6:30 Uhr, Tel Aviv Ortszeit: Die ersten müden Studierenden schälen sich aus ihren Laken. Nach einem ausgiebigen Frühstück und fliegenden Müslischüsseln brachten wir pünktlich um 7:50 Uhr unsere Koffer zum Bus und brachen auf in die Altstadt Jaffas. Unser erster Weg führte uns zum Tor des Pharaos Ramses, das im Süden Tel Avivs erste Siedlungen bezeugt. Diese Siedlungen, gefunden unter einem Ausgrabungshügel, auch genannt Tel, bilden den Ursprung der heutigen Stadt Tel Aviv. Aviv bedeutet Frühling, Tel Aviv ist somit die Neugründung der Stadt am Fuße des Hügels von Jaffa. Diese sind heute unter gemeinsamer Verwaltung und Jaffa nur noch ein Stadtteil Tel Avivs. Nach einem kurzen Aufstieg standen wir vor der katholischen Kirche St. Peter. Nachdem unser Guide Ameed uns Apostelgeschichte 10,9-23 vorgelesen hat, gewann der zuerst unscheinbare Platz eine neue Bedeutung. Petrus erlebte hier die Aufhebung der Speisegesetze, somit die Heilsverkündigung auch an die Heiden. Ausgehend von diesem Ereignis wurde er ins Haus des Hauptmanns Kornelius eingeladen, der ihn verehren wollte. Doch Simon Petrus ließ dies nicht zu. Der Hauptmann Kornelius gilt als einer der ersten getauften Nichtjuden.
Vorbei an einem fliegenden Orangenbaum, einem riesigen verbogenen Löffel von Uri Geller und dem Haus von Simon dem Gerber, in dem Petrus während seiner Missionstätigkeiten zu Gast war, ging es den Berg wieder hinunter zum Hafen Jaffas. Dort angekommen fällt einem der biblische Bezug nicht gleich ins Auge. Doch schaut man genauer hin, erkennt man am Rande des Hafens Felsen, an denen sich die Wellen brechen. In Jaffa erzählt man sich, dass diese die Wirbelsäule des Wals sind, der Jona wieder an Land gebracht hat. Diese Verbindung lässt sich auch mit der biblischen Geschichte verbinden. Pfarrer Heiner Aldebert erzählte, dass Jona, nachdem er vor seinem Auftrag nach Ninive zu gehen, von Jaffa aus Richtung Spanien floh. Der Wal brachte ihn an dieses Ufer zurück und Jaffa wurde zum Startpunkt Jonas Wirken.
Nach 2 Stunden sengender Hitze ging es in das sehr gut klimatisierte ANU Museum of the Jewish people Tel Avivs. Das größte jüdische Museum weltweit.
Beginnend im 3. Stock mit moderner jüdischer Identität und Kultur arbeiteten wir uns durch jüdische Theater-, Tanz-, Musik-, Folklore-, Kunst- und Sprachkultur. Der 2. Stock führte uns durch die jüdische Geschichte von ihrem Ursprung bis in die 2000er. Den Abschluss bildete der 1. Stock mit der Ausstellung zu Synagogen weltweit und der Museumsshop.
Mitgenommen aus diesem Besuch haben wir einen neuen Blick auf jüdische Identität heute, einen neuen Umgang mit der Thematisierung des Holocausts durch die Fokussierung auf all das was das Judentum sonst ausmacht und dass es in Museen in warmen Ländern immer etwas zu kalt ist 😉
Im Anschluss an das ANU Museum of the Jewish people konnten wir einige Gebäude aus der Bauhausarchitektur betrachten. Hierbei handelt es sich um Häuser, die im modernen und „cleanen“ Stil erbaut wurden. Auch deutsche Architekten, welche die Bauhausschule in Weimar und Dessau besuchten, spielten in diesem Zusammenhang einen wichtige Rolle. Diese erhielten Mitte des 20. Jahrhunderts verschiedene Aufträge, die noch junge Stadt Tel Aviv mit aufzubauen.
Anschließend besuchten wir den Kikar Rabin. An diesem Platz wurde am 04. November 1995 der israelischen Ministerpräsident Jitzchak Rabin nach einer großen Friedensdemonstration von einem rechtsextremistischen, religiös-fanatischen Studenten erschossen. Der bis dato als Platz der Könige Israels bekannte Ort wurde nach diesem Attentat zum Gedenken an Rabin umbenannt. Außerdem soll damit an seine Vision „Der Weg des Friedens ist dem Weg des Krieges vorzuziehen“ erinnert werden.
Mit dem Bus ging es weiter zum Shuk Carmel. Dies ist Tel Avivs bekanntester und meist besuchtester Obst- und Gemüsemarkt. Auf diesem werden an verschiedenen bunten Ständen, neben vielen Leckereien, wie getrockneten Früchten und lokalen Desserts, auch Gewürze und Alltagsgegenstände verkauft. Tipp: Besonders die Falafeln mit Humus sind hier sehr empfehlenswert ☺️.
Gestärkt machten wir uns auf den Weg zum nahegelegenen Strand. Hier konnten wir uns kurz erfrischen, bevor wir die Weiterreise zu unserer nächsten Unterkunft ins Manoly Placa Hotel in Bethlehem antraten. Auf dem Weg dorthin konnten wir einige spannende aber gleichzeitig auch etwas beängstigende Eindrücke von den Unterschiede zwischen Israel und Palästina wahrnehmen.
Dennoch kamen wir gut an, konnten uns nach einem ereignisreichen Tag gut stärken und freuen uns auf den morgigen Tag in Jerusalem.
Dieser Beitrag wurde erstellt von: Mirjam Stieglitz, Lara Auerochs, Peet Klöckner und Franziska Frank.