Vielfalt erleben in Marokko

Exkursion nach Marokko des Lehrstuhls Didaktik des Deutschen als Zweitsprache und dem Department für Islamisch-Religiöse Studien

Inhalt

Fés – die Zweite

Unser letzter Tag in Fès begann für die DIRS-Studierenden sehr gemütlich. Während sich die DiDaz-Studierenden auf den Weg zu einer marokkanischen Privatschule machten, frühstückte ein Teil von uns, während der andere Teil in der Altstadt von Fès einige Accessoires einkaufen konnten. Mittags besuchten wir den Kalligraphiekünstler Aziz Bennani in seiner Wohnung.

Bei Minztee und Gebäck berichtete er von seiner Arbeit als Künstler und stellte uns seine Werke, eine Mischung aus abstrakter Kunst und Kalligraphie, vor. Einige seiner Werke -vor allem die Großen- hingen an der Wand, während die Kleineren in Blöcken, Heften und ebenso in losen Blättern verzeichnet waren. Der Künstler erklärte, dass er schon immer vorhatte, seine Kalligraphie per Buchdruck zu veröffentlichen, jedoch sei eine Veröffentlichung aufgrund der qualitativen Anforderung an die unterschiedlichen Farbtöne zu teuer. Außerdem sei es zu schwierig diese „Farbmischungen“ in einer guten Auflösung wiederzugeben. Eines der Blöcke war bemerkenswert groß. Wir lernten, dass das Papier vom Block aus Indien stammt. Außerdem erklärte der Künstler, dass er seine Tinte aus einem speziellen Gewürz gewinnt, der nur in Marokko und eventuell auch in Algerien zu finden sei. Doch diese Tinte benutzt er nur zuweilen. Im Übrigen bedient er sich auch jener Farben, die in China produziert werden. Die Blicke sind auf den großen Block gerichtet. Gemeinsam bestaunten wir die verschiedenen Schriften, die je nach Kultureinfluss eine Änderung in Form und Stil aufweisen. So sind stark kursive Schriften, bei denen die Buchstaben eine Art „Tanz“, vielmehr noch einen „ekstasischen Zustand“ darstellen, eine Kalligraphie, die ein Hauch an persischer Kultur beinhalten. Der Kalligraph erzählt, dass Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen der persischen, türkisch-osmanischen und der irakischen Kalligraphie gibt. Außerdem ist zuweilen eine Kalligraphieschrift von einer bestimmten Kultur die Fortsetzung der Kalligraphieschrift einer Anderen, kurz: manche Schriften gleichen einem ,,Zweig“, der aus einem ,,Ast“ entspringt.


Der Künstler gab zu erkennen, dass eines seiner Schriften von einer französischen Künstlerin verfertigt wurde. In vielen Mystikveranstaltungen sei er gewesen und in eines der Ausstellungen traf er die Dame, um in jenes große Block auch ein Hauch von französischer Kunst und Vielfalt mit einzuschließen. Wir sind begeistert und fragen den Kalligraphen, ob wir seine Kunstwerke im DIRS ausstellen dürfen. Ebenfalls wollen wir ihm eine Plattform darbieten, in der er über seine Kunst sprechen kann. Wir erfahren, dass er aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Deutschland fliegen kann, jedoch möchte er gerne seine Werke mithilfe seines Bruders -der schon in der Orangerie zu Gast war- ausstellen. Neugierig wurde gefragt, was in den Kunstwerken zu lesen sei. Schnell erfuhren wir, dass einige Werke nur Buchstaben beinhalten, während andere Wörter wie „Ar-Rahman“, zu Deutsch: „der Barmherzige“ einen Namen Gottes, beziehungsweise eine Sure aus dem Koran darstellen. Ein anderes Werk ist eine Zusammenstellung eines Gedichtes. Die meisten Werke jedoch bestehen nur aus Buchstaben, die aber nicht bedeutugslos sind. Die Buchstaben sollen Wörter suggerieren und dies sei sehr simpel, da ein Wort meist aus zwei oder drei Wurzeln (also einpaar Buchstaben) besteht.
Z.B. genüge ein „H“, um Wörter wie „RaHman“ (Barmherzig) und „Hubb“ (Liebe) zu implizieren.
So ist es bemerkenswert zu sehen, wie durch gezielte Buchstabenwahl aus einer Mischung von einigen bedeutungslosen Buchstaben zahllose bedeutungtragende Wörter entstehen kann. Wir erfahren außerdem, dass die Werke, welche an der Wand hängen noch nicht fertig sind. Der Künstler möchte, dass die Hintergrundfarbe vollständig getrocknet ist. Erst dann kann er sie mit seinen Buchstaben verzieren.
Wohlmöglich spiegelt die immense Bedeutungsvielfalt aus den Buchstaben und die Tatsache, dass sie wie in Ekstase erscheinen die Innenwelt und den inneren Zustand des Kalligraphen, der offensichtlich gleicherart nicht fern von einer Ekstase zu sein scheint.

Nachdem der Kalligraph für fast jeden von uns Namensschildern in arabischer Sprache verfertigt hatte, machten wir mehrere Gruppenfotos und wir entschieden uns, eines der Werke zu kaufen.

-Berat und Michael

Der DiDaZ-Teil unserer Reisegruppe hatte heute die einmaligeGelegenheit in einer marokkanischen Privatschule zu hospitieren. In Marokko besuchen ca. 50% der Kinder eine Privatschule, die die besten Voraussetzungen für ein Studium an der Universität bieten. Wir durften sowohl am Unterricht der Grundschule (Lesen und Schreiben auf Arabisch –  2. Klasse, Mathematik – 6. Klasse) als auch am Englisch-  und Biochemieunterricht der Sekundarstufe teilnehmen. Der Unterricht findet sowohl auf Französisch als auch auf Arabisch statt. Besonders ist uns die kollegiale Beziehung zwischen Lehrern und Schülern aufgefallen. Die Schüler untereinander gingen ebenfalls ausgesprochen hilfsbereit und höflich miteinander um. Der Englischunterricht wurde konsequent auf Englisch durchgeführt und das hohe Sprachniveau hat uns sehr beeindruckt. Spannend zu beobachten war auch die gelebte Mehrsprachigkeit im Unterricht. In rasantem Tempo wurde in der mündlichen wie schriftlichen Unterrichtskommunikation zwischen Arabisch und Französisch hin und her gewechselt. Dazu gesellten sich immer wieder einige englische Ausdrücke.

Insgesamt werden wir an der Schule sehr herzlichen aufgenommen und betreut. Wir könnten uns vorstellen, dass ein längerer Aufenthalt, zum Beispiel im Rahmen eines Praktikums der Lehramtsausbildung, an dieser Schule für alle Seiten sehr gewinnbringend und lehrreich sein könnte.

Anschließend trafen wir uns mit Germanistik Studierenden von Frau Phd. Dr. Tahiri der Universität Fès, die bereits vor einem Jahr an der FAU Vorlesungen und Seminare gehalten hat. Wir bildeten Tandems und verbrachten zwei gemeinsame Stunden zusammen. Der kulturelle Austausch zu Themen wie Religion, Bildungssystem, Familie, Freizeit und Politik war äußerst spannend. In diesem Zusammenhang konnten wir auch ein paar Worte Arabisch lernen. So wir uns nun beispielsweise vorstellen: Salam alaikum, ana ismi Lisa! – Guten Tag, ich heiße Lisa! Die Zeit verging viel zu schnell, doch durch den Austausch von E-Mailadressen können wir auch zukünftig in Kontakt bleiben.

Leider verging auch dieser Tag sehr schnell, sodass wir uns auf den Weg machen mussten, da wir noch eine große Fahrt nach Casablanca vor uns hatten.

-Lisa und Lea