Süddeutscher Schulterschluss zur Digitalisierung an Hochschulen

Die Digitalisierung prägt unser aller Leben. Die Universitäten und Hochschulen stellen hier keine Ausnahme dar, sondern sind an vielen Stellen auch Weg weisend. Doch das passiert nicht „einfach so“ – viele Überlegungen und Abstimmungen sind nötig, damit die Digitalisierung koordiniert und erfolgreich verläuft.

Die Chief Information Officers (CIOs) und Leitungen der ITs an Hochschulen und Universitäten sind dafür verantwortlich, diese Prozesse an ihren jeweiligen Institutionen zu koordinieren. Zum ersten Mal trafen sich auf Einladung der bayerischen CIOs nun die CIOs der Universitäten von Bayern und Baden-Württemberg am 22.-23.03.2023 am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der FAU in Nürnberg zum Länder-übergreifenden Austausch. „CIOs sind auf Landesebene seit langem sehr eng vernetzt, auf Bundesebene haben wir mit den jährlichen Treffen des Hochschul-CIO Vereins und den monatlichen virtuellen CIO-Talks Plattformen geschaffen, auf denen sich viele von uns regelmäßig zu aktuellen Themen austauschen. Das heutige Treffen hat aber einen erheblich intensiveren Gedankenaustausch ermöglicht. Ich freue mich sehr, dass wir an der FAU in Nürnberg Gastgeber für dieses äußerst inspirierende Treffen sein durften“, so der Gastgeber und CIO der FAU, Dr.-Ing. Jürgen Kleinöder. Mit von der Partie waren auch das Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und die IT-Leiter der bayer. Universitäten, die Sprecher der CIOs und der Sprecher der IT-Leiter der Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayern und ein Vertreter der Kunst- und Musikhochschulen. Auch die jeweiligen Ministerien waren anwesend: für das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst MR Georg Antretter, Leiter des Referats „IT an Hochschulen und im Kunstbereich“, und für das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg Peter Castellaz, Leiter des Referats „Digitalisierung, Informationsinfrastrukturen, Forschung im IuK-Bereich“. Sie nahmen aktiv an der Diskussion teil, brachten hilfreiche Hinweise und Anregungen ein und nahmen hoffentlich auch ebensolche wieder mit.

 

Treffen der CIOs und IT-Leitungen bayerischer und baden-württembergischer Einrichtungen mit Vertretern der Ministerien in Nürnberg

 

„Für Universitäten ist die digitale Transformation Chance und Herausforderung zugleich, die alle Bereiche von Forschung, Lehre und Administration betreffen. Gerade vor diesem Hintergrund ist der Austausch der CIOs der Universitäten von Bayern und Baden-Württemberg von besonderer Bedeutung, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu erkennen und zu verstehen“, so Prof. Dr. Thomas Walter von der Eberhard Karls Universität Tübingen. Er ist nicht nur Leiter des Zentrums für Datenverarbeitung, Professor im Arbeitsbereich Informationsdienste am Fachbereich Informatik und CIO der Universität Tübingen, sondern auch Sprecher der Baden-Württembergischen CIOs.

Strukturen

Die Ämterhäufung ist eher die Regel als die Ausnahme: Viele der CIOs sind zeitgleich Leiter der IT oder der Rechenzentren, als Prorektorin oder Vizepräsident Mitglied der jeweiligen Hochschul- oder Universitätsleitung. Die Strukturen der einzelnen Institutionen sind sehr vielfältig – die Herausforderungen sind aber oft die gleichen.

Deswegen geht der Trend klar zu zentralen, abgestimmten Lösungen. So wurde in Bayern eine Kooperationsgemeinschaft der Universitäten und Hochschulen als Digitalverbund gegründet, in Baden-Württemberg ist das bWUni.digital ein Rahmenkonzept für die gemeinsame digitale Transformation administrativer Prozesse der dortigen Universitäten. Auch hochschulübergreifende Services in Form von Beschaffung, Informationssicherheit und IT-Recht und Datenschutz sind schon Realität oder werden angestrebt.

Gemeinsame Herausforderungen

Zu den gemeinsamen Themen aller Einrichtungen gehört die digitale Souveränität. Prof. Dr. Caroline Ruiner ist Inhaberin des Lehrstuhls für Soziologie und Prorektorin für Digitale Transformation an der Universität Hohenheim. Sie hat das Thema Digitale Souveränität im Forum vorgestellt und moderiert. Digitale Souveränität bedeutet, dass Daten und Systeme selbstbestimmt, sicher und unabhängig von externen Einflüssen und Akteuren verwaltet und genutzt werden können. Gerade für Universitäten ist die Sicherheit der verarbeiteten und gespeicherten Daten und die Hoheit über Systeme zentral und erfolgskritisch. Dies umfasst den Bereich Studium und Lehre mit schützenswerten Daten von Studierenden, den Bereich Forschung, das wissenschaftliches Rechnen und das Forschungsdatenmanagement, die Daten von Mitarbeitenden und die IT-Infrastruktur der jeweiligen Universität. Die digitale Souveränität betrifft die Universitäten der Bundesländer im Zuge der digitalen Transformation gleichermaßen, daher liegt ein Schulterschluss in der Sache nahe. „Eine gemeinsame Strategieentwicklung, ein Erfahrungsaustausch und ein abgestimmtes Vorgehen stärken die Effizienz, die Verhandlungsmacht und die Sicherheit und damit die digitale Souveränität der Universitäten in Baden-Württemberg und Bayern“, so Professorin Ruiner.

Auch die aktuellen Entwicklungen und strategischen Ziele für das Forschungsdatenmanagement (FDM), sowie Möglichkeiten zum zentralen gemeinschaftlichen Ausbau der Infrastruktur für FDM in den jeweiligen Ländern, beschäftigten die Runde intensiv.

Ausblick

Prof. Dr. Torsten Eymann, CIO an der Universität Bayreuth und mit Prof. Dr. Harald Kosch, CIO und Vizepräsident an der Universität Passau, Ko-Sprecher der bayerischen CIOs zieht eine positive Bilanz: „Als bayerische Universitäts-CIOs haben wir mit der Einladung das Ziel verfolgt, über strategische Fragen der Digitalisierung mit den Kolleginnen und Kollegen aus Baden-Württemberg zu diskutieren. Dieses Ziel haben wir nicht nur erreicht, sondern übertroffen“. Prof. Dr. Rainer Groß, CIO der TH Nürnberg und Sprecher der CIOs der Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayern sieht viele Synergien, die er gerne auch vertiefen würde: „Wir haben viele überschneidende CIO-Themen an den Hochschulen in Bayern und Baden-Württemberg diskutiert und wertvolle Impulse für die weitere Arbeit erhalten. Für die Zukunft könnte ich mir vorstellen, den Austausch zwischen Bayern und Baden-Württemberg nicht nur auf die Universitäten zu beschränken, sondern auf die Hochschulen für angewandte Wissenschaften auszuweiten“.

Es war ein erfolgreiches, zukunftsweisendes Treffen für weitere Kooperationen innerhalb der Länder und zwischen Bayern und Baden-Württemberg. Wir freuen uns jetzt schon darauf, die Kolleginnen und Kollegen wieder zu sehen, die zahlreichen Diskussionen und die ergiebigen Gespräche aus den Kaffeepausen fortzusetzen und damit ein Stück weit gemeinsam die Zukunft der deutschen Hochschulen zu gestalten.

 

Dr. Monica Hinrichs-Mayer, 24.03.2023