In einer bekannten Gliederung unterscheidet man Vermögenswerte oder Vermögensbestände und Vermögensquellen. An dem Ausdruck „Vermögensquellen“ erkennt man, das ein Flussmodell zugrunde liegt, das durchweg zur Anwendung kommt, im Kaufmännischen wie auch in der staatlichen Finanzverwaltung. Viele Modelle der Ökonomie sind in er Regel Flussmodelle. Es fließt also etwas (Geld oder Güter) von Quellen (als Entstehung) zu Wertbeständen, um so darzustellen, wo Geld herkommt (Quellen) und wohin es fließt (Bestände). Es gibt immer einen Sender und einen Empfänger. Das ist universell. Das Gegenüberstellen von Vermögensbestände und Vermögensquellen nennt man Bilanz. Vermögensbestände heißen kaufmännisch Aktiva und Vermögensquellen heißen Passiva.
Abb.1 : Fluss von Quellen zu Beständen als Graph
Das Flussmodell von Geld und Gütern ist uralt. Es stammt vom Renaissance-Mathematiker Luca Pacioli (1445-1514). Sein Modell ist unter dem Namen Doppelte Buchhaltung in die Literatur eingegangen. Goethe hat etwas Wunderbares über die Doppelte Buchhaltung in seinem „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (1795/96) gesagt, das uns Richtschnur sein soll. Er sagt:
„ Die doppelte Buchhaltung ist eine der schönsten Erfindungen des menschlichen Geistes und ein jeder gute Haushalter sollte sie in seiner Wirtschaft einführen“ Und dann weiter im Text: „ Wie Form und Sache hier nur eins ist, eins ohne das andere nicht bestehen könnte. Ordnung und Klarheit vermehrt die Lust, zu sparen und zu erwerben. Ein Mensch, der übel haushält, befindet sich in Dunkelheit. Er mag die Posten nicht gerne zusammenrechnen, die er schuldig ist.“ (Bemerkung: Oder er nennt die Posten einfach Vermögen, obwohl es Schulden sind).
Sondervermögen, das ist eine hinterhältige, euphemistische Rede, um das Wort Schulden zu umschiffen. Es müsste heißen Sonderschulden oder Sonderverbindlichkeiten statt Sondervermögen. Es sind realiter „verwendungsbeschränkte, parlamentarisch genehmigte Verbindlichkeitsvolumina“. Es liegt somit eine Widerspruch zum Prinzip der Haushaltsklarheit vor. Hier wird auf die altbewährten, uralten Grundsätze einer „Ordnunungsgemäßen Buchführung“ verwiesen. Und diese Grundsätze basieren auf dem Flussmodell des Luca Pacioli. Durch eine willkürliche Multiplikation mit minus eins (-1) werden aus Schulden Vermögen; oder, was uns im Großpolitischen heutzutage vorgeführt wird, aus Tätern werden Opfer. Das ist bequem und demagogisch.
Insgesamt 360 Milliarden Euro sind im letzten Jahr der Regierung als Sonderschulden genehmigt worden. Die Schuldenbremse in unserer Verfassung legt fest, dass sich Deutschland ab 2016 jedes Jahr bis zu einer Höhe von 0,35 % des Bruttoinlandsproduktes neu verschulden darf. „Das sind aktuell etwa 12 Milliarden Euro“ sagt die FAZ im Artikel „ Schuldentilgung engt extrem ein“ am 1 .10. 2022.
Im Allgemeinen ist es so, dass derjenige, der Schulden aufnimmt, auch gleichzeitig einen Tilgungsplan vorlegt. Bekannt ist finanzmathematisch eine Annuitätenrechnung, in der eine konstante jährliche Rückzahlung, die Annuität festgelegt wird. Auch ohne auf eine Annuitätenrechnung einzugehen, merkt man die Enge der Schuldentilgung, wenn man die einfache Divisionsmethode anwendet. Zinsfrei dürfen wir rechnen, 36o Milliarden dividiert durch 12 Milliarden pro Jahr ergibt 30 Jahre Tilgungsdauer. Von den Akteuren leben dann nur noch wenige. Man nennt das den „ après- nous- le-déluge“ – Standpunkt oder „nach mir die Sintflut“.
Völlig richtig und Zustimmung.
In erinnere mich an eine Umfrage unter Schülern, in der diese der Oberstufe ernsthaft glaubten, Kredite müsse man nicht zurückzahlen.
Wirtschaftliche Bildung wird in Deutschland leider nicht als wichtig erachtet.
„Sondervermögen“ ist ein Euphemismus und das nicht noch beschönigend ausgedrückt. Es ist eine bewußte Täuschung für ungebildete Bürger.
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