Bericht: Web 2.0-Tools fuer das wissenschaftliche Arbeiten (28.06.2010)
Bericht: Web 2.0-Tools fuer das wissenschaftliche Arbeiten (28.06.2010)
Netzwerke bilden, Literatur verwalten, gemeinsam publizieren – das Web 2.0 bietet für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler viele spezifische Möglichkeiten, sich auszutauschen und miteinander zu arbeiten.
Dr. Angelika Bullinger und Dominik Böhler vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik I an der FAU sind Fachleute für Informationssysteme. Auf Einladung der Graduiertenschule stellten sie am 28.06.2010 eine Reihe der wichtigsten Web 2.0-Tools für das wissenschaftliche Arbeiten vor, die übrigens auch alle in der täglichen Arbeit am Lehrstuhl verwendet werden und den Praxistest bestanden haben. Gleichwohl war es beiden Referenten wichtig, auf einige kritische Aspekte der Verwendung von Web 2.0-Werkzeugen hinzuweisen: Man sollte sich bewusst sein, dass man mit der Nutzung dieser Tools die Kontrolle über die eigenen Daten abgibt. Deshalb ist immer zu überlegen, was man preisgibt und wie man die veröffentlichten Daten gezielt zur Stärkung des eigenen Profils einsetzen kann.
Für Wissenschaftler/innen, die das Web 2.0 für die wissenschaftliche Arbeit nutzen, ergeben sich zudem spezifische Fragen. Wann soll man etwa wie viel von den eigenen Forschungsideen kommunizieren, wenn man dazu noch nichts publiziert hat? Wie geht man mit der Vermischung von Privat- und Fachidentität um, wenn Kolleginnen und Kollegen plötzlich „Freunde“ auf Facebook sind? Wie viel jemand über sich selbst – und an welche Zielgruppe! – preisgibt, ist jedermanns eigene Entscheidung. Auch die Möglichkeit der Privatsphäreneinstellung könnte und sollte genutzt werden.
Zur Sondierung eines Forschungsthemas und den fachlichen Austausch kann man allgemeinere Dienste wie Facebook oder Twitter nutzen, aber auch spezifische Wissenschaftsnetzwerke wie ResearchGATE. Vorteile von Wissenschaftsnetzwerken sind sicherlich die fokussierte Zielgruppe und besondere Forschungstools wie Literaturdatenbanken oder auch aktuelle Job- und Projektausschreibungen. Doch gerade Twitter kann man auch gut nutzen, um stets mit aktuellen Fachnachrichten versorgt zu werden, z.B. über die Twitter-Suche. Mit einigen guten Twitterkontakten (z.B. über offene Forscherlisten) könne das Tool bei thematischen Recherchen am Ende praktikabler sein als allgemeine Suchmaschinen, sagte Angelika Bullinger in ihrem Vortrag.
Als spezielles Instrument zur Literaturrecherche und -verwaltung eignet sich Mendeley. Neben der Funktion einer individuell verfügbaren Datenbank kann man dort in geschlossenen Gruppen Literatur austauschen und online an gemeinsamen Projekten zusammenarbeiten. Letzteres unterstützt auch debategraph, ein Werkzeug zur Visualisierung von Diskussionen, das für einen strukturierten Ideenaustausch nützlich ist.
Will man zusammen nicht nur Themen diskutieren und Projekte planen, sondern auch gemeinsam Publikationen verfassen, bietet das Web 2.0 ebenso einige Möglichkeiten. Am bekanntesten dürfte wohl Google Docs sein, womit man Dokumente gemeinsam in Echtzeit verfassen kann. Daneben sind wikis (s. ein Beispiel der York University) ein nützliches Instrument, um gemeinsam an Texten zu arbeiten.
Schließlich stellten die Referenten noch einige Tools für das Datenmanagement vor. Um Dokumente miteinander zu nutzen und wechselseitig zu synchronisieren, eignet sich etwa Dropbox. Mit Delicious steht ein Dienst zum Social Tagging zur Verfügung: So kann man gemeinsam Bookmarks, die mit eigenen Schlagwörtern versehen sind, austauschen. Auf Dashboards wie bei Netvibes lässt sich eine persönliche Sammlung von dynamischen Web-Inhalten erstellen und diese ebenso in der Gruppe teilen.
Einen ersten Eindruck der verschiedenen Tools vermittelt auch die Präsentation, die Frau Dr. Bullinger und Herr Böhler freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben.
Klar ist, dass das Web 2.0 auch für die Wissenschaft in Zukunft von weiter zunehmender Bedeutung sein wird.
Noch zwei wichtige Hinweise:
Die Arbeitsgruppe der Referentin arbeitet an einem Forschungsprojekt zur Nutzung von Web 2.0-Tools in der Wissenschaft und sucht noch Interessent/innen. Wir möchten Sie herzlich dazu einladen und auffordern, sich zu beteiligen.
Die Graduiertenschule ist im Web 2.0 ebenfalls sehr aktiv, neben der Internetseite pflegen wir:
* den Blog
* einen Twitter-Account
* einen Facebook-Account.
Wir freuen uns immer über neue Abonnenten und Freunde.