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Informationen des Department für Sportwissenschaft und Sport

Inhalt

Ist Bewegung ein Menschenrecht?

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Departments für Sportwissenschaft und Sport haben in einer Kooperation mit Prof. Dr. Michael Krennerich vom Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik (FAU Erlangen-Nürnberg) die Frage analysiert, ob Bewegung ein Menschenrecht ist. Diese Forschungsergebnisse wurden nun in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift veröffentlicht, die vom Zentrum für Gesundheit und Menschenrechte der Harvard Universität herausgegeben wird.

Die Forschungsgruppe kommt zu dem Ergebnis, dass sich ein eigenständiges Recht auf Bewegung aus etablierten Menschenrechten ableiten lässt und diskutiert dessen mögliche Ausgestaltung sowie mögliche Konsequenzen aus staatlicher Sicht. Aus Sicht der Autorinnen und Autoren würde ein eigenständiges Recht den vielfältigen Nutzen von Bewegung und die Zusammenhänge mit anderen Menschenrechten am besten abbilden und das Profil des Rechts schärfen.

Eine detaillierte Darstellung und Diskussion der Ergebnisse ist als Open Access Publikation auf der Website des Health and Human Rights Journals frei zugänglich:

Messing S., Krennerich, M., Abu-Omar, K., Ferschl, S. & Gelius, P. (2021). Physical activity as a human right? Health and Human Rights Journal 23, 2 (HTML | PDF)

Start der Erprobungsphase des Projektes BewegtVersorgt

Zum 1. Dezember 2021 startete im Projekt BewegtVersorgt, bei dem es um die Bewegungsförderung von Menschen mit nicht-übertragbaren Erkrankungen im deutschen Gesundheitssystem geht, die Erprobungsphase mit Leistungserbringern aus der Metropolregion Nürnberg. Mit Hilfe verschiedener Akteure aus dem Gesundheitsbereich wurden seit Juni 2019 Bewegungsversorgungsketten entwickelt und deren Implementierung in die Modellregion vorbereitet. Hierzu gehörte neben der Schulung teilnehmender Leistungserbringer und der Berücksichtigung berufsspezifischer Strukturen sowie Abläufe auch die Anfertigung eines Vertragskonstruktes, um die Finanzierung der Versorgung sicherzustellen. Dank der AOK Bayern und der DAK-Gesundheit sowie einem Vertreter der ärztlichen Leistungserbringer ist es gelungen, das Projekt vertraglich in ein Modellvorhaben nach §§ 63 Abs. 2, 64 SGB V einzubinden, wodurch die entstehenden Kosten für die bewegungsförderliche Versorgungsstruktur von den beteiligten Krankenkassen übernommen werden. Geeigneten Versicherten wird dann über ein Jahr eine erweiterte Versorgung zur Verfügung gestellt, sodass sie mit Unterstützung von ärztlichem und bewegungstherapeutischem Fachpersonal ihre körperliche Aktivität im optimalen Fall langfristig steigern und ihre Gesundheitskompetenzen erweitern können. Inwieweit dies gelingt, werden wir nach der Erprobungsphase umfangreich evaluieren und sind gespannt auf die Ergebnisse.

Projektteam BewegtVersorgt

Capital4Health Supplement in Health Promotion International

Der Forschungsverbund Capital4Health hat ein Sonderheft zum Thema „Improving knowledge co-creation and participation in physical activity promotion“ in der Zeitschrift Health Promotion International veröffentlicht.

Das Heft beleuchtet den partizipativen Ansatz von Capital4Health, die Kooperative Planung, aus Sicht verschiedener Settings sowie unter ausgewählten theoretischen und methodischen Gesichtspunkten.

Der Großteil der Beiträge wurde federführend von Mitgliedern des wissenschaftlichen Nachwuchsnetzwerks von Capital4Health verfasst. Die Publikation in einer renommierten englischsprachigen Fachzeitschrift soll dazu beitragen, den internationalen Diskurs über diesen innovativen, bislang jedoch vor allem in Deutschland genutzten Ansatz anzuregen.

An Capital4Health sind neben der FAU die Hochschule Coburg, die Universität Regensburg, die Universität Bayreuth sowie die Universität Augsburg beteiligt. Der Verbund wird vom Department für Sportwissenschaft und Sport der FAU koordiniert und beschäftigt sich mit der Schaffung von Handlungsmöglichkeiten für einen aktiven Lebensstil bei verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Alle Projekte des Verbunds wenden hierfür den partizipativen Ansatz der Kooperativen Planung an.

Das gesamte Sonderheft ist im Rahmen der Open Access-Lizenz frei zugänglich unter: https://academic.oup.com/heapro/issue/36/Supplement_2

Eine Übersicht über die Kooperative Planung und die einzelnen Artikel finden Sie im Editorial des Sonderhefts: Gelius, P., Jansen, M., & King, A. (2021). Cooperative planning and its utilization in German physical activity promotion: a brief introduction. Health Promotion International, 10.1093/heapro/daab170

abrufbar unter

https://academic.oup.com/heapro/article/36/Supplement_2/ii1/6461121

Der Arbeitsbereich Bildung im Sport bei der ICCE Global Coach Conference in Lissabon

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Prof. Dr. Ralf Sygusch und Annalena Möhrle nahmen von 17.-21. November 2021 an der 13th ICCE Global Coach Conference in Lissabon teil. Der Fokus dieser Tagung liegt auf der Vernetzung aller Akteure der internationalen Trainer*innenbildung(sforschung). So stellte Ralf Sygusch gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) das DOSB-Kompetenzmodell vor. Annalena Möhrle gab erste Einblicke in die Ergebnisse des vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft geförderten Forschungsprojekt „Qualifizierung im DOSB: Kompetenzorientierung in der Trainer*innenbildung Leistungssport (QuaTroPLUS)“. Neben fachwissenschaftlichen Vorträgen und Workshops wurden die Bausteine des International Council for Coaching Excellence vorgestellt: Die im zweijährigen Rhythmus stattfindende ICCE Global Coach Conference, das International Sport Coaching Journal und das ICCE Research Commitee. Die beiden erstgenannten Bausteine scheinen für den Arbeitsbereichs Bildung im Sport geeignete Plattformen zu sein, künftig Forschungsergebnisse zu teilen und zu diskutieren. Wir halten Sie/Euch auf dem Laufenden!

Forschungsergebnisse zum Einfluss von COVID-19 auf Bewegungsförderung in der Europäischen Union veröffentlicht

Im Mai/Juni 2020 führte das WHO-Kooperationszentrum für Bewegung und Gesundheit (am Department für Sportwissenschaft und Sport) gemeinsam mit dem WHO-Regionalbüro für Europa (Standort Moskau) eine Online-Umfrage unter Regierungsvertretern der EU-Mitgliedstaaten durch. Ziel dieser Umfrage war es, den Einfluss der ersten Welle der COVID-19 Pandemie auf die nationale Politik zur Bewegungsförderung in der Europäischen Union zu bestimmen. Die Ergebnisse dieser Umfrage wurden nun in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift veröffentlicht.

Insgesamt beteiligten sich 29 Regierungsvertreter aus 24 Mitgliedstaaten an der Befragung. Alle Regierungsvertreter sind Mitglieder des Focal Point Netzwerks der Europäischen Union, einem Netzwerk für die Personen, die in den nationalen Regierungen hauptverantwortlich für Bewegungsförderung zuständig sind. Der Einfluss der Pandemie auf die Politik zur Bewegungsförderung in ihrem jeweiligen Land wurde von fast der Hälfte der Befragten (45%) negativ bewertet, allerdings auch von 21% positiv (u.a. aufgrund stärkerer politischer Unterstützung für Bewegungsförderung). Interessant ist, dass eine große Mehrheit der Expertinnen und Experten (75,5%) von einem positiven Einfluss der Pandemie auf die öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema Bewegung berichtete. Somit könnte COVID-19 in manchen EU-Mitgliedstaaten ein ‚window of opportunity‘ geöffnet haben, in dem Bewegungsförderung einen höheren Stellenwert auf der politischen Agenda erhält.

Eine ausführliche Darstellung und Diskussion der Ergebnisse finden sich in der kürzlich veröffentlichten Studie:

Gelius, P., Tcymbal, A., Whiting, S., Messing, S., Abu-Omar, K., Geidl, W., Reimers, A.K., Pfeifer, K., Mendes, R., Berdzuli, N. & Breda, J. (2021). Impact of the First Wave of COVID-19 on Physical Activity Promotion in the European Union: Results From a Policymaker Survey. Journal of Physical Activity and Health. https://doi.org/10.1123/jpah.2021-0083

Workshop „Covid-19 und Bewegung“

Am 09.11. fand der erste Themenworkshop des WHO-CC unter Leitung von Karim Abu-Omar am Department für Sportwissenschaft und Sport und in Kooperation mit der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e.V. statt.

Dieser richtete sich besonders an die kommunalen Vertreterinnen und Vertreter, welche vor den Herausforderungen stehen, während und nach der Covid-19 Pandemie die Bewegungsförderung und damit die Gesundheitsförderung von Bürgerinnen und Bürgern wieder aufzunehmen bzw. weiter zu intensivieren.

Der zweistündige Workshop umfasste drei Vorträge, und Sessions für einen gemeinsamen Austausch.

Während des ersten Vortrags widmete sich Prof. Dr. Anne Reimers dem Bewegungsverhalten in Zeiten von Covid-19. Hierbei wurden neben den Bewegungsempfehlungen auch die Prävalenzen des Bewegungsverhaltens vor bzw. während des Pandemiegeschehens beleuchtet.

 

Der zweite Vortrag durch Tobias Fleuren und Maike Till, fokussierte sich auf die Vorstellung von Bewegungsförderung im kommunalen Setting mit einem besonderen Fokus auf sozial Benachteiligte. Hierbei wurde explizit auf die beiden am DSS angesiedelten Projekte GET 10 und BIG 5 eingegangen und Möglichkeiten zur Bewegungsförderung im Kommunalen Setting aufgezeigt.

 

Einen besonders herausragenden Beitrag gewann der Workshop durch die Praxisnahe Vorstellung des BIG Projekts Erlangen durch Jeanette Hefele. Sie beleuchtete das Pandemiegeschehen seitens der Praxis und welche Herausforderungen die Pandemie in der Bewegungsförderung mit sich brachte. Außerdem berichtete Sie über die Bemühungen und positiven Resonanzen der Teilnehmerinnen auf verschiedene Veränderungen, wie beispielsweise Online-Angebote, während der Pandemie.

Wir bedanken uns recht herzlich bei allen Referenten sowie bei den Teilnehmenden des Workshops und freuen uns auf viel weiteren Austausch in der Zukunft.

Übersichtsarbeit zu Interventionen auf dem Gebiet von Physical Literacy erschienen

In Kooperation mit einer kanadisch-australischen Forschergruppe ist zuletzt eine systematische Übersichtsarbeit erschienen, die Interventionsstudien mit einem expliziten Bezug zum Konzept der Physical Literacy beleuchtet. Der Ansatz „Physical Literacy“ folgt (ähnlich wie das im deutschsprachigen Raum vermutlich bekanntere BGK-Modell) interdisziplinären Gedanken und integriert physische (physical competence), kognitive (knowledge and understanding) sowie affektive (motivation and confidence) Determinanten für einen körperlich aktiven Lebensstil (behavior). Das Review konnte aufzeigen, dass es den Interventionsstudien bislang nur unzureichend gelungen ist, die theoretisch-konzeptionellen Grundlagen zu berücksichtigen und alle drei Modellbereiche für die Bewegungspraxis zu adressieren. Insbesondere die affektive Domäne (motivation and confidence) ist bislang nicht ausreichend in interventionelle Ziele und Inhalte überführt worden. Die Übersichtsarbeit ist zuletzt in Psychology of Sport and Exercise veröffentlicht worden:

Carl, J., Barratt, J., Töpfer, C., Cairney, J., & Pfeifer, K. (2022). How are physical literacy interventions conceptualized? – A systematic review on intervention design and contentPsychology of Sport and Exercise58, 102091. https://dx.doi.org/10.1016/j.psychsport.2021.102091

Auf der Projekthomepage werden die Ergebnisse in einem 12-minütigen Video erklärt.

WHO-Kooperationszentrum erforscht politische Instrumente zur Gesundheitsförderung

Welche politischen Instrumente werden weltweit in den Bereichen Bewegung, Ernährung, Tabak- und Alkoholprävention verwendet? Und welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt es zwischen den verschiedenen Bereichen?  Das WHO-Kooperationszentrum für Bewegung und Gesundheit am Department für Sportwissenschaft und Sport hat diese Fragen gemeinsam mit dem WHO-Regionalbüro für Europa (Standort Moskau) erforscht.

Grundlage für diese wissenschaftliche Studie war eine systematische Suche auf Internetseiten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach politischen Dokumenten aus vier Bereichen der Gesundheitsförderung: Bewegung, Ernährung, Tabak- und Alkoholprävention. Die identifizierten Dokumente wurden von Referentinnen und Referenten des WHO-Regionalbüros für Europa hinsichtlich ihrer Relevanz validiert, bevor deren Inhalt mit quantitativen und qualitativen Methoden analysiert wurde.

Die Analyse zeigt, welche politischen Instrumente von der WHO am häufigsten in den vier Bereichen der Gesundheitsförderung empfohlen werden. Dabei wurde deutlich, dass in der Tabak- und Alkoholprävention häufiger regulatorische und ökonomische/fiskalische Instrumente verwendet werden, während „weichere“ Instrumente (z.B. Empfehlungen) bei der Förderung von Bewegung und einer gesunden Ernährung dominieren.

Die Ergebnisse dieser Studie wurden in der folgenden Publikation veröffentlicht:

Gelius, P., Messing, S., Tcymbal, A., Whiting, S., Breda, J. & Abu-Omar, K. (2021). Policy Instruments for Health Promotion: A Comparison of WHO Policy Guidance for Tobacco, Alcohol, Nutrition and Physical Activity. International Journal of Health Policy and Management. https://doi.org/10.34172/ijhpm.2021.95

DSS analysiert Politik zur Bewegungsförderung in Deutschland

Gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie BIPS (Bremen) und der Universität Limerick (Irland) analysierten Forscher des Departments für Sportwissenschaft und Sport die Politik zur Bewegungsförderung in Deutschland. Die Kooperation entstand im Rahmen des Projekts PEN (Policy Evaluation Network), an dem 28 Forschungseinrichtungen aus acht Ländern beteiligt sind.

Ziel der Studie war, die politischen Anstrengungen zur Bewegungsförderung in Deutschland in einem systematischen Überblick darzustellen. Hierzu wurde ein Policy-Audit-Tool der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwendet. Datenquellen waren neben Erhebungen der WHO für das Physical Activity Monitoring Framework der Europäischen Union auch eigene Recherchearbeiten sowie eine Befragung von Expertinnen und Experten.

Die Ergebnisse der Studie zeigen das Spektrum der für Bewegungsförderung relevanten Akteure und bieten einen Überblick über aktuelle politische Maßnahmen sowie die Bereiche Surveillance, Evaluation und finanzielle Förderung. Darüber hinaus identifizieren sie wichtige Erfolge der aktuellen deutschen Politik sowie bestehende Herausforderungen.

Eine detaillierte Beschreibung der Ergebnisse sowie eine Einordnung der Politik Deutschlands in den internationalen Vergleich wurden kürzlich in dem folgenden wissenschaftlichen Artikel veröffentlicht:

Messing, S., Forberger, S., Woods, C., Abu-Omar, K. & Gelius, P. (2021). Politik zur Bewegungsförderung in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt. https://doi.org/10.1007/s00103-021-03403-z

Workshop „Covid-19 und Bewegung“ durch das WHO Kooperationszentrum für Bewegung und Public Health in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e.V.

Auch wenn das Pandemiegeschehen abnimmt und ein weiterer Lockdown derzeit unwahrscheinlich erscheint: die Covid-19-Pandemie wirkt in der Bevölkerung nach. Ein paar Pfunde mehr auf der Waage, das Abo im Fitnessstudio gekündigt, wieder mit dem Auto zur Arbeit. Viele Menschen haben sich in den letzten 18 Monaten weniger bewegt. Für die kommunale Gesundheits- und Bewegungsförderung stellt sich nun die Frage nach den konkreten Auswirkungen von Covid-19 auf das Bewegungsverhalten: welche Bevölkerungsgruppen sind besonders betroffen? Mit welchen Strategien könnte es gelingen,  den Menschen (wieder) einen Zugang zu mehr Bewegung im Alltag zu ermöglichen?
Mit dem Workshop des WHO-Kooperationszentrums für Bewegung und Public Health an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern möchten wir am Dienstag, den 09. November 2021 von 10:00-12:00 Uhr gemeinsam mit Ihnen diese Themen aufgreifen. Seien Sie dabei!
Die Teilnahme an dem Workshop via Zoom ist kostenlos. Um eine Voranmeldung per Email an maike.till@fau.de wird gebeten.