Vielfalt erleben in Marokko

Exkursion nach Marokko des Lehrstuhls Didaktik des Deutschen als Zweitsprache und dem Department für Islamisch-Religiöse Studien

Inhalt

Rabat und Meknes – ein ereignisreicher Tag!

Zur Halbzeit unserer Marokko-Rundreise stand die Hauptstadt Rabat auf dem Programm. Sie wurde im 17. Jahrhundert von Jakub al-Mansur unter der Dynastie der al-Mohaden gegründet. Sie ist in zwei Teile gegliedert. Die neue Stadt „La ville nouvelle“ und die Altstadt „Medina“ mit ihren Koranschulen, bunten Souks und schönen Riads. Bei der Stadtführung durch die Medina konnte man einen Fahnenmast auf dem Minarett der Moschee sehen. Dieser hilft den taubstummen Menschen, durch eine weiße Fahne die während des Freitagsgebets gehisst wird, zu erkennen, wann die Gebetszeit der Gläubigen ist.

Einen beeindruckenden Ausblick auf die Stadt und auf den Atlantischen Ozean bot uns die Kasbah Oudaya (Festung). Obwohl Kasbahs eher in Südmarokko üblich sind, stellt diese ein wunderschönes Beispiel dar. Im Inneren wurde ein Garten im andalusischen Stil angelegt, welche der al-Hambra nachempfunden ist. Vertriebene Spanier legten diesen an um sich ihrer Heimat nahe zu fühlen. Die Kasbah wurde später als Urlaubsdomizil von Moulai Ismail genutzt.

 

Heute ist die Kasbah eine Stadt in der Stadt. Enge Gassen und blau-weiße Häuser bilden ein Stadtviertel mit ganz eigenem Charme. Die blau-weiße Farbe soll angeblich Mücken vertreiben. Hier wohnen reiche Marokkaner und einige Künstler. Außerdem besitzen Franzosen ca. 30% der Häuser. Heute ist es verboten Häuser in der Kasbah an Ausländer zu verkaufen, da man Angst hat, es könnte zu einem „Klein-Paris“ werden. Neben der Kasbah fließt der Fluss Bouregreg. Dieser Fluss hat seine Quelle im Mittleren Atlas und trennt die Stadt Rabat und ihre Schwesterstadt Sale bevor er in den Atlantischen Ozean mündet. Sale hat günstigeren Wohnraum als Rabat und so ergibt es sich, dass Sale die größere Stadt geworden ist, jedoch etwa 80% der Bewohner Sales in Rabat arbeiten. Diese können unteranderem mit der Straßenbahn über die Brücke, die Sale und Rabat verbindet, nach Rabat pendeln.

Einen weiteren Höhepunkt stellte das Mausoleum von Mohamed V dar. Er war sehr beliebt und galt als der Vater der Nation, daher wurde ihm 1971 auf dem prächtigen Platz, auf dem bereit Jakub al-Mansur im 12. Jahrhundert die größte Moschee des arabischen Raumes errichten wollte, ein Grabmal erbaut. Allerdings verstarb Jakub al-Mansur vor der Fertigstellung der Moschee. Es ist unüblich, dass der Nachfolger die Arbeit des Vorgängers vollendet, daher blieb die Moschee eine unfertige Moschee. Später wurde die unvollendete Moschee von einem Erdbeben zerstört.

Neben dem Mausoleum wurden ein Museum und eine Moschee errichtet. Dies ist die einzige Moschee,  die ohne Minarett gebaut wurde, da auf diesem Platz noch immer der Hasan-Turm der alten Moschee steht und der neuen Moschee als Minarett dient. Dieser Turm und der Al-Kutubia Turm in Marrakesch sowie der Khiralda in Sevilla in Andalusien gelten als die drei Schwestertürme.

Es ist beeindruckend, wie auf diesem Platz zwei Kulturen und somit zwei Epochen die alte Al-Muhaden und die aktuelle Alawiten Dynastie mit einer Zeitspanne von 800 Jahren dazwischen, aufeinander prallen.

Der zweite Teil unseres Tages brachte uns nach Meknes. Eine weitere der vier Königsstädte Marokkos, die im 17. Jahrhundert die Hauptstadt gewesen ist. Diese interessante Stadt ist umgeben von einem verhältnismäßig niederschlagsreichen und somit fruchtbaren Gebiet. Hier wachsen vor allem Weintrauben und Oliven, wofür die Stadt auch bekannt ist. Dementsprechend kann man den Namen der Stadt „Meknes“ nachvollziehen, da dieser in der Berbersprache „fruchtbar“ bedeutet.

Die Stadt unterteilt sich in drei Teile, das Königsviertel, die Neustadt, die 1920 von den Franzosen erbaut wurde und die Medina, welche wir gleich als erstes besichtigten. Unter der Medina kann man sich die Altstadt vorstellen, in welcher die bürgerliche Bevölkerung lebte und sich dem Handwerk widmete. Ganz im Gegenteil dazu das Königsviertel. Hier befanden sich die Elite sowie die Regierung.

Meknes ist die am stärksten befestigte Stadt Marokkos mit 40km Stadtmauer und riesigen verzweigten unterirdischen Gefängnisgängen, die sogar bis nach Rabat reichen sollen.

Im Königsviertel besichtigten wir ein beeindruckendes Monument, den Getreidespeicher. Dieser bot zu der damaligen Zeit einzigartige physikalische Neuheiten. Man errichtete ihn so, dass eine Durchschnittstemperatur von 14 Grad zu jederzeit herrscht.

Am Abend machten wir uns dann auf den Weg nach Fes und freuten uns schon auf eine spannende Stadtführung am nächsten Tag.