Von August bis Dezember 2017 absolvierte ich ein Semester an der Universitetet i Bergen, einer Partneruniversität der FAU. Bergen, die mit derzeit ca. 280.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Norwegens, liegt am inneren Byfjord an der Westküste Norwegens. Da dort direkt der Golfstrom vorbei fließt, und zudem die Stadt von sieben Bergen umgeben ist, regnet es hier sehr oft, sodass die Stadt sogar den Titel „regenreichste Großstadt Europas“ erhielt. Doch trotz des vielen Regens, versprüht die Stadt so viel Charme, sodass man sich sofort dort wohlfühlt und der Regen zur Nebensache wird.
Zum Zeitpunkt meiner Ankunft hatte ich leider noch keine Unterkunft, obwohl bei Antritt eines Studiums in Bergen jedem Studenten eine Wohnung garantiert wird. Da ich jedoch mit dem mir zugeteilten Zimmer nicht zufrieden war und so auch die Frist verpasst hatte, verstrich die Garantie und ich musste mich selbst um eine Bleibe kümmern. Die Zimmersuche stellte sich als sehr einfach heraus, bereits nach den ersten drei Tagen in einem Hostel, fand ich schon ein Zimmer, ich zog in eines der großen Studentenwohnheime, wo nahezu alle internationalen Studenten untergebracht wurden. Ich wohnte nun in einer kleinen WG, hatte mein eigenes Zimmer und teilte mir Bad und Küche mit einem anderen Mädchen. Mein Wohnheim „Fantoft“ lag ein bisschen außerhalb des Zentrums, war aber gut an öffentliche Verkehrsmittel angebunden, sodass man die im Zentrum gelegene Universität in weniger als einer halben Stunde gut erreichen konnte.
Die Universität ist über ganz Bergen verteilt, wobei jede Fakultät ihr eigenes Gebäude hat. Da aber die Stadt nicht allzu groß ist, kommt man schnell von einem Gebäude zum nächsten. Ich war an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät untergebracht, denn in Norwegen ist Geographie keine Naturwissenschaft. Ich belegte einen GIS-Kurs, einen Masterkurs mit dem Titel: „geographical perspective on food“ und einen Norwegisch-Kurs. Mit diesen drei Kursen war mein Stundenplan bereits gefüllt und meine ECTs Anzahl gedeckt, da jeder Kurs zwei Mal wöchentlich stattfand und 10 ECTs einbrachte.
Die Betreuung an der Universität ist gut, alle Mitarbeiter sind nett und hilfsbereit und sprechen ausgezeichnet Englisch. Bei organisatorischen Fragen sind die Studentenbüros der jeweiligen Fakultäten ein guter Ansprecher. Sie und auch die Vorsitzenden der jeweiligen Fachgebiete haben immer ein offenes Ohr und helfen gerne weiter. Bei außeruniversitären Fragen, zum Beispiel rund um die Wohnsituation oder das studentische Angebot ist man gut in den Händen der Studentenorganisation „Sammen“ aufgehoben.
Bergen bietet auch neben der Uni viel um den Alltag interessant und abwechslungsreich gestalten zu können. Eine perfekte Möglichkeit zu wandern bieten die sieben Hausberge, die Bergen umgeben. Aber auch kulturell hat Bergen einiges zu bieten. So gibt es immer wieder Festivals und Veranstaltungen, wie zu meiner Zeit dort das Bierfestival, das Musikfestival, das Lichterfest Anfang Dezember und um die Weihnachtszeit die weltgrößte Lebkuchenstadt. Sofern es die Zeit zuließ, erkundete ich auch das restliche Land mit kurzen Reisen nach Oslo, den Lofoten, Trolltunga oder Stavanger. Ganz besonders haben mir zudem die angebotenen Hüttentouren gefallen. Der Norwegische Wanderverein Turlag bietet überall Hütten in den Bergen, in denen man zu einem fairen Preis übernachten kann. Die Hütten sind unbemannt, es basiert also alles auf Vertrauen doch dieses Konzept scheint gut zu laufen. Meist sind diese Hütten ohne fließend Wasser und Strom, es ist also ein eher abenteuerliches Erlebnis und eine Auszeit vom Stadtleben, was auch recht typisch ist in Norwegen, da fast jeder Norweger in Besitz einer eigenen Hütte ist. Norwegen ist ein atemberaubend schönes Land, auch wenn es etwas teuer ist, insbesondere für den Studentengeldbeutel, so hat sich dieser Aufenthalt auf jeden Fall gelohnt und war in vielerlei Hinsicht sehr bereichernd.
Leonie Gloß