So’ne Katastrophe!

Was passiert gerade in Nepal? Etwas ganz Schlimmes. Eine Katastrophe. Im doppelten Sinne.

Die Menschen haben Hab und Gut, Leib und Leben verloren. Die erste Katastrophe. Die Zweite: Nicht genug Helikopter! Nicht genug Hilfe vor Ort. Und das in unseren Zeiten.

In Zeiten, in denen man erwarten kann, dass die globalen, nationalen und regionalen Katastrophen eher zu- als abnehmen. In Zeiten also, in denen die Humanitäre Logistik stärker gefragt ist denn je. In solchen Zeiten also stauen sich die Hilfspakete am Flughafen in Katmandu, weil die Logistik der letzten Meile nicht hinterher kommt. Wie kann das sein?

Wie kann das sein in einer Welt, in der jeden Morgen frische Kiwis aus Neuseeland im Supermarktregal liegen? In denen zigtausende Supply Chains täglich bis zum Gehtnichtmehr optimiert werden? Wie kann es sein, dass ausgerechnet in diesen Zeiten jede Logistik perfekt optimiert ist, bloß die Humanitäre Logistik nicht?

Um eines vorweg zu nehmen: An den Hilfsorganisationen liegt es nicht. Die tun, was sie können. Die fliegen mit Maschinen voller Hilfsgüter an. Und dann stehen die Hilfsgüter in Katmandu am Zoll in der Schlange. Bevor wir den Schwarzer Peter weiterreichen: Was sollen die Zöllner denn machen?

Hat denen jemand gesagt: „Alles durchwinken! Sämtliche Einfuhrbestimmungen sind für Hilfsgüter aufgehoben!“? Also ist das zuständige Ministerium schuld? Wir könnten das Spiel munter weiterspielen. Der Haken: Es ist das falsche Spiel. Katastrophenhilfe ist nicht Schwarzer Peter.

Katastrophenhilfe ist ein anderes „Spiel“: Supply Chain Management. Und Management ist Planung. Kein Masterplan? Keine effektive und effiziente Hilfe im Katastrophenfall. Jeder Automobilhersteller hatte für den neuen, sechstägigen Lokführerstreik einen Notfallplan in der Schublade. Wo sind die SCM-Notfallpläne für Nepal?

Natürlich: bei den Hilfsorganisationen. Doch genau das reicht im Sinne des Wortes offensichtlich nicht. SCM ist nicht die partikularistisch insulare Optimierung von Kettenabschnitten, sondern die ganzheitliche, übergreifende, integrierte Optimierung sämtlicher Glieder der Wertschöpfungskette. Für Kiwis und Getriebeteile haben wir das begriffen. Für das Wohl der Menschheit müssen wir es erst noch begreifen.