Israel-Exkursion 2019

02. – 11. März 2019

Inhalt

Fünfter Tag: 6. März 2019

Unser Weg führte uns heute zunächst zur Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, welche sicher eines der emotional aufgeladensten Orte unserer Reise darstellt. Das 1953 gegründete Mahnmal, welches in den 60er Jahren fertig gestellt wurde, hat sich zum Ziel gesetzt, die Opfer der Geschehnisse nicht vergessen zu lassen und die Betroffenen zu verewigen. Da nach jüdischem Glauben der unversehrte Leichnam begraben werden muss, um schlussendlich auferweckt zu werden, ist es umso tragischer, dass den Opfern des Holocausts diese Möglichkeit genommen wurde. Gerade deshalb war und ist es den Juden wichtig, einen Ort des Gedenkens, der Trauer und Erinnerung zu bieten.

Da dieser Besuch natürlich auch eine emotionale Dimension hatte, wollen wir im Folgenden versuchen, die Stimmung und Eindrücke unserer Gruppe mit einzubeziehen. Unseren ersten Input von Maurice bekamen wir in der „Allee der Gerechten“ unter den Völkern. Hier werden alle Personen und Organisationen, die sich gegen das Naziregime stellten, um Juden zu helfen, mit einem Baum gewürdigt. Es war beruhigend, diese auf dem ganzen Gelände wiederzufinden und damit an ein Aufblitzen der Menschlichkeit, während einer so dunklen Zeit erinnert zu werden.

In der Gedenkstätte bzw in dem Museum selbst wurde die Geschichte des Antisemitismus, insbesondere in Europa vor allem zwischen 1933 bis 1945, und die Shoah dargestellt. Dies wurde sehr vielfältig aufgearbeitet, unter anderem durch Videoaufnahmen von Zeitzeugenberichten und Ausstellungen von Gegenständen aus dem damaligen Alltag. Im Gegensatz zu dem Wissen aus Schulbüchern, bekamen der Holocaust und seine Folgen für den Einzelnen eine neue Ebene. In der Gegenwart jüdischer Besucher und vieler deutscher Zeugnisse aus dieser Zeit, kam die Frage der historischen Verantwortung auf. Letztendlich betreffen uns diese Ereignisse, aber nicht aufgrund unseres Geburtsortes, sondern aufgrund unserer Menschlichkeit.
Nach dem aufwühlenden Museumsgang tat ein Blick von der Terrasse in ein grünes Tal gut und man konnte Kraft schöpfen für die Halle der Erinnerung. Hier sind die Namen der Konzentrations- und Vernichtungslager auf den Boden eingraviert, in der Mitte brannte ein ewiges Licht.
Neben dem Erwachsenendenkmal gab es für die Kinder einen eigenen Raum. Gestiftet wurde dieser von einem Ehepaar zur Erinnerung an ihren, dem Genozid zum Opfer gefallenen, Sohn. Schon vor dem ersten Raum hörte man traurige Musik, die kombiniert mit Kinderbildern, sehr bedrückend wirkte. Fast schon tröstlich schien dagegen der nächste Raum, der sehr dunkel war und nur von wenigen Kerzen erleuchtet wurde. Durch Spiegel wurde das Licht aber wie ein Sternenhimmel reflektiert. Hier werden die Namen, das Alter und der Geburtsort der verstorbenen Kinder genannt. Es dauert etwa drei Monate bis die Namen der 1,5 Millionen Kinder genannt sind.

Im Tal der Gemeinden trafen wir uns in Kleingruppen, um unsere Gedanken und aufkommenden Gefühle zu teilen. Besonders in unserer Verantwortung als zukünftige Lehrer wollen wir dafür eintreten, dass sich solche Geschehnisse nicht wiederholen. Im Schulalltag, wie auch in der Gesellschaft ist es wichtig, ein Bewusstsein zu schaffen und zur Reflexion anzuregen.

Gestärkt ging es nach der Mittagspause in der Jerusalem Mall, in das Israel Museum.
Dort erläuterte Maurice anhand eines Modells von Jerusalem zur Zeit des 2. Tempels städtebauliche Veränderungen, wie zum Beispiel den damaligen Verlauf der Stadtmauer. Dadurch konnten wir bereits erworbene Kenntnisse über den Jerusalemer Tempel vertiefen.

Das Israel Museum beherbergt außerdem noch den Schrein des Buches. Dort befindet sich eine Ausstellung zu den ältesten erhaltenen handschriftlichen Bibelschriften, den sogenannten Qumranschriften. Diese wurden in der Nähe des Toten Meeres gefunden.

Als letzte Station des Tages fuhren wir zur Knesset. Dieses Wort bedeutet übersetzt so viel wie Versammlung. Dies war früher eine Zusammenkunft von Ältesten und Rabbinern, welche über Entscheidungen, die das gesamte Volk betrafen, berieten. Heutzutage beherbergt das Gebäude 120 Abgeordnete, die alle vier Jahre gewählt werden. Mit Ausnahme von Christen sind alle anderen Religionen und Konfessionen aus Israel vertreten.
Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich seit dem Jahr 1966 eine Menora, welche von Benno Elkan, einem gebürtigen deutschen Juden, entworfen wurde.

Autorinnen: Franzi, Hannah und Anni

Vierter Tag: 5. März 2019

Obwohl wir bereits um 7.15 Uhr von unserem Hotel losgefahren sind, wurden wir durch den morgendlichen Berufsverkehr etwas aus der Zeitplanung geworfen. Am Tempelberg in Jerusalem angekommen, konnte unser ereignisreicher Tag beginnen. Dort wartete die erste der vielen Sicherheitskontrollen des Tages auf uns.

Dieser Ort ist sowohl religiös als auch historisch sehr bedeutend. Nach jüdischer Tradition wurde dieses Stück Land von David gekauft, der darauf einen Altar errichtete, später soll Salomo dort den ersten Tempel erbaut haben. Außerdem wollte Abraham nach jüdischer Vorstellung an dieser Stelle seinen Sohn Isaak opfern. Im Laufe der Geschichte wurde der Ort von verschiedenen Mächten erobert, wobei der Tempel  zerstört und wieder aufgebaut wurde. Heute ist lediglich ein Teil der Westmauer des Tempelfundaments erhalten. Bekannt ist dieser Teil als Klagemauer, obwohl Juden diesen Begriff selbst nie verwenden würden.

Heute ist der Tempelplatz in muslimischer Hand. Dort befinden sich zwei der wichtigsten Heiligtümer des Islams: die al-Aqsa-Moschee und der Felsendom. Der muslimischen Tradition nach flog Mohammed mit seinem Pferd von Mekka nach Jerusalem. An der Stelle der Landung wurde die al-Aqsa-Moschee errichtet. Der Felsendom steht an der Stelle der Himmelfahrt Mohammeds.

Auch wenn der Platz nach der Sicherheitskontrolle grundsätzlich für alle zugänglich ist, dürfen keine anderen religiösen Handlungen außer die des Islams praktiziert werden. So dürfen keine anderen religiösen Symbole offen getragen werden und Nicht-Muslime dürfen nicht beten. Für Juden gelten verschärfte Sicherheitsbestimmungen auf dem Tempelplatz. Es ist ihnen nur mit Polizeibegleitung erlaubt den Ort zu betreten.

Nachdem wir den Tempelplatz ausgiebig besichtigt hatten, bekamen wir auch die Gelegenheit uns die Klagemauer aus der Nähe anzuschauen. Jedoch kamen bei manchen gemischte Gefühle auf, da wir einerseits als Touristen interessiert an dem Ort waren, andererseits wollten wir natürlich nicht die betenden Menschen stören.

Zwischendurch legten wir eine kleine Pause ein und tranken frisch gebrühten Minztee.
Anschließend machten wir uns in das jüdische Viertel der Altstadt auf. Wie der Tempelberg hat sich auch die Stadt im Laufe der Jahrhunderte gewandelt, beispielsweise liegt sie heute 10 Meter über dem Niveau zur Zeit Jesu.

Nach einer verregneten Mittagspause besichtigten wir die aschkenasische Hurva-Synagoge. Sie wurde zerstört und wieder exakt nach dem Ursprungsplan aufgebaut. Lediglich ein Teil der Mauer ist noch vom alten Bauwerk erhalten, der heute noch gut erkennbar ist. Besonders beeindruckend war die Aussichtsplattform, von der man einen wunderschönen Ausblick auf Jerusalem und Umgebung hat.

Durch das hektische Treiben des Basars liefen wir zurück zur Westmauer, um die Ausgrabungen am Tempelberg zu sehen. Dabei gelangten wir auch zum unterirdischen Teil der Westmauer.

Zwar gab es hier auch vereinzelt Juden, die gebetet haben, aber der Teil wird bei Weitem nicht so verehrt wie die oberirdische Mauer.

Letzten Endes gelangten wir zur Via Dolorosa und liefen wieder (an der Oberfläche angekommen) zum Berg Zion.
Hier befindet sich hier die Dormitio-Kirche, die Teil der deutschen Benediktinerabtei ist. Sie wurde an der Stelle erbaut, an der angeblich Maria, die Mutter Jesu, mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde.


Weiter ging es zum Abendmahlssaal. Dieser wurde von den Kreuzrittern dort errichtet, wo sie das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern vermuteten. Zwischenzeitlich wurde der Saal als Moschee genutzt. Heute gilt der Raum als heiliger Ort, der für alle zugänglich ist.

Unterhalb befindet sich eine kleine Synagoge, deren Zentrum das Grab von König David ist. Dort konnten wir ein jüdische Gebete hautnah miterleben.

Gerne hätten wir auch einen Blick auf das Grab Jesu geworfen, doch leider war der Andrang in der Grabeskirche heute noch größer als gestern, weshalb wir die restliche Zeit auf dem Basar verbrachten und schließlich durchgefroren und hungrig auf unseren Bus warteten.

Nach einem schnellen Abendessen im Hotel, empfingen wir Frau Faten Mukarker, die uns mit ihrer authentischen und einprägsamen Erzählweise von der Situation der Christen im Heiligen Land berichtete. Dabei wurde uns bewusst, dass Menschen in ihrer Situation hier eine doppelte Minderheit sind. Zum einen aufgrund ihrer Religion (Christen unter Muslimen), zum anderen wegen ihrer Ethnizität (Palästinenser unter Israelis). Zudem ging sie auf die Situation der Frauen in Palästina ein und schilderte eindrücklich die Probleme, Wünsche und Hoffnungen der Menschen, wobei sie auch auf die Israelis einging.

So endete ein langer und bereichernder Exkursionstag!

Autorinnen: Antonia, Chiara, Johanna

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