Vielfalt erleben in Marokko

Exkursion nach Marokko des Lehrstuhls Didaktik des Deutschen als Zweitsprache und dem Department für Islamisch-Religiöse Studien

Inhalt

Casablanca

Diesen letzten Tag unserer unglaublichen schönen und erlebnisreichen Reise verbrachten wir in Casablanca. Viele hatten ihre ganz eigenen Vorstellungen über die Stadt und so mancher träumte wohl davon Humphrey Bogart zu treffen. Jedoch wirkte sie erst einmal ernüchternd und wie eine sehr vielbeschäftigte Großstadt. Der erste Programmpunkt führte uns zur Hassan II Moschee, die drittgrößte Moschee der Welt. Sie beeindruckte nicht nur durch ihre Schönheit und handwerkliche Kunst, sondern auch durch das größte Minarett mit einer Höhe von 210 Metern. Dabei fand ein reger Austausch zwischen den beiden Lehrstühlen statt, da viele vorgestellten Gepflogenheiten erst Dank den Erklärungen durch Herrn Prof. Nekroumi und seine Studenten verständlich wurden.

       

 

Anschließend ging es weiter in die Medina. Dort genossen wir die letzten Sonnenstrahlen bei einem Kaffee und einem Millefeuille und anderen französischen Leckereien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gut gestärkt ging es auf den Souk, sodass die letzten Mitbringsel ausgehandelt werden konnten.

Nach einem traditionellem Mittagessen (die meisten entschlossen sich für Tajin), bei dem die Eindrücke der vergangenen Tage ausgetauscht und in Erinnerungen geschwelgt wurde, ging es weiter an die Küste Casablancas.

 

Manche Trauten sich sogar in das doch recht kalte Wasser und ließen den Tag bei einem Jus d‘ Orange ausklingen.

 

 

 

 

 

 

Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hotel ging es auch schon zum Flughafen. Alle waren sich einig wieder kommen zu wollen.

Ein ganz besonderer Dank gilt auch unserem Reiseführer Said, der uns nicht nur die schönsten Stellen Marokkos gezeigt, sondern auch eine unglaubliche Geduld all unseren unterschiedlichen  Wünschen gegenüber bewiesen hat, sowie es geschafft hat alle immer wieder auf den verwinkelten und engen Gassen des Souks zusammenzutreiben.

© Annie

Evelina

Fés – die Zweite

Unser letzter Tag in Fès begann für die DIRS-Studierenden sehr gemütlich. Während sich die DiDaz-Studierenden auf den Weg zu einer marokkanischen Privatschule machten, frühstückte ein Teil von uns, während der andere Teil in der Altstadt von Fès einige Accessoires einkaufen konnten. Mittags besuchten wir den Kalligraphiekünstler Aziz Bennani in seiner Wohnung.

Bei Minztee und Gebäck berichtete er von seiner Arbeit als Künstler und stellte uns seine Werke, eine Mischung aus abstrakter Kunst und Kalligraphie, vor. Einige seiner Werke -vor allem die Großen- hingen an der Wand, während die Kleineren in Blöcken, Heften und ebenso in losen Blättern verzeichnet waren. Der Künstler erklärte, dass er schon immer vorhatte, seine Kalligraphie per Buchdruck zu veröffentlichen, jedoch sei eine Veröffentlichung aufgrund der qualitativen Anforderung an die unterschiedlichen Farbtöne zu teuer. Außerdem sei es zu schwierig diese „Farbmischungen“ in einer guten Auflösung wiederzugeben. Eines der Blöcke war bemerkenswert groß. Wir lernten, dass das Papier vom Block aus Indien stammt. Außerdem erklärte der Künstler, dass er seine Tinte aus einem speziellen Gewürz gewinnt, der nur in Marokko und eventuell auch in Algerien zu finden sei. Doch diese Tinte benutzt er nur zuweilen. Im Übrigen bedient er sich auch jener Farben, die in China produziert werden. Die Blicke sind auf den großen Block gerichtet. Gemeinsam bestaunten wir die verschiedenen Schriften, die je nach Kultureinfluss eine Änderung in Form und Stil aufweisen. So sind stark kursive Schriften, bei denen die Buchstaben eine Art „Tanz“, vielmehr noch einen „ekstasischen Zustand“ darstellen, eine Kalligraphie, die ein Hauch an persischer Kultur beinhalten. Der Kalligraph erzählt, dass Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen der persischen, türkisch-osmanischen und der irakischen Kalligraphie gibt. Außerdem ist zuweilen eine Kalligraphieschrift von einer bestimmten Kultur die Fortsetzung der Kalligraphieschrift einer Anderen, kurz: manche Schriften gleichen einem ,,Zweig“, der aus einem ,,Ast“ entspringt.


Der Künstler gab zu erkennen, dass eines seiner Schriften von einer französischen Künstlerin verfertigt wurde. In vielen Mystikveranstaltungen sei er gewesen und in eines der Ausstellungen traf er die Dame, um in jenes große Block auch ein Hauch von französischer Kunst und Vielfalt mit einzuschließen. Wir sind begeistert und fragen den Kalligraphen, ob wir seine Kunstwerke im DIRS ausstellen dürfen. Ebenfalls wollen wir ihm eine Plattform darbieten, in der er über seine Kunst sprechen kann. Wir erfahren, dass er aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Deutschland fliegen kann, jedoch möchte er gerne seine Werke mithilfe seines Bruders -der schon in der Orangerie zu Gast war- ausstellen. Neugierig wurde gefragt, was in den Kunstwerken zu lesen sei. Schnell erfuhren wir, dass einige Werke nur Buchstaben beinhalten, während andere Wörter wie „Ar-Rahman“, zu Deutsch: „der Barmherzige“ einen Namen Gottes, beziehungsweise eine Sure aus dem Koran darstellen. Ein anderes Werk ist eine Zusammenstellung eines Gedichtes. Die meisten Werke jedoch bestehen nur aus Buchstaben, die aber nicht bedeutugslos sind. Die Buchstaben sollen Wörter suggerieren und dies sei sehr simpel, da ein Wort meist aus zwei oder drei Wurzeln (also einpaar Buchstaben) besteht.
Z.B. genüge ein „H“, um Wörter wie „RaHman“ (Barmherzig) und „Hubb“ (Liebe) zu implizieren.
So ist es bemerkenswert zu sehen, wie durch gezielte Buchstabenwahl aus einer Mischung von einigen bedeutungslosen Buchstaben zahllose bedeutungtragende Wörter entstehen kann. Wir erfahren außerdem, dass die Werke, welche an der Wand hängen noch nicht fertig sind. Der Künstler möchte, dass die Hintergrundfarbe vollständig getrocknet ist. Erst dann kann er sie mit seinen Buchstaben verzieren.
Wohlmöglich spiegelt die immense Bedeutungsvielfalt aus den Buchstaben und die Tatsache, dass sie wie in Ekstase erscheinen die Innenwelt und den inneren Zustand des Kalligraphen, der offensichtlich gleicherart nicht fern von einer Ekstase zu sein scheint.

Nachdem der Kalligraph für fast jeden von uns Namensschildern in arabischer Sprache verfertigt hatte, machten wir mehrere Gruppenfotos und wir entschieden uns, eines der Werke zu kaufen.

-Berat und Michael

Der DiDaZ-Teil unserer Reisegruppe hatte heute die einmaligeGelegenheit in einer marokkanischen Privatschule zu hospitieren. In Marokko besuchen ca. 50% der Kinder eine Privatschule, die die besten Voraussetzungen für ein Studium an der Universität bieten. Wir durften sowohl am Unterricht der Grundschule (Lesen und Schreiben auf Arabisch –  2. Klasse, Mathematik – 6. Klasse) als auch am Englisch-  und Biochemieunterricht der Sekundarstufe teilnehmen. Der Unterricht findet sowohl auf Französisch als auch auf Arabisch statt. Besonders ist uns die kollegiale Beziehung zwischen Lehrern und Schülern aufgefallen. Die Schüler untereinander gingen ebenfalls ausgesprochen hilfsbereit und höflich miteinander um. Der Englischunterricht wurde konsequent auf Englisch durchgeführt und das hohe Sprachniveau hat uns sehr beeindruckt. Spannend zu beobachten war auch die gelebte Mehrsprachigkeit im Unterricht. In rasantem Tempo wurde in der mündlichen wie schriftlichen Unterrichtskommunikation zwischen Arabisch und Französisch hin und her gewechselt. Dazu gesellten sich immer wieder einige englische Ausdrücke.

Insgesamt werden wir an der Schule sehr herzlichen aufgenommen und betreut. Wir könnten uns vorstellen, dass ein längerer Aufenthalt, zum Beispiel im Rahmen eines Praktikums der Lehramtsausbildung, an dieser Schule für alle Seiten sehr gewinnbringend und lehrreich sein könnte.

Anschließend trafen wir uns mit Germanistik Studierenden von Frau Phd. Dr. Tahiri der Universität Fès, die bereits vor einem Jahr an der FAU Vorlesungen und Seminare gehalten hat. Wir bildeten Tandems und verbrachten zwei gemeinsame Stunden zusammen. Der kulturelle Austausch zu Themen wie Religion, Bildungssystem, Familie, Freizeit und Politik war äußerst spannend. In diesem Zusammenhang konnten wir auch ein paar Worte Arabisch lernen. So wir uns nun beispielsweise vorstellen: Salam alaikum, ana ismi Lisa! – Guten Tag, ich heiße Lisa! Die Zeit verging viel zu schnell, doch durch den Austausch von E-Mailadressen können wir auch zukünftig in Kontakt bleiben.

Leider verging auch dieser Tag sehr schnell, sodass wir uns auf den Weg machen mussten, da wir noch eine große Fahrt nach Casablanca vor uns hatten.

-Lisa und Lea

Fés- ein Tag langt hier nicht…

Heute stand die Besichtigung der Altstadt von Fés, der nach Casablanca zweitgrößten Stadt Marokkos, auf dem Programm. Die Führung mit unserer Reiseleiterin Fatima begann vor den Toren des Präsidentenpalastes und führte uns über das Jüdische Viertel  zum früheren Wohnviertel der Angestellten des Königs, in dem sich heute Läden für weniger Wohlhabende befinden. In der Altstadt befinden sich zwei ehemalige Synagogen, die allerdings nicht mehr aktiv sind, weil  die Juden heute in der Neustadt leben.  Die Medina liegt in einem Tal, die umliegenden Berge dienten als natürlicher Schutz. Beeindruckend war die im neunten Jahrhundert nach Christus gebaute Abwasserkanalisation, die bis heute nicht erneuert oder restauriert werden musste.

Nach unserer Medinabesichtigung gaben uns verschiede traditionelle Handwerker einen Einblick in ihre Kunst, denn Fés gilt als die Hauptstadt des marokkanischen Handwerks. Wir konnten zusehen, wie aus Ton in vielen Arbeitsschritten die Mosaiksteinchen für die vielen Mosaikkunsthandwerke hergestellt werden, die wir überall in der Medina gesehen haben: die Tonerde wird von Hand geknetet, getrocknet, glasiert und zweimal gebrannt. Was wir zum Beispiel nicht wussten war, dass die meisten natürlichen Farben, die beim Töpfern verwendet werden, nach dem Brennen einen ganz anderen Farbton haben als vorher. Solche Farben haben wir genauso in der Weberei zum Färben der Stoffe gesehen, z.B. Pfefferminz für Grün und Henna für Rot.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die älteste Uni in der Medina wurde 859 n. Chr. von einer Frau gegründet. Sie ist heute noch eine theologische Universität, früher wurden dort viele unterschiedliche Fächer gelehrt, unter anderem Medizin und Philosophie.

In der Medina befindet sich außerdem eine Koranschule für Kinder, in der heutzutage nicht nur Koranverse gelernt, sondern die Kinder auch anderweitig auf die Schule vorbereitet werden. Jedes Stadtviertel hat zwei oder drei Moscheen und vor allem viele Bäcker, die ihrer Funktion als Nachrichtenquelle dem deutschen Friseur entsprechen. Ein spiritueller Höhepunkt war für uns der Besuch des Mausoleums des Stadtgründers von Fés Idris II. Am Ende der Führung haben sich einige ins Hotel zurückgezogen, die anderen sind noch etwas in der Stadt geblieben.

Nach einem langen Tag haben wir viel Neues gelernt, zum Beispiel wissen wir nun, dass das Spinnennetzmosaik am Tor des Königspalastes auf den Propheten Muhammed zurückgeht.

Jemina, Seyhan, Rabia

Rabat und Meknes – ein ereignisreicher Tag!

Zur Halbzeit unserer Marokko-Rundreise stand die Hauptstadt Rabat auf dem Programm. Sie wurde im 17. Jahrhundert von Jakub al-Mansur unter der Dynastie der al-Mohaden gegründet. Sie ist in zwei Teile gegliedert. Die neue Stadt „La ville nouvelle“ und die Altstadt „Medina“ mit ihren Koranschulen, bunten Souks und schönen Riads. Bei der Stadtführung durch die Medina konnte man einen Fahnenmast auf dem Minarett der Moschee sehen. Dieser hilft den taubstummen Menschen, durch eine weiße Fahne die während des Freitagsgebets gehisst wird, zu erkennen, wann die Gebetszeit der Gläubigen ist.

Einen beeindruckenden Ausblick auf die Stadt und auf den Atlantischen Ozean bot uns die Kasbah Oudaya (Festung). Obwohl Kasbahs eher in Südmarokko üblich sind, stellt diese ein wunderschönes Beispiel dar. Im Inneren wurde ein Garten im andalusischen Stil angelegt, welche der al-Hambra nachempfunden ist. Vertriebene Spanier legten diesen an um sich ihrer Heimat nahe zu fühlen. Die Kasbah wurde später als Urlaubsdomizil von Moulai Ismail genutzt.

 

Heute ist die Kasbah eine Stadt in der Stadt. Enge Gassen und blau-weiße Häuser bilden ein Stadtviertel mit ganz eigenem Charme. Die blau-weiße Farbe soll angeblich Mücken vertreiben. Hier wohnen reiche Marokkaner und einige Künstler. Außerdem besitzen Franzosen ca. 30% der Häuser. Heute ist es verboten Häuser in der Kasbah an Ausländer zu verkaufen, da man Angst hat, es könnte zu einem „Klein-Paris“ werden. Neben der Kasbah fließt der Fluss Bouregreg. Dieser Fluss hat seine Quelle im Mittleren Atlas und trennt die Stadt Rabat und ihre Schwesterstadt Sale bevor er in den Atlantischen Ozean mündet. Sale hat günstigeren Wohnraum als Rabat und so ergibt es sich, dass Sale die größere Stadt geworden ist, jedoch etwa 80% der Bewohner Sales in Rabat arbeiten. Diese können unteranderem mit der Straßenbahn über die Brücke, die Sale und Rabat verbindet, nach Rabat pendeln.

Einen weiteren Höhepunkt stellte das Mausoleum von Mohamed V dar. Er war sehr beliebt und galt als der Vater der Nation, daher wurde ihm 1971 auf dem prächtigen Platz, auf dem bereit Jakub al-Mansur im 12. Jahrhundert die größte Moschee des arabischen Raumes errichten wollte, ein Grabmal erbaut. Allerdings verstarb Jakub al-Mansur vor der Fertigstellung der Moschee. Es ist unüblich, dass der Nachfolger die Arbeit des Vorgängers vollendet, daher blieb die Moschee eine unfertige Moschee. Später wurde die unvollendete Moschee von einem Erdbeben zerstört.

Neben dem Mausoleum wurden ein Museum und eine Moschee errichtet. Dies ist die einzige Moschee,  die ohne Minarett gebaut wurde, da auf diesem Platz noch immer der Hasan-Turm der alten Moschee steht und der neuen Moschee als Minarett dient. Dieser Turm und der Al-Kutubia Turm in Marrakesch sowie der Khiralda in Sevilla in Andalusien gelten als die drei Schwestertürme.

Es ist beeindruckend, wie auf diesem Platz zwei Kulturen und somit zwei Epochen die alte Al-Muhaden und die aktuelle Alawiten Dynastie mit einer Zeitspanne von 800 Jahren dazwischen, aufeinander prallen.

Der zweite Teil unseres Tages brachte uns nach Meknes. Eine weitere der vier Königsstädte Marokkos, die im 17. Jahrhundert die Hauptstadt gewesen ist. Diese interessante Stadt ist umgeben von einem verhältnismäßig niederschlagsreichen und somit fruchtbaren Gebiet. Hier wachsen vor allem Weintrauben und Oliven, wofür die Stadt auch bekannt ist. Dementsprechend kann man den Namen der Stadt „Meknes“ nachvollziehen, da dieser in der Berbersprache „fruchtbar“ bedeutet.

Die Stadt unterteilt sich in drei Teile, das Königsviertel, die Neustadt, die 1920 von den Franzosen erbaut wurde und die Medina, welche wir gleich als erstes besichtigten. Unter der Medina kann man sich die Altstadt vorstellen, in welcher die bürgerliche Bevölkerung lebte und sich dem Handwerk widmete. Ganz im Gegenteil dazu das Königsviertel. Hier befanden sich die Elite sowie die Regierung.

Meknes ist die am stärksten befestigte Stadt Marokkos mit 40km Stadtmauer und riesigen verzweigten unterirdischen Gefängnisgängen, die sogar bis nach Rabat reichen sollen.

Im Königsviertel besichtigten wir ein beeindruckendes Monument, den Getreidespeicher. Dieser bot zu der damaligen Zeit einzigartige physikalische Neuheiten. Man errichtete ihn so, dass eine Durchschnittstemperatur von 14 Grad zu jederzeit herrscht.

Am Abend machten wir uns dann auf den Weg nach Fes und freuten uns schon auf eine spannende Stadtführung am nächsten Tag.

Eine Busfahrt, die ist lustig, eine Busfahrt, die ist schön…

…und laaaaaang!

Nach einem gemütlichen Frühstück im Hotel sind wir um 9.30 Uhr von Marrakech Richtung Rabat aufgebrochen. Nach fünf Stunden Fahrt hatten wir endlich die Hauptstadt von Marokko erreicht. Für heute standen keine weiteren Programmpunkte an, deswegen durften wir selbst entscheiden, wie wir jeweils den Nachmittag verbringen wollten. Mittagessen hatte für alle die oberste Priorität! Im Anschluss daran besuchte ein Teil der Gruppe die Nationalbibliothek, der andere Teil entschied sich für einen ausgiebigen Stadtbummel mit regelmäßigen Kaffee- und Teepausen.

Nachdem morgen eine Führung durch die Altstadt Rabats ansteht, wollten wir heute vor allem die Neustadt erkunden. Wir fanden uns inmitten vieler Menschen, lauten Verkehrs und bunter Gassen wieder.

 

In der Neustadt konnten wir auch das marokkanische Parlament von außen betrachten. Gegenwärtig wird Marokko zentralistisch regiert. Es gibt allerdings Bestrebungen ein föderales System einzuführen, um so die einzelnen Regionen des Landes politisch zu stärken. Zwar gibt es in Marokko demokratisch gewählte Politiker, ein Großteil der Macht liegt jedoch beim König.

 

 

 

 

 

 

 

Nach dem Trubel der Neustadt genossen wir die ruhige Atmosphäre auf einem riesigen Friedhof mit Blick aufs Meer. Auch die nahegelegenen Gassen empfanden wir als deutlich entspannter als die Gegend rund um das Regierungsgebäude.

 

 

 

 

 

 

 

 

Besonders spannend war ein Fund, den wir in einem Buchladen gemacht haben: Ein Bilderbuch, das sowohl auf Französisch als auch auf Arabisch erschienen ist. Das Faszinierende an diesen Büchern ist, dass die Bilder sich durch das Aneinanderhalten der Bücher ergänzen. Dies geschieht ganz natürlich, weil die französische Variante von links nach rechts, die arabische Variante andersherum, gelesen wird. Außerdem können so die zwei Sprachen direkt miteinander verglichen werden.

Da es in den bisherigen Blogeinträgen meistens um die Geschichte und Besonderheiten der Städte ging, geben wir heute ein paar kulinarische Eindrücke.

Ein landestypisches Gericht in Marokko nennt sich Tajine. Hierbei handelt es sich um eine Speise, die in einem Tonteller mit einem zylinderförmigen Deckel über einer offenen Flamme zubereitet wird (ähnlich dem Römertopf in Deutschland). Das enthaltene Fleisch (z.B. Lamm oder Huhn) und Gemüse wird auf diese Art geschmort – das Fleisch wird so besonders zart und aromatisch.

Das bunte Treiben auf den Straßen lässt sich bei einer Tasse Kaffee oder Tee ausgezeichnet beobachten und wird nie langweilig. Zur kleinen Stärkung zwischendurch findet man in den vielen Patisserien eine große Auswahl an aufwendig gebackenen und köstlichen Leckereien.

 

 

 

 

 

 

 

Samira und Lea

Essaouira – durch die Steppe zum Atlantik

Unser heutiger Weg führte uns vorbei an kleinen Olivenhainen und Honigmelonenfeldern durch die Haouz-Ebene, die besonders für den Gersten- und Weizenanbau bekannt ist. Kaum zu glauben, dass mit den einsetzenden Regenfällen im Oktober hier ausreichend Getreide für die Bevölkerung der Region vorhanden sein wird.

Sowohl die Landschaft wie auch die Architektur veränderten sich und ließen bereits eine halbe Stunde vor unserer Ankunft die Schönheit Essaouiras erahnen. Einen kleinen Fotostop machten wir auch. Jedoch spielten nicht wir, sonder eine Hand voll Ziegen die Hauptrolle – nur eine Touristenattraktion?!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein paar Kilometer weiter konnten wir in einer sogenannten Kooperative, die für die Region typischen Arganölprodukte erwerben. Unter einer Kooperative versteht man eine Art Verein, bei dem das erwirtschaftete gleichmäßig unter allen Mitarbeitern aufgeteilt wird. Besonders interessant war die traditionelle Arganölproduktion und der dazu dargebotene Willkommensgesang – YouYou.

 

 

 

 

 

 

 

 

Nun erfuhren wir auch, dass die Arganölproduktion früher Hand in Hand zwischen Mensch und Tier von statten ging. Die Ziegen fraßen dabei das Kernäußere und die Frauen verarbeiteten anschließend die Kerne zu Arganöl.

Wind, eine salzige Meeresbrise und unsere heutige Reisebegleiterin Rashida empfingen uns in Essaouira.

 

 

 

 

 

 

 

Die vielen Fischerboote bestaunend begaben wir uns durch den im 16. Jhd. erbauten Torbogen. Da die Stadt (ehemals Mogador) einst den Fluten zum Opfer fiel, musste sie unter Mohammed III. wieder aufgebaut werden und bekam den neuen Namen Essaouira. Daher sind auf dem Torbogen drei Halbmonde für Mohammed dargestellt und der Davidstern, der in diesem Fall nicht für das Judentum steht, sondern die Willkommenskultur gegenüber allen ethischen Völkern symbolisieren soll.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Beim Betreten der Medina fallen unweigerlich die vielen Katzen auf, die für die Bewohner des Dorfes fast heilig sind, da sie das durch Pest und andere Plagen gebeutelte Dorf von den Ratten befreit hatten. Auf dem Weg in das Herz der Medina führte uns Rashida an vielen kleinen Fischständen und Cafès vorbei, darunter auch ihr Lieblingscafè. Zwinkert merkte sie an: „Ich habe süße Zähne, wie jeder Marokkaner. Es ist überhaupt ein Wunder, dass wir Zähne haben.“

Auf unserer Erkundungstour fielen uns die oft handwerklich ausgearbeiteten Türen, beziehungsweise Eingänge auf. Diese typisch marokkanischen Türen lassen eine Vermutung über den sozialen Status, jedoch nicht über die ethische Zugehörigkeit der Bewohner zu. Immer wieder begegneten uns in den schmalen Gassen spielende, sich gegenseitig mit Wasser übergießende Jungen, die auch keinen Halt vor Professoren machten. Dieser Brauch symbolisiert das „sich  Reinschwaschen“  zu Beginn des neuen jüdischen Jahres. Einen weiteren Bestandteil stellen die mit Schafsfell bezogenen Trommeln dar, mit denen die Kinder lautstark musizierend durch die verwinkelten Gassen flitzen. Das Geheimnis eben dieser Trommeln, denen wir bereits gestern auf dem Souk in Marrakech begegnet sind, konnten wir nun dank der Erklärung lüften.

 

Am schönsten Aussichtspunkt Essaouiras, einem Turm der alten Stadtmauer am Hafen mit unverstelltem Blick auf das malerische Fischerdorf,  beendeten wir  die Tour und verabschiedeten uns von Rashida.

 

 

 

 

 

 

Mit knurrenden Mägen begaben wir uns in kleinen Gruppen auf die Nahrungssuche. Mutig mischten wir uns unter die essaouirischen Fischer am Hafen und entdeckten ein kleines „Restaurant“. Restaurant definiert sich hier wie folgt:

 

 

 

 

 

 

Nach harten Verhandlungen, gelang es uns für die 13-köpfige Teilgruppe einen Platz zu ergattern und einen guten Preis für eine unfassbare Menge Dorade, Kalamari, Sardinen, Brot und Oliven zu erzielen. Guter Dinger und um eine kulturelle Erfahrung reicher, schlenderten wir noch durch die Stadt und am wundervollen Strand entlang, bevor wir wieder die lange Heimfahrt antraten. Ein ereignisreicher Tag neigt sich dem Ende zu.

 

Annemarie und Evelina

 

 

Marrakech- ein Ort, der vereint

Heute war unser erster voller Tag in Marokko. Marrakech war dabei die perfekte Stadt um die ersten Eindrücke zu sammeln. Begleitet von Moustafa, unserem Guide für den Tag, haben wir sowohl einen Einblick in die neue als auch die alte Stadt von Marrakech erhalten.

Die erste Sehenswürdigkeit, die wir bereits vom Reisebus aus sehen konnten, war das Wahrzeichen Marrakechs: das Minarett La Koutoubia. Interessant ist, dass es wegen dem Minarett verboten ist in Marrakech Häuser zu bauen, die höher als dieses sind. Das Minarett soll nämlich in der Stadt herausstechen. Die Gebäude an sich sind ausschließlich lehmfarben, da es aufgrund der umgebenden Gebirge am besten zum Stadtbild passt.

Mit dem Bus kamen wir dann zum jüdischen Viertel. Dort begann unsere fünfstündige Tour durch die kleinen Gassen Marrakechs. Neben den typischen Ständen mit bunten Gewürzen, handgemachten Taschen,  Schmuck, Teppichen und unterschiedlichen Souvenirs gibt es zahlreiche regionale Lebensmittel, die wir jedoch nicht alle probierten. Neben ganz viel Obst und Gemüse, kann man auch Fleisch, Fisch, Gebäck und andere Süßigkeiten kaufen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem Markt war somit für alle aus unserer Gruppe etwas Interessantes dabei. Da der Markt an sich gefühlt so groß ist wie eine ganze Stadt und aufgebaut ist wie ein Labyrinth, haben wir dort ohne Probleme einige Stunden verbringen können. An jeder Ecke warteten neue Eindrücke und Gerüche. Doch es stand ein straffes Programm an, sodass wir uns weiter auf die spannende Reise durch Marrakech begaben.

Der Bahia Palast, eines der wahrscheinlich prächtigsten Bauten zeigte sich uns von seiner schönsten Seite. Erbaut wurde der Palast vom Großwesir Si Moussa während der Alawidenzeit im Jahr 1867. Nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch die verschiedenen Räume, Gärten und vor allem durch deren Konstruktion und Kunsthandwerk konnte der Palast einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

 

 

 

 

 

 

 

Nach einer kleinen Teepause, die alle nach der erlebnisreichen Tour nötig hatten, besuchten wir die Koranschule, die uns in ihren Bahn zog. Ebenso wie der Palast zuvor beieindruckte uns die durchdachte Konstruktion und die Schönheit der Handarbeit.

Danach führte uns Moustafa durch die vielen verwinkelten Gassen zu einem gemeinsamen Mittagessen, dieses markierte auch den Abschluß einer Tour durch Marrakech, wie sie ereignisreicher nicht hätte sein können.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schließlich trennten sich unsere Wege auf dem großen Marktplatz. Einige verbrachten den Nachmittag damit, noch einmal gemütlich durch die Gassen zu schlendern und mit den einheimischen Verkäufern um die Preise der Gewürze und Souvenirs zu feilschen, manche begaben sich zu den angelegten Gärten von Yves Saint Lauren, dem Jardin Majorelle, und andere entschieden sich dazu, den Tag  am Hotelpool ausklingen zu lassen.

 

 

 

 

 

 

 

Am späten Abend kamen viele wieder auf der Terrasse des Hotels zusammen, auf der man sich über den Nachmittag austauschen und das Nachtleben Marrakechs beobachten konnte.

Marrakech hat uns alle in seiner Vielfalt überrascht und uns perfekt auf den Rest der Reise eingestimmt. Wir freuen uns auf die kommenden Tage und sind gespannt auf die vielen neuen Eindrücke.

Julia, Viktoria und Evelina

 

Ankunft in 1001 Nacht

08:00 Uhr morgens, Nürnberg Hauptbahnhof. Es ist eher grau, die Jacke macht man eher zu. Der ICE nach München braucht nur eine Stunde, aber die S-Bahn vom Hauptbahnhof München zum Flughafen braucht eigentlich noch mal genauso lang. Und die gleiche Zeit benötigen wir auch am Flughafen noch mal, um durch Check-In, Security und Passkontrolle zu kommen. Der Flug nach Marrakesch nochmal drei Stunden mit leckerem Hühnchen als Mittagessen. Aber in vielen Ländern zählt Hühnchen ja zu den vegetarischen Speisen. Ankunft in Marrakesch, die Passkontrolle dauert mindestens noch mal so lang wie Check-In, Security und Passkontrolle in MUC zusammen. Endlich dann das Gepäck geholt, erstes Geld abgehoben oder gewechselt und dann sieht man erstmal, wer alles bei dem Reiseleiter mit dem Schild „STA Travel“ steht. Viel mehr Menschen als erwartet.

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Wetter ist zum Glück besser: 35°C und ziemlich trocken. Mit dem Bus geht es ab ins Hotel, das erfreuelicherweise direkt im Herzen der Neustadt liegt.

Zimmeraufteilung – Doppelzimmer für jeden, also heißt es Partnersuche für die Woche. Nach Verteilung der Zimmerschlüssel kurzes Frischmachen, bevor es zum Willkommens-Meeting geht. Dort stellt sich zunächst Said, unser Reiseleiter vor. Er ist seit 14 Jahren Reiseleiter, spricht gut Deutsch und ist Berber. Von 34 Millionen Marokkanern sind wohl 20 Millionen Berber, die sich in Nord-, Süd- und „Mittel“-Berber aufteilen. Eine genaue Feststellung, wer Berber oder Araber ist, ist jedoch kaum möglich, da sich die Volksgruppen schon seit hunderten von Jahren mischen, und für die Marokkaner ist das auch selten relevant. Die Route für unsere Woche ist gut geplant:

Nach der Besichtigung von Marrakesch geht es für einen Tagesausflug an die Küstenstadt Essaouira, anschließend in die Hauptstadt Rabat und dann weiter über Meknes nach Fes und zum Abschluss noch nach Casablanca. Unsere Gruppe besteht aus DIRS-Studenten (Department Islamisch-Religiöse Studien), DiDaz-Studenten (Didaktik des Deutschen als Zweitsprache) und DiDaz-Doktorantinnen sowie den Professoren Nekroumi und Michalak. Es gibt also nicht nur Potential eine fremde Kultur, sondern auch Menschen aus einem fremden Lehrstuhl kennenzulernen. Nach der Willkommens-Runde ist der Abend frei zur persönlichen Gestaltung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine Gruppe wandert direkt zum Djemaa el-Fna, vorbei am Wahrzeichen von Marrakesch, der Koutoubia, dem höchsten Minarett von Marrakesch.

Auf dem Platz Djemaa el-Fna erwartet uns das bunte Leben Marokkos.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Künstler, Geschichtenerzähler, Musiker, Tierbändiger u.v.m. stehen bereit um den Touristen zu erfreuen. Gerade die Tierbändiger erscheinen uns etwas fremdartig: man bekommt Schlangen um den Hals gehangen oder Affen (mit und ohne Windeln) auf den Arm gesetzt. Verkauft werden aber auch eingefärbte, lebendige Küken und Schildkröten von 2cm-10cm. Essen gibt es im Überfluss, genauso wie Menschen, die uns dieses energisch anpreisen. Letztendlich entscheiden wir uns für frisch gegrilltes Mixed Kebab, Mixed Fish und Mixed Vegetables.

Wir werden mehr als satt. Auf dem Heimweg wagen wir uns sogar an den lokalen öffentlichen Nahverkehr und finden den richtigen Bus, der uns direkt vor dem Hotel wieder ausspuckt. Gelungener erster Abend!

Kirstin, Lisa und Jonathan

Holen Sie sich ein Stück von Marokko nach Hause

Unter der Leitung von Prof. Dr. Magdalena Michalak und Prof. Dr. Mohammed Nekroumi findet erstmalig eine Exkursion vom 29.09.- 07.10.17 nach Marokko statt. Dabei führt uns unsere Route von Marrakesh, über Essaouira, Rabbat, Meknes, Fés nach Casablanca. Auf dem Programm stehen das Kennenlernen verschiedener Kulturstätten sowie der Austausch über Kultur, Sprache und Religion in diesem Land. Dazu werden wir die Universitäten an den genannten Orten besuchen und mit Kollegen und Studierenden vor Ort diskutieren. Im Blog https://blogs.fau.de/marokko/ können die einzelnen Wegstationen der Exkursion hautnah mitverfolgt werden.