Praxisforum ‚Mobilität‘ – ein Abend unter Kollegen

Tagesaktuell sind die Diskussionen um eine schienengebundene Stadt-Umland-Bahn, die Nürnberg mit Erlangen und Herzogenaurach verbinden soll. Und erst im Januar erfolgte die studentische Abstimmung für die Einführung eines Semestertickets an der bi-lokalen Universität Erlangen-Nürnberg. Was liegt da näher, als ein Praxisforum ‚Mobilität‘ zu lancieren, das die Berufsfelder für Geographen im Bereich Verkehr und Mobilität skizziert? Der Erfolg gibt den Veranstaltern Recht: über 70 Studenten und Berufstätige folgten der Einladung ans geographische Institut – Besucherrekord!

 

„Liebe Kolleginnen und Kollegen“ – mit diesen Worten begrüßte einer der Podiumsgäste die Anwesenden des Praxisforums. Und schnell wurde klar, dass die gefühlte Distanz zwischen den drei Berufstätigen auf dem Podium und den vor allem studentischen Zuhörern im Plenum gar nicht so groß ist, eint sie doch die gleiche Ausbildung und die Leidenschaft für die Geographie.

‚Kollege‘ Nr. 1, Dipl-Geogr. Dirk Domhardt, ist das, was man wohl als ‚senior‘ bezeichnen würde: Abteilungsleiter, Anfang 50, seit Jahren in der Nahverkehrsplanung tätig – aktuell beim regionalen Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN). Alleine beim VGN sind derzeit mehr als zehn Geographen beschäftigt. Domhardt, der seine Ausbildung an der Universität Gießen genoss, legt Wert auf die Feststellung, dass, wer im Bereich Mobilität arbeiten möchte, auch selbst mobil sein müsse. Auch wenn die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Geographen derzeit vielleicht so gut seien wie nie zuvor.

‚Kollegin‘ Nr. 2, Bachelor of Science Carolin Heuberger, ist quasi das Gegenteil von Domhardt: ‚junior‘, weiblich – und mit vergleichsweise wenig Berufserfahrung. „Das gehört zum Konzept“, erklärt Simon Reichenwallner, Sprecher des Regionalforums Erlangen-Nürnberg und Moderator des Abends. „Wir bemühen uns immer, eine bunte Mischung an Referenten für das Praxisforum zu gewinnen – das ist uns dieses Mal wieder gelungen.“

Heuberger ist bei PB Consult in Nürnberg für Qualitätsbewertungen, Kundenbefragungen und Dialogmarketing im Bereich Nahverkehr zuständig. Dabei kommt ihr insbesondere eine solide Methodik-Ausbildung im mit sechs Semestern vergleichsweise kurzen Bachelor-Studium zu Gute. Diese ‚hard skills‘ seien für sie jetzt von Vorteil, auch wenn die Statistik-Seminare im Studium mehr Pflicht als Kür waren. Die Arbeit mit Excel, SPSS und GIS ist für sie inzwischen Routine. Aktuell verortet sie bestimmte Kundengruppen im Stadtgebiet von Nürnberg. „Die Karten, die dabei entstehen, zeigen die Strukturen auf einen Blick. Das können nur Geographen!“ so Heuberger. Ihr Bachelor-Abschluss war im Übrigen nicht hinderlich für den Berufseinstieg, auch wenn ihre Kollegen auf dem Podium bisweilen (mehr als) doppelt so lange studiert hätten. Und außerdem höre man ja nach dem Studium nicht auf zu lernen. Über ein Praktikum sei sie schließlich bei ihrer jetzigen Arbeitsstelle gelandet – und glücklich: „Wir sind ein junges Team mit etlichen Geographen. Das macht richtig Spaß!“

‚Kollege‘ Nr. 3 auf dem Podium ist – wie Domhardt – ein ‚alter Hase‘: Dipl.-Geogr. Ulrich Schaller ist als Leiter des Referats ‚Verkehr und Logistik‘ für die IHK Nürnberg für Mittelfranken tätig. Der Berufsalltag besteht für Schaller häufig aus politischen Abstimmungsprozessen mit Verwaltungen, Unternehmen und Institutionen. Dabei kommen ihm als Geograph natürlich der Weitblick und ein gewisses Politikverständnis zu Gute. „Ich denke eben nicht nur an die Themen Verkehr und Logistik und die Bedürfnisse der Unternehmen, sondern weiß die Geschehnisse auch in einen größeren Kontext einzuordnen.“ weiß Schaller zu berichten. Um erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt anzukommen, ist aus seiner Sicht insbesondere eine strategische Orientierung im Studium und bei der anschließenden Berufswahl wichtig. „Wer eine klare Vorstellung davon hat, wo er oder sie hin will, der ist auch erfolgreich.“ Begeisterungsfähigkeit und Spaß an der Sache gehören ebenso dazu. Im Berufsleben selbst könne man sich dann sein eigenes kleines Reich bauen, indem man sich intuitiv Themen sucht und diese dann politisch platziert.

Das inzwischen vierte Praxisforum des DVAG-Regionalforums Erlangen-Nürnberg gewährte zum wiederholten Mal spannende Einblicke in die Berufswelt und die Karriereplanung. Bei Bier und Brezen klang das Praxisforum ‚Mobilität‘ schließlich aus – und zahlreiche Kollegen nutzten die Gelegenheit zum Netzwerken.

 

 

Stimmen zum Praxisforum ‚Mobilität‘

„… gerade das Thema Mobilität war aufschlussreich, da sich hier einige interessante und abwechslungsreiche Berufsfelder für Geographen finden, die man als Erlanger Absolvent nicht unbedingt auf dem Schirm hat.“

David Hofmann, Neumarkt

 „… mir bringt es am meisten, direkt von Berufstätigen zu hören, wie ihr Karriereweg konkret abgelaufen ist und ihre Erfahrungen beim Bewerbungsablauf zu hören, als nur ‚bewirb dich doch einfach, bei dem was dich interessiert, aber sei flexibel, dann wird sich schon was ergeben‘.“

Carolin Volland, Bammersdorf