Keine Panik: Wer bereits eines gekauft hat – gute Sache. Wir
fahren gerne mit dem E-Auto. Aber was ist mit den 3,4 Millio–
nen LKW (ohne Kleintransporter) auf deutschen Straßen? Sol–
len die alle zu E-LKWs werden?
fahren gerne mit dem E-Auto. Aber was ist mit den 3,4 Millio–
nen LKW (ohne Kleintransporter) auf deutschen Straßen? Sol–
len die alle zu E-LKWs werden?
Stellen wir uns vor: 3,4 Mio. LKW suchen eine Steckdose. Wo?
Woher? Und wie groß? Anders gefragt: Haben Sie schon mal
einen LKW an Ihrer Tankstelle tanken sehen? Nein, weil: So ein
LKW hat einen Riesentank. Den tankt er einmal am Autohof mit
1.500 Litern voll und fährt damit zweimal kreuz und quer durch
Europa. Und mit diesem Riesendurst drängen dann Millionen
E-LKW an die Steckdose. Da geht jedes Stromnetz in die Knie.
Einmal davon abgesehen, dass so ein Riesentank auch durch
eine Riesenbatterie ersetzt werden müsste. Je schwerer die
Batterie jedoch wird, desto weniger kann der LKW zuladen: Die
Frachtlast schrumpft. Zweitens müsste so eine große Batterie
lange beladen werden – für diese Größe gibt es keine Schnellla–
dung, die den Namen verdient. Damit würde dann auch die
Zeit schrumpfen, in der ein LKW Fracht transportieren kann,
weil er lädt statt fährt. Drittens braucht so eine Batterie auch
Platz, weshalb dann keine 33 Paletten mehr auf die Ladefläche
passen, weshalb man wiederum für die Millionen Tonnen
Fracht täglich noch mehr LKW bräuchte, weshalb das ge–
schwächte Stromnetz dann vollends in die Knie gehen würde.
Und trotzdem gibt es Gurus wie Elon Musk, die sinngemäß sa–
gen: H-LKW kannste vergessen – der Strom macht das Rennen!
Warum wohl? Könnte es daran liegen, dass er eine E-Auto-Fa–
brik hat und daher nicht rational, sondern opportun denkt?
Dann könnten doch zumindest die Diesel-Hersteller einsprin–
gen und auf Wasserstoff umrüsten! Doch auch diese denken
opportun im Henne-Ei-Paradigma: Wir würden ja gerne H-LKW
bauen – aber es fehlt die nötige Tank-Infrastruktur! Die Infra–
struktur-Leute wiederum drehen das Paradigma um und mei–
nen: Wir bauen doch kein H-Tankstellennetz auf, wenn es noch
keine H-LKW in rentabler Größenordnung gibt! Aus diesem Patt
könnten die Regierungen der Nationen heraushelfen, doch die
Regierungen warten auf Europa. Und warten. Und warten. Der–
weil werden vierteljährlich noch ehrgeizigere und noch drän–
gendere Klimaziele proklamiert. Wann proklamiert mal jemand
die für die Zielerreichung nötigen Maßnahmen?
Wer sich auch nur ein wenig mit Volkswirtschaft, Logistik oder
dem Supermarkt um die Ecke auskennt, weiß: Grundlage unse–
rer Welt, unserer Wirtschaft und unseres Wohlstands sind un–
sere operativen Lieferketten (vulgo: LKW), die irrsinnig große
Volumina just in time in sicheren Abläufen liefern können – mit
E-LKW? Das kann nicht funktionieren.
dem Supermarkt um die Ecke auskennt, weiß: Grundlage unse–
rer Welt, unserer Wirtschaft und unseres Wohlstands sind un–
sere operativen Lieferketten (vulgo: LKW), die irrsinnig große
Volumina just in time in sicheren Abläufen liefern können – mit
E-LKW? Das kann nicht funktionieren.
Und wenn das dann dereinst krachend nicht funktioniert, wer–
den wir noch ganz andere Probleme bekommen: Lieferengpäs–
se, im Vergleich zu denen das bei einigen Discountern in die–
sem Frühjahr wochenlang vergriffene Sonnenblumenöl wie
eine lächerliche Nickligkeit anmutet.
Wenn 3,4 Mio. LKW, die jeder in zehn Minuten mit Diesel be–
tankt sind, dann künftig zwei Stunden die Batterie laden müs–
sen, kann man sich ausrechnen, wie viele Millionen LKW mehr
es braucht, um die aktuellen Frachtvolumina weiter so zuver–
lässig, sicher und just in time zu bewegen. Warum tut man uns
das an? Warum zwingt man uns eine Technologie auf, die nicht
passt? Eigentlich müsste die Technologie doch zur Anwendung
passen – und nicht umgekehrt. Wasserstoff ist die einzig sinn–
volle Lösung für die Logistik, wenn wir nachhaltig werden wol–
len. Grüner Wasserstoff selbstverständlich, für den heute
schon die Raffinerien geplant werden müssten, damit die Ge–
nehmigungsverfahren dann in fünf Jahren durch sind. Es ist un–
glaublich, wie öffentlich, politisch und medial die Tatsache
ignoriert wird, dass der Bau einer Wasserstoff-Fabrik Zeit kos–
tet. Dabei ist Zeit lediglich ein Faktor, der geflissentlich überse–
hen wird.
Der andere sind europäische Standards. Es darf nicht sein, dass
zum Beispiel der H-Tankrüssel am Daimler-Truck anders ist als
der am Volvo-Truck. Es müssen Normen her, die EU-weit gel–
ten, weil der Transport von dem, was wir täglich brauchen,
nicht an der deutschen Grenze endet.
Auch das Infrastruktur-Problem ließe sich zumindest in Teilen
einfach lösen: Was passiert mit den Sprit-Tankstellen, wenn wir
Autofahrer alle elektrisch fahren? Die könnte man doch relativ
aufwandsarm auf Wasserstoff umrüsten. Doch wenn Strom
„Die Technik der Zukunft“ wird und dort fünf Ladekabel aus
den Säulen hängen, ist es zu spät. Es würde schon reichen,
wenn alle 150 km an den Autobahnen große H-Depots für alle
LKW gebaut würden. Dafür könnten sich Hersteller, Logistik–
dienstleiter und Regierungen zusammentun. Doch bislang spie–
len alle Verantwortungsdiffusion, jeder wartet auf jeden und
zeigt mit dem Finger auf den jeweils anderen. So geht Zeit ver–
loren. Zeit, die wir nicht mehr haben.
Apropos Zeit: Die H-Technologie gibt es schon sehr lange Zeit.
Sie wurde circa zur selben Zeit entwickelt wie der Ottomotor.
Aber irgendwann beschlossen die Wirtschaftskapitäne: Öl ist
besser (d.h. rentabler). Und wieder sind wir am Scheideweg:
Strom oder Wasserstoff für die Versorgung der Welt? Ach, wir
haben doch schon Elektro bei den PKW, also lasst uns einfach
auch die LKW auf Strom umrüsten! Wir sollten diesen Fehler
nicht noch einmal machen.