Im Rahmen der mündlichen Doktorprüfung spricht Markus Neufeld
zum Thema:
Kohäsion in Krisenzeiten?
Konvergenz und Resilienz in der europäischen Raumentwicklung
Das Rigorosum findet statt am 25.7.2017 in der Zeit 10-11 Uhr im Seminarraum 00.175,Wetterkreuz 15, Erlangen.
„60 Jahre nach Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft ist die Frage nach der Kohäsion – dem wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt – innerhalb der Europäischen Union vielleicht so aktuell wie selten zuvor. Gegenwärtige Entwicklungen wie ‚Brexit‘ oder Flüchtlingskrise lassen die Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise, die Europa in den Jahren 2008/2009 mit voller Wucht traf, fast schon in Vergessenheit geraten. Dabei hat diese Krise keineswegs in allen Teilen Europas ein Ende gefunden. Die Volkswirtschaften und Regionen Europas waren unterschiedlich stark betroffen, haben sich unterschiedlich schnell erholt und sind damit unterschiedlich resilient. Dies legt die Vermutung nahe, dass sich dadurch auch die räumlichen Unterschiede innerhalb der EU verändert haben.
Regionale Disparitäten in Form von sehr heterogenen sozioökonomischen Ausgangssituationen der Mitgliedsstaaten stellen seit jeher eine Herausforderung für den europäischen Einigungsprozess dar. In der Kohäsionspolitik werden diese Unterschiede politisch adressiert. Eng verbunden hiermit ist das Konzept der Konvergenz, was auf eine Annäherung der Teilräume insb. hinsichtlich ihrer Wirtschaftsleistung abzielt. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach ‚Kohäsion in Krisenzeiten‘: Inwiefern war bzw. ist Konvergenz auch während der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie in den Folgejahren festzustellen? Wie resilient waren die Teilräume tatsächlich? Führt dies eher zu Konvergenz oder Divergenz in der europäischen Raumentwicklung? Und in welchem Verhältnis stehen Konvergenz und Resilienz?
Zur Beantwortung dieser Fragen werden verschiedene sozioökonomische Indikatoren, die in diversen politischen Programmatiken der EU verankert sind, in ihrer raum-zeitlichen Entwicklung analysiert. Hierzu wird auf Daten der amtlichen Statistik und Methoden der deskriptiven Statistik zurückgegriffen. Die Ergebnisse werden anhand wirtschaftstheoretischer Ansätze diskutiert. Liberale, keynesianische oder eher marxistische Ansätze argumentieren hier sehr unterschiedlich und geben auch unterschiedliche wirtschaftspolitische Empfehlungen, ob und inwiefern die öffentliche Hand sich überhaupt des Themas ‚regionale Disparitäten‘ annehmen soll.“ (Text: M. Neufeld)