Germanistik und Komparatistik an der FAU: Blog

Aktuelle Meldungen und Veranstaltungshinweise der Erlanger Germanistik

Inhalt

Wir sind umgezogen!

Ab 20.10.17 werden hier keine Einträge mehr vorgenommen. Sie finden zukünftige Ankündigungen ab jetzt unter:
https://www.germanistik.phil.fau.de/

4. bis 7. Oktober 2017: „Politische Literatur. Debatten, Begriffe, Aktualität“ (Internationale Tagung)

Die Tagung „Politische Literatur. Debatten, Begriffe, Aktualität“zielt auf eine systematische Revision des Begriffs ‚politische Literatur‘, seiner poetologischen Konzeptionierungen und literaturwissenschaftlichen Modellierungen. Eine kritische Bestandsaufnahme und differenzierte Begriffsbestimmung scheint nötig, nachdem Debatten über das Politische der Literatur sowohl in literarischen als auch in medialen und wissenschaftlichen Diskursen gegenwärtig erneut an Aktualität gewinnen.
Noch bis vor wenigen Jahren wurde in der Wahrnehmung des Feuilletons die deutschsprachige Literatur seit den 1990er Jahren als weitgehend unpolitisch eingeschätzt. So konstatiert u.a. Frank Schirrmacher in der FAZ (18.3.2011): „In den siebziger und achtziger Jahren war die Literatur, waren die Schriftsteller in hohem Maße politisch engagiert. Dann wurde das Engagement wohlfeil und starb ab.“ Dass diese Diagnose für die letzten Jahre nicht mehr zutreffend ist, zeigt sich an der Hochkonjunktur politischer Inhalte (J. Erpenbeck, A. Khider), poetologischer Reflexionen (U. Draesner, K. Röggla, I. Trojanow) und medial inszeniertem, politischem Engagements (J. Zeh, N. Kermani). Als konkretes Beispiel kann die 3. Europäische Schriftstellerkonferenz im Mai 2016 in Berlin genannt werden, bei der 30 Autor/innen u.a. der Frage nachgingen, „welche Alternativen zu rein politischen und medialen Diskursen […] Schriftsteller beitragen [können]?“ (http://europaeischeschriftsteller konferenz.eu/about/). Ebenso intensiviert sich gegenwärtig auch die literaturwissenschaftliche Forschung zu diesen Phänomenen. Die jüngsten Publikationen und Veranstaltungen sind hierbei erfreulicherweise von einer großen Pluralität und Offenheit gezeichnet.
Im literaturwissenschaftlichen Diskurs – nicht erst der letzten Jahre – lassen sich jedoch zwei Problemkonstellationen identifizieren: Erstens begaben sich etliche Untersuchungen in eine bedenkliche Nähe zu ihren Untersuchungsgegenständen und wurden so selbst in politische Debatten verstrickt. Beispielsweise waren nicht wenige Untersuchungen der 1960er/70er Jahre – in Ost- wie Westdeutschland gleichermaßen – nicht nur politisch tendenziös gefärbt, sondern transportierten auch in ihrer Begrifflichkeit einen problematischen Dogmatismus. Ausnahmen stellen jene Ansätze dar, die um eine distanzierte Beobachterposition bemüht waren und gleichzeitig die Schwierigkeiten einer neutralen Methodik reflektierten. Zweitens erscheinen viele literaturwissenschaftliche Begriffe und Termini (z.B. ‚engagierte Literatur‘, ‚Tendenzliteratur‘, ‚eingreifendes Denken‘) bis in den gegenwärtigen Gebrauch hinein unscharf, sind sie doch in ihren impliziten Setzungen eng mit ihrem jeweiligen historischen Entstehungskontext verschränkt und können ohne diesen nicht verstanden bzw. eingeordnet werden. Eine Thematisierung dieser ‚theoretischen Getränktheit‘ bleibt oft aus oder führt bisher zu keinem Konsens.
Betrachtet man die Literaturgeschichte seit dem 19. Jahrhundert, werden wiederkehrend Phasen erkennbar, in denen ‚politische Literatur‘ bzw. verwandte Begriffe besonders virulent wurden. Wichtige Stationen waren (in der deutschsprachigen Literatur) politisch-ästhetische Konzepte um 1800, der Vormärz, die Literatur der Weimarer Republik, die Nachkriegsliteratur, hier insbesondere die 1960er Jahre, sowie schließlich die Nachwendezeit bis zur Gegenwart. Häufig waren dies zugleich auch Hochphasen einer theoretisch-wissenschaftlichen bzw. metapoetischen Reflexion des Begriffs bzw. Konzepts von ‚politischer Literatur‘. Zu denken ist beispielsweise an Robert Prutz’ Ästhetik der ‚Politischen Poesie‘, an Heinrich Heines Polemik gegen ‚Tendenzliteratur‘, an Walter Benjamins Kritik der ‚Linken Melancholie‘, an Jean-Paul Sartres Konzept der ‚littérature engagée‘ oder auch an Theodor W. Adornos ‚Engagement‘-Aufsatz. Bei einer kritischen Betrachtung der Begrifflichkeit ist folglich die systematisch-theoretische Perspektive notwendigerweise mit einer historischen zu verbinden. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf die gegenwärtigen Veränderungen sowohl in der politischen Kultur als auch in der medialen Aufbereitung des Politischen/der Politik – namentlich durch die Neuen Medien –, müssen die Fragen nach der gesellschaftlichen Impulsfunktion, der definitorischen Bestimmung von politischer Literatur und dem literaturwissenschaftlichen Zugriff auf diese neu reflektiert werden.
Ziel der Tagung ist eine historisch orientierte Typologie sowie eine systematisch-theoretische Schärfung des Begriffs. Sie soll einen grundlegenden Beitrag zur kritischen Bestandsaufnahme der bisherigen Forschung, zur aktualisierten Fundierung und zur definitorischen Neuverortung des Begriffs ‚politische Literatur‘ leisten.

Das aktualisierte Tagungsprogramm

22. Juli 2017: Demokratische Haaransätze. Zur politischen Ikonographie von Haaren – Marie Antoinette bis Donald Trump

Vortrag von Sebastian Haselbeck und Sasha Rossman (University of California, Berkeley) in deutscher und englischer Sprache

Benoît Binet, den Leibfriseur Ludwigs XIV., trieb die Idee um, eine Perücke für den König aus den Haaren aller Untertanen anzufertigen. Eine solche absolutistische Perücke aus Untertanenhaaren hat es nie gegeben, aber das Beispiel verdeutlicht, dass Haaren von Herrschern und Untertanen eine eminent politische Rolle zukommen kann. Zwischen Natur und Kultur – zwischen der Künstlichkeit ausgefallener Perücken von Marie Antoinette und der überbordenden natürlichen Haarpracht von Kaiserin Sissi – bilden Haare ein zentrales Element politischer Repräsentation. Noch heute erinnern die Perücken von Richtern des Commonwealth an die einstige politische Bedeutung falscher Haare, sie symbolisieren die Unberührbarkeit monarchischer und richterlicher Macht.
Doch welche Rolle spielen Haare, natürliche und falsche, in der Politik der Gegenwart? „Touch my hair!“ forderte Donald Trump im Herbst 2016 seine Anhänger auf, die er während seiner Wahlkampfveranstaltungen zu sich auf die Bühne gerufen hatte. Weshalb setzte Trump darauf, dass weibliche Anhänger die Echtheit seiner Haare auf der Bühne, vor laufenden Kameras und Mikrofonen der Weltpresse bestätigten? Welche Ermächtigung verbirgt sich hinter diesem Authentizitätsbeweis? Spielt in modernen Demokratien gerade die Berührbar- und Natürlichkeit von Politikerhaaren die ausschlaggebende Rolle?
Der Vortrag begibt sich auf die Spurensuche einer modernen Ikonographie der Haare, von den Perücken des Ancien Régime über Friedrich Nicolais umfangreiche Geschichte Über den Gebrauch der falschen Haare und Perrucken in alten und neuern Zeiten (1803) bis hin zu den ergrauten und vermeintlich natürlichen Haaren amerikanischer Präsidenten. Der Kunsthistoriker Sasha Rossman und der Literaturwissenschaftler Sebastian Haselbeck verfolgen anhand von Bildern und Texten Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen monarchischen und demokratischen Haaransätzen und eröffnen ein breites Panorama politischer Haare.
Eine Veranstaltung des Netzwerks ‚Berühren – literarische, politische und mediale Figurationen‘ in Kooperation mit dem Interdisziplinären Zentrum für Literatur und Kultur der Gegenwart der FAU Erlangen-Nürnberg und dem Erlanger E-Werk im Rahmen des Workshops Theorien und Praktiken des Berührens in der Gegenwartskultur.

Samstag, 22. Juli 2017, 18 Uhr, E-Werk, Kellerbühne
Eintritt frei
Kontakt: Dr. Sandra Fluhrer, Lehrstuhl für Komparatistik, sandra.fluhrer@fau.de

26.6.17: Stil und Stilometrie mittelhochdeutscher Literatur

Der Lehrstuhl für Germanische und Deutsche Philologie/ Germanistische Mediävistik
lädt herzlich ein zu folgendem Gastvortrag:

Prof. Dr. Gabriel Viehhauser (Universität Stuttgart)

„Stil und Stilometrie mittelhochdeutscher Literatur

Wann: 28. Juni 2017, 18 Uhr c.t.

Wo: Raum B 702, Bismarckstr. 1, Turm B, 91054 Erlangen

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem Anhang.

Über Ihr Kommen würden wir uns freuen!

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Altyn Trummer
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Department Germanistik und Komparatistik

Lehrstuhl für Germanische und Deutsche Philologie

Interdisziplinäres Zentrum für Europäische
Mittelalter- und Renaissancestudien (IZEMIR)

Studienzuschusskommission
des Departments Germanistik und Komparatistik

Bismarckstraße 1 (Turm B), 91054 Erlangen
Tel.: 09131 – 85 22 418
Fax: 09131 – 85 26 997
E-Mail: altyn.trummer@fau.de
Raum B4A3

10.5.17: Das Nibelungenlied im 15. Jahrhundert und in der Gegenwart

Der Lehrstuhl für Germanische und Deutsche Philologie/ Germanistische Mediävistik
lädt herzlich ein  zu folgendem Gastvortrag:

Dr. Nadine Hufnagel (Universität Bayreuth)

„Das Nibelungenlied im 15. Jahrhundert und in der Gegenwart.
Wiedererzählen im Spannungsfeld von Wandel und Tradition“

10. Mai 2017

Raum B 702, Bismarckstr. 1, Turm B, 91054 Erlangen

Die Einladung entnehmen Sie bitte dem Anhang.

Über Ihr Kommen würden wir uns freuen!

Lehrstuhl für Germanische und Deutsche Philologie
Interdisziplinäres Zentrum für Europäische
Mittelalter- und Renaissancestudien (IZEMIR)

1.2.17: OMO — Mensch aus Schrift, Mensch als Schrift

Der Lehrstuhl für Germanische und Deutsche Philologie/ Germanistische Mediävistik und
das Interdisziplinäre Zentrum für Europäische Mittelalter- und Renaissancestudien (IZEMIR)
laden herzlich ein zu folgendem Gastvortrag:

Prof. Dr. Manfred Kern
(Universität Salzburg)

OMO — Mensch aus Schrift, Mensch als Schrift

am 2. Februar 2017, 18 Uhr c.t.in Raum B 702, Bismarckstr. 1, Turm B, 91054 Erlangen

Die Einladung entnehmen Sie bitte dem Anhang.

Alle Interessenten sind herzlich eingeladen!

 

16.- 26.9.16: Auf den Spuren von Vlad Ţepeş und Graf Dracula – Ein Exkursionsbericht von Julia Fischer und Franziska Munkert

Auf den Spuren von Vlad Ţepeş und Graf Dracula

Vom 16. bis zum 26. September 2016 machte sich eine Gruppe von sieben Studierenden im Rahmen des Germanistikseminars „Dracula war hier!“ Auf den Spuren der (nicht nur) spätmittelalterlichen deutschsprachigen Vlad-Ţepeş-Rezeption in Rumänien unter der Leitung von Eva Spanier M.A. auf den Weg in die Heimat von Vlad Ţepeş und Graf Dracula. Ziel der Exkursion war es einerseits, die deutschsprachigen Texte über den walachischen Woiwoden, die größtenteils aus dem 15. Jahrhundert stammen und vor allem in Form von Flugschriften, Chroniken und Liedern in frühneuhochdeutscher Sprache überliefert sind, mit den tatsächlichen Lebens- und Wirkungsstätten dieser historischen Persönlichkeit in Verbindung zu bringen, andererseits aber auch, die Bram Stokerschen und anderen touristisch-popkulturellen „Erinnerungs-“ und Vermarktungsorte der Romanfigur „Dracula“ zu besuchen (die nicht zwangsläufig miteinander identisch sein müssen!).

Die erste Station der Reise hieß Bukarest. Bei einem Stadtrundgang am 17.09. lernten wir die Hauptstadt Rumäniens näher kennen. Neben den typischen Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel dem Parlamentspalast Ceauşescus, der Stavropoleos-Kirche oder dem Triumphbogen (eine Kopie des französischen Arc de Triomphe) sahen wir auch den alten Fürstenhof Curtea Veche, der von Vlad Ţepeş im 15. Jahrhundert erbaut und wohl als Wohnsitz genutzt wurde – und von dessen Hof uns auch eine Vlad-Ţepeş-Büste düster entgegenblickte. Leider konnten wir das heute für Museumszwecke genutzte Gebäude wegen Renovierungsarbeiten nicht näher besichtigen.

Am nächsten Tag (18.09.) machten wir uns dann auf den Weg zum Kloster Snagov und näherten uns der Geschichte von Vlad Ţepeş sozusagen vom Ende her an, denn hier soll dieser angeblich begraben liegen. Das Kloster liegt auf einer Insel in einem See nördlich von Bukarest und war lange nur mit einem Boot erreichbar. Mittlerweile gibt es eine Brücke, über die man die Insel zu Fuß erreichen kann. Der Legende nach wurde Vlad in der kleinen Kirche im Altarraum begraben, wovon heute noch eine schmucklose, weiße Grabplatte zeugt. Bei einer Graböffnung durch Archäologen stellte man fest, dass das Grab bis auf Tierknochen leer war. Allerdings war es auch nicht ganz unüblich, für bedeutende Personen nur Scheingräber einzurichten, um Grabplünderungen zu vermeiden. Die Archäologen fanden einige Meter tiefer noch eine Gruft mit Sarg, in dem tatsächlich eine konservierte Gestalt lag. Diese zerfiel aufgrund des Luftkontakts jedoch augenblicklich zu Staub, als man den Sarg öffnete. Solche Geschehnisse schüren natürlich noch mehr die Schauergeschichten über Vampirismus und Wiedergänger, die die Rumänen übrigens gar nicht gerne über ihren Nationalhelden hören.

Nach dem Klosterbesuch ging es weiter zur Hochburg des Dracula-Tourismus, Schloss Bran. Angeblich soll dieses Schloss das Dracula-Schloss sein, obwohl man historisch belegen kann, dass Vlad Ţepeş hier nie gelebt hat. Für die Romanfigur Dracula, deren Vorlage Vlad war, scheint das Schloss allerdings geradezu prädestiniert zu sein. Mit seiner verwinkelten Bauweise, den vielen Türmchen und Erkern, dem kleinen Innenhof und der Lage auf einer kleinen Anhöhe mutet die Burg mythisch an. Bevor man das Schloss erreicht, muss man aber erst eine Passage voll mit Marktständen und tausenden Touristen überstehen. Hier kann man wirklich alles ergattern, von Dracula-Tassen, Dracula-Kühlschrankmagneten und Dracula-Figuren bis hin zu T-Shirts mit Dracula-Aufdruck. Aber auch traditionellere Souvenirs wie die typisch rumänischen Folkloreblusen sind hier zu finden. Auch wenn es hier ziemlich viel Trash gibt, ist die Atmosphäre auf dem Markt sehr schön, denn Schloss Bran thront über diesem und ist von fast jedem Stand aus zu sehen. Im Schloss selbst kann man die alten Räumlichkeiten bewundern und in manchen Zimmern gibt es natürlich auch Informationstafeln und Ausstellungen zu Graf Dracula. Einerseits kann man dort historische Fakten zu Vlad Ţepeş nachlesen, andererseits sind aber auch Requisiten aus den entsprechenden Filmen zu sehen, zum Beispiel Kostüme, Schmuckstücke oder Kerzenhalter. Die letzte Station für diesen Tag war dann Braşov (deutscher Name: Kronstadt), über dem ein Schriftzug à la Hollywood thront und wo wir noch die Schwarze Kirche besichtigten.

Am nächsten Tag (19.09.) ging es nach einem Stadtrundgang durch Braşov weiter nach Sighişoara (Schäßburg), dem angeblichen Geburtsort von Vlad Ţepeş. Allerdings sind auch hier viel Spekulation und wenig historische Belegbarkeit vorhanden. Bei einem Stadtrundgang durch die Altstadt kamen wir an dem angeblichen Geburtshaus Vlads vorbei. Hier kann man allerdings sicher belegen, dass das Haus, das sich heute dort befindet, erst später gebaut wurde. Aber es ist nicht auszuschließen, dass sich dort vorher das Geburtshaus Vlads befunden hat, da sich sein Vater öfter in Sighişoara aufgehalten hat. Es könnte durchaus sein, dass ihn seine schwangere Frau begleitete. Heute ist in dem Haus ein Dracula-Restaurant zu finden, in dem wir an diesem Abend auch zu Abend aßen. Außerdem kann man das „Geburtszimmer“ Vlads besichtigen, das natürlich auch nicht das echte Zimmer ist, vor allem, weil es sich im zweiten Stock befindet und das Haus zu Vlads Zeiten nur einstöckig war. Auch hier ist der Trash-Faktor noch einmal sehr hoch: Der Raum ist in ein düsteres, rotes Licht getaucht und mittig im Zimmer steht ein Sarg. Im Nebenzimmer ist ein großer Esstisch, ein Bild von Vlad Ţepeş hängt an der Wand und man wird von Gruselmusik begrüßt. Am nächsten Morgen (20.09.) besuchten wir dann den Stundturm in der Altstadt, von dem aus man einen herrlichen Ausblick über die Stadt hat. Außerdem befindet sich im Inneren des Turms ein kleines Museum, in dem man historische Ausstellungsstücke betrachten kann.

Anschließend ging es weiter nach Cluj-Napoca (Klausenburg), wo wir einen kleinen Stadtrundgang machten, um die markantesten Ecken und Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besichtigen, zum Beispiel die Michaelskirche, vor der ein riesiges Standbild des ungarischen Königs Matthias Corvinus steht. Der nächste Tag (21.09.) diente der Erholung, denn wir fuhren nach Turda ins historische Salzbergwerk Salina Turda. Dort war dann Entspannung angesagt, denn in einer Tiefe von bis zu 120 Metern gibt es die zwei Haupthöhlen Theresia und Rudolf zu besichtigen. Aufgrund der gesunden, salzhaltigen Luft werden in diesem Bergwerk viele Therapieanwendungen angeboten. In der Höhle Rudolf gibt es verschiedene Freizeit- und Sportangebote wie Tischtennis, Bowling oder Minigolf, aber auch ein Riesenrad und ein kleines Amphitheater finden sich im unterirdischen Raum.  In der Höhle Theresia befindet sich ein kleiner See, auf dem man Boot fahren kann, und die vielen Lichtinstallationen laden zum Ausruhen ein. Den Nachmittag verbrachten wir wieder in Klausenburg, bevor es am nächsten Tag (22.09.) weiter nach Bistriţa (Bistritz) ging, dem Ausgangspunkt von Jonathan Harkers Reise durch Transsilvanien in Bram Stokers Dracula-Roman.

Auch hier gab es einen kleinen Stadtrundgang, bei dem wir unter anderem mit dem Lift auf den Kirchturm gefahren wurden, um den Ausblick über die Stadt zu genießen. Anschließend ging es weiter nach Piatra Fântânele zum Hotel Castel Dracula. Hier tauchten wir wieder voll in die Welt des Vampirs Dracula ein. Das Hotel ist als eine Art Schloss gebaut und auch so eingerichtet, wie man sich eben typischerweise Draculas Schloss vorstellt. Auch sein Standort ist mit Bedacht ausgewählt, handelt es sich doch um die Stelle am Borgopass, wo Jonathan Harker Graf Draculas Kutsche zum ersten Mal begegnet. Auch im hoteleigenen Restaurant ist alles auf Dracula ausgelegt, denn es gibt solche Gerichte wie den Dracula-Spieß oder das Dracula-Steak, natürlich blutig. Des Weiteren gibt es ein kleines Kämmerchen, in dem Dracula höchstpersönlich in seinem Sarg liegt. Zusammen mit einer Angestellten des Hotels konnte man diesen Raum besichtigen und es gab eine kleine Gruseleinlage, als Dracula aus dem Sarg sprang.

Am nächsten Tag (23.09.) ging es weiter nach Sibiu (Hermannstadt). Auf dem Weg dorthin machten wir noch Halt in Mediaş (Mediasch) und Sebeş (Mühlbach), wo wir jeweils in kleinen Stadtrundgängen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Städte besichtigten. Auch hier waren wir auf den Spuren von Vlad Ţepeş unterwegs, als wir in Mediaş einen der alten Türme des Kirchenkastells aufsuchten, in dem sich der walachische Fürst wahrscheinlich eine Zeit lang als ungarischer Gefangener befand. In Sibiu angekommen, konnte man sogleich die deutsche Vergangenheit (und auch immer noch Gegenwart) der Stadt erkennen, denn es wurde gerade ein Stadtfest gefeiert, das dem Oktoberfest  und anderen Bierzeltfesten in Deutschland doch erstaunlich nahe kam.

Am nächsten Tag (24.09.) gingen wir auf Entdeckungstour in Sibiu und besichtigten vor allem die Altstadt, unter anderem die Lügenbrücke oder die evangelische Stadtpfarrkirche, deren Kirchturm wir auch erklommen, diesmal allerdings zu Fuß. Auch von hier hatte man einen herrlichen Ausblick auf die Stadt. Nachmittags fuhren wir zur Festung Făgăraş, die einst auch für Vlad Ţepeş eine wichtige Rolle spielte. Die Innenräume der Festung werden heute als historisches Museum genutzt. Es werden vor allem Exponate aus der Gegend ausgestellt, zum Beispiel Gefäße, traditionelle Kleidung oder Teppiche. Im oberen Stock gibt es den Thronsaal zu besichtigen und im Turm nebenan werden mittelalterliche Foltermethoden und -geräte vorgestellt.

Am nächsten und vorletzten Tag der Reise (25.09.) überquerten wir über den Drumul Transfăgărăşan die Karpaten. Dieser Pass schlängelt sich kurvig durch die Berge und erreicht an seiner höchsten Stelle eine Höhe von über 2000 Metern. Unsere nächste Station war die Burgruine Poenari. Diese Burg diente Vlad Ţepeş einst als Rückzugsort und Fluchtburg. Ist man erst einmal die über 1400 Stufen hinaufgestiegen, versteht man auch, warum: Die Burg liegt hoch auf einem Hügel und war von jeder Seite aus sehr schwer zu erreichen und damit auch schwer angreifbar, also hervorragend als Fluchtburg geeignet. Bevor wir die Ruine betraten, wurden wir von zwei gepfählten Schaufensterpuppen begrüßt, die auf den ehemaligen Hausherren der Burg hinzuweisen schienen. Vlad hatte die Burg im 15. Jahrhundert durch Zwangsarbeiter wieder aufbauen lassen, nachdem diese lange nicht mehr genutzt worden war und schon verfiel. Als einer der wenigen Orte, von dem wirklich belegt ist, dass sich Vlad Ţepeş hier aufgehalten hat, war sie natürlich ein unbedingtes Muss auf unserer Exkursion und auch ein etwas „magischer“ Ort.

Danach ging es weiter nach Curtea de Argeş, wo wir uns die berühmte Kathedrale anschauten, in der einer Legende nach die Frau des Baumeisters Manole eingemauert wurde, um den Bestand der Kathedrale zu sichern. Denn der Erzählung nach sollten Meister Manole und seine Bauarbeiter für den Fürsten Negru Vodă die schönste und größte Kathedrale der Welt erbauen, doch nachts stürzte alles, was sie den Tag über gebaut hatten, wieder ein. In einer Vision wurde Meister Manole gesagt, dass sie die erste Frau, die auf die Baustelle kommen würde, einmauern müssten, dann würde die Kirche stehen bleiben. Diese Frau war ausgerechnet die Frau des Baumeisters selbst. Und so wurde sie mit eingemauert, was man heute an einer kleinen Inschrift an der Außenwand der Kathedrale an der Stelle, an der sie eingemauert wurde, noch sehen kann.

Die letzte Station, bevor wir wieder in Bukarest ankamen, war der alte Fürstenhof in Târgovişte. Hier war Vlad Ţepeş noch einmal allgegenwärtig, denn von diesem Fürstenhof ist belegt, dass Vlad sich hier, in der ehemaligen Residenz der walachischen Herrscher, regelmäßig aufgehalten hat. Im Chindia-Turm des Fürstenhofes ist eine Ausstellung über ihn zu sehen, in der sein Leben dargestellt wird. Dieser Turm wurde in Vlads Auftrag erbaut und von ihm wahrscheinlich zu militärischen Zwecken genutzt.

Danach war auch schon der letzte Tag (26.09.) unserer Exkursion gekommen, an dem wir noch den Parlamentspalast in Bukarest besichtigten. Steht man vor diesem riesigen Gebäude, dem zweitgrößten der Welt nach dem Pentagon, merkt man, wie groß es tatsächlich ist, und auch, wie groß der Größenwahn seines Erbauers Ceauşescu war. Mit über 5000 Räumen und einer Grundfläche von etwa 65.000 m2 ist das selbst zu viel Platz für das rumänische Parlament und es werden heute noch nicht alle Räume genutzt, weil einfach kein Bedarf danach da ist. Mit einer Führung durch dieses beeindruckende Gebäude verabschiedeten wir uns dann von Rumänien, Transsilvanien und Bukarest und nahmen viele neue Eindrücke von einem fremden Land, einer fremden Kultur und natürlich auch von dem spannenden Verhältnis zwischen dem historischen Vlad Ţepeş und dem fiktionalen Graf Dracula in Geschichte und Gegenwart mit nach Hause.

Das Hotel Castel-Dracula

Souvenirstände in Bran

Parlamentspalast in Bukarest

Gruppenfoto-in-Bukarest

 

Die Burgruine Poenari

 

Vlads angebliches Geburtshaus in Sighisoara

 

In der Salzmine Turda

 

Blick auf die Souvenirstände in Bran

Souvenirstände in Bran