Wir können auch anders

Kennen Sie ein Unternehmen, das keinen Gewinn macht – und das mit Absicht? Das mit derselben Absicht keinerlei Werbung macht (noch nicht mal für seine Vertriebswege)? Das keine Rabatte für große Mengen gibt, dafür für kleine Bestellmengen? Einen Anti-Mengenrabatt – absurd?

Nein, völlig logisch. Denn der kleine Händler hat im Vergleich zum größeren höhere relative Kosten. Also unterstützt der Hersteller den kleinen Händler. Verrückt! Wer ist dieser wohlmeinende Hersteller? Ein Hersteller, der keine Zahlungsziele ausnutzt, sondern seine Schulden sofort bezahlt. Und der auch den Skonto nicht nutzt. Sein Name ist Premium. Nomen est omen.

Die Firma vertreibt Premium Cola und Premium Bier. Den Tipp gab uns übrigens Daniel Strunz auf den Blog vom 22. Februar hin. Wir sind begeistert (von Daniel und von Premium)!

Alle reden von den Missständen der Globalisierung und den Schattenseiten des Kapitalismus. Uwe Lübbermann, der Premium zusammen mit Kumpels gegründet hat, redet nicht. Er handelt. Er führt eine faire Firma. Fair in jeder Hinsicht. Es gilt zum Beispiel das demokratische Prinzip: Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner können Lübbermanns Entscheidungen überstimmen. Basisdemokratie in der Marktwirtschaft? Da fragt man sich doch, wie lange sich so ein Exote in der Nische halten kann. Premium schafft das schon seit über zehn Jahren. Doch das ist der falsche Ansatz.

Denn wie lange sich solche im moralischen Sinne guten Unternehmen (Forbes, do you hear the message?) im Markt halten können, hängt ja wohl nicht von ihnen, sondern von uns ab. Schon mal Premium Cola viral supported? Oder Premium Bier getrunken? Oder auch nur Handelspartner oder Bezugsquellen herauszufinden versucht (eine echte Herausforderung)?

Ich werbe hier nicht für Premium Cola. Ich werbe für moralisches Management, moralischen Konsum und moralische Supply Chains. Meine Anstrengungen sind übrigens weitaus weniger weitläufig als Lübbermanns selbst, der von Konzern zu Konzern tourt und seine Triade der Fairness (Soziales, Ökologie, Ökonomie) vor Vorständen präsentiert. Schön, dass sich auch Großunternehmen für Moral Supply Chain Management interessieren. Ihr Interesse in allen Ehren, aber: Wer hat die Zeit?

Wer hat die Zeit, darauf zu warten, bis ein Konzern die geistige Biege schafft? Anders gefragt: Wer kratzt die intellektuelle Kurve schneller als jeder Konzern? Wir. Die Konsumenten. Wir sind die Marktwirtschaft. Jeder VWLer kennt Voting With the Feet. Wem’s nicht passt, der geht einfach. Ich schlage eine neue Abstimmungsmethode vor zur Demokratisierung der Ökonomie: Voting With the Einkaufswagen. Oder auch: Voting With Your Wallet!

You’re old enough to buy? Kid, you’re old enough to change the world!

Aber es dauert ebenfalls gefühlt ewig, bis wir einfachen, kleinen Konsumenten die nötige kritische Masse mobilisiert haben, um so einen Supertanker auf offenem Ozean wenden zu lassen?

Erstens: Ist doch egal, wie lange wir brauchen, bis die Welt eine bessere wird, wenn das Endergebnis eine bessere Welt ist. Und zweitens: Wenn ich heute dank fairem Konsum ein Kind in einem Schwellenland rette, dann kann es mir doch herzlich gleichgültig sein, ob meine 200 Facebook-Freunde das auch tun – das Kind bleibt gerettet. Trotz Facebook. Das Gute bleibt, egal wie viele mitmachen.

Das ist die Essenz der Moral.

Zurück zur Premium Cola: Solche Nischenprodukte sind eine faire und damit interessante Alternative zum Mainstream des Konsumkollers. Eine Bereicherung, von der wir alle profitieren können – wenn wir wollen. Wir haben die Wahl.

Denn der Preis ist nicht nur eine Zahlungsmodalität. Er ist auch ein Wahlschein, eine Subvention, ein Schulterklaps, ein Wechsel, der auf eine bessere Welt gezogen wird. Wer gerne Cola trinkt, kann überlegen, ob er oder sie mit seiner oder ihrer Subvention eines von zwei US-Großunternehmen unterstützen möchte oder doch zur Abwechslung mal lieber einen Maverick der Marktwirtschaft.

Wie Konfuzius sagen würde: Wähle weise – denn ob du es willst oder weißt, deine Wahl verändert die Welt.

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