Superman’s Röntgenblick

Unvorstellbar! Da steht ein alter Bekannter, nennen wir ihn Robert, neulich im Bike-Shop – und die können sein E-Bike nicht liefern! In unserer heutigen, modernen, supply-chain-gemanagten Zeit gibt es noch so etwas Atavistisches wie Lieferausfälle? Wie im Krieg? Oder bei Naturkatastrophen? Das ist jenseits von peinlich. Das ist nachgerade unmöglich – und bald wird es das auch tatsächlich sein. Dank des immerwachen Auges der Daten Logger.

Denn das heiß ersehnte und vor Wochen bestellte Bike traf nur deshalb nicht ein, weil eine Komponentenlieferung aus Asien auf dem Seeweg „verdarb“. Eben weil Seefracht wochenlang unterwegs und der salzigen Seeluft ausgesetzt ist, werden sensible Motor- und Getriebeteile zum Schutz mit Öl beschichtet. Trotzdem kann es natürlich passieren, dass jemand nicht aufpasst und den Container beim Verladen derart malträtiert oder die Lagerbedingungen sich unvorhergesehen verschlechtern, dass der schützende Ölfilm reißt. Dann korrodiert das Teil für den kleinen E-Motor und wird unbrauchbar. Schlimm.

Was schlimmer ist: Der E-Motor-Hersteller kriegt das erst in 6 bis 8 Wochen mit, wenn die Ladung in Bremerhaven angelandet, kontrolliert und für unbrauchbar deklariert wird. Dann bestellt er zwar umgehend nach – doch die Wochen hat er schon verloren. Und beim derzeitigen Nachfrage-Boom für E-Bikes sind auch die Lagerbestände erschöpft: Lieferausfall. Die Lieferkette hat ein Loch. Weshalb zum Beispiel Bosch und Audi dieses spezielle Loch jetzt geschlossen haben. Mit dem Daten Logger.

Beide Unternehmen werfen quasi in jede Kiste Seefracht ein allessehendes Auge. Es ist natürlich kein Auge im eigentlichen Sinne, sondern eher ein Mini-Handy mit Sensoren für Temperatur, Erschütterung, Feuchtigkeit und GPS. Sobald etwas, irgendetwas mit der Ladung passiert, meldet der Logger das in Echtzeit an Bosch und Audi weiter. Und anstatt zu warten, bis das Schiff anlandet und der Schaden durch in Augenscheinnahme entdeckt werden kann, kann der zuständige Supply Chain Manager praktisch eine Sekunde, nachdem der Schaden eingetreten ist, bereits die Nachbestellung tätigen. Er verhindert dadurch, dass Robert wutschnaubend aus dem Bike-Laden stapft. Weil der Supply Chain Manager wie Superman mit Röntgenblick jederzeit sozusagen in seine Fracht reinschauen kann. Tolle Idee?

Ja, aber natürlich nicht für jedes Produkt und jede Kooperation. Vor allem, weil die Logger derzeit noch ziemlich teuer sind. Ein Exemplar kann schon mal locker auf 1.000 Euro kommen. Außerdem: Wie kriegt man die Logger wieder zurück zum Ausgangspunkt, wenn sie mal am Ziel angelangt sind? Und: Steckt man den Logger in die Luftfracht, zeigen die Luftfahrtbehörden derzeit noch die Rote Karte. Das muss alles erst genehmigt werden. Doch wenn diese Anlaufhürden einmal genommen sind, eröffnet sich eine einmalige Perspektive auf eine extrem transparente Lieferkette.

Heute schon kann jede(r) von uns, der/die bei einem anständigen Online-Shop kauft, seine Lieferung tracken&tracen – meilensteinbasiert. Das hindert die Besorgten unter uns nicht daran, bis zum Eintreffen, sagen wir, unseres ultra-tollen 4K-78-Zoll-Flachbildschirms die Stirn in Sorgenfalten zu legen. Vor allem, wenn man weiß, wie der digital-feudalisierte Paketbote in seinem alten Transporter hinten im Laderaum mit einzelnen Paketen umgeht, wenn er verzweifelt nach einer bestimmten Sendung sucht. Da fragt man sich doch: Kommt meine empfindliche Ware auch ohne Risse, Sprünge und Wackelkontakte an? Diese Frage kann in einer nahen oder fernen Zukunft der Erschütterungssensor des Daten Loggers beantworten. Für jede Meile des Transports. Das ist kein netter Zusatz-Service, das ist und wird es immer mehr: entscheidend.

Dass die Logistik das richtige Gut zur richtigen Zeit im richtigen Zustand und der richtigen Menge an den richtigen Ort zum richtigen Kunden und zu den richtigen Kosten ausliefert, ist inzwischen selbstverständlich. Künftig kommt etwas hinzu, was für den modernen Kunden von schnell wachsender Bedeutung ist: mit der richtigen Transparenz. Transformation ist die neue Effizienz.