Bericht: Vereinbarkeit von Familie und Wissenschaft am 05.07.2010

Die Gesamtzahl der Professoren und Professorinnen ist laut statistischen Bundesamt in den letzten zehn Jahren nur leicht (um 5%) gestiegen, der Frauenanteil erhöhte sich dabei innerhalb der Professorenschaft zwischen 1999 und 2009 von knapp 10% auf 18%. Wie sich dabei Familie mit einer wissenschaftlichen Karriere vereinbaren lässt, wollten wir an diesem Abend von Frau Prof. Dr. Heidrun Stein-Kecks wissen. Eindeutig konnte auch sie diese Frage nicht beantworten, denn natürlich hängt die Beantwortung von einer Vielzahl von individuellen Faktoren, wie Anzahl der Kinder, soziales Umfeld, Unterstützung durch den Partner, aber auch die unterschiedlichen Bedingungen des Arbeitsumfeldes ab.

Frau Prof. Dr. Stein-Kecks ist heute Dekanin der Philosophischen Fakultät an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und hat selbst zwei erwachsene Kinder. Nach ihrem Studium der Kunstgeschichte und Romanistik an den Universitäten in Regensburg und Wien und einem Auslandsaufenthalt in Italien, tritt sie ihre erste Stelle in Deutschland nach der Promotion an, als ihr erstes Kind neun Monate alt ist – bei der Fertigstellung der Habilitation wird ihr jüngster Sohn gerade eingeschult. Sie erhält Unterstützung durch ihren Partner, durch eine Arbeit, die sie sich relativ frei einteilen kann, durch eine Kinderfrau und lebt doch lange Zeit in einer angespannten Situation, da ihr Mann kein gesichertes Arbeitsverhältnis hat. Sie verzichtet deshalb auf Erziehungsurlaub und übernimmt die Verantwortung für die finanzielle Versorgung der Familie. Seit 1999, ihre Kinder sind zu diesem Zeitpunkt acht und zehn Jahre alt, ist sie Professorin in Erlangen.

Bei der Abendveranstaltung erzählte sie von ihrer eigenen Erfahrung als Mutter und Wissenschaftlerin und berichtete von Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit, zeigte aber auch Wege auf, diese zu meistern. So rät Sie den Teilnehmer/innen, Themen für die Promotion und/oder Habilitation zu wählen, die in Etappen bearbeitet werden können, sich einen festen Zeit-/Arbeitsplan zu erstellen, sich bei Schwierigkeiten ruhig an die Dekanin oder den Dekan zu wenden und nach Möglichkeiten einer familienfreundlicheren Beschäftigung zu fragen sowie Unterstützungsangebote anzunehmen und Förderinstrumente zu nutzen – z. B. gibt es einen Dual Career Service der FAU, der Unterstützung für Doppel-Karriere-Paare anbietet (Infos dazu auf den Seiten des Familienservices), oder vom Büro der Frauenbeauftragten das Stipendienprogramm für Wiedereinsteigerinnen nach Erziehungszeiten. Auch können Projektleiter auf die mittlerweile weitverbreitete Förderungsbedingung der Familienfreundlichkeit von Projekten (z. B. DFG: Förderung der Chancengleichheit in der Wissenschaft) hingewiesen werden und letztlich empfiehlt sie nicht auf „Karriere-Ratgeber“ zu hören, da für mehrtägige Konferenzaufenthalte und Kontaktpflege in den ersten Jahren sowieso kaum Zeit bleibt.

Die Offenheit, mit der Frau Prof. Dr. Stein-Kecks über eigene Schwierigkeiten berichtet, wird von den Teilnehmer/innen der Veranstaltung sehr begrüßt. Die Aufgabe, Familie und Wissenschaft zu vereinbaren, vergleicht sie zum Abschluss mit dem Bild „Hauptweg und Nebenwege“ von Paul Klee, welches den Betrachtern zeigt, dass sich ein Ziel nicht nur über einen direkten, sondern auch über viele verschiedene Nebenwege erreichen lässt.