Rückblick: Ansbacher Gespräche zum Einzelhandel im ländlichen Raum

Einzelhandel im ländlichen Raum – heißt das in Zukunft nur noch ‚grüne Wiese‘? Oder stirbt der stationäre Handel bei sinkenden Bevölkerungszahlen sowieso aus? Welche Rolle spielt das Internet? Und wie kann Nahversorgung auch in peripheren Regionen sichergestellt werden?

Fragen wie diese wurden am 17. April 2015 im Rahmen der 27. Ansbacher Gespräche zum Thema „Einzelhandel im ländlichen Raum“ diskutiert. Das Institut für Entwicklungsforschung im Ländlichen Raum Ober- und Mittelfrankens e. V. hatte zu der Tagung ins Bezirksrathaus nach Ansbach geladen und der Saal war gut gefüllt mit zahlreichen Kommunalpolitikern, interessiertem Fachpublikum und etlichen Geographie-Studenten aus Erlangen wie aus Bamberg. Als Schriftführer des Instituts für Entwicklungsforschung hatte ich, Markus Neufeld, dieses Mal die Ehre, die diesjährigen Ansbacher Gespräch zu moderieren.

Nach der Begrüßung durch die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Christa Naaß und einer thematischen Einführung durch Prof. Dr. Marc Redepenning (Uni Bamberg) stellte Roland Wölfel, Geschäftsführer und Partner der cima Beratungs- und Management GmbH aktuelle Trends und Themen des Einzelhandels im ländlichen Raum vor. Diplom-Geograph Wölfel legte dabei Wert auf kleinräumige Differenzierung: in jeder Gemeinde sei die Situation eine andere. Die Entwicklungen im Online-Handel, die ja häufig eher als Konkurrenz zum stationären Handel gesehen würden, sieht er weniger kritisch. Schließlich sei das Internet  keine Einbahnstraße sondern halte auch für den stationären Einzelhandel Potenziale bereit, die es zu nutzen gelte.

Thomas Schulz, Regionalleiter Expansion und Immobilien bei EDEKA, präsentierte im Anschluss die Standortfaktoren und Strategie von EDEKA. Als Vollsortimenter habe ein EDEKA-„Markt der Generationen“ natürlich auch gewisse Flächenansprüche, 1.200 m² seien das absolute Minimum. Gleichzeitig halte EDEKA aber auch kleinflächigere Vertriebsformen vor (z.B. diska). Voraussetzung für die Ansiedlung eines „Marktes der Generationen“ seien aber natürlich auch die regionale Kaufkraft sowie die zu erwartenden Marktanteile. Das bedeute dann auch, dass zu kleine Ortschaften als Standort aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht mehr in Frage kämen.

Die Steuerung des Einzelhandels aus Sicht der Landesplanung legte Thomas Engel, Leiter des Bereichs „Wirtschaft, Landesentwicklung und Verkehr“ bei der Regierung von Oberfranken, dar. Der Fokus seines Vortrags lag auf dem Umgang mit Einzelhandelsgroßprojekten. Nahversorgungsbetriebe bis 1.200m² Verkaufsfläche seien demnach in allen Gemeinden Bayerns landesplanerisch zulässig – damit sei auch im ländlichen Raum überall eine angemessene Nahversorgung möglich. Durch die Beschränkung auf 1.200m² werde aber gleichzeitig ein übermäßiges Verkaufsflächenwachstum ausgeschlossen.

Abschließend schilderte Wolfgang Gröll (newWAY Dynamik & Nahversorgungskonzepte) das Potenzial von Dorfläden als Nahversorger. Unter dem fast schon provokanten Titel „Sind die Bürger die besseren Einzelhändler?“ illustrierte Gröll zahlreiche Beispiele erfolgreicher Dorfladen-Initiativen aus dem ganzen Bundesgebiet. Da viele Bürger hier direkt an den Planungen und als Anteilseigner involviert sind, machten diese sich auch sehr bewusst Gedanken über das Sortiment der Dorfläden. Häufig bestehe daher ein Großteil des Sortiments aus regionalen Produkten. Das Konzept gehe auf – über 90% der Dorfläden werden erfolgreich betrieben …

Bei der abschließenden Podiumsdiskussion diskutierten die Referenten dann nochmals Erfolgsfaktoren des Einzelhandels im ländlichen Raum. Einig waren sie sich dabei im Hinblick auf die Rolle des Konsumenten: der Kunde hat immer die Wahl, wo er einkaufen möchte – sei dies beim Discounter, im großen Supermarkt, einem Dorfladen oder im Internet.