Bekämpfung der Bürokratie

Eine Bekämpfung der Bürokratie wird von Politikern und in der Wirtschaft  als ein zentrales Problem dargestellt. Man sagt aber nicht, was Bürokratie  ist, und man sagt somit auch nicht, wie sie bekämpft werden kann. Also ist eine Hilfe erforderlich. Das soll geschehen.

Bei  Wikipedia lesen wir:

„Bürokratie (deutsch „Herrschaft der Verwaltung“) ist eine staatliche oder nicht-staatliche Verwaltung, die durch klare Hierarchien, Entscheidungen nach Gesetz und Vorschriften und geplantem Verwaltungshandeln innerhalb festgelegter Kompetenzen gekennzeichnet ist.“

Das klingt sehr schön.  Man sagt aber nicht, dass Bürokratie durch ein Berichtswesen (reporting system) realisiert wird. Und wenn z.B.  ein Landwirt neben seiner Buchhaltung und Steuererklärung als Bericht auch  noch über  seine Personalverträge, Düngemitteleinsatz, Wasserverbrauch, Umweltbeeinträchtigungen usw. Auskunft geben muss, dann kann das schnell zu einer Überforderung führen, die zu Klagen und zum  Kampf gegen Bürokratie mit ihrem Berichtswesen  führt. Aber auch das klassische Rechnungswesen (accounting), heute erweitert zu einem Enterprise Resource Plannung (ERP), gehört zum Berichtswesen.  Der Anonymus, die oben zitierte Herrschaft der Verwaltung,  verlangt schnell zu viel, weil sie keine Kenntnis darüber hat, wie ein Berichtswesen  funktioniert und z. B. den Landwirt belastet.

Sehe ich z.B.  einen bedrängten Landwirt vor mir, dann denke ich an die Oper “Der Barbier von Sevilla“ mit der Arie des Figaro “Ich bin das Faktotum der schönen Welt“  und seiner Klage „Alles auf einmal, alles auf einmal, ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr“.  Spaß muss sein bei der Leich, ist eine bekannte Redensart.

Wir bräuchten eine Reform  und eine  Vereinfachung eines Berichtswesens, um der Wirtschaft allgemein  zu helfen. Bloß ist diese Reform offensichtlich politisch  undurchführbar;  und so führt dann der Kampf gegen Bürokratie auf offener Bühne zu einer reinen Spiegelfechterei. Wer am lautesten fordert, hofft auf mehr Wählerstimmen. Das ist politisch eigentlich  ein unwürdiger Zustand.

Der Schlüsselbegriff, mit dem wir das Überforderungsproblem angehen wollen, lautet „Separation of Concerns“ (Trennung von Anforderungen).  Man braucht eben einen Grundgedanken als ein reflexives Moment, um ein Durcheinander überwinden zu können, damit man zu einer Struktur gelangt. Ein Praxisbezug braucht nicht extra hergestellt werden. Der ist evident. Der Begriff  „Separation of Concerns“ stammt vom niederländischen Informatiker   E.W. Dijkstra  und hat nicht nur in der Informatik fundamentale Bedeutung erlangt.  Es  wird eine organisatorische Trennung verlangt zwischen Haupttätigkeiten und Nebentätigkeiten. Haupttätigkeiten dienen dem unmittelbaren Fortschritt im Sinne des Auftragsziels. Nebentätigkeiten haben hingegen nur unterstützende Funktion. Diese Unterscheidung tritt deutlich im prozessgesteuerten Ansatz von Volker Stiehl hervor. Im Rahmen der Prozessdigitalisierung wurde im Blog die folgenden leicht veränderte  Abbildung von Volker Stiehl  benutzt.

Abb. 1 Arbeitsablauf für einen Auftrag in BPMN – Darstellung

Die  Pointe des Geschäftes ist aus der Darstellung  für Nebentätigkeiten sofort ablesbar. Durch ein Zahnrad wird dargestellt, das wesentliche Nebentätigkeiten automatisiert ablaufen und das Hauptgeschäft somit  nicht belästigen. Das gelingt im Rahmen der Bekämpfung von Bürokratie durch den prozessgesteuerten Ansatz. Digitalisierung des Berichtswesens könnte unsere Rettung sein. Das ist aber umsonst nicht zu haben und verlangt beachtliche  Anstrengungen.