Alle Artikel von Hartmut Wedekind

Über Hartmut Wedekind

Prof. em. Hartmut Wedekind, Lehrstuhl Informatik 6

Von Selbstmord zu Freitod

-  Zum ARD-Film “Gott“ von Ferdinand von Schirach - 1) Abstand von den Geboten der Kirche „Die Leiden des jungen Werthers“  heißt der Briefroman des jungen Johann Wolfgang  Goethe (1749-1831) von 1774, der den Dichter mit einem Schlag weltberühmt machte.  Goethes Romanfigur Werther beendet sein Leben durch Selbstmord (Suizid); und die Wirkung des Romans war damals so groß, dass man öffentlich vor einer Nachahmung  einer Selbsttötung durch Liebeskummer warnen musste. Zum Schluss heißt es bei Go...

Weiterlesen

Merkels Appell an den Vernunftglauben

Der Begriff „Vernunftglauben“ ist in Vergessenheit geraten, obwohl er seit der Philosophie Immanuel Kants eine große Rolle spielte. Jetzt, in der Corona Krise mit den bedrohlichen Zahlen, die ein politisches Handeln verlangt, greift die Bundeskanzlerin  in eine philosophische  Begriffswelt, weil es um existentielle Fragen des Lebens geht. Wenn‘s ums Leben und Überleben geht, wird’s ernst, und man sollte nachdenken. Und Philosophie ist ein  Reflexionsfach ersten Ranges. Wer ein Lebensinteresse ha...

Weiterlesen

Metaphern

1) Die Kunst des Übertragens Metapher (aus dem Griechischen (μεταφορα) für Übertragung) bedeutet, einen eigentlichen Wortsinn in einen übertragenen Sinn zu stellen. Unsere Sprache ist voll von Metaphern, was uns schon gar nicht mehr bewusst ist. In dem Satz z.B.: „Parteien sind aus dem Gleichgewicht geraten, sie unterliegen einer Fliehkraft, verleugnen ihren Schwerpunkt, weil sie ihre Programme nicht beschleunigen“ gibt es gleich vier Metaphern, die fett hervorgehoben sind. Metaphorische Rede i...

Weiterlesen

„Radikale Unsicherheit“ (radical uncertainty)

-Ein Aufstand gegen die mathematische Modellbildung in der Finanzindustrie-   1)  Radikale Unsicherheit und Widerfahrnis „ Radical Uncertainty – Decision making for an unknowable future” ist ein kürzlich erschienenes, umfangreiches Buch von John Kay und Mervyn King  (ca. 500 Seiten). Kay ist ein ehemaliger Kolumnist der „Financial Times“ und King  ein ehemaliger Gouverneur  der Bank von England. Es handelt sich um eine komplette Darstellung des Phänomens „Unsicherheit“, das von „Ungewiss...

Weiterlesen

Rassismus

Das Feuilleton der Zeitungen ist randvoll mit Berichten über den Rassismus. Man knöpft sich sogar die Vergangenheit vor und landet u.a. bei Immanuel Kant (1724- 1804), der auch als Rassist entlarvt wird. Feuilletonliteratur ist  meist Entlarvungsliteratur. Dabei ist das Phänomen doch von den Grundlagen her  ganz einfach zu erklären; man braucht z.B.  keine politische Soziologie. Man schaue nur auf die Sprachanalyse, und dann ist nur eine halbe Schreibmaschinenseite erforderlich, um zum Ziel zu g...

Weiterlesen

Beschreibung von Pandemien

1) Der Ahnherr Gustav Kirchhoff Gustav Robert Kirchhoff (1824-1887), mit dessen berühmten Kirchhoffschen  Regeln wir schon im Physikunterricht konfrontiert wurden, ist für uns insofern ein Ahnherr, als er eine Beschreibungstheorie einer klassischen Erklärungstheorie entgegenstellte. Kirchhoff wollte nicht mit Gesetzen Ursache-Wirkungszusammenhänge erklären. Er wollte beschreiben. Wir würden heute sagen, er wollte Modelle bilden. In dem schönen Aufsatz von R. Kötter und R. Inhetveen (1996) mit d...

Weiterlesen

Haftung und Kontrolle. Die Problematik der Euro-Corona-Bonds

1. Der Begriff „Eurobond“ Wir lesen bei Wikipedia unter EU-Anleihe: „Als EU-Anleihe (auch Eurobond, Euro-Staatsanleihe oder Gemeinschafts-, bzw. Unionsanleihe genannt) wird eine bislang nicht realisierte, aber kontrovers diskutierte Art von Staatsanleihen in der Europäischen Union oder der Eurozone bezeichnet. Bei dieser Art Anleihe würden EU-Staaten gemeinsam Schulden am Kapitalmarkt aufnehmen, die aufgenommenen Mittel unter sich aufteilen und gesamtschuldnerisch für die Rückzahlung und Zin...

Weiterlesen

Das Gleiche oder dasselbe

-Coronavirus und Grippe im logischen Vergleich - Vergleichen   ist eine Lieblingstätigkeit des Menschen. Äpfel werden mit Birnen verglichen, der erste Weltkrieg mit dem zweiten, Frauen mit Männern usw. Warum tut der Mensch das? Eine einfache Antwort: Er will Erkenntnisse gewinnen in Form von Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten  von Gegenständen und Abläufen. Neulich (am 10.3. 20) hat sich der Tagesspiegel  mit dem Autor Richard Friebe mit dem Vergleichsproblem des Menschen auseinandergesetzt,...

Weiterlesen

Anthropozän

1. Entstehung des Begriffs Es ist relativ einfach, über die Entstehung des Begriffs „ Anthropozän“ zu berichten, weil  die Lebensleistung eines Mannes unmittelbar angesprochen wird.  Es handelt sich um Paul Crutzen (*1933 in Amsterdam), Atmosphärenchemiker,  Nobelpreisträger für Chemie (1995). Im Verleihungsprotokoll des Nobelpreiskomitees heißt es: Er brachte es fertig „ uns vor einem globalen Umweltproblem zu retten, das katastrophale Ausmaße hätte annehmen können". Eine Klärung, wie das Oz...

Weiterlesen

Konventionen

1) Dressurakte Wie bei den meisten Menschen, so ist das auch bei mir. Vom morgendlichen Aufstehen bis zum Abend laufen zum ganz großen Teil Konventionen (Übereinkünfte) ab, die ich mir als Regelwerk selbst zugelegt habe oder die mir auferlegt wurden. Konventionen sind wichtig, damit der Tagesablauf flüssig von statten geht. Herein geplatzte Ereignisse, die einem widerfahren und für deren Behandlung es keine Konvention gibt, halten auf, sind manchmal aber hoch interessant, häufig auch sehr una...

Weiterlesen