Der nachfolgende Beitrag von Dr. Rüdiger Inhetveen (Universität Erlangen) verlangt in einer Zeit, in der uns Flüchtlingsströme aus dem arabischen Raum schier den Atem nehmen, kaum eine Rechtfertigung, wenn wir den Leitspruch unseres Blogs „Unsere Zeit in Gedanken fassen“ ernst nehmen. Beginn, Hochblüte und Stillstand einer Kultur, über die wir im Abendland erst an die griechischen Quellen gelangen konnten, verlangen ein besonderes Verständnis in historischer Absicht. „Verstehen heißt Verstehen, wie es geworden ist“ lautet ein mittlerweile zu einem geflügelten Wort emporgestiegener Wahrspruch des Berliner Philosophen Herbert Schnädelbach. Und Inhetveen erklärt uns, wie es zum Stillstand und dann auch zum Niedergang der arabischen Wissenschaften kommen konnte. Unser vormaliger Lehrer, das Morgenland, wird zu einem Schüler des Abendlandes, und das mit gewaltigen, allbekannten Problemen. Eigentlich unfassbar. Aber es wird einleuchtend, wenn man Inhetveen liest. Die enorme Fallhöhe der arabischen Welt lässt sich durch die Lektüre erst richtig beurteilen.
Hier der Beitrag im PDF-Format:
Rüdiger Inhetveen – Das arabische Erbe in Wissenschaft und Philosophie
Update vom 18.02.2016:
Anas Asaadi, ein syrischer Flüchtling aus Damaskus, den ich betreue, machte mich auf die inkorrekte arabische Notation der kubischen Gleichung auf Seite 5 aufmerksam. Es müssen indische Ziffern verwendet werden. Ferner muss von rechts nach links notiert werden.
Aus der Zeile :
„Damit entspricht 2 ﺵ ﻙ ﻭ 3ﺵ ﻡ ﻻ 4ﺵ ﻭ 5ﻝ 0 der Gleichung 2x3 + 3x2 – 4x + 5 = 0.“
Wird korrigiert die Zeile :
„Damit entspricht ٠ ﻝ ٥ ﻭ ﺵ ٤ ﻻ ﻡ ﺵ ٣ ﻭ ﻙ ﺵ ٢ der Gleichung 2x3 + 3x2 – 4x + 5 = 0.“
Lieber Herr Inhetveen,
Der Islamwissenschaftler Abdul-Ahmad Rashid bestätigt eindrucksvoll die von Dan Diner (auf Seite 25 bei Ihnen zitiert) in seinem Werk „Versiegelte Zeit“ herausgestellte Entwicklungsblockade der islamischen Welt. Das ist uns Laien im Westen kaum bekannt gewesen und wird auch in der Presse nicht herausgestellt.
Ihr
H. Wedekind