Einleitung
Über eine Rationalpolitik brauchen wir uns in diesem Blog -Beitrag nicht großartig auseinander zu setzen. Das ist bereits unter dem Thema im Blog „ Poltische Vernunft- Gibt es die noch?“ geschehen. Aber über eine Emotionalpolitik, über die muss man reden, wenn man versucht, „unsere Zeit in Gedanken fassen“ zu wollen. Die Emotionalpolitik schlägt uns um die Ohren, fast stündlich. Die schmerzt, wenn man schon mit einer Aufklärung, einem „Enlightment“, einer „Erhellung“ in Kontakt gekommen ist. Aber wie fragt (1784) unser großes Vorbild noch, die internationale Berühmtheit Immanuel Kant (1724-1804) „Leben wir jetzt in einem aufgeklärten Zeitalter? So lautet die Antwort: Nein, aber wohl in einem Zeitalter der Aufklärung“. Kant trägt eine Hoffnung vor, in dem Sinne, „was nicht ist, kann ja noch werden.“ Und wieder ist Vaclav Havel (1936-2011), der ehemalige Präsident der Tschechischen Republik, zu zitieren, wenn er sagt: „Hoffnung ist eben nicht Optimismus. Es ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht.“ War Vaclav Havel ein Kantianer? Sicherlich.
Aber: Weil Rationalpolitik sich ihre Hoffnungen durch eine Emotionalpolitik zertrümmern zu lassen scheint, ist Rationalpolitik an ihrem Zerfallsprozess nicht ganz unbeteiligt. Wenn Republikaner, wie z.B. ein Kant, als Demokraten nicht zusammenhalten, wie man das täglich erlebt, kann es um Rationalpolitik geschehen sein. Republikaner, das sind die, die sich um eine Gemeinsamkeit in einer „res publica“ (öffentlichen Angelegenheit) bemühen. Demokraten akzeptieren Mehrheitsentscheidungen.
Also reden wir nun direkt, ohne Umschweife von Emotionalpolitik.
Emotionalpolitik
Wir beginnen mit Lorenzen und Flaig, den Pessimisten, die beim Anblick der Emotionalpolitik Recht behalten werden. Lorenzen redet von einem unaufhörlichen Subjektivismus, der eine Rationalpolitik in ihrem Streben nach Transsubjektivität in Schutt und Asche legt. Und Flaig schreibt ein ganzes Buch darüber, wie wir die Aufklärung und mit ihr die Vernunft, auch Ratio genannt, verspielen.
Wir unterscheiden zwei Arten von Emotionalpolitik. Einmal den täglich zu beobachtenden Dogmatismus , das ist eine Art und Weise, die Gegner Populisten nennt. Dabei gilt: Ein Dogmatiker ist eine Populist und umgekehrt. Republikaner sind aber beide Typen nicht, Dogmatiker wie Populisten. Eigentlich gehören beide in die Gattung „Volksverführer“.
Dann die exzessive Emotionalpolitik, über die man sich heute aufregt. Dazu gehören u.a.: Kernkraftwerke und ihre Abschaffung ohne Sachverstand über die Folgen, ein kulturvolles Euro-„Schwärmen“ im Kantischen Sinne über Griechenland ohne Sachverstand über die Folgen, ein Reden über Flüchtlinge und ihre Leistungsfähigkeit ohne Sachverstand und Landeskenntnisse.
Eine exzessive Emotionalpolitik explodierte nun gerade in Äußerungen von AfD-Mitgliedern. Wir nennen André Poggenburg mit seinen Bemerkungen über Türken als „Kümmeltürken“ und „Kameltreiber“. Diese Bemerkungen kann man als Beleidigung auffassen, was sicher auch beabsichtigt war, obwohl wir früher sagten „ Wir haben gearbeitet wie die Kümmeltürken“. Synonym dazu sagten wir auch „Wir haben gearbeitet wie die Brunnenputzer“, wenn viel gearbeitet wurde. Beabsichtige Beleidigungen im Großen sind sicherlich als Hetze zu interpretieren, ein typisches Phänomen exzessiver Emotionalpolitik, wenn sie explosiv wird. Ob gerade die türkische Gemeinde in Deutschland Anzeige erstatten sollte wegen Volksverhetzung, ist zu kritisieren, weil man sich auf den Begriff „Rechtsstaat“ bezieht. Es gilt in Deutschland der Wahrspruch „Man tut niemals einen zweiten Schritt vor dem ersten“. Erst sollte man in der Türkei den Rechtsstaat einführen, bevor man sich auf ihn in Deutschland beruft. Dass die Türkei kein Rechtsstaat mehr ist, der nunmehr selbst Emotionalpolitik betreibt, weiß heute jedes Kind. Ein deutscher Republikaner dürfte das, glaubwürdig Anzeige erstatten mit Berufung auf den Rechtstaat. Man muss sich aber dann entgegenhalten lassen, emotionalpolitisch begründet, ihr habt doch auch in Sachen Kernenergie-Ausstieg wegen eurer Klimafalle , in der ihr steckt, den zweiten Schritt vor dem ersten getan? Ist das nicht üblich bei euch? Sicherlich, sagt der Rationalpolitiker. Aber: „Ex falso sequitur quodlibet“, oder aus dem Falschen folgt irgendwas. Die alten arabischen Wissenschaftler vor 1000 Jahren, die auch noch Kameltreiber gesehen haben, kannten den zentralen Spruch der Logiker, der klassisch wie auch konstruktiv gilt.
Da geht ein türkischer Staatspräsident hin und spricht über Deutschland von Nazi-Methoden und nennt Assimilation seiner Landsleute ein Verbrechen. Nachgewiesene Genozide an Millionen von Armeniern 1916 werden geleugnet. In der Türkei ist der rationalpolitische Begriff „Rechtsstaat“ völlig unter die Räder gekommen. Türken mit türkischem Pass sollten sich nicht auf den rationalpolitischen Begriff „Rechtsstaat“ berufen oder ihren türkischen Pass abgeben. Rationalpolitik und Emotionalpolitik vertragen sich nicht. Sie stehen in der Öffentlichkeit logisch kontradiktorisch zueinander. D.h.: Wenn du Rationalpolitiker bist, dann bist du kein Emotionalpolitiker, und umgekehrt: Wenn du Emotionalpoliker bist, dann bist du kein Rationalpoliker. Wehe, wenn die Emotionalpoliker eindeutig die Oberhand gewinnen, wenn „der rohe Stoff sinnlicher Eindrücke oder das Gewühl der Empfindungen“ (Kant) obsiegen.