Daten sind das neue Gold, sagt die Digitalisierung. Daten sind das Lebenselixier der Logistik. Wir glauben noch, der LKW bringt die Bananen zum Discounter. Doch wo wäre der LKW, wenn ihn nicht die Datenwolke steuern würde?
Innerhalb von Unternehmen fallen viele Daten an. Aber außerhalb, entlang der langen und verzweigten Lieferketten fallen unvergleichlich mehr Daten an. Deutsche Firmen der produzierenden Industrie erfassen nach Schätzung von Experten jährlich circa 2 Exabyte an Daten. Das sind 1018 Byte, also 2 Milliarden Gigabyte. Und die Datenmenge wächst und wächst.
„Datenlawine“ ist keine Metapher mehr, sondern eine anschauliche Beschreibung der aktuellen Situation. Woher kommen die ganzen Daten?
Vor allem aus Geräten und Technologien des Internet of Things (IoT). Im Internet der Dinge bewegen sich all jene Geräte, Maschinen, Anlagen, Paletten, Container und Produkte, die mit Sensoren, RFID-Chips oder anderen Techniken versehen sind. Sie können sich selber ins Internet einloggen und miteinander „reden“.
Das geht so weit, dass eine Palette Schrauben via Smart Contracting sich quasi selber an einen Hersteller verkauft, dort der zuständige Computer ohne Zutun eines Menschen den Vertrag unterzeichnet (validiert) und per Smart Payment dann auch automatisch bezahlt, sobald die Palette wohlbehalten an der Rampe angeliefert wird. Datensicher wird das Ganze (bald) durch die Blockchain. Und weil (bald) so viele Milliarden Geräte und Paletten weltweit miteinander reden, ist die globale Datenmenge unvorstellbar groß. Das nützt uns allen.
Wenn zum Beispiel ein Container mit Tiefkühlpizzen unterwegs ist und durch einen (von Menschen) unbemerkten Netzausfall die Pizzen auftauen, bemerkt das nicht erst wie bislang der Mann an der Rampe – und das TK-Regal beim Händler bleibt leer. Nein, im Moment des Stromausfalls „bemerkt“ das The Ghost in the Machine, meldet es an den Master Ghost und der schickt eine Ersatzlieferung los, noch bevor die verdorbene Ware überhaupt an der Rampe angekommen ist. Wir danken. Wir danken vor allem der megalomanen IT-Architektur, die so gut für uns sorgt.
Denn die unvorstellbar große Datenmenge macht’s ja nicht allein. Man muss mit den Daten erst einmal umgehen können. Das ist aktuell die größte Herausforderung, weil die Daten auch meist so unstrukturiert und komplex sind. Deshalb müssen Menschen, Algorithmen oder Künstliche Intelligenz sie erst einmal in strukturierte Zusammenhänge bringen. Das geschieht heutzutage meist mit Hilfe von Cloud-Lösungen, weil sich kaum mehr ein Unternehmen die entsprechende Server-Landschaft leisten kann. Es ist billiger, schneller und einfacher, schlicht einen Cloud-Service zu abonnieren. Prognosen für die nächsten Jahre erwarten weltweit Ausgaben in Höhe 68,4 Milliarden Dollar für Crowd-Computing. Das ist ein Riesenmarkt, der im Verborgenen blüht. Wir sehen ihn nicht, aber wir genießen seine Früchte, wir Kinder der Cloud.
Die größte Bedrohung in dieser schönen neuen Welt sind natürlich die Sicherheitsrisiken. Wenn Daten das neue Gold sind, dann müsste die Cloud theoretisch Fort Knox sein. Theoretisch. Praktisch sicher ist das noch nicht. Welche sensiblen Daten, die ein Unternehmen in der Cloud speichert, werden von welchen Spionen in den USA, in China oder Russland von wem gelesen? Wofür?
Das sind die Fragen unserer Tage, während einige Bildungspolitiker immer noch darüber streiten, ob jedes Schulkind ein eigenes Tablet bezahlt bekommen sollte. Pardon, aber das ist nicht die Herausforderung unserer Tage. Wir müssen nicht das Tablet, wir müssen die Cloud beherrschen, die Blockchain, Cyber Security, Smart Contracting und Smart Payment. Wir sollten komplexe Datenmengen strukturieren können. Wir sollten aus Big Data Smart Data herleiten können. Die Cloud ist längst da. Doch die Cloud Master sind noch dünn gesät und an unseren Schulen werden sie noch nicht ausgebildet. Weil sich noch nicht einmal unser Bewusstsein entsprechend entwickelt hat, geschweige denn unsere Erkenntnis.
Wie nennen wir zum Beispiel immer noch jene, die sich mit Blockchain, Cloud und Computing auskennen? Richtig. Nerds. Peinlich. Für uns. Wobei Hoffnung besteht. Selbst einige, von denen man das am wenigsten erwartet hätte, erkennen langsam, wen wir in Zukunft und für eine gute Zukunft am heftigsten brauchen. Wie die Kanzlerin jüngst sagte: „Jede Führungskraft braucht heute einen Nerd an ihrer Seite.“ Oder eine Nerdin. Nerds rule!