Ich freue mich einen interessanten Gastbeitrag von Prof. Dr. Matthias Fifka (Professor für Allg. BWL, insb. Unternehmensethik) ankündigen zu können.
Niemand verfilmt den Wahnsinn der Normalität so überspitzt pointiert wie Michael Moore. Ich erinnere mich an das legendäre Interview, das er für The Big One mit Phil Knight führte, dem Gründer und ehemaligen CEO von Nike:
Moore: “Twelve year olds working in [Indonesian] factories? That’s okay with you?”
Knight: “They’re not 12-year-olds working in factories … the minimum age is 14.”
Moore: “How about 14 then? Does that bother you?”
Knight: “No.”
Unglaublich. Aus heutiger Sicht betrachtet. Wer heute noch so denkt, wer sich noch immer weigert, Verantwortung für seine Lieferkette wahrzunehmen, der hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Damit meine ich nicht die säuerliche Erkenntnis „Ich mach’s halt, weil ich muss.“ Mit so einer Zwangseinstellung mag man vielleicht gesetzlichen Vorgaben nachkommen und besänftigend auf kritische Journalisten, Blogger, NGOs und Konsumenten einwirken. Aber derart erzwungenermaßen bleibt Corporate Social Responsibility rein reaktiv – und damit der administrative Aufwand, den Unternehmen häufig beklagen. Der springende Punkt: Ein wirklicher unternehmerischer Mehrwert entsteht dadurch nicht.
Dieser entsteht erst, wenn es mir gelingt, durch die Übernahme von Verantwortung für meine Supply Chain einen Wettbewerbsvorteil zu erringen. Sie lesen richtig: Wer Verantwortung übernimmt, tut nicht nur anderen etwas Gutes, sondern darf mit seiner Verantwortungsübernahme auch dem eigenen Wohle dienen. Nach dem Motto: „Tue Gutes – und profitiere auch selber davon!“ Das gibt es nicht?
Aber zuhauf! Mir fällt spontan der deutsche Hersteller für Outdoor-Equipment ein, mit dem ich kürzlich sprach und der in Asien fertigen lässt. Er übernimmt nicht gesetzlich gezwungen reaktiv, sondern darüber hinausgehend pro-aktiv Verantwortung für die Arbeitskräfte seiner Lieferanten. Er sorgt für gute Arbeitsbedingungen in den Fabriken in China und Vietnam, die ihn beliefern. Seit er das macht, kommen die Wanderarbeiter – eine typische Beschäftigungsform in der Region – nach den Reisen in ihre Heimat gerne wieder in die Fabriken zurück. Sie heuern im Gegensatz zur üblichen Gewohnheit nicht wo anders an. Das wiederum macht die Produktion der Fabriken stabil und verlässlich und erspart den Lieferanten die Mühe und den Aufwand, alle paar Monate neue Arbeiter anwerben und anlernen zu müssen.
Außerdem sorgen zufriedene und loyale Arbeitskräfte bei den Lieferanten auch für Produkte mit hoher Qualität und für Innovationsdrang, weil die Mitarbeiter dort sich mit dem Unternehmen identifizieren und sich einbringen. Loyalität wächst nicht nur bei den Arbeitnehmern, sondern auch beim Lieferanten selbst. Die pro-aktiv erhöhte Arbeitssicherheit reduziert zudem die Zahl der Produktionsausfälle und macht den Lieferanten als Arbeitgeber attraktiv.
Kurz und gut: Alle profitieren davon, wenn (endlich) einer Verantwortung übernimmt. Verantwortung hilft, Verantwortung adelt, Verantwortung schafft Wert und Werte. Übernehmen wir sie!