Bericht LaTeX vs. Word vom 10. Mai 2010

Die perfekte Dissertation – auch eine Frage der Textgestaltung.
Ein Tag, von dem viele träumen: Die Doktorarbeit ist fertig und man reicht eine mehr oder weniger umfangreiche Dissertation ein. Wer es bis dahin geschafft hat, der durfte sich neben der eigentlichen Forschung auch mit großen Textmengen, unzähligen Versionen, Tabellen, Graphiken und Literaturverweisen herumschlagen. Textgestaltung und Textorganisation nehmen oft viel Zeit in Anspruch und so ist es sinnvoll, sich grundlegende Fragen schon zu Beginn der Promotion zu stellen. Deshalb stellten Dominik Stühler und Alessandra Kenner vom RZZE der Uni Erlangen-Nürnberg auf einer Informationsveranstaltung der Graduiertenschule die Vorzüge und Nachteile der beiden Textsatzprogramme LaTeX und Word gegenüber (latexword_pdf).
Dominik Stühler begann seine Vorstellung von LaTeX mit einer kurzen Einführung in die Typographie. Eine gute Typographie sei unauffällig, aber keineswegs trivial. Vom Seitenformat über die Graustufen bis hin zur Frage, ob zwischen Teilen einer Abkürzung wie z.B. ganze oder halbe Leerzeichen stehen, können wissenschaftliche Texte besser oder weniger gut lesbar sein. LaTeX unterstützt die Verfasser/innen in dieser Hinsicht mit sehr ausgereiften Vorgaben, so dass man sich kaum eigene Gedanken zum Layout machen muss. Wer mit Word arbeitet, hat dabei mehr Arbeit, die unterschiedlichen Formatvorlagen zu definieren. Entscheidender Unterschied zwischen den beiden Programmen ist sicherlich die Art der Arbeitsoberfläche beim Erstellen des Textes: Sieht man bei Word beim Verfassen, wie der Text später ausgegeben wird, arbeitet man bei LaTeX mit dem Quelltext. Für Menschen, die stärker visuell geprägt sind, mag das eine Hürde beim Arbeiten mit LaTeX darstellen. Andererseits schätzen viele nach einer Einarbeitungsphase die offene Struktur des Programms. Auch muss man sich zu Beginn des Projekts mehr Zeit für die Einrichtung des Grundgerüsts nehmen, falls man sich für LaTeX entscheidet. In jedem Fall empfiehlt sich dabei ein LaTeX-Einführungskurs, wie ihn die Graduiertenschule anbietet. [DIESE KURSE WERDEN NUR NOCH ÜBER DAS RRZE ANGEBOTEN; 01.12.2011] Hat man allerdings zu Beginn etwas Zeit investiert, profitiert man von den Stärken des Programms: hohe Stabilität, ausgezeichnete Satzqualität, ein hervorragender mathematischer Formelsatz und eine sehr gute Möglichkeit zur Versionskontrolle beim täglichen Geschäft des Umarbeitens. Auch wer Beiträge zusammen mit Kolleg/innen schreibt, kann von diesem Vorzug profitieren, zumal LaTeX plattformunabhängig einsetzbar ist. Das kostenlose Programm biete zwar keinen offiziellen Support, aber im Internet finde man meist die passende Antwort auf seine Frage, sagt Dominik Stühler.
Alessandra Kenner zeigte, dass auch Word 2007 erlaubt, große, professionell gestaltete Texte zu erstellen. Man hat auf jeden Fall weniger Arbeit im Vorfeld und kann schneller mit dem Schreiben loslegen. Doch ein typographisch gutes Ergebnis braucht Zeit: das Erstellen von Formatvorlagen und eine Einbindung eines leistungsfähigen Datenbanksystems wie Citavi oder Endnote sollte auf jeden Fall Standard sein. Prinzipiell bietet Word vieles, wenn auch häufig weniger ausgereift als LaTeX: Verweise im Text, automatisch erstellte Verzeichnisse, Formelsätze. Was manche bei LaTeX zunächst abschreckt, wird man bei Word aber eventuell dann vermissen, wenn die ersten rätselhaften Fehler auftreten: Der Blick unter die Oberfläche, der einem bei LaTeX erlaubt, dem Problem gleich auf den Grund zu gehen, bleibt einem bei Word verwehrt. Wer mehr über die Möglichkeiten von Word 2007 beim Erstellen wissenschaftlicher Arbeiten lernen möchte, findet mit dem Word 2007-Kurs auch hier an der Graduiertenschule einen weiterführenden Kurs [GIBT ES NICHT MEHR, 01.12.2011].
Die Gegenüberstellung von LateX und Word können Sie hier herunterladen: latexword_pdf