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Informationen des Department für Sportwissenschaft und Sport

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Ergebnisse zum Verbreitungsstand von „Physical Literacy“ in Europa erschienen

In vielen gesundheits- und politikbezogenen Dokumenten (z.B. Globaler Aktionsplan zur Bewegungsförderung der Weltgesundheitsorganisation) wird „Physical Literacy“ als zentraler Schlüssel zur weltweiten Reduktion körperlicher Inaktivität angesehen. Das Konzept „Physical Literacy“ kennzeichnet aus, dass es den Menschen umfassend betrachtet, indem sowohl körperliche, als auch kognitive, affektive und ggf. soziale Determinanten von Bewegung berücksichtigt werden. Allerdings ist derzeit noch völlig unklar, inwiefern das Konzept in Europa überhaupt Beachtung und Umsetzung erfährt. Aus diesem Grund hat der Arbeitsbereich Bewegung und Gesundheit in Kooperation mit dem Center for Clinical Research and Prevention (Frederiksberg Hospital, Kopenhagen) die Studie EUROPLIT ins Leben gerufen und eine multidimensionale Bestandserhebung mit Vertreter*innen von insgesamt 25 europäischen Ländern durchgeführt.

Die zentralen Ergebnisse der Studie sind nun im Special Issue „Cultural Perspectives on Physical Literacy“ des Journal of Exercise Science and Fitness unter Federführung des Departments für Sportwissenschaft und Sport (Koordination: Dr. Johannes Carl) erschienen. Insgesamt lässt sich ein heterogenes Bild zur Implementierung von Physical Literacy auf den Dimensionen „Forschung“, „Praxis“ und „Politik“ im Vergleich zwischen den europäischen Ländern feststellen. Der Fortschritt hängt maßgeblich von den Traditionen nationaler Fachdiskussionen sowie von konkurrierenden Konzepte und nationalen Konzeptbezeichnungen (ggf. Übersetzungen) ab. Der Open Access-Artikel kann hier aufgerufen werden und wird auf der Projekthomepage in Form zweier englischsprachiger Videos (Kurz- oder Langversion) vorgestellt.

DSS erarbeitet Bestandsaufnahme zu Bewegungsförderung bei Kindern und Jugendlichen

Sportwissenschaftler*innen des WHO-Kooperationszentrums für Bewegung und Public Health am Department für Sportwissenschaft und Sport (DSS) haben im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) auf Grundlage nationaler und internationaler Empfehlungen eine Bestandsaufnahme zu „Bewegungsförderung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ entwickelt.

Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge sollten sich Säuglinge und Kleinkinder so viel wie möglich, Kindergartenkinder mindestens 180 Minuten pro Tag und Schulkinder und Jugendliche mindestens 60 Minuten pro Tag bewegen. Nationale Studien zeigen, dass der Anteil der Vier- bis Fünfjährigen, die sich ausreichend bewegen, unter 50 Prozent liegt und mit steigendem Alter sukzessive abnimmt. Unter den 11- bis 17-Jährigen sind weniger als 20 Prozent ausreichend aktiv – Mädchen noch weniger als Jungen.

Bewegungsmangel hat sich verschärft
In diesem Kontext hat das BMG das WHO-Kooperationszentrum für Bewegung und Public Health an der FAU damit beauftragt, eine Informationsgrundlage für die Weiterentwicklung politischer Maßnahmen zu erarbeiten, um dem Bewegungsmangel entgegenzuwirken. Seit 2014 ist das Department für Sportwissenschaft und Sport WHO-Kooperationszentrum. Erst im März war die Zusammenarbeit für die kommenden vier Jahre verlängert worden. Das BMG unterstützt die Aktivitäten des WHO-Kooperationszentrums für Bewegung und Public Health seit 2020 mit einem jährlichen finanziellen Zuschuss.
Bedingt durch die COVID-19-Pandemie und die damit verbundenen Kontaktbeschränkungen und Schließungen von Sportstätten, Kitas und Schulen hat sich der Bewegungsmangel weiter verschärft. „Mit der Bestandsaufnahme haben wir eine kompakte Übersicht über den aktuellen Stand der Bewegungsförderung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland erstellt, die auf die Bedürfnisse des Bundesministeriums für Gesundheit zugeschnitten ist und sich an Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus Politik und Praxis richtet“, sagt Prof. Dr. Klaus Pfeifer, Leiter des Arbeitsbereichs Bewegung und Gesundheit am Department für Sportwissenschaft und Sport der FAU.
„Die Corona-Pandemie hatte dramatische Auswirkungen auf das Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Daher ist es nun wichtig, eine klare politische Strategie zur Bewegungsförderung zu entwickeln und dabei wissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen“, erklärt Pfeifer.

Umfangreicher Empfehlungskatalog
Die Bestandsaufnahme enthält für Politik, Bildungseinrichtungen und weitere Akteure des Bewegungssektors einen umfangreichen Empfehlungskatalog, der auf diversen Initiativen auf nationaler und europäischer Ebene sowie dem Globalen Aktionsplan für Bewegung der WHO aufbaut. Dazu zählen unter anderem, zukünftige Eltern und junge Familien über die Bedeutung von Bewegung zu informieren, Programme für Familien einzurichten, um das aktive Spielen der Kinder zu fördern sowie Eltern aktiv in die Bewegungsförderung ihrer Kinder einzubeziehen.
Auf Kindergarten- und Kita-Ebene empfehlen die Wissenschaftler*innen eine landesweite Implementierung von Programmen zur Bewegungsförderung, ebenso die Qualifizierung von Erzieher*innen und pädagogischen Fachkräften.
Was den Schulweg betrifft, sollen das Zufußgehen sowie Radfahr- und Verkehrssicherheitstrainings für Kinder gefördert werden. Zudem ist die Stadtplanung gefragt, für sichere Verkehrswege und wohnortnahe Geschäfte, Schulen, Dienstleistungen, Parks, Erholungseinrichtungen, aber auch gute Geh- und Radwege zu sorgen.

Etablierte Maßnahmen weiterführen
Vielerorts haben sich bereits gute Bewegungspraktiken etabliert. So gehören etwa Wandertage, Eltern-Kind-Turnen, Waldtage oder tägliches Rausgehen zur Routine in vielen Einrichtungen. Die Reichweite und Effektivität dieser Bewegungsförderung sollte den Schlussfolgerungen der Bestandsaufnahme zufolge erhöht und regelmäßig überprüft werden. Auch wird darin ein systematisches Monitoring der Politik in Sachen Bewegungsförderung gefordert – und zwar sowohl auf nationaler Ebene als auch in den Bundesländern und Kommunen. Eine stärkere Vernetzung relevanter Organisationen über politische Ebenen und Sektoren hinweg ist notwendig, um die Bewegungsförderung in Deutschland strukturell zu stärken, lautet ein weiteres Fazit.
Die Bestandsaufnahme ergänzt bestehende politische Aktivitäten der Bundesregierung zur Bewegungsförderung für Kinder und Jugendliche. Das Bundesinnenministerium und das BMG richteten im Dezember 2022 gemeinsam einen Bewegungsgipfel aus, und 2023 werden weitere Maßnahmen mit dem „Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit“ des Bundesfamilienministeriums finanziell gefördert. Zudem bringt das BMG Vertreterinnen und Vertreter verschiedener politischer Ebenen und Sektoren zu einem Runden Tisch „Bewegung und Gesundheit“ zusammen, an dem Prof. Dr. Pfeifer als Vertreter des WHO-Kooperationszentrums teilnimmt. „Ich freue mich, dass das Bundesministerium für Gesundheit mit dem Runden Tisch einen Austausch über politische Sektoren hinweg fördert, und bringe dort gerne unsere vielfältigen Erfahrungen ein. Besonders wichtig ist aus meiner Sicht, bestehende Aktivitäten besser zu vernetzen und Synergieeffekte zu nutzen, beispielsweise durch die Schaffung eines Nationalen Zentrums für Bewegungsförderung“, sagt Prof. Klaus Pfeifer.

Weitere Informationen
Die Bestandsaufnahme „Bewegungsförderung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland ist als PDF online verfügbar: In einer Kurzversion der Bestandsaufnahme sind zentrale Inhalte und Schlussfolgerungen für einen ersten Überblick über das Thema aufbereitet (siehe Link), die Langversion enthält darüber hinaus eine detaillierte Beschreibung der Methodik und aller Ergebnisse (siehe Link). An der Erstellung der Bestandsaufnahme waren die Arbeitsbereiche Bewegung und Gesundheit (Prof. Dr. Klaus Pfeifer, PD Dr. Peter Gelius, PD Dr. Karim Abu-Omar, PD Dr. Wolfgang Geidl, Dr. Sven Messing, Dr. Antonina Tcymbal, Eva Grüne) und Public Health und Bewegung (Prof. Dr. Anne Reimers, Dr. Isabel Marzi, Franziska Beck) beteiligt.

Policy Evaluation Network veröffentlicht Sonderheft

In einem neuen Sonderheft des European Journal of Public Health wurden zahlreiche Forschungsergebnisse des Policy Evaluation Networks (PEN) veröffentlicht. Drei der insgesamt 13 Manuskripte entstanden unter Beteiligung von Wissenschaftlern des Departments für Sportwissenschaft und Sport der FAU.

Zum einen wurde ein Index für ganzheitliche Ansätze der Bewegungsförderungspolitik entwickelt, der acht politische Sektoren (z.B. Bildung, Verkehr, Sport) und sieben strukturelle Dimensionen (z.B. politische Führung, Governance, intersektorale Zusammenarbeit) adressiert. Insgesamt besteht der ‚Physical Activity Environment Policy Index‘ (PA-EPI) aus 45 Statements guter Praxis, die auf die Verbesserung des Bewegungsumfelds abzielen – zum Beispiel durch den Ausbau des Rad- und Gehwegenetzes, die Verbesserung des Sportunterrichts in Schulen und die Schaffung von bewegungsfördernden Arbeitsplätzen (Woods et al 2022).

Eine wichtige Grundlage für diesen Index waren systematische Literaturreviews, in denen der Einfluss politischer Maßnahmen auf das Bewegungsverhalten für verschiedene Sektoren und Lebenswelten untersucht wurde (Schule, Sport, Verkehr, Massenmedien). Während drei dieser Literaturreviews bereits in anderen wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden, beinhaltet dieses Sonderheft die Ergebnisse für den Bereich Massenmedien (den Braver et al 2022).

Schließlich wurden im Rahmen von PEN sieben Fragebogenmodule entwickelt, die einen Beitrag zur Harmonisierung europäischer Surveillance-Systeme für Bewegung und Ernährung leisten sollen. Die mögliche Nutzung dieser ‚SIMPLE-Module‘ (Selected Instruments for Multilevel PoLicy and impact Evaluation) wurde mit Vertreterinnen und Vertretern europäischer Surveillance-Systeme diskutiert; zur Verstetigung dieser Prozesse über die Projektlaufzeit hinaus wurde eine methodische Kompetenzplattform geschaffen (Hebestreit et al 2022).

PEN ist ein multidisziplinäres, internationales Forschungsprojekt zur systematischen Erfassung und Bewertung von politischen Maßnahmen in Europa, die direkt oder indirekt Bewegung, Ernährung und sitzende Verhaltensweisen beeinflussen und gleichzeitig bestehende gesundheitliche Ungleichheiten berücksichtigen. An dem Projekt sind 28 Organisationen aus 8 Ländern beteiligt (Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Niederlande, Norwegen, Neuseeland, Polen).

Referenzen:

Woods, C.B., Kelly, L., Volf, K., Gelius, P., Messing, S., Forberger, S., Lakerveld, J., den Braver, N.R., Zukowska, J., Swinburn, B., & Bengoechea, E.G. on behalf of the PEN consortium (2022). The development of the Physical Activity Environment Policy Index (PA-EPI): a tool for monitoring and benchmarking government policies and actions to improve physical activity. European Journal of Public Health 32 (Suppl. 4), iv50-iv58. https://doi.org/10.1093/eurpub/ckac062

den Braver, N.R., Bengoechea, E.G., Messing, S., Kelly, L., Schoonmade, L.J., Volf, K., Zukowska, J., Gelius, P., Forberger, S., Woods, C., & Lakerveld, J. on behalf of the PEN consortium (2022). The impact of mass media on physical activity: a review of reviews through a policy lens. European Journal of Public Health 32 (Suppl. 4), iv71-iv83. https://doi.org/10.1093/eurpub/ckac085

Hebestreit, A., Do, S., Wolters, M., Mensink, G.B.M., Rosas, L.G., Abu-Omar, K., Messing, S., Neumann-Podczaska, A., Wieczorowska-Tobis, K., Lien, N., Stanley, I., Ahrens, W.., & Murrin, C. on behalf of the PEN consortium (2022). Towards pan-European surveillance for impact evaluation of policies targeting diet and physical activity in young and adult populations. European Journal of Public Health 32 (Suppl. 4), iv21-iv31. https://doi.org/10.1093/eurpub/ckac061

European Public Health Conference 2022

Verschiedene Forschungsergebnisse des Departments für Sportwissenschaft und Sport (DSS) wurden auf der European Public Health Conference 2022 präsentiert, die vom 10.-12. November in Berlin stattfand. Die Konferenz wurde u.a. durch den Bundesminister für Gesundheit Prof. Dr. Karl Lauterbach eröffnet, der in seinem Grußwort die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Gesundheit betonte.

Bereits am Vortag fand ein vom Policy Evaluation Network (PEN) organisierter Workshop zur Evaluation von Politik zur Förderung von Bewegung und gesunder Ernährung statt. Bei diesem Workshop wurden unter anderem zwei Tools vorgestellt, die im Rahmen des Projekts unter Beteiligung des DSS entwickelt wurden: Ein Index für ganzheitliche politische Ansätze der Bewegungsförderung (Physical Activity Environment Policy Index, PA-EPI) sowie ein Instrument zur Mehrebenen-Evaluation von Politik (SIMPLE-Module) (www.jpi-pen.eu). Darüber hinaus war PD Dr. Karim Abu-Omar (DSS) zu einem Workshop mit Verantwortlichen europäischer Surveillance-Systeme eingeladen, um die in PEN begonnenen Prozesse zur Harmonisierung von Indikatoren für Bewegung und gesunder Ernährung über die verschiedenen Surveillance-Systeme hinweg zu verstetigen. Außerdem richtete das PRESENT-Netzwerk, ein Zusammenschluss deutscher Forschungsverbünde zur Primärprävention und Gesundheitsförderung, in dem der vom DSS geleitete Verbund Capital4Health Mitglied ist, einen Workshop aus.

Am ersten Tag der European Public Health Conference war das DSS mit einem Vortrag an einem Symposium der Universität Limerick zur Evaluation von Politik zur Gesundheitsförderung beteiligt: Dr. Sven Messing (DSS) stellte aktuelle Forschungsergebnisse des WHO-Kooperationszentrums für Bewegung und Public Health zu Methoden des Monitorings von Politik zur Bewegungsförderung vor. Weitere Vorträge setzten sich mit geeigneten Ansätzen zur Implementierung von Politik zur Förderung von Bewegung und gesunder Ernährung (Dr. Sarah Forberger, BIPS), der Entwicklung des PA-EPI (Prof. Dr. Catherine Woods, Universität Limerick) sowie dem Health Promoting Sports Club National Audit Tool (Dr. Aurelie van Hoye, Universität Limerick) auseinander.

Die Konferenz endete mit einem Vortrag von Prof. Dr. Christian Drosten (Charité Berlin) zur Rolle von Wissenschaft und Journalismus bei der Kommunikation von Wissen an die breite Öffentlichkeit. Die nächste European Public Health Conference findet vom 8.-11. November 2023 in Dublin statt.

Politik und Wissenschaft auf dem European Health Forum Gastein 2022

Das European Health Forum Gastein (EHFG) ist eine zentrale Plattform für Gesundheitsexpertinnen und -experten aus Politik, Wissenschaft und Praxis. In diesem Jahr war das Department für Sportwissenschaft und Sport durch Dr. Sven Messing, dessen Teilnahme durch ein Stipendium des Young Forum Gasteins gefördert wurde, auf der Konferenz zum Thema „A moonshot for a true European Health Union. If not now, when?“ vertreten.

 Prominente Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz waren unter anderem Dr. Hans Kluge (WHO-Regionaldirektor für Europa), Sandra Gallina (Generaldirektorin der EU-Kommission für Gesundheit) und Johannes Rauch (Gesundheitsminister Österreich); darüber hinaus waren Stella Kyriakides (EU-Kommissarin für Gesundheit), Prof. Mario Monti (ehem. Ministerpräsident Italien) und Viktor Liashko (Gesundheitsminister Ukraine) digital zugeschaltet. Inhaltliche Schwerpunkte des European Health Forum Gastein waren unter anderem Klimaschutz & Gesundheitsförderung, die Gesundheit marginalisierter Gruppen, die Resilienz & Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems sowie Ansätze zu dessen Transformation.

Aufgrund der Expertise des Departments im Bereich Bewegungsförderung & Klimaschutz wurde Dr. Sven Messing eingeladen, als Panelist an einer Project Pitch Session zum Thema Gesundheit & Klimawandel mitzuwirken – gemeinsam mit renommierten Expertinnen und Experten wie Prof. Dr. Marc Neumann (Basque Centre for Climate Change), Prof. Dr. Joacim Rocklöv (Universität Heidelberg) und Dr. Andrea Schmidt (Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit Österreich). Darüber hinaus bereitete er gemeinsam mit anderen ‚Young Gasteinern‘ ein Videostatement für ein Plenum der EHFG-Konferenz vor und nahm an informellen Q&A-Sessions mit Dr. Hans Kluge und Sandra Gallina teil.

Die Ergebnisse der Konferenz wurden im November 2022 auf der Website des European Health Forum Gastein (Link) veröffentlicht. Außerdem sind Aufzeichnungen der Sessions auf YouTube verfügbar (Link).

Projektstart „TakeCare!“

Das Projekt TakeCare! nimmt sich der Problematik an, dass Pflegeauszubildende in ihrem Berufsalltag großen körperlichen und psychischen Anforderungen begegnen müssen. Aufgrund diesen Umstands sieht der Bayerische Lehrplan der generalistischen Pflegeausbildung seit dem Jahr 2020 vor, gezielt die bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz (BGK) von Pflegeauszubildenen zu fördern. Allerdings kann bislang von keiner systematischen (v.a. flächendeckenden) Übernahme des Konzept ausgegangen werden. Aus diesem Grund widmet sich das Projekt TakeCare! der Frage, wie BGK an den Bayerischen Pflegeschulen am geeignetsten umgesetzt werden kann. Aufbauend auf Erfahrungen aus dem Projekt PArC-AVE werden drei verschiedene Disseminationszugänge erprobt und mit einer Kontrollgruppe verglichen. Insgesamt werden 16 Pflegeschulen aus verschiedenen Regionen Bayerns vier verschiedenen Studienarmen zugewiesen (cluster-randomisiertes Design). Langfristig sollen so Handlungsempfehlungen für alle Bayerischen Pflegeschulen abgeleitet werden. Das Projekt ist zum 01.11.2022 gestartet und wird in Form eines Kooperationsmodells zwischen der Förderinitiative Gesund.Leben.Bayern. (GLB) des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege (StMGP) und der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) finanziert. Das Gesamtprojekt ist auf zwei Module aufgeteilt und läuft zunächst bis zum 31.08.2024.

Projekt „BewegtVersorgt“ verlängert bis Dezember 2023

Das Projekt BewegtVersorgt wird im Rahmen des Förderschwerpunktes „Bewegung und Bewegungsförderung“ vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert. Im Oktober 2022 hat das BMG einem Verlängerungsantrag stattgegeben, so dass das Projekt BewegtVersorgt bis zum 31.12.2023 fortgesetzt werden kann. Derzeit werden im Rahmen eines Modellvorhabens nach §§ 63 Abs. 2, 64 SGB V zwei Bewegungsversorgungsketten für Menschen mit chronischen nichtübertragbaren Erkrankungen in der Metropolregion Nürnberg in Zusammenarbeit mit ärztlichen und bewegungstherapeutischen Praxen erprobt.

Weitere Informationen zum Projekt BewegtVersorgt finden Sie unter: https://www.bewegtversorgt.fau.de/

Aktuelle DSS-Forschung in Sonderheft zur HEPA Europe Konferenz 2022

Im aktuellen Sonderheft des European Journals of Public Health zur Konferenz des HEPA Europe Netzwerks 2022 wurden zwei Manuskripte von Wissenschaftler:innen des Departments für Sportwissenschaft und Sport (DSS) veröffentlicht. Beide Manuskripte entstanden am WHO-Kooperationszentrum für Bewegung und Public Health der FAU Erlangen-Nürnberg in Zusammenarbeit mit Mitarbeiter:innen des WHO-Regionalbüros für Europa.

Ein Manuskript beruht auf einer Evaluation des EU Focal Point-Netzwerks für Bewegung, das im Jahr 2014 gegründet wurde. Die Hauptaufgabe des Netzwerks ist die Sammlung von Daten für das regelmäßige Monitoring von Politik zur Bewegungsförderung durch EU und WHO/Europa. Darüber hinaus treffen sich die Vertreterinnen und Vertreter der 27 EU-Mitgliedstaaten – die sog. Kontaktstellen (engl. Focal Points) für Bewegung – in der Regel zwei Mal pro Jahr, um sich zu aktuellen Themen der Bewegungsförderung auszutauschen. Durch die Evaluation wurden die Erfolge des Netzwerks, aber auch Potenziale für dessen Weiterentwicklung deutlich.

Das zweite Manuskript beschreibt eine neu entwickelte Checkliste für klimafreundliche Sport- und Bewegungsprogramme. Hintergrund ist ein von den Vereinten Nationen entwickeltes Framework zum Klimaschutz im Sportsektor, dessen Umsetzung auf lokaler Ebene durch eine leicht verständliche Checkliste unterstützt werden soll. Die Checkliste besteht aus fünf Dimensionen, die Orientierung bei der Entwicklung und Durchführung klimafreundlicher Sport- und Bewegungsprogramme bieten: (I) Aktiver Transport, (II) CO2-Fußabdruck von Sportarten, (III) umweltfreundliche Sportkleidung, (IV) Trainer:innen als Vorbilder sowie (V) Werbung und Kommunikation. Die Checkliste kann den Sportsektor dabei unterstützen, seinen Beitrag zum Klimaschutz und zur Einsparung von CO2-Emissionen zu leisten.

Referenzen:

Antonina Tcymbal, Peter Gelius, Karim Abu-Omar, Sven Messing, Stephen Whiting & Kremlin Wickramasinghe (2022). Cross-country collaboration for physical activity promotion: experiences from the European Union Physical Activity Focal Points Network, European Journal of Public Health 32 (Supplement 1), i14–i21, https://doi.org/10.1093/eurpub/ckac079

Karim Abu-Omar, Sven Messing, Antonina Tcymbal, Tobias Fleuren, Diana Richardson, Stephen Whiting, Peter Gelius & Kremlin Wickramasinghe (2022). A proposed checklist for climate-friendly sport and exercise programmes, European Journal of Public Health 32 (Supplement 1), i44–i49, https://doi.org/10.1093/eurpub/ckac073

 

Projekt PArC-AVE: Projektergebnisse veröffentlicht

Frühere Forschungsarbeiten im Projekt PArC-AVE (Forschungsverbund Capital4Health) weisen auf eine erfolgreiche partizipative Entwicklung und Implementierung bewegungsförderlicher Interventionen in der beruflichen Bildung in den Bereichen KFZ und Pflege hin. Es bleibt allerdings unklar, ob das partizipative Vorgehen in Form kooperativer Planungsprozesse auch auf weitere Einrichtungen in ebendiesen Bereichen übertragen werden kann und welche Faktoren den Erfolg beeinflussen. Das Projekt PArC-AVE des Arbeitsbereichs „Bewegung und Gesundheit“ adressiert mit dem kürzlich erschienen Artikel diese Fragestellungen und evaluiert den Transfer kooperativer Planungsprozesse in drei Einrichtungen.

Die Ergebnisse können dem Artikel entnommen werden, der in Frontiers in Public Health veröffentlicht wurde:

Popp, J., Grüne, E., Carl, J., Semrau, J., & Pfeifer, K. (2022). Co-creating physical activity interventions: Findings from a multiple case study using mixed methods. Front. Public Health, 10:975638. doi: 10.3389/fpubh.2022.975638

DSS unterstützt 17. Sitzung des EU Focal Point-Netzwerks für Bewegung

Das WHO-Kooperationszentrum für Bewegung und Public Health am Department für Sportwissenschaft und Sport (DSS) hat die Durchführung des 17. Treffens des EU Physical Activity Focal Point-Netzwerks unterstützt, das am 30.08.2022 in Nizza stattfand.

Ziel der Sitzung war es, die Entwicklung, Implementierung und Evaluation von Politik zur Bewegungsförderung und die Forschungsagenda des HEPA Europe-Netzwerks besser aufeinander abzustimmen. Hierzu wurden in einem ersten Schritt gemeinsam Erfolgsfaktoren für politische Maßnahmen zur Bewegungsförderung erarbeitet, bevor die Focal Points aktuelle Herausforderungen identifizierten. Anschließend wurden in einem interaktiven Brainstorming gemeinsam mit dem Steuerungskomitee von HEPA Europe systematisch Kooperationsmöglichkeiten zwischen Politik (Focal Points) und Wissenschaft (HEPA Europe) diskutiert. Das WHO-Kooperationszentrum für Bewegung und Public Health war durch PD Dr. Karim Abu-Omar, Dr. Antonina Tcymbal und Dr. Sven Messing auf der Sitzung vertreten und unterstützte – gemeinsam mit Prof. Catherine Woods (University of Limerick, Irland) – EU und WHO bei der Vorbereitung und Durchführung der Sitzung.

Am folgenden Tag hatten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des HEPA Europe-Kongresses die Möglichkeit, die Focal Points der EU-Mitgliedstaaten bei einem ‚Markt des Austauschs‘ kennenzulernen und über aktuelle politische und wissenschaftliche Themen der Bewegungsförderung ins Gespräch zu kommen.

Für das EU Physical Activity Focal Point-Netzwerk haben alle 27 EU-Mitgliedstaaten Kontaktstellen (engl. „Focal Points“) für Bewegung ernannt. In der Regel handelt es sich hierbei um Vertreter*innen der zuständigen Ministerien für Sport oder Gesundheit. Das Netzwerk wird vom WHO Regionalbüro für Europa und der Europäischen Kommission koordiniert und vom WHO-Kooperationszentrum in Erlangen seit seiner Gründung im Jahr 2014 wissenschaftlich begleitet.