ja: ungefähr wann und welches System?

Wenn das Angebot kommt, dann wird es Typo3 sein.
Dies deswegen, da dies sich an vielen (zentral und streng geleiteten) Unis in Bayern durchgesetzt hat. D.h. hier können wir beim Support die Erfahrungen der anderen nutzen.

Zwar gibt es auch andere Systeme an den Partnerunis (NPS, ZOPE/Plone/Continuento), jedoch hat sich dort offenbar die Kosten-Leistungs-Rechnung sehr negativ ausgewirkt.
Am Schlimmsten war wohl die Erfahrung welche eine Uni mit ihrer ZOPE-Lösung erfahren musste. Die Performance des Systems erforderte es dort, da? derzeit ganze 3 Server notwendig sind um die (wenigen) Seiten der Uni bereitzustellen.

Aus der Erfahrung heraus wird eine ZOPE-Lösung hier ganz sicher nicht angeboten werden.

Was derzeit gegen ein zentrales Angebot für alternative CMS spricht ist die Frage der Systembetreung: Wir haben dazu schlichtweg kein Personal mehr übrig. (Das Geld ist nicht das Problem – nur das wir keine Stellen haben.)

Ich rate Ihnen, bevor Sie überhaupt an CMS oder Redaktionssysteme denken, daß Sie mal wirklich definieren, was Sie wirklich brauchen.

Ich bezweifle zum Beispiel, daß Sie redaktionelle Kontrolle wollen und brauchen.
Auch brauchen Sie meist keine Versionierung und auch kein Archiv. Eine eigene Benutzerverwaltung wollen Sie wahrscheinlich auch nicht pflegen. Und Exportschnittstellen zu anderen Medien sind mit
den heutigen Anforderungen an barrierefreie Websites auch nicht mehr in dem CMS wünschenswert, sondern müssen ohnehin Teil der Inhaltsgebung werden.

In den meisten Fällen wo von CMS oder WCMS gesprochen wird, braucht man nur ein simples Redaktionssystem.
Gerade an Universitäten und hier in Lehrstühlen, wo
eine dezentrale Struktur vorherrscht und man dank Freiheit von Forschung und Lehre kreativ für sein Lehrstuhl sein kann und will, sind viele CMS zu streng und zu unflexibel.

Dies Äußert sich unter anderen darin, daß derzeit nicht-restriktive Verwaltungssysteme, wie z.B. WIKIs oder ein System wie am RRZE, am kommen sind.

Ich würde Ihnen vorschlagen:

  1. Trennen Sie Gestaltung und Verwaltung der Website.
    Egal wie die sp?tere Verwaltung ist, die Gestaltung, also das Neudesign, sollte davon unabhängig erstellbar sein.
    Insbesondere wenn man sich an die gesetzliche Vorlage der Barrierefreiheit hält, geschieht die Trennung von Inhalt und Design ohnehin bereits ohne CMS.
    Ob man das dann später über ein Typo3, ein ZOPE oder was anderes verwaltet, ist bei einer barrierefreien Website ziemlich egal.
  2. Wir sollten ein Beratungs/Infogespräch machen, wo dann alle Beteiligten dabei sind.
  3. Wenn Sie dennoch ein CMS installieren wollen und nicht auf eine zentrale Lösung warten wollen, spricht trotzdem nichts dagegen, dies am RRZE zu tun.
    Es ist nur eine Kostenfrage… Die Betreuung eines eigenständigen Servers, inkl. Housing kostet bis zu 1000,- Euro im Jahr.
    Wobei der Server hierbei auch einigen Grundvoraussetzungen nachkommen muss.
    (Hier sind wir aber dabei eine Alternative zu planen.)