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Informationen des Department für Sportwissenschaft und Sport

Inhalt

Reporting Template im IJBNPA veröffentlicht

Das Projekt Physical Literacy Interventions widmet sich der Analyse von Bewegungsinterventionen, die aufgrund ihrer Konzeptandockung (Physical Literacy) sowohl physische, kognitive, als auch motivationale Elemente in den Bick nehmen sollten. Die ersten Projektergebnisse haben jedoch gezeigt, dass sich dieser ganzheitliche Anspruch trotz Hinweise auf vielversprechende Effektivität nicht immer in den Interventionsinhalten finden lässt. Aus diesem Grund hat das Projektteam mit Standort Erlangen (Department für Sportwissenschaft und Sport; Arbeitsbereich Bewegung und Gesundheit, Prof. Dr. Klaus Pfeifer) um Johannes Carl eine internationale Expert*innenrunde mit führenden Wissenschaftler*innen auf dem Forschungsgebiet zusammengestellt, um minimale Standards für Physical Literacy Interventionen und deren Reporting zu erarbeiten. Die Runde schlägt insgesamt 14 verschiedene Items vor, um langfristig die Qualität derartig ganzheitlicher Interventionen zur Förderung der körperlichen Aktivität zu verbessern. Die Ergebnisse sind in Form eines Reporting Templates innerhalb eines Forschungsartikels niedergeschrieben worden, der soeben in der renommierten Zeitschrift International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity (IJBNPA) publiziert wurde. Der Artikel ist hier frei zugänglich („open access“). Der Autor stellt die Ergebnisse zudem in Form eines Videos auf der Projekthomepage vor.

Carl, J., Barratt, J., ArbourNicitopoulos, K., Barnett, L., Dudley, D., Holler, P., Keegan, R., Kwan, M., Scurati, R., Sum, R.K.W,  Wainwright, N., & Cairney, J. (2023). Development, Explanation, and Presentation of the Physical Literacy Interventions  Reporting Template (PLIRT). International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity, 20(21). https://doi.org/10.1186/s12966-023-01423-3

Gesundheitsförderung in Sportvereinen: Gastvortrag Aurelie van Hoye

Im Rahmen eines Forschungsaufenthalts am Department für Sportwissenschaft und Sport (DSS) der FAU hat Prof. Aurelie van Hoye am 16. Februar 2023 einen Gastvortrag zu Gesundheitsförderung in Sportvereinen gehalten.

In ihrem Gastvortrag mit dem Titel „Health Promoting Sport Clubs: From theory to intervention“ gab Prof. Aurelie van Hoye zunächst einen Überblick über das Konzept von gesundheitsfördernden Sportvereinen. Dieses Konzept ist ein holistischer Ansatz, der auf die Veränderung mehrerer Gesundheitsverhaltensweisen abzielt und an die Bedürfnisse eines jeden Sportvereins angepasst werden kann. Anhand eines theoretischen Modells, das auf empirischer Grundlage weiterentwickelt wurde, führte sie in den vergangenen Jahren verschiedene Interventionsstudien in Frankreich und Irland durch. Ein zentrales Ergebnis dieser Studien war, dass durch die Anwendung des Health Promoting Sport Clubs Ansatzes die Vereinsbindung, die Freude am Sport und die wahrgenommene Lebensqualität gefördert werden.

Im Rahmen eines Marie-Curie Stipendiums der Europäischen Union entwickelte Prof. Aurelie van Hoye darüber hinaus in Kooperation mit der Weltgesundheitsorganisation zwei Dokumente, die andere Länder bei Aktivitäten zur Gesundheitsförderung in Sportvereinen unterstützen können. Zum einen wurde 2022 das Health Promoting Sport Clubs National Audit Tool veröffentlicht, anhand dessen landesspezifische Daten zum aktuellen politischen Umfeld in diesem Bereich erhoben werden können (siehe Link). Zum anderen werden in Kürze Richtlinien für Sportverbände veröffentlicht, die diese bei der Umsetzung des Konzepts in die Praxis unterstützen können. Eine Übersicht über ihre aktuelle Forschung zu Health Promoting Sport Clubs – einschließlich praxisnaher Ressourcen für politische Entscheidungsträger, Sportverbände und Verantwortliche in Sportvereinen – findet sich auf der Website https://healthpromotingsportsclub.com

Prof. Aurelie van Hoye forscht aktuell an der Universität Limerick (Irland) und ist darüber hinaus außerordentliche Professorin an der Universität Lorraine (Frankreich), Mitglied des Public Health Laboratory APEMAC und Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Förderung von Gesundheit und Bewegung in Sportvereinen“ des HEPA-Europe-Netzwerks der Weltgesundheitsorganisation. Ihre Forschungstätigkeit umfasste in den letzten Jahren neben der Gesundheitsförderung in Sportvereinen unter anderem die Evaluation des PAPA-Projekts (Förderung des Jugendsports durch Schulungsmaßnahmen für Trainer im Bereich Motivation) und eine Datenerhebung zur Politik zur Bewegungsförderung in Belgien im Rahmen des EPHEPA-Projekts. In der Lehre war sie von 2016 bis 2019 für den Bachelorstudiengang Sportmanagement und von 2018 bis 2021 für den Masterstudiengang „Project & Territories in Sport & Health“ verantwortlich.

Erfolgreiche Wissenspartnerschaft für digitales Lehren und Lernen im Sport

Der Methodenkurs „SMILE – kompetent und digital“ wurde mit dem eLearning Award 2023 in der Kategorie „Social Video Plattform“ ausgezeichnet. An der Konzeption und Umsetzung des Kurses war, neben dem Deutschen Olympischen Sportbund und der Ghostthinker GmbH, auch die FAU beteiligt. Der Campus für Wissensaustausch und Evaluation – Bildung im Sport (webs) brachte sich mit der Expertise zur Kompetenzorientierung im Sport in eine dreijährige Wissenspartnerschaft ein.

Der Methodenkurs richtete sich an Ausbilder:innen und Referent:innen der Sportverbände, die sich mit digitalem Lehren und Lernen für Integration im Sport auseinandersetzen wollen. Im Rahmen des Projekts SMILE (Sport as a tool for integration and social inclusion of refugees; gefördert durch die Europäische Union) wurde dieser Methodenkurs entwickelt und mit mehreren Sportverbänden erprobt. Der Entwicklungsprozess startete 2020 mit einer engen und individualisierten Beratung der Verbände zum Thema Kompetenzorientierung und führte im Projektverlauf zu einem skalierbaren Lernangebot, das 2022 erstmalig auf der Lernplattform Edubreak®-Sportcampus umgesetzt wurde. Einen Überblick über den Methodenkurs und die dort entwickelten Lernangebote der Sportverbände bieten die Broschüre mit der Projektdokumentation und das Projektvideo.

Das DOSB-Kompetenzmodell (Sygusch et al., 2020) ist sowohl ein Lerninhalt als auch die Grundlage für die kompetenzorientierte Gestaltung des Methodenkurses. Daher liegt mit dem Methodenkurs ein Beispiel guter Praxis vor, wie Lehrende sich mit dem Thema Kompetenzorientierung beim digitalen Lehren und Lernen auseinandersetzen können. Eine Übertragung des Kurses auf andere Themenfelder ist im Rahmen weiterer Wissenspartnerschaften geplant.

1. Symposium zu Physical Literacy in D-A-CH (23.02.2023)

Physical Literacy vereint physische, kognitive sowie affektive Voraussetzungen für Bewegung und erfährt als interdisziplinäres Konzept der Sport-/Bewegungswissenschaft zunehmend Beachtung (u.a. Aktionsplan der WHO, UNESCO-Standards für den Sportunterricht). Nachdem sich die Entwicklung lange auf den internationalen Bereich konzentriert hat, nahm die Diskussion in den letzten Jahren auch im deutschsprachigen Raum zunehmend an Fahrt auf. Aus diesem Grund lädt das Department für Sportwissenschaft, welches mit drei Forschungsprojekten an dem Thema beteiligt ist (PLACE, EUROPLIT, PL Interventions), die deutschsprachige Community am Donnerstag, den 23. Februar 2023 (12:15 bis 18:00 Uhr) zu einem ersten online-Symposium ein.

In diesem Zusammenhang freut es uns, dass wir für den in Kooperation mit der Universität Jena (Dr. Clemens Töpfer) organisierten Austausch u.a. Margaret Whitehead (als die entscheidende Begründerin des Konzepts) und Nigel Green (als Vorsitzenden der International Physical Literacy Association, IPLA) gewinnen konnten. Nach einem einführenden internationalen Blick sollen anschließend deutschsprachige Projekte in den Fokus des Austauschs rücken (hier finden Sie eine erste, vorläufige Programmübersicht). Bitte melden Sie sich bei Interesse an einer Teilnahme mit einer kurzen Mail spätestens bis zum 15. Februar 2023 bei Dr. Johannes Carl (johannes.carl@fau.de) an. Es gäbe auch noch einen freien Platz im Programm für einen inhaltlichen Beitrag (dann bitte Meldung bis zum 31. Januar 2023). In jedem Fall würden wir allen Interessenten im Vorfeld dann rechtzeitig einen zoom-Link zukommen lassen.

Wir freuen uns auf den ersten Austausch zu Physical Literacy im deutschsprachigen Raum.

Ergebnisse zum Verbreitungsstand von „Physical Literacy“ in Europa erschienen

In vielen gesundheits- und politikbezogenen Dokumenten (z.B. Globaler Aktionsplan zur Bewegungsförderung der Weltgesundheitsorganisation) wird „Physical Literacy“ als zentraler Schlüssel zur weltweiten Reduktion körperlicher Inaktivität angesehen. Das Konzept „Physical Literacy“ kennzeichnet aus, dass es den Menschen umfassend betrachtet, indem sowohl körperliche, als auch kognitive, affektive und ggf. soziale Determinanten von Bewegung berücksichtigt werden. Allerdings ist derzeit noch völlig unklar, inwiefern das Konzept in Europa überhaupt Beachtung und Umsetzung erfährt. Aus diesem Grund hat der Arbeitsbereich Bewegung und Gesundheit in Kooperation mit dem Center for Clinical Research and Prevention (Frederiksberg Hospital, Kopenhagen) die Studie EUROPLIT ins Leben gerufen und eine multidimensionale Bestandserhebung mit Vertreter*innen von insgesamt 25 europäischen Ländern durchgeführt.

Die zentralen Ergebnisse der Studie sind nun im Special Issue „Cultural Perspectives on Physical Literacy“ des Journal of Exercise Science and Fitness unter Federführung des Departments für Sportwissenschaft und Sport (Koordination: Dr. Johannes Carl) erschienen. Insgesamt lässt sich ein heterogenes Bild zur Implementierung von Physical Literacy auf den Dimensionen „Forschung“, „Praxis“ und „Politik“ im Vergleich zwischen den europäischen Ländern feststellen. Der Fortschritt hängt maßgeblich von den Traditionen nationaler Fachdiskussionen sowie von konkurrierenden Konzepte und nationalen Konzeptbezeichnungen (ggf. Übersetzungen) ab. Der Open Access-Artikel kann hier aufgerufen werden und wird auf der Projekthomepage in Form zweier englischsprachiger Videos (Kurz- oder Langversion) vorgestellt.

DSS erarbeitet Bestandsaufnahme zu Bewegungsförderung bei Kindern und Jugendlichen

Sportwissenschaftler*innen des WHO-Kooperationszentrums für Bewegung und Public Health am Department für Sportwissenschaft und Sport (DSS) haben im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) auf Grundlage nationaler und internationaler Empfehlungen eine Bestandsaufnahme zu „Bewegungsförderung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ entwickelt.

Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge sollten sich Säuglinge und Kleinkinder so viel wie möglich, Kindergartenkinder mindestens 180 Minuten pro Tag und Schulkinder und Jugendliche mindestens 60 Minuten pro Tag bewegen. Nationale Studien zeigen, dass der Anteil der Vier- bis Fünfjährigen, die sich ausreichend bewegen, unter 50 Prozent liegt und mit steigendem Alter sukzessive abnimmt. Unter den 11- bis 17-Jährigen sind weniger als 20 Prozent ausreichend aktiv – Mädchen noch weniger als Jungen.

Bewegungsmangel hat sich verschärft
In diesem Kontext hat das BMG das WHO-Kooperationszentrum für Bewegung und Public Health an der FAU damit beauftragt, eine Informationsgrundlage für die Weiterentwicklung politischer Maßnahmen zu erarbeiten, um dem Bewegungsmangel entgegenzuwirken. Seit 2014 ist das Department für Sportwissenschaft und Sport WHO-Kooperationszentrum. Erst im März war die Zusammenarbeit für die kommenden vier Jahre verlängert worden. Das BMG unterstützt die Aktivitäten des WHO-Kooperationszentrums für Bewegung und Public Health seit 2020 mit einem jährlichen finanziellen Zuschuss.
Bedingt durch die COVID-19-Pandemie und die damit verbundenen Kontaktbeschränkungen und Schließungen von Sportstätten, Kitas und Schulen hat sich der Bewegungsmangel weiter verschärft. „Mit der Bestandsaufnahme haben wir eine kompakte Übersicht über den aktuellen Stand der Bewegungsförderung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland erstellt, die auf die Bedürfnisse des Bundesministeriums für Gesundheit zugeschnitten ist und sich an Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus Politik und Praxis richtet“, sagt Prof. Dr. Klaus Pfeifer, Leiter des Arbeitsbereichs Bewegung und Gesundheit am Department für Sportwissenschaft und Sport der FAU.
„Die Corona-Pandemie hatte dramatische Auswirkungen auf das Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Daher ist es nun wichtig, eine klare politische Strategie zur Bewegungsförderung zu entwickeln und dabei wissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen“, erklärt Pfeifer.

Umfangreicher Empfehlungskatalog
Die Bestandsaufnahme enthält für Politik, Bildungseinrichtungen und weitere Akteure des Bewegungssektors einen umfangreichen Empfehlungskatalog, der auf diversen Initiativen auf nationaler und europäischer Ebene sowie dem Globalen Aktionsplan für Bewegung der WHO aufbaut. Dazu zählen unter anderem, zukünftige Eltern und junge Familien über die Bedeutung von Bewegung zu informieren, Programme für Familien einzurichten, um das aktive Spielen der Kinder zu fördern sowie Eltern aktiv in die Bewegungsförderung ihrer Kinder einzubeziehen.
Auf Kindergarten- und Kita-Ebene empfehlen die Wissenschaftler*innen eine landesweite Implementierung von Programmen zur Bewegungsförderung, ebenso die Qualifizierung von Erzieher*innen und pädagogischen Fachkräften.
Was den Schulweg betrifft, sollen das Zufußgehen sowie Radfahr- und Verkehrssicherheitstrainings für Kinder gefördert werden. Zudem ist die Stadtplanung gefragt, für sichere Verkehrswege und wohnortnahe Geschäfte, Schulen, Dienstleistungen, Parks, Erholungseinrichtungen, aber auch gute Geh- und Radwege zu sorgen.

Etablierte Maßnahmen weiterführen
Vielerorts haben sich bereits gute Bewegungspraktiken etabliert. So gehören etwa Wandertage, Eltern-Kind-Turnen, Waldtage oder tägliches Rausgehen zur Routine in vielen Einrichtungen. Die Reichweite und Effektivität dieser Bewegungsförderung sollte den Schlussfolgerungen der Bestandsaufnahme zufolge erhöht und regelmäßig überprüft werden. Auch wird darin ein systematisches Monitoring der Politik in Sachen Bewegungsförderung gefordert – und zwar sowohl auf nationaler Ebene als auch in den Bundesländern und Kommunen. Eine stärkere Vernetzung relevanter Organisationen über politische Ebenen und Sektoren hinweg ist notwendig, um die Bewegungsförderung in Deutschland strukturell zu stärken, lautet ein weiteres Fazit.
Die Bestandsaufnahme ergänzt bestehende politische Aktivitäten der Bundesregierung zur Bewegungsförderung für Kinder und Jugendliche. Das Bundesinnenministerium und das BMG richteten im Dezember 2022 gemeinsam einen Bewegungsgipfel aus, und 2023 werden weitere Maßnahmen mit dem „Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit“ des Bundesfamilienministeriums finanziell gefördert. Zudem bringt das BMG Vertreterinnen und Vertreter verschiedener politischer Ebenen und Sektoren zu einem Runden Tisch „Bewegung und Gesundheit“ zusammen, an dem Prof. Dr. Pfeifer als Vertreter des WHO-Kooperationszentrums teilnimmt. „Ich freue mich, dass das Bundesministerium für Gesundheit mit dem Runden Tisch einen Austausch über politische Sektoren hinweg fördert, und bringe dort gerne unsere vielfältigen Erfahrungen ein. Besonders wichtig ist aus meiner Sicht, bestehende Aktivitäten besser zu vernetzen und Synergieeffekte zu nutzen, beispielsweise durch die Schaffung eines Nationalen Zentrums für Bewegungsförderung“, sagt Prof. Klaus Pfeifer.

Weitere Informationen
Die Bestandsaufnahme „Bewegungsförderung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland ist als PDF online verfügbar: In einer Kurzversion der Bestandsaufnahme sind zentrale Inhalte und Schlussfolgerungen für einen ersten Überblick über das Thema aufbereitet (siehe Link), die Langversion enthält darüber hinaus eine detaillierte Beschreibung der Methodik und aller Ergebnisse (siehe Link). An der Erstellung der Bestandsaufnahme waren die Arbeitsbereiche Bewegung und Gesundheit (Prof. Dr. Klaus Pfeifer, PD Dr. Peter Gelius, PD Dr. Karim Abu-Omar, PD Dr. Wolfgang Geidl, Dr. Sven Messing, Dr. Antonina Tcymbal, Eva Grüne) und Public Health und Bewegung (Prof. Dr. Anne Reimers, Dr. Isabel Marzi, Franziska Beck) beteiligt.

Policy Evaluation Network veröffentlicht Sonderheft

In einem neuen Sonderheft des European Journal of Public Health wurden zahlreiche Forschungsergebnisse des Policy Evaluation Networks (PEN) veröffentlicht. Drei der insgesamt 13 Manuskripte entstanden unter Beteiligung von Wissenschaftlern des Departments für Sportwissenschaft und Sport der FAU.

Zum einen wurde ein Index für ganzheitliche Ansätze der Bewegungsförderungspolitik entwickelt, der acht politische Sektoren (z.B. Bildung, Verkehr, Sport) und sieben strukturelle Dimensionen (z.B. politische Führung, Governance, intersektorale Zusammenarbeit) adressiert. Insgesamt besteht der ‚Physical Activity Environment Policy Index‘ (PA-EPI) aus 45 Statements guter Praxis, die auf die Verbesserung des Bewegungsumfelds abzielen – zum Beispiel durch den Ausbau des Rad- und Gehwegenetzes, die Verbesserung des Sportunterrichts in Schulen und die Schaffung von bewegungsfördernden Arbeitsplätzen (Woods et al 2022).

Eine wichtige Grundlage für diesen Index waren systematische Literaturreviews, in denen der Einfluss politischer Maßnahmen auf das Bewegungsverhalten für verschiedene Sektoren und Lebenswelten untersucht wurde (Schule, Sport, Verkehr, Massenmedien). Während drei dieser Literaturreviews bereits in anderen wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden, beinhaltet dieses Sonderheft die Ergebnisse für den Bereich Massenmedien (den Braver et al 2022).

Schließlich wurden im Rahmen von PEN sieben Fragebogenmodule entwickelt, die einen Beitrag zur Harmonisierung europäischer Surveillance-Systeme für Bewegung und Ernährung leisten sollen. Die mögliche Nutzung dieser ‚SIMPLE-Module‘ (Selected Instruments for Multilevel PoLicy and impact Evaluation) wurde mit Vertreterinnen und Vertretern europäischer Surveillance-Systeme diskutiert; zur Verstetigung dieser Prozesse über die Projektlaufzeit hinaus wurde eine methodische Kompetenzplattform geschaffen (Hebestreit et al 2022).

PEN ist ein multidisziplinäres, internationales Forschungsprojekt zur systematischen Erfassung und Bewertung von politischen Maßnahmen in Europa, die direkt oder indirekt Bewegung, Ernährung und sitzende Verhaltensweisen beeinflussen und gleichzeitig bestehende gesundheitliche Ungleichheiten berücksichtigen. An dem Projekt sind 28 Organisationen aus 8 Ländern beteiligt (Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Niederlande, Norwegen, Neuseeland, Polen).

Referenzen:

Woods, C.B., Kelly, L., Volf, K., Gelius, P., Messing, S., Forberger, S., Lakerveld, J., den Braver, N.R., Zukowska, J., Swinburn, B., & Bengoechea, E.G. on behalf of the PEN consortium (2022). The development of the Physical Activity Environment Policy Index (PA-EPI): a tool for monitoring and benchmarking government policies and actions to improve physical activity. European Journal of Public Health 32 (Suppl. 4), iv50-iv58. https://doi.org/10.1093/eurpub/ckac062

den Braver, N.R., Bengoechea, E.G., Messing, S., Kelly, L., Schoonmade, L.J., Volf, K., Zukowska, J., Gelius, P., Forberger, S., Woods, C., & Lakerveld, J. on behalf of the PEN consortium (2022). The impact of mass media on physical activity: a review of reviews through a policy lens. European Journal of Public Health 32 (Suppl. 4), iv71-iv83. https://doi.org/10.1093/eurpub/ckac085

Hebestreit, A., Do, S., Wolters, M., Mensink, G.B.M., Rosas, L.G., Abu-Omar, K., Messing, S., Neumann-Podczaska, A., Wieczorowska-Tobis, K., Lien, N., Stanley, I., Ahrens, W.., & Murrin, C. on behalf of the PEN consortium (2022). Towards pan-European surveillance for impact evaluation of policies targeting diet and physical activity in young and adult populations. European Journal of Public Health 32 (Suppl. 4), iv21-iv31. https://doi.org/10.1093/eurpub/ckac061

European Public Health Conference 2022

Verschiedene Forschungsergebnisse des Departments für Sportwissenschaft und Sport (DSS) wurden auf der European Public Health Conference 2022 präsentiert, die vom 10.-12. November in Berlin stattfand. Die Konferenz wurde u.a. durch den Bundesminister für Gesundheit Prof. Dr. Karl Lauterbach eröffnet, der in seinem Grußwort die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Gesundheit betonte.

Bereits am Vortag fand ein vom Policy Evaluation Network (PEN) organisierter Workshop zur Evaluation von Politik zur Förderung von Bewegung und gesunder Ernährung statt. Bei diesem Workshop wurden unter anderem zwei Tools vorgestellt, die im Rahmen des Projekts unter Beteiligung des DSS entwickelt wurden: Ein Index für ganzheitliche politische Ansätze der Bewegungsförderung (Physical Activity Environment Policy Index, PA-EPI) sowie ein Instrument zur Mehrebenen-Evaluation von Politik (SIMPLE-Module) (www.jpi-pen.eu). Darüber hinaus war PD Dr. Karim Abu-Omar (DSS) zu einem Workshop mit Verantwortlichen europäischer Surveillance-Systeme eingeladen, um die in PEN begonnenen Prozesse zur Harmonisierung von Indikatoren für Bewegung und gesunder Ernährung über die verschiedenen Surveillance-Systeme hinweg zu verstetigen. Außerdem richtete das PRESENT-Netzwerk, ein Zusammenschluss deutscher Forschungsverbünde zur Primärprävention und Gesundheitsförderung, in dem der vom DSS geleitete Verbund Capital4Health Mitglied ist, einen Workshop aus.

Am ersten Tag der European Public Health Conference war das DSS mit einem Vortrag an einem Symposium der Universität Limerick zur Evaluation von Politik zur Gesundheitsförderung beteiligt: Dr. Sven Messing (DSS) stellte aktuelle Forschungsergebnisse des WHO-Kooperationszentrums für Bewegung und Public Health zu Methoden des Monitorings von Politik zur Bewegungsförderung vor. Weitere Vorträge setzten sich mit geeigneten Ansätzen zur Implementierung von Politik zur Förderung von Bewegung und gesunder Ernährung (Dr. Sarah Forberger, BIPS), der Entwicklung des PA-EPI (Prof. Dr. Catherine Woods, Universität Limerick) sowie dem Health Promoting Sports Club National Audit Tool (Dr. Aurelie van Hoye, Universität Limerick) auseinander.

Die Konferenz endete mit einem Vortrag von Prof. Dr. Christian Drosten (Charité Berlin) zur Rolle von Wissenschaft und Journalismus bei der Kommunikation von Wissen an die breite Öffentlichkeit. Die nächste European Public Health Conference findet vom 8.-11. November 2023 in Dublin statt.

Politik und Wissenschaft auf dem European Health Forum Gastein 2022

Das European Health Forum Gastein (EHFG) ist eine zentrale Plattform für Gesundheitsexpertinnen und -experten aus Politik, Wissenschaft und Praxis. In diesem Jahr war das Department für Sportwissenschaft und Sport durch Dr. Sven Messing, dessen Teilnahme durch ein Stipendium des Young Forum Gasteins gefördert wurde, auf der Konferenz zum Thema „A moonshot for a true European Health Union. If not now, when?“ vertreten.

 Prominente Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz waren unter anderem Dr. Hans Kluge (WHO-Regionaldirektor für Europa), Sandra Gallina (Generaldirektorin der EU-Kommission für Gesundheit) und Johannes Rauch (Gesundheitsminister Österreich); darüber hinaus waren Stella Kyriakides (EU-Kommissarin für Gesundheit), Prof. Mario Monti (ehem. Ministerpräsident Italien) und Viktor Liashko (Gesundheitsminister Ukraine) digital zugeschaltet. Inhaltliche Schwerpunkte des European Health Forum Gastein waren unter anderem Klimaschutz & Gesundheitsförderung, die Gesundheit marginalisierter Gruppen, die Resilienz & Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems sowie Ansätze zu dessen Transformation.

Aufgrund der Expertise des Departments im Bereich Bewegungsförderung & Klimaschutz wurde Dr. Sven Messing eingeladen, als Panelist an einer Project Pitch Session zum Thema Gesundheit & Klimawandel mitzuwirken – gemeinsam mit renommierten Expertinnen und Experten wie Prof. Dr. Marc Neumann (Basque Centre for Climate Change), Prof. Dr. Joacim Rocklöv (Universität Heidelberg) und Dr. Andrea Schmidt (Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit Österreich). Darüber hinaus bereitete er gemeinsam mit anderen ‚Young Gasteinern‘ ein Videostatement für ein Plenum der EHFG-Konferenz vor und nahm an informellen Q&A-Sessions mit Dr. Hans Kluge und Sandra Gallina teil.

Die Ergebnisse der Konferenz wurden im November 2022 auf der Website des European Health Forum Gastein (Link) veröffentlicht. Außerdem sind Aufzeichnungen der Sessions auf YouTube verfügbar (Link).

Projektstart „TakeCare!“

Das Projekt TakeCare! nimmt sich der Problematik an, dass Pflegeauszubildende in ihrem Berufsalltag großen körperlichen und psychischen Anforderungen begegnen müssen. Aufgrund diesen Umstands sieht der Bayerische Lehrplan der generalistischen Pflegeausbildung seit dem Jahr 2020 vor, gezielt die bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz (BGK) von Pflegeauszubildenen zu fördern. Allerdings kann bislang von keiner systematischen (v.a. flächendeckenden) Übernahme des Konzept ausgegangen werden. Aus diesem Grund widmet sich das Projekt TakeCare! der Frage, wie BGK an den Bayerischen Pflegeschulen am geeignetsten umgesetzt werden kann. Aufbauend auf Erfahrungen aus dem Projekt PArC-AVE werden drei verschiedene Disseminationszugänge erprobt und mit einer Kontrollgruppe verglichen. Insgesamt werden 16 Pflegeschulen aus verschiedenen Regionen Bayerns vier verschiedenen Studienarmen zugewiesen (cluster-randomisiertes Design). Langfristig sollen so Handlungsempfehlungen für alle Bayerischen Pflegeschulen abgeleitet werden. Das Projekt ist zum 01.11.2022 gestartet und wird in Form eines Kooperationsmodells zwischen der Förderinitiative Gesund.Leben.Bayern. (GLB) des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege (StMGP) und der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) finanziert. Das Gesamtprojekt ist auf zwei Module aufgeteilt und läuft zunächst bis zum 31.08.2024.