Der Groschen fällt

Wer sagt’s denn? Man muss nur lange genug dranbleiben, dann ändern sich die Dinge. Und wie sie sich ändern: Immer mehr Logistiker treffen auf der Vorstandsetage ein.

Von den DAX 30-Unternehmen hat inzwischen die knappe Mehrheit von 16 einen Logistiker mit Vorstandsrang. Darunter nicht nur so ausgewiesene Logistikfirmen wie DHL oder Lufthansa, sondern auch und gerade Player wie Henkel, BASF, BMW oder adidas. Also Unternehmen, die jenseits jeden Zweifels erkannt haben, dass nicht (allein) die bessere Marke oder das bessere Produkte, sondern (vor allem) die bessere Supply Chain das Rennen um Wettbewerbsvorteile und Marktanteile macht. Unternehmen, die sozusagen supply-chain-smart sind. Sie haben erkannt, wie erfolgsentscheidend die Logistik heute und in Zukunft geworden ist. Deshalb haben sie ihr Vorstandsrang verschafft.

Für diese Vorreiter ist Logistik nicht etwas, das ein anderer Vorstand gut und gerne und auch nebenher mal so erledigen kann und mitverwaltet. Nein, für sie ist es eine Schlüsselkompetenz der Zukunft. Deshalb haben Unternehmen wie BMW oder dm einen Chief Logistics Officer (CLO) berufen. Wir haben uns in den zurückliegenden Blogs über die mangelnde Dankbarkeit gegenüber der Funktion  echauffiert. Diese Unternehmen sind bereits jenseits der Dankbarkeit auf dem C-Level angelangt.

Kein Zweifel: Diese 16 Unternehmen bilden eine Elite. Noch. Der Trend jedoch ist unverkennbar. Der Trend geht in Richtung Vorstandsetage. Die Frage ist: Wie schnell erkennen andere die Zeichen der Zeit? Wie schnell können sie die organisatorischen, budgetären und vor allem firmenpolitischen Voraussetzungen dafür schaffen? Es ist ja nicht so, dass noch irgendjemand  in der Wirtschaft die dringende Notwendigkeit einer hierarchischen Aufwertung der Logistik bestreiten würde. In Zeiten der Globalisierung erkennt inzwischen jede(r) im Supply Chain Management eines der wichtigsten Assets eines Unternehmens. Aber einen neuen Vorstandskollegen in den erlauchten und in Ehren ergrauten Kreis der Hierarchen einzuführen?

Da liegt oft der Engpass des Wandels und oft seit Jahren. Er liegt im Firmenpolitischen. Die erwähnten Avantgardisten der deutschen Wirtschaft haben diesen Engpass überwunden. Indem sich zum Beispiel ein bestimmter Vorstand sozusagen als Major Change Agent für eine Logistik auf C-Level stark gemacht, Fraktionen mit anderen gebildet, die kritische Masse im Entscheidungsprozess um sich geschart und so lange argumentiert, geworben und insistiert hat, bis der CLO da war. Gemacht wird, worauf insistiert wird.

Wer ist Ihr oberster Change Agent?