Freuen wir uns auf die Zukunft!

Gerade geht mal wieder die Welt unter: Corona, Ukraine, Inflation, Kryptowährungs-Crash, Lieferketten-Disruptionen, Affenpocken, Klima-Krise … Wer in diesen Zeiten nicht den Weltuntergang fürchtet, ist kein Realist.

Beginnen wir mit dem Klima: Um mit auch nur 75%-iger Wahrscheinlichkeit die schlimmsten Klimaveränderungen zu verhindern, müssten wir den jährlichen CO2-Ausstoß um mindesten 5 Prozent verringern. Das ist ein hoch aggregiertes und daher völlig abstraktes Ziel. Niemand weiß, was das bedeutet. Bis wir die konkreten Maßnahmen betrachten, mit denen das Ziel erreicht werden könnte. Es existiert eine berüchtigte Liste mit 14 solcher Maßnahmen, die eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit haben: Sie stoppen Klimakiller-Aktivitäten. Was müssten wir stoppen?

Wir müssten die Kohleförderung in Australien, China und den USA komplett stoppen. Wir müssten die Ölförderung in den Teersänden Alaskas beenden. Wir müssten die Gasförderung im Kaspischen Meer drastisch zurückfahren. Und so weiter. 14 Aktivitäten, deren Stopp das Klima so stark entlasten würde, dass die Katastrophe mit hoher Wahrscheinlichkeit abgewendet werden könnte. Und was haben Sie eben gedacht?

Natürlich. Niemand wird diese Aktivitäten stoppen. Warum nicht? Warum stoppen wir nicht die Himmelfahrtsprojekte, die zuerst das Klima und dann uns killen? Ist das nicht im Sinne des Wortes wahnsinnig? Und doch gibt es etwas, das noch viel wahnsinniger ist: 90 Prozent unserer Gesellschaft wissen tatsächlich nicht, warum wir sie nicht stoppen. Das ist ungefähr so, als ob ein Mensch nicht weiß, wie das unsichtbare Zeug heißt, das er atmet. Luft.

Wir stoppen diese Klimakiller-Aktivitäten nicht, weil wir in einer sogenannten freien Marktwirtschaft leben. Sie ist so frei, dass keine demokratisch gewählte Regierung der Welt mächtig genug ist, eine ganze Öl-, Gas- oder Kohleindustrie zu verbieten. Diese Regierung würde umgehend von jenen, die dabei ihre Jobs verlieren, abgewählt. Es würde noch nicht einmal so weit kommen, denn §823 Abs. 1 BGB garantiert das Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbetrieb – wie in jedem anderen demokratischen Land auch. Schon rein rechtlich ist es also verboten, das Klima (mit Branchenstopps) zu retten.

Überall auf der Welt heißt freie Marktwirtschaft = impotente Regierungen. Das war zu Papas Zeiten der alles überragende Vorteil einer freien Marktwirtschaft: Business über alles! Heute ist es der garantierte Weltuntergang. Wir wirtschaften uns zu Tode. Also: Sofort abschaffen! Sofort Staatswirtschaft einführen. Wie in China.

Doch Moment mal: China ist Klima-Killer #1! Was ultimativ schockierend ist: Nicht einmal eine Staatsform, in der ein einziger Mann das Sagen hat, kann uns noch vor dem Ende allen Lebens retten. Das ist verrückt.

Noch verrückter ist: Ausgerechnet das Wirtschaftssystem, das uns in die Katastrophe geritten hat, könnte uns noch retten. Denn die gängige Marktwirtschaft ist nicht nur frei, angeblich sozial und ständig mit der eigenen Vernichtung beschäftigt, sondern auch erschreckend bist erstaunlich innovativ. So innovativ, dass zum Beispiel die ehemals superteure Solarenergie jetzt so billig geworden ist wie PC’s, Handys, Drucker und Scanner: Kann sich jeder leisten. Auch deshalb kamen 2021 rund 20 Prozent des deutschen Strombedarfs von Sonne, Wasser, Wind und Biomasse. Damit wurde sogar das EU-Ziel von 18 Prozent übertroffen. Aber darüber redet keine der Klima-Kassandras.

Und noch etwas: Der ganze Sonnen-, Wasser- und Windstrom nützt wenig, wenn die Sonne nicht scheint, der Wind nicht bläst und das Wasser nicht fließt, solange wir nicht genügend große Batterien haben, die den Strom speichern. Deutschland ist kein Auto. Autos haben Akkus, Deutschland nicht. Bis jetzt.

Denn jetzt haben Forscher der Friedrich-Schiller-Universität in Jena neuartige Polymer-Elektrolyte entwickelt für ebenfalls neuartige Redox-Flow-Batterien. Jeder kennt Lithium-Ionen-Akkus. Sie speichern prima. Blöd bloß: Lithium ist ein Leichtmetall (das leichteste Metall der Erde, es wächst jedoch nicht nach), bei dessen Abbau ausgerechnet in den ärmsten und wasserärmsten Ländern der Welt so viel Umwelt- und Menschenschaden angerichtet wird, dass so ein Akku alles Mögliche ist, bloß nicht sozial oder ökologisch nachhaltig. Man kann nicht das Klima retten, indem man die Welt ruiniert.

Das tolle an der Jenaer Redox-Flow-Batterie ist: Sie kommt ohne diese ganzen Umwelt-Killer aus. Sie speichert umwelt-, menschen- und klimafreundlich, so dass alternative Energien bald schon in großen Mengen für Zeiten gespeichert werden können, in denen kein Wind weht und keine Sonne scheint.

Ähnlich innovativ sieht es bei anderen Technologien aus. Die Zukunft ist nicht so katastrophal wie sie Leit- und unsoziale Medien ständig katastrophisieren. Große Fortschritte werden derzeit in der Immuntherapie, der Robotik, beim grünen Wasserstoff und bei der Ausrottung des Hungers auf der Welt gemacht. Einziges Problem: Diese Fortschritte werden im Dunkeln erzielt.

Selbst die dümmste schlechte Nachricht wird von den Medien-Unken hundertfach heftiger hochgejazzt als die nobelpreisverdächtigste Innovation, welche die Welt retten könnte. Wir haben ein großes Problem mit Klima, Inflation und Kriegen. Doch wir haben ein noch viel größeres Problem mit unserem Mindset und dem, was die Medien selbst „Mentalität“ nennen. Vielleicht retten wir tatsächlich die Welt. Aber lohnt sich das überhaupt? Eine Welt voller Miesmacher, Negaholiker und Problematisierer zu retten? Wer nicht Teil der Lösung ist, ist Teil des Problems. Ändern wir das.