Die Roboter kommen!

So ein Satz löst die spontane Science-Fiction-Paranoia aus: Irgendwann entmachten die Roboter uns! Die nehmen uns die Jobs weg. Denken viele – und draußen frisiert der Mähroboter den Rasen.

Wie die Verkaufszahlen zeigen, ist unsere Furcht vor der Herrschaft der Maschinen schnell vergessen, wenn es um Rasen- und Staubsaugroboter geht. Wir kaufen diese Roboter gerne, weil sie uns die Arbeit nicht weg-, sondern abnehmen. Dasselbe gilt für Pepper. Pepper ist ein sogenannter Companion Robot.

Er (oder sie?) kann menschliche Mimik, Gestik und Emotionen lesen (man wünscht sich, gewisse Menschen könnten das auch) und entsprechend darauf reagieren. Auf Youtube können Sie sich selber davon überzeugen. Dieser Personal Robot ist bereits im Handel und soll in Verkauf, Empfang, Erziehung und Gesundheitswesen eingesetzt werden. Also überall dort, wo ein menschliches Wesen weiterhelfen, aber wegen Budgetkürzungen oft nicht mehr bezahlt werden kann. Womit wir bei der Logistik wären.

In der Produktion werden Roboter schon lange eingesetzt. Wenn es um die Wiederholung der immer selben Handgriffe geht, ist der Robokollege unschlagbar. Die Logistik zeichnet sich „leider“ dadurch aus, dass sie eben nicht ständig dieselben X Handgriffe wiederholt. Für die Logistik ist der Roboter, noch, nicht intelligent genug.

Deshalb sind auch 80 Prozent der Lagerhäuser noch nicht automatisiert. Nur 15 Prozent sind teil-automatisiert. Und die restlichen fünf Prozent automatisierter Läger sind noch lange nicht menschenleer. Trotzdem arbeitet die Logistik daran. Natürlich.

Denn der Mensch wird nicht vom Roboter verdrängt. Er stirbt schlicht aus – zumindest was die Spezies der Fachkräfte angeht; daher der gleichnamige Mangel. Außerdem befeuert der E-Commerce das Logistikvolumen (hoch) und die Anzahl der identischen Aussendungen (runter) derart, dass allein mit menschlicher Hilfe die Sendungsflut nicht mehr zu stemmen ist. Deshalb brauchen wir die Roboter nicht nur fürs Rasenmähen und Staubsaugen, sondern zum Beispiel auch für das Zusammenstellen von Sendungen.

Dass der Roboter von Regalplatz zu Regalplatz läuft und die für eine Sendung benötigten Artikel heraussucht, überfordert den Lagerroboter heute noch (es sei denn im vollautomatisierten Lager, s.o.). Also gibt es bereits Roboter, die das Regal zur Picking Station des menschlichen Kollegen bringen. Ein Roboter-Arm, der tatsächlich die einzelnen Artikel dem Regal entnimmt, ist gerade in der Entwicklung. Wie auch die Konkurrenz zur Paket-Drohne.

Das ist der sogenannte Home Delivery Robot, der die Pakete vom Lager, vom Laden oder von der Paketstation selbstständig vor die Haustür des Bestellers fährt. Das hört sich noch ein wenig Science Fiction-mäßig an, aber das ist ein schwacher Trost.

Denn sobald der Robotergreifarm die Glasartikel oder Lebensmittel, die er pickt, nicht mehr zerdrückt und die Bücher, die er kommissioniert, nicht mehr mit Eselsohren versieht und sobald er den für alles Neue (PC, Tablet, Smartphone) üblichen Preisverfall mitgemacht hat, ist der Lagerarbeiter, wie wir ihn kennen, tatsächlich arbeitslos. Also ist die Robo-Paranoia doch gerechtfertigt? Was meinen Sie?

Ich meine: Nein. Ich kann gar nichts anderes meinen, denn ich arbeite an einer Uni. Nicht bloß, weil das ein guter Job ist (er ist es). Sondern weil ich einige Überzeugungen pflege. Ich bin davon überzeugt, die tollsten Kinder von der ganzen Welt zu haben (wie jede Mutter). Ich bin davon überzeugt, dass die Welt schlagartig besser würde, wenn jede(r) von uns täglich auch nur fünfmal „Bitte“ und „Danke“ sagen würde. Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass kein Roboter der Welt mich oder meine Kolleginnen und Kollegen im Lager ersetzt, wenn er unsere Qualifikation nicht erreicht.

Der Roboter der Zukunft kann bestimmt irgendwann schwerer tragen und schneller kommissionieren als ich. Aber wenn ich meine Qualifikation auf Dinge ausweite, die er nicht kann – zum Beispiel singuläre Entscheidungen treffen, flexibel und agil Supply Chains anpassen, mit schwierigen Kunden improvisieren, in letzter Minute noch was für einen Key Account deichseln – dann ersetzt mich kein Roboter.

Nicht Robotik ist das Thema der Zukunft, sondern Qualifikation. Lernen heißt Leben.

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