»Newsfeed einer Post-Corona-Welt – eine Reise in (mögliche) zukünftige Schlagzeilen« von Finn Moryson

Auch wenn Corona nicht mehr das alleinige Thema der Nachrichten ist, macht das Virus weiterhin einen Großteil der aktuellen Schlagzeilen aus. Das folgende Projekt soll ein realistisches Bild liefern, welche Nachrichten uns in einer nahen wie Coronafreien Zukunft erwarten  könnten.

Gesundheitsbehörden melden starken Rückgang der jährlichen Grippefälle

Berlin - 05.03.2024
Gut ein Jahr nach dem Ende der Corona-Pandemie deuten jüngste Berichte des Robert Koch-Instituts auch nach Aufhebung der im Zuge der Covid-19-Pandemie erlassenen Kontaktbeschränkungen darauf hin, dass die jährliche Grippesaison in der Zukunft weniger tödliche Ausmaße erreichen wird. Pressesprecher begründeten die Entwicklung damit, dass die landesweite Maskenpflicht dazu geführt hat, dass breite Teile der Bevölkerung in den Wintermonaten freiwillig einen Mund-Nasen-Schutz tragen, wie es in zahlreichen ostasiatischen Ländern bereits seit Jahrzehnten üblich ist. Ein weiterer Grund liegt auch in den nun gängigen digitalen Arztbesuchen für Patienten mit leichten Beschwerden, die überfüllte Wartezimmer mit hohen Ansteckungsraten verhindern. Auch die im Zuge der ersten Infektionswelle installierten öffentlichen Desinfektionsmittelspender und Luftfilterungsanlagen setzten sich über das Ende der Pandemie hinaus durch und tragen dazu bei, dass das stark belastete medizinische Personal künftig auf ein wenig Entspannung in der Grippesaison hoffen kann.





Schulen melden Fortschritte bei der Digitalisierung

Berlin - 12.03.2024

Berichten des Bildungsministeriums zufolge hat sich die überwundene Covid19-Pandemie als massiver Beschleuniger der Digitalisierung in Deutschland herauskristallisiert. Lehrpersonal wird vermehrt in Schulungen über den Umgang mit technischen Geräten unterrichtet, neue Haushaltspläne sehen zudem Milliarden für den Ausbau der digitalen Infrastruktur in Klassenräumen und Hörsälen vor. Auch die bestehenden Funklöcher sollen in den kommenden Jahren beseitigt werden, um auch der Landbevölkerung eine virtuelle Teilnahme am Berufs- und Bildungsalltag zu ermöglichen. Auch der medizinische Sektor meldete jüngst einen Umstieg auf digitale Sprechstunden für Routinebesprechungen und Patienten mit leichten Symptomen. Mit Millionen zu erwartenden Ruheständen der älteren Beruftätigen in den kommenden Jahren wird damit gerechnet, dass das einstige Problem der Digitalisierung zusehends der Vergangenheit angehören wird.





Ein Jahr nach Corona: Basisdemokratische Partei Deutschland verkündet Auflösung

Berlin - 05.04.2024

Die Covid19-Pandemie brachte für die Bundesrepublik nicht nur eine Gesundheitskrise mit sich, sondern führte auch zu wachsenden Anhängerschaften verschwörungstheoretischer Strömungen. Neben QAnon profitierten vor allem Verharmloser und Leugner von SARS-CoV-2 und Impfgegner von den wachsenden extremistischen Tendenzen, deren Gewaltbereitschaft sich in der versuchten Erstürmung des Reichstags Ende August des Jahres 2020 zeigte. Kleinparteien versuchten das Momentum zu nutzen, wobei die Basisdemokratische Partei Deutschland sich hierbei als am erfolgreichsten herausstellte. So erreichte die im Sommer 2020 gegründete Partei bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt am 6. Juni 2021 etwa 1,5% der Stimmen.
Der starke Niedergang der Infektionszahlen (einhergehend mit einer Impfung breiter Teile der deutschen Gesellschaft) wirkten sich jedoch negativ auf die Popularität der Kleinpartei aus. Prognostizierte Massentote durch Impfungen blieben aus, zusätzlich infizierten sich mehrere Führungsfiguren der Querdenker-Bewegung mit dem Coronavirus und zogen so die Anschuldigung der eignenen Unterstützer auf sich, ein Teil einer "größeren Agenda" zu sein. 
Demokratieforscher warnen jedoch davor, die Gefahr des Extremismus als gebannt anzusehen. Breite Teile des rechtsextremen Spektrums sowie anderer Verschwörungsbewegungen wandten sich jüngst erneut den Themen des Klimawandels und der Migration zu. Als Folge des Klimawandels auftretende Massenmigrationen in gemäßigtere Klimazonen könnten antidemokratischen Demagogen in naher Zukunft wiederholt zu steigender Popularität verhelfen.



Erneute Wildfeuer in Australien führen zu steigender Kritik an Regierungspartei

Canberra - 28.06.2024

Seit der von Öllobbyisten und Medienmogulen unterstützte australische Premierminister Scott Morrison 2020 erste Pläne zu einem von fossilen Brennstoffen getragenen Wirtschaftsprogramm vorgelegt hatte, sah sich die Regierungspartei scharfer Kritik ausgesetzt. Umweltverbände und benachbarte wie vom steigenden Meeresspiegel Saaten verurteilten die Politik des Landes. Jegliche Verweise auf die Dringlichkeit der Situation blieben jedoch ungehört. Trotz massiver Geldinvestitionen in den fossilen Industriesektor blieb der erhoffte Wirtschaftsboom aus. Ein Jahr nach Ende der Corona-Pandemie gibt es nun erste konkret messbare Folgen des stets angezweifelten Wirtschaftplans. So stieg das Ausmaß der Luftverschmutzung in mehreren Landesteilen stark an. In den entsprechenden Gemeinden ging die Lebenserwartung zusätzlich zurück. Jüngste Buschfeuer als Resultat klimawandelbedingt übermäßig langer Trockenperioden ließen zuletzt die öffentliche Unterstützung für die Politik Morrissons weiter einbrechen. Da für die nächsten Wochen kein Regen erwartet wird, ist davon auszugehen, dass die Brände Ausmaße wie 2020 erreichen könnten. Oppositionelle Politiker werden trotz des Scheiterns der bisherigen Politik wenig Chancen auf einen Einzug in die Regierung haben. Die Mehrheit der Medien des Landes steht unter Kontrolle des Multimediamilliardärs Rupert Murdoch, welcher den menschengemachten Klimawandel als Bedrohung für den Planeten leugnet. Entsprechend ist mit erheblichen Schmierkampagnen im kommenden Wahlkampf um das Amt des Premierministers zu rechnen.





Jair Bolsonaro unterliegt gegen  Lula da Silva

Brasilia - 10.08.2024

Mit knapper Mehrheit konnte der von 2003 bis 2011 regierende Expräsident Lula da Silva den rechtsnationalistischen Amtsinhaber Jair Bolsonaro bei den Präsidentschaftswahlen besiegen. Umfragen zeigten, dass die Coronapolitilk Bolsonaros einen erheblichen Einfluss auf das Stimmenverhalten der brasilianischen Bevölkerung hatte. Bereits im Frühjahr 2020 begann der populistische Regierungschef mit dem Herunterspielen der Coronapandemie. So verhinderte er den Start einer effektiven Impfkampagne, warb für unzuverlässige Medikamente und ging gegen lokale Regierungen vor, die durch Maskenmandate und Lockdowns die steigenden Infektionszahlen unter Kontrolle bringen wollten. Mit über eine Millionen Toten überholte das südamerikanische Land sogar die Vereinigten Staaten, welche im Jahr 2020 die mit Abstand größten Infektions- und Todeszahlen verzeichneten. Mit da Silva könnte auch die unter Bolsonaro massiv angestiegene Rodung des Amazonas einen Rückgang erfahren. Der bisherige Präsident und Leugner des menschengemachten Klimawandels hatte ein Wirtschaftsprogramm auf Kosten des Urwaldes gefahren und jährliche Abholzrekorde gefahren, die dazu führten, dass der Amazonas erstmals Emissionen ausstieß als er neutralisieren konnte.




Behind the Scenes

Newsfeed einer Post-Corona-Welt

Zuerst habe ich Themen gesucht, die zu Teilen vor Corona thematisiert wurden (Abholzung des Regenwaldes unter Bolsonaro, langsame Digitalisierung). Als nächstes habe ich speziell unter Corona entstandene Probleme (Extremismusanstieg durch Querdenker, Lobbyisteneinfluss auf wirtschaftliche Erholungspläne) in Artikel aufgenommen und überlegt, wie alle Szenarien sich durch das Ende von Corona weiterentwickeln könnten. Auch wenn die entstandenen Texte realitätsnah konzipiert wurden, liegt in ihnen eine Spur von Optimismus, indem sie in mehreren Szenarien die positiveren Ausgänge wählt.


Ein Gedanke zu „»Newsfeed einer Post-Corona-Welt – eine Reise in (mögliche) zukünftige Schlagzeilen« von Finn Moryson“

  1. Als jemand, der im Gesundheitssektor mir dem Coronavirus viel zu tun hatte, drangen diese “Nachrichten“ am stärksten zu mir vor. Da fragt man sich glatt, wie viele Jahrhunderte müssen noch vergehen, ehe der moderne Mensch lernt, etwas Voraussicht zu entwickeln? Gut, dass hier Krisen und Gefahren angesprochen werden, die sich aus der kollektiven Achtlosigkeit in Zeiten unserer Corona-Pandemie im Zeitraffer weiterentwickeln konnten/könnten. Allerdings bin ich kein Freund der Digitalisierung von Schulen. Ein toller Beitrag!

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