Twitter-Feeds in Webseiten integrieren? Besser nicht.

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Uns erreichen öfters Anfragen, ob wir Möglichkeiten anbieten, Twitter-Feeds automatisch in Webseiten zu integrieren.

Zunächst zur technischen Problematik

Leider haben wir keine Lösung für das Problem, die dauerhaft funktioniert: Twitter hat in der Vergangenheit mehrmals verschiedene Ansätze, die ein Einbinden ohne datenschutzrechtlich problematisches Tracking ermöglicht, bewusst durch Änderungen seiner APIs verhindert.
Aktuell gibt es zwar wieder einen neuen Ansatz, der hier Abhilfe versucht, jedoch ist dieser nicht allgemein einsetzbar, sondern verlangt von den Anwendern die individuelle Registrierung der jeweiligen API. In dem Fall kann dann ein Skript genutzt werden, das die Feeds aus Twitter ausließt und sie (mit oder ohne Zwischenspeicherung über einen Proxy-Server) dann auf der Webseite bereitstellt.
Der Haken daran ist, dass mit Blick auf die vorherigen Verfahren niemand sagen kann, wie lang dies dieses mal gut geht. Zum anderen aber muss hierfür ein eigenen Server betrieben werden, auf dem das Skript läuft und die Twitterdaten eines Twitteraccounts zwischengespeichert werden. Dieses Skript und der Server muss hierzu auch die jeweils individuelle Authentifizierung und Freigabe von dem zugriffsberechtigten Accountbetreiber bekommen. Dies können wir als Webteam nicht übernehmen. Im einzelnen Fall ist dies machbar, wenn man einen eigenen Server betreibt. Für eine Dienstleistung für viele Websites jedoch ist dies durch das RRZE derzeit nicht zu machen.
Kurzum: Die einzige dauerhafte, technisch funktionierende Lösung verwendet die Möglichkeit, die Twitter selbst anbietet:
Die Einbindung über einen Frameset bzw. über JavaScript.
Diese Lösung ist jedoch datenschutzrechtlich nicht tragbar und daher für Einrichtungen des öffentlichen Dienstes nicht zulässig.

Ein anderer Haken besteht darin, dass Twitter die in einem Tweet enthaltenen Links automatisch umschreibt und über einen eigenen ShortURL-Service leitet. Dies wiederum sorgt für ein weiteres, unerwünschtes Tracking derjenigen, die den Link anklicken.
Twitter weiß also wer welchen Link anklickt, wie oft dies geschieht und wohin der geht. (Siehe hierzu auch den Artikel: Twitter SEO).
Als Webseite-Betreiber, der solche einzelnen Tweets oder Twitter-Streams anbietet und damit Twitter unterstützt, würden Sie für dieses Tracking rechtlich mithaften.

Es gibt jedoch andere zu beachtende Aspekte, die stärker ins Gewicht fallen.

Twitter-Feeds auf der Website bringen Ihnen mit Blick auf SEO-Massnahmen keinen Vorteil, sondern verschlechtern das Ranking bei Suchmaschinen: Der Inhalt wird nämlich entweder als Duplicate Content oder als Third Party Content deklariert. Im Bestfall wird der Content durch den Algorithmus des Suchmaschinenbetreibers ignoriert. In diesem Fall wird nur der restliche Content der Seite von der Suchmaschine gewertet. Wenn ein solcher denn existiert.
Im Worst Case hingegen führt dieser Twitter-Stream zu einer Abwertung der gesamten Seite.

Dies gilt nicht allein für Twitter, sondern auch für andere Feeds aus Social Media.
Allan Grinshtein, Product Designer von Facebook schrieb vor einiger Zeit zu der Frage, ob ein Einbindung von Twitter-Feeds Auswirkungen auf das SEO haben, folgendes:

Will including a Twitter feed on homepage help seo?

No, unless your homepage has a pagerank greater than 5, it will likely be more harmful than good. A sizable part of the pagerank formula is the ratio of inbound to outbound links. Linking back to your twitter feed, though it’ll be created with javascript widget, constitutes an outbound link.

Auch ist der Nutzen eines Twitter-Feed auf einer Website für die Leser ihrer Website von eher geringen Wert. Warum sollte jemand ihre Website besuchen um dort Tweets zu lesen, wo er es doch auch direkt machen könnte?
Durch die Kürze der Feeds ist der Content auch nicht geeignet um richtige Meldungen zu ersetzen. Davon abgesehen ist die Tonalität und die Form der Ansprache auf einer (erfolgreichen) Social Media Plattform eine ganz andere als die auf einer Website. Es wird daher immer zu einem Konflikt in Ansprache und Form für die Zielgruppen der Website geben. Kurz gesagt: Wollen Sie auf einer Website, die Seriösität und Sachlichkeit ausstrahlen soll, einen automatisierten Content darstellen, in der ein Social Media Manager mit in dem dortigen Medium angebrachten Charm und Witz Text schreibt und auf Fragesteller antwortet?

Von daher haben wir die ganz klare Empfehlung:
Binden Sie Twitter-Feeds nicht in Webseiten ein. Verlinken Sie Ihren Twitter-Account, genauso wie auch andere Social Media Accounts. Aber eine Einbindung ist nicht sinnvoll und schädigt mehr als dass es Vorteile bringt.