Kürzlich war ich zu Gast in Dillingen an der Donau an der Akadamie für Lehrerfortbildung und Personalführung. Im Rahmen der Fortbildung ‚Geographische Arbeitsmethoden in der Oberstufe‘ habe ich einen Vormittag zum Thema ‚Strukturdaten und Statistiken‘ gestaltet. Ich habe ja bereits eine Reihe Statistik-Seminare gehalten – nur war das ‚Publikum‘ dieses Mal keine Studenten, sondern gestandene Lehrerinnen und Lehrer …
Vielleicht hole ich an dieser Stelle etwas weiter aus: Die quantitative Methodenausbildung in der Kulturgeographie ist ja momentan so eine Sache. Statistik ist nicht gerade ‚en vogue‘, mitunter wird man schonmal als „Quanti“ abgestempelt. Und im Studium ist an vielen Geographie-Standorten die Statistikausbildung häufig auf ein Minimum beschränkt. Ich finde diese Entwicklung bedenklich.
Der sichere Umgang mit (amtlichen) Daten, die saubere Erstellung von Diagrammen und Karten sind m.E. ein wichtiges Handwerkszeug für Geographen und nicht zuletzt auch ein Alleinstellungsmerkmal unseres Faches: die Aufbereitung raumbezogener Daten sowie die Beschreibung und Erklärung räumlicher Muster und Prozesse – eben auch mit quantitativen Methoden! – ist doch unsere Kernkompetenz, nicht!? Gerade in der Regionalentwicklung ist dies im Kontext von Raumbeobachtung und Regionalanalysen quasi unser ‚täglich Brot‘.
Die Schulbücher, die ich mir im Vorfeld der o.g. Fortbildung angesehen habe, sind jedenfalls voll mit Diagrammen, Tabellen, Statistiken, Karten – und die wollen natürlich verstanden, interpretiert und diskutiert werden. Wir haben uns daher zunächst gemeinsam ein paar einschlägige Abbildungen angesehen, diskutiert und dabei festgestellt, dass auch die Schulbücher nicht ganz fehlerfrei sind. Der Klassiker aus dem Bereich ‚So lügt man mit Statistik‚ ist die nicht flächenproportionale Darstellung von Indikatoren; hier eine (eigene) Illustration am Beispiel der Einwohnerzahl Bayerns und Hessens. Die linke Figur ist zwar – proportional zur Einwohnerzahl – rund doppelt so hoch wie die rechte, die Fläche dadurch aber rund viermal so groß. Die Abb. suggeriert also verzerrte Proportionen …
Im zweiten Teil des Vormittags haben wir uns noch mit verschiedenen Web-GIS-Anwendungen vertraut gemacht, mit denen man leicht statistische Daten in schöne Karten umsetzen und im Geographie-Unterricht verwenden kann (s. z.B. hier, hier, oder hier).
Für mich war es eine wertvolle Erfahrung, (wieder) einmal Eindrücke aus der Schulgeographie zu bekommen und umgekehrt ist es mir hoffentlich gelungen, ein paar Impulse zum Umgang mit Statistik weiterzugeben.
P.S.: Das räumliche Setting der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in der alten Universität in Dillingen (1549 bis 1773) ist übrigens sehr beeindruckend – hier gibt es ein paar Impressionen.