Bericht: Berufsperspektiven fuer Promovierte in der freien Wirtschaft – Dr. Sonja Fischer, DATEV eG


Frau Dr. Sonja Fischer war während des Studiums als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftsinformatik III von Prof. Amberg tätig. Sie hatte großen Spaß an ihrer Diplomarbeit und beschloss daher im Bereich der Wirtschaftsinformatik zu promovieren. Während der Einführung der Bachelor-Studiengänge war sie in der Studienberatung tätig und entwickelte im Rahmen ihrer Promotion einen webbasierten Eignungstest für Studieninteressierte, in dem Neigungen und Kompetenzen des/der Kandidaten/-in gegen das Studienangebot in Nürnberg abgewogen wurde.
Nach ihrer Promotion entschloss sie sich gegen eine rein akademische Karriere und wechselte in die Wirtschaft. Im Bereich Strategische Unternehmensentwicklung der DATEV eG ist sie als Assistentin von Dr. Michael Seyd, Geschäftsleitung tätig. Sie stellte die DATEV als attraktiven Arbeitgeber vor, der beste Perspektiven für Professionals bietet. Sie selbst ist beim führenden IT-Dienstleister für die steuer- und rechtsberatenden Berufe ganz nah dran an allen Themen, die die Zukunft des Berufsstandes und des Unternehmens betreffen. Die Mitarbeiter der strategischen Unternehmensentwicklung schaffen gemeinsam die Rahmenbedingungen für innovatives Handeln. Neue Methoden zum Innovationsmanagement werden entwickelt und umgesetzt. Das Fachwissen aus dem Betriebswirtschaftlichen Studium und der Promotion in Wirtschaftsinformatik kann Frau Dr. Fischer hier gut einsetzen.

Für den Vortrag für die Graduiertenschule analysierte sie einige aktuelle Stellenausschreibungen und extrahierte daraus Kompetenzen ? fachliche, methodische, soziale und persönliche -, die gesucht werden. Sie betonte, dass für ihre Aufgaben in der Wirtschaft nicht nur das Fachthema der Promotion eine Rolle spielt, sondern besonders die übergreifenden Kompetenzen, die während der Promotion besonders geschult werden.
Sie erklärte sehr anschaulich, wie methodische Kompetenzen, z. B. analytisches Denken fast zwangsläufig während der Promotionszeit erworben werden: das wissenschaftliche Arbeiten ist per se analytisch, logische Argumentation ist Voraussetzung für jede Dissertation. Die Ausdrucksfähigkeit wird unter anderem damit belegt, dass Promovierte ein Buch geschrieben haben, in welcher Form auch immer dies anschließend publiziert wurde. Oft hat der/die Wissenschaftler/-in Pressemitteilungen, Lehrveranstaltungsbeschreibungen, Forschungsberichte und Projektdokumentationen für unterschiedliche Zielgruppen verfasst. Auch die Organisations- und Projektmanagementfähigkeit zählt zu den inhärenten Fähigkeiten eines/-r Promovierten: diese haben ihr Projekt ?Dissertation? über mehrere Jahre organisiert, finanziert und erfolgreich abgeschlossen. Sie haben Lehrveranstaltungen gehalten und häufig mehrere Projekte am Lehrstuhl gleichzeitig betreut. Auch die Problemlösungsfähigkeit der Doktorand/-innen sollte außer Frage stehen: Sie haben (mindestens) ein wissenschaftliches und (sicherlich) viele weitere Probleme gelöst.
Diese Palette an methodischen Fähigkeiten wird durch eine Reihe von Sozialkompetenzen (z. B. Einfühlungsvermögen, Durchsetzungs-, Kommunikations-, Kontakt- und Teamfähigkeit) und persönliche Kompetenzen (Eigenverantwortung, Engagement, Kreativität, Leistungs- und Ergebnisorientierung, Souveränität/Selbstbewusstsein, Verbindlichkeit und Weitblick) ergänzt.
Frau Dr. Fischer erklärte, wie die in der Stellenausschreibung geforderten Kompetenzen in Bezug ge-setzt werden können zu der Erfahrung, die Doktorand/-innen während ihrer Promotion gemacht haben. Promovierte sollten ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen, sondern ihre Promotionszeit als Berufserfahrung zählen und in dieser Form auch präsentieren.

Weiterhin gab sie eine Reihe von hilfreichen Anregungen zum Berufseinstieg, u. a.: Netzwerken, Netz-werken, Netzwerken und das eigene Auftreten im Internet überprüfen und ggf. nachjustieren.
Die anschließende Diskussion fiel sehr rege aus, die Teilnehmer/-innen stellten viele, teilweise sehr konkrete Fragen und erhielten daraufhin weitere Hinweise, was sie beachten sollten. Die Gelegenheit nutzten auch viele, um das persönliche Gespräch mit der Referentin zu suchen, die sich auch in Zukunft dafür bereit erklärte.