Geography abroad

Erlanger Geographie-Studierende berichten über ihre Auslandsstudien

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Halbzeit in Jordanien

4 Studierende der FAU befinden sich derzeit an der Yarmouk University in Irbid im Norden Jordaniens

 

Seit September 2016 befinden sich vier Studierende des geographischen Instituts der FAU im Norden Jordaniens. Sie studieren dort Geographie und lernen Arabisch an der Yarmouk University, der zweitgrößten Universität des Landes. Der Austausch findet im Rahmen einer Kooperation der beiden geographischen Institute in Erlangen und Irbid statt und wird durch das ERASMUS+ Programm der EU gefördert. Noch bis Ende Januar 2017 können die Studierenden das (universitäre) Leben im Norden Jordaniens erfahren. Ein kurzer Erlebnisbericht:

Aller Anfang ist schwer – und so stellten auch die ersten Tage an der Yarmouk University in Irbid für uns eine gewisse Herausforderung dar. Entgegen unserer anfänglichen Annahme können nur wenige Menschen in Irbid gutes Englisch sprechen und auch das englischsprachige Kursangebot an der Universität erfüllte nicht ganz unsere Erwartungen. So fiel uns die Entscheidung nicht schwer, das Angebot eines Intensivsprachkurses im modernen Hocharabisch am Language Center der Yarmouk University wahrzunehmen. Diese Entscheidung zahlte sich bereits nach einigen Tagen aus und noch während der anfänglichen Orientierungsphase in der Stadt und auf dem weitläufigen Campus konnten uns die ersten erlernten arabischen Wörter und Floskeln viele scheinbar verschlossene Türen öffnen. Innerhalb weniger Wochen hat sich unsere anfängliche Skepsis in eine entspannte Routine entwickelt und so verbringen wir mittlerweile die tägliche Mittagspause zwischen Sprachkurs und Geographievorlesung ganz typisch bei Falafel und arabischem Kaffee. Nach den heißen Sommer- und Herbsttagen genießen wir mittlerweile die angenehm milden Temperaturen des Jordanischen Winters. Wir leben direkt auf dem Campus, welcher eine Ruheinsel  in der ansonsten sehr lebendigen Stadt darstellt und insbesondere die kurzen Wege haben es uns nach jahrelangem Pendeln nach Erlagen bzw. Tennenlohe angetan. Das Bildungssystem und das studentische Leben in Jordanien unterscheiden sich in einigen Aspekten allerdings deutlich von unseren Erfahrungen in Deutschland. Die schnelle Abfolge von Lern- und Prüfungsphasen sowie die Anwesenheitspflicht halten uns kontinuierlich beschäftigt und lassen keine Langeweile aufkommen. Trotzdem hatten wir bisher auch genug Zeit um das Land zu bereisen und die eindrucksvolle und abwechslungsreiche Landschaft in Jordanien zu erleben. Neben den „großen“ touristischen Attraktionen durften wir dank vielfältiger Kontakte zu jordanischen Student_innen auch die kleinen und verstecken Besonderheiten der jordanischen Gesellschaft kennenlernen.

Allgegenwärtig ist neben der Freundlichkeit der Jordanier_Innen allerdings auch der Bürgerkrieg im benachbarten Syrien, dessen Staatsgebiet nur ca. 20 km nord-östlich von Irbid beginnt.  Nach offiziellen Angaben des UNHCR befinden sich derzeit über 650.000 registrierte Syrerinnen und Syrer in Jordanien, allerdings dürfte die tatsächliche Zahl nochmals deutlich höher liegen. Die meisten Geflüchteten leben in der Hauptstadt in Amman und in den dicht besiedelten Gebieten des Nordens sowie in den großen Flüchtlingscamps im Nord-Westen des Landes. Alleine Irbid beherbergt derzeit über 135.000 Syrer_innen und so werden wir hier tagtäglich Zeugen der großen Solidarität der jordanischen Bevölkerung mit ihren Nachbar_innen. Trotz der vielfältigen Probleme (welche durch einen plötzlichen Anstieg der Bevölkerung um über 30% entstehen können) wird die vielgerühmte Gastfreundschaft der Jordanier_innen tagtäglich durch diese Ausnahmesituation eindrucksvoll unterstrichen.

Nun haben wir bereits über die Hälfte unserer Zeit in Jordanien verbracht – Halbzeit sozusagen. Trotz der anfänglichen Sprachprobleme und des ungewohnt verschulten Bildungssystems können wir auf äußerst spannende Monate an der Yarmouk University zurückblicken. Wir freuen uns auf die beiden verbleibenden Monate und die Möglichkeit unsere erlernten Sprachkompetenzen im Alltag auszuprobieren.