In Frankfurt am Main liefern sie Pakete mit der Straßenbahn aus. Wie das?
In die völlig überfüllte Tram presst man dann auch noch eine halbe Palette Päckchen, Pakete und Postsendungen rein? Eben nicht.
Die Sendungen werden ausschließlich dann in die Straßenbahn gepackt, wenn die Linie nicht gerade in der Rush Hour total überfüllt ist. Natürlich noch nicht großflächig. Erst einmal läuft ein Pilotprojekt in Frankfurt; seit wenigen Wochen.
Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) hat das Projekt zusammen mit Hermes und anderen Partnern gestartet. Das Projekt heißt sinnigerweise „Logistiktram“. Die Idee ist gut und teilweise schon angetestet: Schon früher wurden bereits unter dem flotten Namen „Postbahn“ Päckchen ausgefahren. Der Hintergedanke ist so naheliegend wie frisch.
Denn jedes Paket, das per Bahn oder Tram fährt, braucht für die auf der Schiene zurückgelegte Wegstrecke keinen Kleintransporter, der mit seinem Diesel die Fußgänger und Anwohner der Innenstadt verrust und mit Feinstaub bewirft. Oder der bei dieser Tätigkeit den innerstädtischen Verkehr verstopft und Staus füttert. Auch selbst dann nicht, wenn das Paket an seiner jeweiligen Haltestelle angekommen ist. Denn dann schnappt sich in Frankfurt der Radbote das Paket oder Päckchen und stellt es mit dem E-Lastenrad zu.
Das wirklich Erstaunliche am Frankfurter Trambahn-Experiment: Es soll sogar eine Beschleunigung der Zustellung erwartet werden! Das Tram-Paket ist nicht nur grün, sondern auch schneller als der übliche Paketbote. Warum das? Gegenfrage: Wann haben Sie die letzte Tram oder S-Bahn in einem Stau stehen sehen? Das ist der unschlagbare Vorteil des schienengebundenen öffentlichen Personennahverkehrs: Seit Erfindung der elektrischen Straßenbahn im Jahr 1881 durch Werner von Siemens in Lichterfelde bei Berlin stand keine Tram im Stau.
Worauf man unbedingt auch hinweisen sollte: Die Infrastruktur ist schon vorhanden. Nichts muss neu gebaut werden. Die Straßenbahn muss nicht einmal umgebaut werden. Sie kann bleiben, wie sie ist. Man stellt lediglich die Päckchen in den Wagen und lässt die Bahn fahren; keine Extra-Wagen, keine Extra-Kosten. Man nutzt, was eh‘ schon da ist, um die Luft zu verbessern. Ohne dass man irgendetwas nachrüsten und monatelang über die Kostenverteilung zanken müsste.
Wir wünschen dem Frankfurter Projekt einen durchschlagenden Erfolg und PolitikerInnen in allen großen Städten, die wach genug sind, diese gute Idee ohne die üblichen politischen Spielchen und bürokratischen Monstrositäten in ihren Städten nach erfolgreicher Erprobung zu übernehmen. Es spräche auch nichts gegen das Engagement aufgeklärter BürgerInnen, die dieses Projekt weiterverfolgen (logistiktram.de) und ihren Gemeinderäten oder Bürgerschaftsvertretern so lange auf den Senkel gehen, bis diese ihrer Verpflichtung im Dienste des öffentlichen Wohles nachkommen und das Konzept ebenfalls testen, wenn nicht übernehmen. Einige andere Städte machen das schon.
In Moskau zum Beispiel fahren die Pakete mit der berühmten Metro unterirdisch. In Utrecht werden viele Sendungen nicht auf der Schiene, sondern in den Grachten mit dem „Beer Boat“ ausgeliefert. Das Boot heißt so, weil es als schwimmende Bierkutsche für Kneipen und Restaurants begann, bevor man auf die Idee kam, auch ganz normale Postsendungen damit zu transportieren.
Die Deutsche Post übrigens unterhält den „Postdienst Kurier“, bei welchem Pakete mit dem Fernbus ausgefahren werden. Dieser spezielle Kurier ermöglicht unter anderem eine Same Day Delivery: Das Paket, das am Morgen aufgegeben wurde, wird bereits am Nachmittag oder Abend desselben Tages zugestellt.
Wenn man morgens zum Frühstückskaffee die Nachrichtensender einschaltet oder abends die Tagesschau, wo alle immer über den Dieselskandal, die Fahrverbote und die Feinstaubbelastung lamentieren, könnte man den Eindruck bekommen, dass alles ganz schrecklich und unhaltbar verloren ist. Zu wenige Leitmedien berichten über die vielen schönen Projekte, Studien, Feldversuche, Bright Spots, Best Practices und leuchtenden Beispiele dafür, wie man’s tatsächlich besser machen kann. Dass eine komplette Medienlandschaft in den negaholischen Fängen des Negativity Bias, des Schwarzsehens gefangen ist, steht in krassem Gegensatz zu dem, was man landläufig Zukunftskompetenz nennt. Vom Schlechtreden kommt nix Gutes.
Wir sollten uns nicht ständig über die unleugbaren Missstände auslassen und beklagen, was alles den Bach runtergeht. Wir sollten uns vielmehr für das interessieren, was funktioniert und uns weiterbringt und es nach besten Kräften verfolgen und fördern. So macht man Zukunft, wenn es eine gute sein soll.