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Informationen des Department für Sportwissenschaft und Sport

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Fachforum VERBUND beim Kongress Armut & Gesundheit – 05.-06.03.2024 in Berlin

Kurzbericht zum Fachforum VERBUND

Beim Kongress „Armut und Gesundheit“ 2024 stand die „Verbreitung und kooperative Umsetzung kommunaler Bewegungsförderung (VERBUND)“ im Mittelpunkt eines spannenden Fachforums. Dabei wurden nicht nur innovative Ansätze und aktuelle Modellprojekte vorgestellt, sondern auch intensiv über Herausforderungen und Erfolge kommunaler Bewegungsförderungsstrategien diskutiert. Besonders beleuchtet wurden die unterschiedlichen Erfahrungen mit der Entwicklung umfassender Gesamtstrategien zur Bewegungsförderung in den Kommunen vor Ort sowie das Thema Partizipation.

Partizipation als Schlüssel für nachhaltige Bewegungsförderung

Über die Bedeutung partizipativer Ansätze zur Bewegungsförderung vor Ort berichteten drei Akteur:innen aus den VERBUND-Modellkommunen. Jana Ziemainz aus Erlangen stellte den Ansatz „Erlangen in Bewegung – Büchenbach auch!?“ vor und betonte, wie wichtig politische Unterstützung und die Einbindung von Kooperationspartnern sind, um zielgruppenspezifische Maßnahmen effektiv umzusetzen. Dr. Monika Grillenberger vom Landkreis Karlsruhe stellte mit der Photovoice-Methode eine innovative Möglichkeit vor, „bewegungsferne“ Kinder und Jugendliche aktiv in die Planung von Bewegungsangeboten einzubeziehen. Die Methode ermöglicht es, die Stimmen und Bedürfnisse der Zielgruppe sichtbar zu machen und direkt in die Gestaltung von Projekten einfließen zu lassen. Stephan Schikorra aus dem Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf berichtete von seinen Erfahrungen mit „Partizipation mal anders“ und der Herausforderung, eine bezirksweite Bewegungsförderungsstruktur unter Einbindung verschiedener Verwaltungsebenen zu etablieren.

Gesamtstrategien zur kommunalen Bewegungsförderung

Die Entwicklung und Umsetzung von Gesamtstrategien standen im Mittelpunkt der Beiträge von vier weiteren Vertretern aus den Modellkommunen. Lars Marx von der Senatsverwaltung für Inneres und Sport in Berlin stellte die Herausforderungen und Chancen bei der Entwicklung einer einheitlichen Bewegungsstrategie für die Hauptstadt vor. Er betonte, wie wichtig es ist, bewegungsfreundliche Lebensbedingungen zu schaffen und die Ziele einer gesundheitsorientierten Bewegungsförderung in den verschiedenen Politikfeldern zu verankern. Patrizia Paplinski erläuterte die Integration verschiedener strategischer Planungsprozesse in Steglitz-Zehlendorf und unterstrich die Notwendigkeit verbindlicher Ansprechpartner und die Nutzung bestehender Netzwerke. Rasmus Nell aus Herne stellte das Kernprojekt „Herner Quartiere – Gesunde Lebenswelten“ vor, das den Fokus auf Sport und Bewegung in urbanisierten Gebieten legt und eine strategische Gesundheitsförderung anstrebt. Abschließend stellte Jessica Sell aus Frankfurt am Main das Konzept „Fit in Frankfurt (FiF)“ vor, das durch die Ausbildung von Bewegungslots:innen und die Schaffung von niedrigschwelligen Bewegungsangeboten direkt in den Stadtteilen charakterisiert ist.

Fazit

Die Vorträge und Diskussionen im Rahmen des Kongresses „Armut und Gesundheit“ haben eindrucksvoll gezeigt, dass die erfolgreiche Umsetzung kommunaler Bewegungsförderungsprojekte eine Kombination aus gezielter Partizipation und der Entwicklung durchdachter Gesamtstrategien erfordert. Die aktive Einbindung von Politiker:innen und gesellschaftlichen Akteur:innen, der Einsatz innovativer Methoden zur Identifizierung von Bedarfen und der Aufbau intersektoraler Kooperationen sind dabei wesentliche Elemente, um gesundheitliche Chancengleichheit adäquat anzugehen und Bewegung als festen Bestandteil des kommunalen Lebens zu etablieren.

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Capital4Health blickt auf acht erfolgreiche Jahre zurück

Am 28.09.2023 beendete der Forschungsverbund Capital4Health – „Handlungsmöglichkeiten für einen aktiven Lebensstil: ein Forschungsnetzwerk für interaktiven Wissensaustausch in der Gesundheitsförderung“ – seine Projektaktivitäten mit einer letzten Disseminierungsveranstaltung im Rahmen des Bayerischen Kongresses für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) in Würzburg.

Der Forschungsverbund wurde seit 2015 vom Department für Sportwissenschaft und Sport der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg koordiniert und beinhaltete Teilprojekte an den Universitäten Bayreuth, Regensburg und Würzburg sowie der Hochschule Coburg. Captal4Health wurde über das Gesundheitsforschungsprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF, Projektträger dlr) gefördert.

Im Rahmen der achtjährigen Laufzeit erforschte der Verbund die Entwicklung und Erforschung von Handlungsmöglichkeiten für aktive Lebensstile bei unterschiedlichen Altersgruppen und Multiplikatoren.

Die folgenden Ergebnisse aus Capital4Health wurden durch die Arbeit der verschiedenen Teilprojekte ermöglicht:

  • Erhöhung der Schrittzahl von Erzieher*innen und deren Kindergartenkindern
  • Stärkung der bewegungs- bzw. sportbezogenen Gesundheitskompetenz von Schüler*innen, Lehrer*innen und Auszubildenden
  • Strukturelle Verankerung von bewegungsbezogener Gesundheitskompetenz in staatlichen Curricula zur Ausbildung in der Pflege
  • Schaffung neuer Bewegungsmöglichkeiten für Männer im Setting Kommune, u.a. durch Entwicklung eines kostengünstigen Schnupperangebots durch die Sport-Card

Gewinnung übergreifender Erkenntnisse zu einer gelungenen Zusammenarbeit und insbesondere der Verwendung des Ansatzes der Kooperativen Planung in den verschiedenen Settings.

Zudem führte der Forschungsverbund Capital4Health zu:

  • acht abgeschlossenen Promotionen (und einer weiteren kurz vor dem Abschluss),
  • 45 veröffentlichten wissenschaftlichen Publikationen (mit noch einigen wenigen in Begutachtung oder in Arbeit),
  • einem Sonderheft in der Fachzeitschrift Health Promotion International mit Beiträgen des wissenschaftlichen Nachwuchses in Capital4Health,
  • ca. 70 Vorträgen auf wissenschaftlichen Konferenzen,
  • fünf Sitzungen des internationalen wissenschaftlichen Beirats (Prof. Dr. Thomas Abel, Prof. Dr. Matthias Bergmann, Prof. Dr. David Hunter, Prof. Dr. Maria Jansen, Prof. Dr. Abby King, Prof. Dr. Evelyne De Leeuw & Prof. Dr. Louise Potvin)
  • die Auszeichnung des PArC-AVE-Projekts mit dem IBK-Preis für Nachhaltigkeit,
  • einem aus der Projektarbeit hervorgegangenen Verein, Quib e.V., durch den auch weiterhin Coaches zur Begleitung von Kitas auf dem Weg zu bewegungsfreundlichen Einrichtungen (sog. QueB-Coaches) ausgebildet werden können, und natürlich
  • ein breites Forschungsnetzwerk, das sich hoffentlich auch in Zukunft in innovativen Projekten zur Förderung eines aktiven Lebensstils engagiert.

 Wir bedanken uns im Rahmen dessen bei allen Projektpartner*innen, Teilnehmer*innen an den Planungsgruppen, unserem wissenschaftlichen Beirat und allen wissenschaftlichen Akteuren, die Teil von Capital4Health waren.

Abschluss des ‚Early Career Development-Programms 2023‘ von HEPA Europe und WHO Europa

Im Rahmen des Early Career Development-Programms des HEPA Europe-Netzwerks und des WHO Regionalbüros für Europa konnte Dr. Maike Till in den letzten Monaten wertvolle Erfahrungen im internationalen Kontext sammeln und ihr Netzwerk im Feld der Bewegungsförderung maßgeblich erweitern.

In ihrem Forschungsprojekt analysierte sie Barrieren und Förderfaktoren bei der Umsetzung von Bewegungsförderungsprojekten in extrem ländlichen Gebieten. Hierfür führte sie insgesamt 13 leitfadengestützte Interviews mit lokalen Akteur*innen durch. Dabei erhielt sie kontinuierliche Unterstützung und Beratung von international anerkannten Wissenschaftler*innen wie Dr. Anna Chalkley (Vorsitzende des HEPA Europe-Netzwerks) sowie Vertretern der WHO (u.a. Stephen Whiting, Romeu Mendes und Adriana Pinedo).

Im Rahmen des Programmes bekam die Wissenschaftlerin auch die Gelegenheit zu einem zweitägigen Forschungsaufenthalt in Kopenhagen im Juli 2023. Dort stellte sie ihr Projekt im WHO-Regionalbüro für Europa vor und wurde für einen Kurzfilm zu ihrem Projekt interviewt (Video).

Ein weiterer Bestandteil des Early Career Development-Programms war die Einladung zur diesjährigen HEPA Europe-Konferenz in Leuven, Belgien, bei der sie auf der Hauptbühne ihr Projekt in Kürze vorstellen durfte. Dr. Maike Till sagt dazu: „Das war eine einmalige und wundervolle Erfahrung, seine Forschung vor so vielen renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vorzustellen.“