Die Avantgardisten unter uns blicken bei dieser Überschrift unwillkürlich aus dem Fenster. Gemach! Die Drohne kommt – aber bei uns noch nicht. Sondern?
In Ruanda. Ausgerechnet. Bis 2020 sollen dort drei Drohnen-Flughäfen, sogenannte Droneports, gebaut werden. Vom Star-Architekten Norman Foster. Die Drohnen kommen von den Robotikern der Eidgenössisch Technischen Hochschule Zürich und der École Polytechnique Fédérale Lausanne. Jetzt überholt uns also schon Afrika bei den Logistikinnovationen, während bei uns die Drohnen wegen der Luftfahrtsicherheitsgesetzgebung noch lange am Boden bleiben werden?
Das hat weniger mit Innovationskraft und mehr mit der Frage nach der Versorgung von Ländern mit schwacher Straßen- und Schieneninfrastruktur zu tun. Die Frage lässt sich mit einer weiteren beantworten: Wie denn sonst? Die vollautonomen ruandischen Drohnen mit 10 kg Zuladung und einem Stückpreis von maximal 1.000 Euro sollen bis in vier Jahren 44 Prozent des Landes erreichen. Die Infrastruktur geht in die Luft. Sky is the limit.
Hierzulande liegt das Limit bislang deutlich tiefer. Doch dass die Drohne kommen wird, kommen muss, liegt auf der Hand. Und nicht nur, weil unter anderem Amazon und Google damit experimentieren. Sondern auch, weil sie eine Erleichterung, wenn nicht die Erlösung für städtische Verkehrsplaner wäre: ein Staufaktor weniger. Auf einem überfüllten Planeten mit chronischem Verkehrsinfarkt ist der Himmel die Immuntherapie gegen Straßenthrombose. George Lucas hat es science-fiktioniert: Auf Coruscant, dem Stadtplaneten, reiht sich in endlosen Luftkorridoren, die wie ein unsichtbares Netz in die Luft gewoben sind, Vehikel an Vehikel – hunderte Meter über dem verkehrsarmen Boden. Same Day Delivery? Von wegen!
Geht die Logistik in die Luft, ist die Same Hour Delivery nur einen Flügelschlag entfernt. Und überall hin! Nicht nur an die Wohn- oder Büroadresse. Denn eine Drohne kann dank GPS direkt ans Smartphone liefern. Wir gehen sonntags ins Grüne – und die Drohne bringt den Picknick-Korb! Wir fahr’n in den Urlaub, und die Drohne trägt die Koffer! Das schaffen Drohnen nicht?
Da denken Sie sicher an die niedlichen Quadrocopter vom Kindergeburtstag! Dabei schleppen ihre ausgewachsenen großen Brüder heute bereits eine beachtliche Zuladung. Der LKW der Zukunft geht in die Luft! Das ist das Stichwort, respektive das Geschäftsmodell. Woher kommen die Lastesel der Zukunft?
Aus dem Fuhr-, pardon, dem Flugpark der Logistikdienstleister der Zukunft. Aus diesem Grund sind in Ruanda nicht nur zwei Universitäten, das Rote Kreuz und IBM involviert, sondern auch – erraten Sie’s? Ja, auch Kühne + Nagel. Wenn die Logistik morgen in die Luft geht, heben die Logistiker ab, die sich heute bereits mit Pilotprojekten das nötige Know-how verschaffen. Denn morgen wird es nicht reichen, 50 Drohnen auf den Hof zu stellen. Man muss auch die ganzen Prozesse und die Peripherie managen, einschließlich des Luftüberwachungspersonals. Deshalb sind die Schweizer Logistiker heute in Ruanda. So funktioniert Innovation.
So funktioniert die Zukunft. Die Zukunft ist nicht etwas, das uns „überrascht“ oder uns „bevorsteht“ oder überhaupt erst morgen kommt. Sie ist das, was heute gemacht, was heute gemanagt wird. Deshalb heißt das auch: Zukunftsmanagement.