Die Tagung „Politische Literatur. Debatten, Begriffe, Aktualität“zielt auf eine systematische Revision des Begriffs ‚politische Literatur‘, seiner poetologischen Konzeptionierungen und literaturwissenschaftlichen Modellierungen. Eine kritische Bestandsaufnahme und differenzierte Begriffsbestimmung scheint nötig, nachdem Debatten über das Politische der Literatur sowohl in literarischen als auch in medialen und wissenschaftlichen Diskursen gegenwärtig erneut an Aktualität gewinnen.
Noch bis vor wenigen Jahren wurde in der Wahrnehmung des Feuilletons die deutschsprachige Literatur seit den 1990er Jahren als weitgehend unpolitisch eingeschätzt. So konstatiert u.a. Frank Schirrmacher in der FAZ (18.3.2011): „In den siebziger und achtziger Jahren war die Literatur, waren die Schriftsteller in hohem Maße politisch engagiert. Dann wurde das Engagement wohlfeil und starb ab.“ Dass diese Diagnose für die letzten Jahre nicht mehr zutreffend ist, zeigt sich an der Hochkonjunktur politischer Inhalte (J. Erpenbeck, A. Khider), poetologischer Reflexionen (U. Draesner, K. Röggla, I. Trojanow) und medial inszeniertem, politischem Engagements (J. Zeh, N. Kermani). Als konkretes Beispiel kann die 3. Europäische Schriftstellerkonferenz im Mai 2016 in Berlin genannt werden, bei der 30 Autor/innen u.a. der Frage nachgingen, „welche Alternativen zu rein politischen und medialen Diskursen […] Schriftsteller beitragen [können]?“ (http://europaeischeschriftsteller konferenz.eu/about/). Ebenso intensiviert sich gegenwärtig auch die literaturwissenschaftliche Forschung zu diesen Phänomenen. Die jüngsten Publikationen und Veranstaltungen sind hierbei erfreulicherweise von einer großen Pluralität und Offenheit gezeichnet.
Im literaturwissenschaftlichen Diskurs – nicht erst der letzten Jahre – lassen sich jedoch zwei Problemkonstellationen identifizieren: Erstens begaben sich etliche Untersuchungen in eine bedenkliche Nähe zu ihren Untersuchungsgegenständen und wurden so selbst in politische Debatten verstrickt. Beispielsweise waren nicht wenige Untersuchungen der 1960er/70er Jahre – in Ost- wie Westdeutschland gleichermaßen – nicht nur politisch tendenziös gefärbt, sondern transportierten auch in ihrer Begrifflichkeit einen problematischen Dogmatismus. Ausnahmen stellen jene Ansätze dar, die um eine distanzierte Beobachterposition bemüht waren und gleichzeitig die Schwierigkeiten einer neutralen Methodik reflektierten. Zweitens erscheinen viele literaturwissenschaftliche Begriffe und Termini (z.B. ‚engagierte Literatur‘, ‚Tendenzliteratur‘, ‚eingreifendes Denken‘) bis in den gegenwärtigen Gebrauch hinein unscharf, sind sie doch in ihren impliziten Setzungen eng mit ihrem jeweiligen historischen Entstehungskontext verschränkt und können ohne diesen nicht verstanden bzw. eingeordnet werden. Eine Thematisierung dieser ‚theoretischen Getränktheit‘ bleibt oft aus oder führt bisher zu keinem Konsens.
Betrachtet man die Literaturgeschichte seit dem 19. Jahrhundert, werden wiederkehrend Phasen erkennbar, in denen ‚politische Literatur‘ bzw. verwandte Begriffe besonders virulent wurden. Wichtige Stationen waren (in der deutschsprachigen Literatur) politisch-ästhetische Konzepte um 1800, der Vormärz, die Literatur der Weimarer Republik, die Nachkriegsliteratur, hier insbesondere die 1960er Jahre, sowie schließlich die Nachwendezeit bis zur Gegenwart. Häufig waren dies zugleich auch Hochphasen einer theoretisch-wissenschaftlichen bzw. metapoetischen Reflexion des Begriffs bzw. Konzepts von ‚politischer Literatur‘. Zu denken ist beispielsweise an Robert Prutz’ Ästhetik der ‚Politischen Poesie‘, an Heinrich Heines Polemik gegen ‚Tendenzliteratur‘, an Walter Benjamins Kritik der ‚Linken Melancholie‘, an Jean-Paul Sartres Konzept der ‚littérature engagée‘ oder auch an Theodor W. Adornos ‚Engagement‘-Aufsatz. Bei einer kritischen Betrachtung der Begrifflichkeit ist folglich die systematisch-theoretische Perspektive notwendigerweise mit einer historischen zu verbinden. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf die gegenwärtigen Veränderungen sowohl in der politischen Kultur als auch in der medialen Aufbereitung des Politischen/der Politik – namentlich durch die Neuen Medien –, müssen die Fragen nach der gesellschaftlichen Impulsfunktion, der definitorischen Bestimmung von politischer Literatur und dem literaturwissenschaftlichen Zugriff auf diese neu reflektiert werden.
Ziel der Tagung ist eine historisch orientierte Typologie sowie eine systematisch-theoretische Schärfung des Begriffs. Sie soll einen grundlegenden Beitrag zur kritischen Bestandsaufnahme der bisherigen Forschung, zur aktualisierten Fundierung und zur definitorischen Neuverortung des Begriffs ‚politische Literatur‘ leisten.
Inhalt
6.-9.4.17: Wallenstein-Symposium
Das Department Germanistik und Komparatistik (Prof. Dr. Dirk Niefanger), das Department Geschichte (Prof. Dr. Georg Seiderer) der FAU Erlangen-Nürnberg und das Historische Seminar (Prof. Dr. Birgit Emich) der Goethe-Universität Frankfurt/Main laden herzlich ein zum Interdisziplinären und Internationalen Symposium Wallenstein. Mensch. Mythos. Memoria
Nähere Informationen finden Sie hier:
25.-27. 11.16: Animal Encounters. Mensch-Tier-Kontakte in Kunst, Literatur, Kultur und Wissenschaft
Wir laden Sie herzlich zur Fachtagung „Animal Encounters. Mensch-Tier-Kontakte in Kunst, Literatur, Kultur und Wissenschaft“ vom 25.-27. November 2016 an der Universität Erlangen-Nürnberg ein. Die interdisziplinäre und internationale, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Konferenz beschäftigt sich mit den vielfältigen Beziehungen und Begegnungen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Tieren und bringt rund hundert internationale und auf dem Gebiet der Human-Animal Studies bekannte WissenschaftlerInnen nach Erlangen. Weitere Informationen zur Konferenz auf der Homepage: www.animal-encounters.de
Bitte melden Sie sich bei Interesse bis zum 17. November 2016 unter conference-animal-encounters@fau.de an.
Wir freuen uns auf einen spannenden und vielfältigen Austausch.
Mit herzlichen Grüßen
Dr. Alexandra Böhm/Dr. Jessica Ullrich
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Neuere deutsche Literaturgeschichte Bismarckstr. 1B
91054 Erlangen
21.-23.10.16: ELINAS-Symposion: Narrative, Cognition & Science Lab
ELINAS-Symposion: Narrative, Cognition & Science Lab
ELINAS – Center for Literature and Natural Science
Ort: FAU Erlangen, Orangerie, Schlossgarten 1
Zeit: Freitag, 21.10. – Sonntag, 23.10.2016
Das Tagungsprogramm finden Sie anbei.
Anmeldung ist erwünscht an: michael.sinding@fau.de.
Wir würden uns freuen, Sie auf dem Symposium begrüßen zu dürfen!
Mit einem herzlichen Gruß
Ihre Aura Heydenreich, Klaus Mecke und Michael Sinding
7.-9.10.16: Kafkas China. Kulturwissenschaftliche Lektüren
Ort: Ausstellungsraum der (neuen) UB, Schuhstraße 1a.
Die Tagung ist eine Kooperation der Deutschen Kafka-Gesellschaft, des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literaturgeschichte und der Sinologie Erlangen.
Es ergeht herzliche Einladung.
Ansprechpartnerin:
Dr. Agnes Bidmon
FAU Erlangen-Nürnberg
Neuere deutsche Literaturwissenschaft/Elitestudiengang Ethik der Textkulturen
Bismarckstraße 191054 Erlangen
Tel: 09131/85-22612Fax: 09131/85-22056
22.-24.9.: Internationale und interdisziplinäre Tagung zum 400. Geburtstag von Johann Klaj
Johann Klaj (1616–1656)
Friedensdichter – Poet – Theologe
Internationale und interdisziplinäre Tagung zu seinem 400. Geburtstag
Der große Nürnberger Barockgelehrte, Dichter, Theologe und Journalist Johann Klaj (1616–1656) hat bis heute einen geradezu legendären Ruf: Schon der älteren Kulturgeschichte galt er als „der wahre Fürst des Nürnberger Parnasses“, und noch in der jüngeren Forschung firmiert er als „der wohl begabteste Lyriker des 17. Jahrhunderts in ganz Deutschland“, dessen artistische Poesie ebenso begeisterte Bewunderung wie entschiedene Ablehnung provozierte. Trotz-dem ist der Kriegs- und Wirtschaftsflüchtling aus Meißen immer im Schatten seiner erfolgreicheren Kollegen Harsdörffer und Birken geblieben. Die Tagung möchte das wenig beachtete Schaffen Klajs vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Dichtung neu bewerten und kontextualisieren. Sie findet im Germanischen Nationalmuseum statt, wo nicht nur ein reicher Fundus deutscher Barockliteratur, sondern auch das Archiv des Pegnesischen Blumenordens verwahrt wird, zu dessen Gründern Klaj 1644 gehörte.
Tagungsort: Germanisches Nationalmuseum, Kornmarkt 1, 90402 Nürnberg
Konferenzraum (I. Stock)
Das Programm finden Sie hier. Es ergeht herzliche Einladung an alle Interessierten!
LS für Neuere dt. Literaturwissenschaft
Prof. Dr. Dirk Niefanger
12.-14.12.14: Tagung “Argumente und Rhetorik in der Physik“
ELINAS, das Erlanger Zentrum für Literatur und Naturwissenschaften lädt Sie ein zur Tagung “Argumente und Rhetorik in der Physik“,
die wir gemeinsam mit der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) veranstalten.
Raoul Schrott liest am Freitag, 12.12. um 20.00 Uhr in der Orangerie zu „Physik und Lyrik“. Auch hierzu sind Sie herzlich eingeladen.
Der Eintritt ist frei, Tagungsgebühren werden nicht erhoben, aus Planungsgründen bitten wir jedoch um Anmeldung per E-Mail an stefan.winter@fau.de.
‘Argumente und Rhetorik in der Physik’
Erlangen, 12.-14. Dezember 2014 in der Orangerie des Erlanger Schlosses
Tagung des DPG-Fachverbands Geschichte der Physik und der AG Philosophie der Physik gemeinsam mit dem Erlanger Zentrum für Literatur und Naturwissenschaft (ELINAS)
Freitag, 12.12.2014
Ab 14:00 Grußwort des FAU Vizepräsidenten Prof. Dr. Joachim Hornegger
Tagungseröffnung Klaus Hentschel, Aura Heydenreich, Dennis Lehmkuhl, Klaus Mecke
Sektion I: Moderation Dennis Lehmkuhl (Wuppertal)
14:15 – 15:15 Klaus Hentschel (Stuttgart): Zur Rhetorik von Carl Friedrich von Weizsäcker
15:15 – 16:00 Eike-Christian Harden (Hamburg): Die Jungius-Scharf Kontroverse
16:00 – 16.30 Kaffeepause
16.30 – 17.30 Winfried Thielmann (TU Chemnitz): “And therefore I have chosen to define…“ – Zu den sprachlichen Voraussetzungen einer wissenschaftlichen Eristik in der Physik. Eine diachrone Betrachtung
17:30 – 18:30 Aura Heydenreich & Klaus Mecke (Erlangen): Zur Rhetorik und Argumentation der Objektivierung fiktiver Größen in der Physik
18.30 Empfang im Foyer der Orangerie
20.00 Uhr Lesung Raoul Schrott: „Physik und Lyrik“
Samstag, 13.12.2014
Sektion II Moderation Wolfgang Pietsch (München)
9:00 – 10:00 Michael Hampe (ETH Zürich): Erklärung und Erzählung in der Kosmologie
10:00 – 10:45 Tanja Winkler (Rostock): Einstein erzählt. Von Eisenbahnen, Raben, Raum und Zeit in der speziellen Relativitätstheorie
10:45 – 11.15 Kaffeepause
11:15 – 12:00 Sabine Zubarik (Erfurt): Anton Zeilinger: Der Physiker als Erzählkünstler
12.00 – 12.45 Thomas Susanka (Tübingen): Rhetorik und die naturwissenschaftliche Präsentation
12.45 – 14.15 Mittagspause
Sektion III Moderation Meinard Kuhlmann (Bielefeld)
14:15 – 15:00 Jens Loescher (Universität des Saarlandes): ‚Die quantenmechanischen Krallen ‚schwarzer Körper‘. Ehrenfests adiabatisches Prinzip
15.00 – 15.45 Yvonne Hütter (LMU München): The literary sources of Heisenberg’s Unschärfe-Prinzip
15.45 – 16.15 Kaffeepause
16.15 – 17. 00 Alexander Blum (Berlin) „Auf den ersten Blick könnte man meinen, das Auftreten solcher Unendlichkeiten mache die Theorie unbrauchbar…“ – Argumentationsstrategien im Umgang mit Unendlichkeiten in der Quantenfeldtheorie (1930–1950)
17:00 – 17.45 Christian Sinn (Skt. Gallen): Strange Tilings. Quantenphysik als Strukturproblem (post-)moderner Literatur
Sonntag, 14.12.2014
Sektion IV Moderation Dennis Lehmkuhl (Oxford)
9:00 – 10:00 Miklos Rédei (LSE, London): Wissenschaftstheoretische Eigenschaften der Physik in Robert Musils “Der Mann ohne Eigenschaften”
10:00-10:45 Stephan Schwarz (Kopenhagen): Defending Alignment – mimetics, rationalization and rhetoric fallacies among physicists in the Third Reich
10:45-11:00 Kaffeepause
Sektion V Moderation: Klaus Hentschel (Stuttgart)
11:00-11:45 Bernd Helmbold (Jena): Rhetorik der Überzeugung – Max Steenbecks Lebenserinnerungen im analytischen Diskurs
11:45-12:30 Tobias Schmohl (Tübingen): Rhetorik und die Informationstheoretische Physik der frühen 20. Jahrhunderts: Ein Vorschlag zur theoretischen Integration
12:30-13:00 Abschlussdiskussion und Schlusswort
Dr. Aura Heydenreich
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Department Germanistik und Komparatistik
Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturgeschichte
Bismarckstraße 1 B, Raum B7 A3
91054 Erlangen
Tel. 09131-85-22978
Fax: 09131-8522056
E-Mail: aura.heydenreich@fau.de
www.ndl.germanistik.phil.uni-erlangen.de
3. bis 5.10.14: Kafkas Tiere. Kulturwissenschaftliche Lektüren.
In der Tagung sollen die zahlreichen Tierfiguren in Kafkas Erzählungen – vom käferartigen ‚Ungeziefer’ Gregor Samsa in Die Verwandlung (1915) bis hin zur Arien singenden Maus in Josefine, die Sängerin oder das Volk der Mäuse (1924) – ausführlich im Kontext der Tierforschungen und Tierschaustellungen um 1900 erörtert werden. Durch diese kulturwissenschaftliche Perspektivierung möchte die Tagung einen neuen Zugang zu Kafkas Tierfiguren entwickeln. Ziel ist es dabei, diese Tierfiguren nicht nur parabolisch bzw. allegorisch als poetologische Selbstreflexion der Texte und/ oder als kritische Reflexion der geschichtlichen Situation des (West-)Judentums zu verstehen, sondern sie als höchst vielschichtige Darstellungsformen zu erfassen, die den wissenschaftlichen wie kulturpolitischen Problemkomplex einer Grenzziehung von Animalität und Humanität, tierischer Natur und menschlicher Kultur in innovativer Weise behandeln.
Am 3.10. ab 15:30 Uhr, in B302
Weiter Infos hier: Tagung_Kafkas Tiere.
Es ergeht herzliche Einladung an alle Interessierten.
26./27.9.14: Techniken der Sympathiesteuerung in Erzähltexten der Vormoderne. Rezeptionslenkung zwischen Narratologie, kulturellen Konzepten und Rhetorik.
Colloquium im Senatssaal im Schloss (Schlossplatz 4, Erlangen)
Veranstaltet von: Friedrich Michael Dimpel und Hans Rudolf Velten
Weiter Informationen finden Sie hier.
11.7.: Construction Day
Das Interdisziplinäre Zentrum für Lexikografie, Valenz- und Kollokationsforschung der FAU lädt zum Construction Day ein:
Zeit: Dienstag, 11.07.2014, 9–16 Uhr
Ort: Erlangen, Bismarckstraße 1, Raum C301
9:15-10:00 Uhr:
Alexander Ziem (Düsseldorf):
From the SURPRISE-Frame to Exclamative Constructions: the Hard Road to a FrameNet-Constructicon
10:00-10:45 Uhr:
Hans Boas (Austin, Texas):
Syntactic alternations between frames and constructions: On the many ways of defining verb class membership
11:05-11:50 Uhr:
Beate Hampe (Erfurt):
Reflections on selected relations in construction networks
14:15-15:00 Uhr:
Gaëtanelle Gilquin (Louvain):
Moving up and down EFL learners‘ construction network of phrasal verbs: Applied construction grammar
15:15-16:00 Uhr:
Panel
Das Interdisziplinäre Zentrum für Lexikografie, Valenz- und Kollokationsforschung der FAU vernetzt und koordiniert Forschungen aus verschiedenen an der FAU vertretenen Fächern, die den Gebrauch von Wörtern in größeren sprachlichen Einheiten und die Beschreibung dieses Wortgebrauchs zum Gegenstand haben. Die Germanistische Sprachwissenschaft ist Teil des IZLVK.