Hören Sie das? Sie können es nicht. Nichts ist zu hören. Es ist ein E-LKW. Das gibt’s?
Das gibt’s. Wenn Medien und Menschen von E-Mobilität reden, dann denkt jeder sofort ans E-Auto – also an einen PKW. Dass es inzwischen auch E-LKW gibt, ist geradezu unerhört. Wie soll das denn gehen, bei dem Gewicht?
Es geht. Der Elektro-LKW ist nicht nur als Prototyp unterwegs. Manche Unternehmen setzen ihn bereits in ihren LKW-Flotten ein. Aber doch sicher nicht als Ersatz für einen 30-Tonner-Diesel! Doch doch. Es gibt E-Kleinlaster für die letzte Meile, aber es gibt heute auch schon E-40-Tonner zu bestellen. Nicht bei Amazon, aber zum Beispiel bei Daimler und einigen anderen Herstellern. Auch Tesla hat ab Herbst einen E-LKW im Programm. Ein richtiger Big Player bei E-Lieferwagen ist ausgerechnet DHL.
Das haben Sie selber schon gesehen? Ja, in vielen Postzustellbezirken fährt der Postbote nicht mehr mit dem Handkarren oder dem Diesel herum, sondern mit dem StreetScooter. Superleise, supergelb, superschadstofffrei – und sieht noch gut aus. Wie man hört, sind die Postboten begeistert davon – und überall, wo sie hinkommen, ernten sie Applaus. Die Kunden suchen das Gespräch, wollen wissen, was das für ein neues Gefährt im Straßenbild ist.
10.000 dieser Lieferflitzer baut DHL im Jahr. Jetzt soll sogar ein zweites Werk errichtet werden, um die Produktionsleistung auf 20.000 jährlich zu steigern. Nicht nur für die eigene Flotte, sondern für alle, die sowas brauchen: andere Lieferdienste und Logistikdienstleister, Kurierdienste, Handwerker, … Die Nachfrage und das Marktpotenzial sind riesig. Auch deshalb, weil viele Städte wie Oslo oder Stuttgart überlegen, in Zukunft überhaupt keine Diesel mehr in die Innenstädte zu lassen.
Das ist die neue Zeit: Google baut Autos, Amazon dreht TV-Serien und die Post wird zum größten deutschen E-Automobilhersteller.
Hindernisse auf dem Weg dahin sind derzeit noch die hohen Anschaffungskosten der E-Lieferwagen und E-LKW und deren begrenzte Reichweite, die sie strenggenommen eher für den Nahverkehr attraktiv machen. Subventionen könnten diese Hindernisse überwinden helfen.
Und prompt soll Mitte 2017 vom Bund eine Förderrichtlinie kommen, die staatliche Zuschüsse regeln soll. An ihrem Beispiel erkennen wir, wie die Mechanismen der Nachhaltigkeit funktionieren: Bezuschusst werden soll nämlich nach aktuellem Stand lediglich die Anschaffung eines E-LKW. Kalkuliert ein anschaffungswilliges Unternehmen das mal durch, kommen Rechnungen zustande, nach denen sich so ein LKW dann nach 23 Jahren amortisiert – also voraussichtlich erst Jahre nach seiner Verschrottung. Die Schweizer haben das intelligenter geregelt.
Bei den Eidgenossen werden E-LKW auch von Maut und Kfz-Steuer freigestellt. Sie amortisieren sich deshalb bereits nach vier Jahren. Wir erkennen, erstens: Das ist für Unternehmen eine attraktive Perspektive. Und zweitens: Ministerien, die praxisverträglich kalkulieren können und wollen, sind besser für unsere Umwelt und unsere Atemluft. Ganz zu schweigen vom mächtigsten Beteiligten bei diesem Vorhaben. Das sind wir.
Spätestens wenn neben DHL noch ein weiterer Paketdienst wie Hermes oder UPS auf Elektro-Lieferwagen umsteigt, werden Hunderttausende Empfänger von Sendungen die Paketboten aller anderen Lieferdienste pikiert fragen: „Die andern fahren längst leise und schadstofffrei und euer Diesel wummert immer noch vor meinem Haus und verpestet die Luft?“
Vielleicht verhindern wir nicht, dass Sylt demnächst im Meer versinkt. Aber dass medial ständig der Weltuntergang beschworen wird, passt halt auch nicht: Es geht was. Gute Menschen tun was für Umwelt und Klima und uns.