Eva.Reli.Gion On Tour

Israel- und Palästina-Exkursion (08.06.2022-17.06.2022)

Inhalt

Tag 7

Nachdem wir uns gerade in Bethlehem eingelebt und Freundschaft mit den umliegenden Kiosk- und Barbesitzern geschlossen hatten, war es heute an der Zeit, alle Habseligkeiten wieder zusammenzupacken und weiter zu ziehen.
Um kurz nach 8 Uhr waren alle Exkursionsteilnehmer:innen im Bus und die morgige Flechtroutine begann.

Als Einstimmung in den Tag erfüllte sich unser Bus mit motiviertem Gesang:
Danke für diesen guten Morgen
Da berühren sich Himmel und Erde
Das Privileg zu sein
Ins Wasser fällt ein Stein
Wind of Change
Wie immer nutzte unser Reiseleiter Ameed die lange Fahrt, um uns weitere Einblicke in das alltägliche Leben der Palästinenser im Grenzgebiet zu geben.
Vor Ort in Shilo/Silo (Schreibweise der Lutherbibel) angekommen, lernten wir die neunfache Mama und Oma sowie Schriftstellerin Ora kennen, mit deren Hilfe wir Silo und seine Geschichte entdeckten.


Silo besaß nach biblischer Darstellung ein Heiligtum (Stiftshütte) (Ex 25) in dem für 369 Jahre die Bundeslade aufbewahrt wurde. Im Buch Josua wird erzählt, dass Silo zum Zentralheiligtum der israelitischen Stämme wurde. Dort versammelten sie sich dreimal im Jahr, um vor dem Zeltheiligtum (Mischkan) zu feiern. Von hier aus wurden auch die 12 Stämme Israels ausgesandt, um das Westjordanland zu bevölkern. Somit endete die Zeit der Wüstenwanderung und die Sesshaftwerdung begann. Viele Jahrzehnte später trug sich hier die biblische Geschichte über Hannah zu. Hannah ist kinderlos und betet vor dem Heiligtum für einen Sohn, den sie JHWH weihen möchte. Daraufhin schenkt JHWH ihr einen Sohn – diesem gab sie dem Namen Samuel (hebräisch: der von Gott Geliehene). Als Samuel alt genug ist, wird er von Eli, dem Hohepriester im Heiligtum, erzogen und später war Samuel es, der die Könige Saul und David salbte.

Archäologisch gesehen birgt Silo noch viele Geheimnisse, da auf den Fundamenten zerstörter Bauwerke im Laufe der vergangenen Jahrhunderte immer wieder neue Bauten errichtet wurden. So fanden dänische Archäologen zum Beispiel eine Kirche, gebaut auf Steinen einer Synagoge aus dem 2. Jahrhundert. Ein Mosaik bzw. Scherben mit der Aufschrift „Frieden für Silo“ belegt, dass es wahrscheinlich ist, dass in Silo jüdische Bevölkerung gelebt hat. Bis heute sind Archäologen den Geheimnissen Silos weiter auf der Spur.

Silo ist ein bemerkenswerter Ort sowohl aus biblischer als auch aus historisch-archäologischer Perspektive. In einer sich anschließenden Reflexion in unserer Gruppe wurde folgendes Resümee gezogen: Glaube entsteht (auch) durch Geschichten, nicht nur durch Geschichte (Heiner).

Nach dem Besuch der antiken Silo-Stätte ging unsere Reise mit dem Bus weiter. Da wir nun eine längere Strecke zu fahren hatten, gab uns unser Reiseleiter Ameed einen Überblick über die aktuelle und zeitgeschichtliche politische Situation im Israel-Palästina Konflikt. Anhand einer Karte zeigte er uns so beispielsweise die aufgeteilten Zonen A, B und C im Westjordanland, so wie sie in den Oslo-Verträgen festgelegt sind.

Ziel am Nachmittag war der Tel Megiddo. Megiddo wird sowohl in den alten Schriften Israels, der Ägypter und der Assyrer als fester Bestandteil wahrgenommen. Aufgrund ihrer Lage an einer wichtigen Habdelsstraße stellte die Stadt ein wichtiges Zentrum der Stadt dar. Es finden sich viele Prachtbauten unter anderem aus biblischer Zeit, beispielsweise Tempeltore und ein antikes Wasserwerk. Heutzutage befindet such hier eine wichtige archäologische Ausgrabungsstätte. Es befindet sich hier ein Tel (archäologischer Hügel) bestehend aus Überresten von über 30 Städten, welche über einen Zeitraum von 3000 Jahren an diesem Punkt existierten.

Hier am Stadttor wurden Gerichtsurteile vollzogen, denn es stellt ein beliebtes Zentrum dar, da durch das Stadttor alle passieren mussten. Zudem dienten vollzogen Bestrafungen am Stadttor als Warnung für Andere.

In den Ställen von Megiddo wurde Platz für 150 Pferde geschaffen. Anders als heute lebten diese jedoch eng gedrängt beieinander. Besonders beeindruckend ist das Wassersystem der Stadt. Durch dieses konnte selbst zu Kriegszeiten sichergestellt werden, dass die Bevölkerung mit Wasser versorgt wird. Es wurde ein Tunnel zu einer tiefen Wasserstelle außerhalb der Stadtmauern gegraben. Forscher:innen rätseln vor allem über die bemerkenswerte Bauweise des Tunnels. Er wurde von zwei Seiten gleichzeitig gegraben, wobei man sich genau in der Mitte traf. Anders als heutzutage gab es aber keine technischen Hilfsmittel, die eine genaue Berechnung des Zusammentreffens der beiden Seiten ermöglichte.

Vom Megiddo aus hat man einen tollen Ausblick auf die Israel Ebene.

Auch in der Bibel wird Megiddo erwähnt und zwar in der Offenbarung des Johannes. Hier soll die Apokalypse, die finale Schlacht zwischen Gut und Böse stattfinden. Im Neuen Testament wird der Ort als Armaggedon bezeichnet, welches aus einer Wortverschiebung ins Griechische entstand.

Nach dem interessanten Besuch auf dem Tel Megiddo ging es mit dem Bus weiter nach Nazareth, wo wir die nächste Nacht verbringen werden. Mit einem wunderbaren Abend im Innenhof unserer Unterkunft endet der 7. Tag unserer Exkursion.

 

Dieser Beitrag wurde erstellt von: Sarah Franke, Larissa Lampert, Marc Schramm und Matthias Buhn.

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