Eva.Reli.Gion On Tour

Israel- und Palästina-Exkursion (08.06.2022-17.06.2022)

Inhalt

Tag 4

„Gesegnet sei die Ruhe der Nacht
und dein erster Blick in das Licht des neuen Tages.
Gesegnet sei jeder Atemzug, der dich belebt.
Gesegnet sei die Vorfreude,
die deiner Hoffnung Leben einhaucht.
Gesegnet sei die Stunde der Enttäuschung,
die ein Freund mit dir teilt.
Gesegnet sei jede Geste der Zärtlichkeit
und jeder Mensch, dem du begegnest.
Gesegnet sei das Glück, das dich leise berührt,
und der weite Horizont, der dein enges Herz öffnet.
Gesegnet seien alle deine Tage und jede Stunde,
denn du bist behütet.
Gesegnet sei jeder Augenblick,
in dem ein Mensch durch dich gesegnet ist.“

Mit diesem wunderschönen Segenszuspruch startet unser Tag. Bereits früh am Morgen macht sich die Reisegruppe auf den Weg in die Judäische Wüste. Die in Israel und im Westjordanland liegende Wüste Juda umfasst ein weites Gebiet von Jerusalem bis zum Toten Meer und erstreckt sich bis zum nordöstlichen Negev. Auch, wenn in dieser Region kaum Niederschlag zu verzeichnen ist, beherbergt die Judäische Wüste ein unterirdisches Wasserreservoir, welches in den judäischen Bergen seinen Ursprung hat und nach Nordosten auf das Tote Meer zufließt. So finden sich auch grüne, oasenreiche Flächen, die ein eindrucksvolles Landschaftsbild malen. Das Tote Meer ist bekannt für seinen hohen Salzgehalt und reich an Mineralien. Das Meer und sein Zugang über Land stellen mit fast 450 m den weltweit tiefsten Punkt unter dem Meeresspiegel dar.

Viele Völker durchwanderten die in der Wüste Juda mit Steilhängen übersäte Felsenlandschaft. Auf den Spuren prähistorischer und historischer Befunde dieser Kulturen, ebenso auf jenen biblischer Geschichten wandeln wir heute. Masada, Qumran, das Jordantal und Jericho sind sowohl aus geschichtlicher als auch religiöser Perspektive hoch bedeutsame Orte.

Noch müde, mit vielen Fragen, was uns wohl an diesen Orten erwarten würde, blicken wir auf unsere heutige Tour.
Nachdem wir die Stadt Jerusalem hinter uns gelassen haben, ändert sich das Landschaftsbild. Es bietet sich uns eine einzigartige Kulisse mit dem Blick auf der einen Seite auf das von der Morgensonne beschienene, glitzernde Tote Meer und auf der anderen Seite auf riesige Steinfelsen. Das frühe Aufstehen hatte sich mal wieder gelohnt.

In Masada angekommen, geht es für uns hoch hinaus. Mit der Seilbahn können wir unser Ziel schnell erreichen. An der archäologischen Stätte erfahren wir viel Wissenswertes über die eindrucksvolle Palastfestung auf dem Gipfelplateau, die König Herodes errichten ließ. Die Stätte beherbergt zweitausend Jahre alte Mosaiken. Als eine weitere Besonderheit des Palastes sind die Thermenanlage und ein Schwimmbecken hervorzuheben.

Im Zuge des jüdischen Krieges, der 66 n. Chr. unter Kaiser Nero begann und im Jahr 70 n. Chr. in der Zerstörung des Jerusalemer Tempels gipfelte, flüchteten viele Juden nach Masada und siedelten dort. Bereits wenige Jahre nach dem Krieg war das Anliegen der Römer die Eroberung Masadas und sie belagerten das Gebiet. Nach einem Bericht von Flavius Josephus bevorzugten die Juden den Selbstmord anstelle der ihnen drohenden Sklaverei. Es ist kritisch nach den Motiven zu fragen, um historische Perspektiven zu beleuchten.
Heute stellt Masada ein Symbol für jüdische Kulturidentität und für den steten Kampf gegen Unterdrückung dar.

Zur Mittagszeit besichtigt die Reisegruppe die archäologische Ausgrabungsstätte Qumran. Im Jahr 1947 wurden bedeutende Funde von Pergamentrollen in Tonkrügen gemacht. Es handelt sich dabei um etwa zweitausend Jahre alte biblische Fragmente, verfasst von den Essenern, einer jüdischen Gruppe, die verschiedene wichtige Schriften anfertigten. Die Pergamente sind sehr bedeutsam, da sie mit jüngeren Überlieferungen weitgehend texttreu übereinstimmen und diese somit bestätigen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Vorbei an Eseln, Kamelen und Dattelpalmen geht es weiter zum Jordan. Dabei erfahren wir, dass es hier nur Dattelpalmen gibt und nicht die sonst so bekannten Kokosnusspalmen.

„Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke mein Licht….“

Aus der trockenen und steinigen heißen Wüste, kommen wir endlich am Jordan und seiner farbenfrohen und lebendigen Umgebung an. Hier befindet sich der Qasr al-Yahud, also der Taufort Jesu. Anders als viele Touristen gehen wir nicht direkt runter zum Fluss. Wir halten an, gehen in uns und stimmen uns langsam ein. In einem pädagogischen Kreis wird gemeinsam gesungen, getanzt und ein geistlicher Impuls gegeben. Gemeinsam singen wir zum Start das Taizé-Lied:

... Jesus meine Zuversicht. Auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht…“

Anschließend lernen wir das Lied „Wechselnde Pfade“ zu einem meditativen Gruppentanz, der uns bereits im Vorbereitungsseminar und teilweise im Studium begegnet ist. Denn es braucht gar keine Musikbox um angenehme Klänge zum Tanzen zu erschaffen.

In dieser andächtigen Stimmung gehen wir in den geistlichen Impuls über. Wir erinnern uns an unsere Taufe und denken darüber nach, was es mit ihr auf sich hat: Die Taufe ist das, bei dem der alte Adam, also der alte Mensch „ersäuft“ wird (nach Luther). Wir treten dabei in einen neuen Zustand und tragen ein neues Gewand. Durch die Taufe bekommen wir Menschen das Heil. Gottes Gnade wird uns hier zugesprochen. Gott ist mit uns, durch die Taufe, durch den Glauben.
Jetzt sind wir hier am Jordan. An dem Ort, an dem Johannes der Täufer Jesus mit dem Wasser aus dem Jordan getauft hat. Das zentrale Element der Taufe ist das Wasser. Wasser braucht man zum Leben. Wasser sorgt dafür, dass es hier so bunt und lebendig ist. Doch Wasser ist so viel mehr. Es ist in allen großen Weltreligionen durch seine Lebensnotwendigkeit spirituell bedeutsam.

Mit einem erneuten Tanz zum Lied „Wechselnde Pfade“ gehen wir gemeinsam bergab zum Jordan. Ergreifend und intim, doch gleichzeitig gemeinschaftlich und zusammenschweißend wird es unten angekommen bei einer kleinen und doch so bedeutungsvollen Segnung im Jordan.

Nach und nach treten wir einzeln ins Wasser und werden von Franziska Trefzer und Werner Haußmann gesegnet. Was für ein Gefühl… Damit jede:r in Ruhe den Moment fühlen und genießen kann, gehen die Gesegneten wieder zum Ort der Einstimmung. Gemeinsam ist hier Zeit für Reflexion und Austausch zu den erlebten Eindrücken:

„…Es war etwas super Berührendes…“
„…Gemeinschaftlich und doch intim…“
„…Die Einstimmung mit dem Singen, Tanzen und Impulsen hat gut getan, um sich darauf einlassen zu können…“
„…Ich spüre das Kreuz auf der Stirn noch immer…“
„…Wie ambivalent dieser Ort doch ist… Ein so friedliches Gebiet, aber gleichzeitig so umkämpft…“

Auch wurde darüber nachgedacht, was es bedeutet, dass sich Jesus quasi am tiefsten Punkt der Welt taufen hat lassen. Zum einen sagt es etwas darüber aus, wie er sich als Mensch „klein“ gemacht hat, zum anderen gibt es Hoffnung selbst in den tiefsten Punkten des Lebens. Denn Jesus ist bei uns.

Auf der Fahrt zum Toten Meer, erhalten wir bereits wichtige Regeln. Denn auch, wenn es ein einmaliges, spannendes und pflegendes Erlebnis ist, das Wasser zu betreten, birgt es doch auch einige Gefahren:

Neben den Gefahren werden wir aber auch über interessante Details informiert.
Beim Toten Meer handelt es sich um den tiefsten Punkt der ganzen Welt. Es wird immer kleiner und kleiner. Im Jahr zieht es sich durchschnittlich einen Meter zurück. Denn das Wasser kommt vom Jordan, in dem es leider sehr viel weniger Wasser gibt als früher. Dadurch, dass sich das Wasser zurück zieht, ist der Strand der Boden des Meeres, das hier früher war.
Die Besonderheit des Toten Meeres ist der hohe Salzgehalt mit 33% Salz und das obwohl das Wasser aus dem Jordan natürlich kein Salzwasser ist. Der große Salzanteil im Meer entsteht dadurch, dass das Süßwasser ins Tote Meer fließt und dabei auf dem Weg das Salz mitnimmt und beim verdunsten nur das Wasser aus dem Meer entweicht, nicht aber das Salz.
Im Durchschnitt gibt es hier 350-355 sonnige Tage ohne Regen und es ist immer warm.

Im Wasser angekommen finden sich die verschiedensten Wahrnehmungen. Zum einen wird das Wasser als angenehm und tragend wahrgenommen, zum anderen hatte man das Gefühl keine Kontrolle zu haben und nicht zu sehen, was um einen ist. Denn das Wasser ist ölig und man steht in einem Boden aus Schlamm. Während einige die erlaubten 10 Minuten auskosten, fliehen andere bereits nach 10 Sekunden. Anschließend muss das Salz gut abgewaschen werden.

Auf dem Nachhauseweg wird noch ein Stopp eingelegt. Der Panoramablick auf das Kloster und sein Grundstück ist atemberaubend. Mitten in der Wüste, auf dem steinigen und gefährlichen Weg von Jerusalem nach Jericho, liegt es zwischen den Felsen.

Die Kreuze die in der Gegend verteilt sind, zeigen die Grenzen des Klosters an. Denn eine Mauer ist hier unmöglich zu bauen. Während wir das imposante Kloster betrachten, reitet ein Hirte auf einem Esel den Weg entlang. Er erinnert an das Gleichnis „Der barmherzige Samariter“. Auch er ritt im Gleichnis von Jerusalem nach Jericho, was von hier oben auch zu sehen ist. Jericho ist die älteste Stadt der Welt und seit 10.000 Jahren bevölkert. Nach einer zweistündigen Fahrt, geht der vierte heiße und berührende Tag zu Ende unter dem Motto:

„… Auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.“

Dieser Beitrag wurde erstellt von: Katharina Feurer, Annika Rupprecht, Marina Steffen und Lene Körner.

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